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230 XIX. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. No. 21. 1901/1902. Gesprächszähler. Um die Zählung der bei Fernsprechanlagen bewirkten Ge spräche zu zählen, werden von der Firma Siemens & Halske zwei Rufstromarten vorgesehen, deren eine zum Anruf des Amtes, die andere aber zum Anruf des gewünschten Teilnehmers dient, wobei der Zähler derart gebaut ist, daß er nur bei dem Anruf des Teilnehmers zählt, bei dem Anruf des Amtes jedoch nicht Die Umschaltung von der einen Stromart auf die andere beziehungsweise von der Amtsanrufschaltung auf die Teilnehmeranrufschaltung geschieht zweckmäßigerweise durch den Hakenumschalter, weil dies dann beim Abheben und Aufhängen des Fernhörers selbstthätig bewirkt wird und keine besonderen Handgriff erfordert. Doch sind auch andere Einrichtungen zulässig, bei welchen die Umsehaltung, z. B. durch Rechts- und Linksdrehen der Kurbel oder aber durch ein eigens zu bewegendes Organ erfolgt. Aus nebenstehender Figur ist eine Ausführungsform dargestellt. Es gelangt ein Induktor zur Anwendung, der bei angehängtem Fernhörer intermittierenden Strom, oder Stromstöße, bei abgehobenem Fernhörer Wechselstrom in die Leitung k, k 2 sendet. Die Wicklung des Induktors ist mit 1 bezeichnet, und die Enden derselben sind einerseits an die mit dem Gehäuse g in leitender Verbindung stehende Achse d 1; andererseits an den isolierten Stift t gelegt. Dieser Stift steht mit der Feder f x in schleifendem Kontakt und trägt außerdem den zweiteiligen Kommutator c, dessen Hälfte mit Isolationsmaterial belegt ist, so daß beim Drehen der Kurbel je nach der Stellung des Hakenumschalters Wechselstrom oder Stromstöße in die Leitung k, k 3 gesendet wird. Die Achse d t erhält ihren Antrieb mittels Zahnradübersetzung von der Achse d 2 , welche auf bekannte Weise derart gelagert ist, daß sie sich beim Drehen der Kurbel in der Pfeil richtung verschiebt. Diese Bewegung dient zum Auslösen des Zähler mechanismus. Die Figur zeigt in punktierten Linien die Lage, in welcher sich die Teile nach erfolgter Aufzeichnung einer erlangten Ver bindung bei abgehobenem Fernhörer befinden. Durch das Anhängen des Fernhörers nach beendigtem Gespräch wird das Zählwerk zur Aufzeichnung eines neuen Gespräches vorbereitet, indem der Haken umschalter u unter den linken Arm des Winkelhebels w greift und diesen hebt. Hierbei wird die Spiralfeder s, gespannt, der Haken h gleitet über die Zähne des Zahnrades z und der nach oben stehende Arm des Winkelhebels w lehnt sich gegen das Sperrglied i, nachdem er an dessen abgeschrägter Fläche entlang geglitten ist (ausgezogene Linien). Das Sperrglied i wird durch die Feder s 2 gegen eine an der Induktorachse d 2 befestigte, als Anschlag dienende Scheibe a gepreßt und dadurch in seiner Lage erhalten, so daß es den vertikalen Winkelhebelarm w nur dann freigeben kann, wenn durch Drehen der Kurbel der Anschlag in der Pfeilrichtung bewegt wird. Der Apparat ist jetzt in der durch ausgezogene Linien dargestellten Ruhestellung und ist für eine neue Zählung vorbereitet. Der Anruf des Amtes erfolgt durch intermittierenden Strom, welcher bei ange hängtem Fernhörer von der Kontaktscheibe c mittels der Feder f 2 abgenommen wird. Hierbei weicht der Anschlag a allerdings zurück, der Zähler tritt jedoch trotzdem nicht in Thätigkeit, da der Haken umschalter den Winkelhebel in seiner Lage erhält und die Feder s, daher nicht zur Wirkung gelangen kann. Der Teilnehmer kann nach dem Anrufen den Fernhörer abheben, um mit dem Amte zu sprechen, ohne daß eine Zählung slattfindet, da der Hebel w durch Hebel i gesperrt wird. Wenn also dem Wunsche des Teilnehmers, zufolge Besetztseins der gewünschten Leitung, nicht entsprochen werden kann, so wird sein Zähler den erfolglosen Anruf des Amtes nicht zählen. Hat er jedoch die gewünschte Verbindung erhalten, so muß er den angeschlossenen Teilnehmer, bei welchem ein Wechselstromwecker untergebracht ist, mit Wechselstrom anrufen, zu welchem Zwecke er die Induktorkurbel bei abgehobenem Fernhörer drehen muß Dabei bewegt sich der Anschlag a nach rechts und die Feder s, kann sich entspannen, da das Sperrglied i nun nachgiebt und die Drehung des Winkelhebels w jetzt ebensowenig hindert wie der Hakenumschalter u. Der Haken dreht das Zahnrad vor und setzt dadurch das Zählwerk in Bewegung. Beantwortet der Teilnehmer den ersten Anruf nicht, so kann noch beliebig oft geklingelt werden, ohne daß weiter gezählt wird, da der Zähler hierzu erst durch Anhängen des Fernhörers vorbereitet werden müßte. Da der Wecker des gerufenen Teil nehmers nur auf Wechselstrom anspricht, ist der anrufende Teilnehmer gezwungen, ihn bei abgehobenem Fernhörer anzuklingeln und dabei das Zählrad fortzuschalten, so daß eine erlangte Verbindung auf jeden Fall gezählt wird. Bei dieser Ausführungsform kann es Vorkommen, daß auch verlangte, aber nicht erhaltene Verbindungen gezählt werden, wenn das Amt irrtümlich bei abgehobenem Fernhörer angerufen wird. Dieser Mangel kann dadurch beseitigt werden, daß der Teilnehmer gezwungen wird, auch das Amt mit einer bestimmten Stromart anzu rufen, deren Abgabe von der Stellung des Hakenumschalters oder irgend eines anderen Umschaltorganes abhängig gemacht ist. In diesem Falle kann dann der Zähler so eingerichtet werden, daß dessen Fortschaltung beim Anruf des gewünschten Teilnehmers, und zwar nur nach thatsächlich vorangegangenem Anruf des Amtes erfolgt. Diese Bedingungen können beispielsweise dadurch erfüllt werden, daß durch die Anwendung eines Induktors, der positive und negative Stromstöße erzeugt, der Teilnehmer gezwungen wird, jeden Anruf nur mit einer bestimmten Stromart auszuführen, wobei der Zähler erst durch den thatsächlich erfolgten Anruf des Amtes zum Zählen vorbereitet wird, um dann beim Anruf des Teilnehmers in Thätigkeit zu treten. Die Umschaltung von positiven auf negative Stromstöße und umgekehrt kann auch hier auf verschiedene Arten durchgeführt werden. — n. Elektrische Anlagen deutscher Firmen in Belgien. Die Erteilung des Auftrages auf eine Erweiterung des Brüsseler Elektrizitätswerkes an die Union Elektrizitätsgesellschaft bedeutet eine weitere Vermehrung der zahlreichen, von dieser Firma in Belgien ausgeführten Anlagen. Außer vielen kleineren Anlagen hat sie die gesamte elektrische Ausrüstung der Straßenbahnen in Verviers und in Lüttich geliefert, sowie eine ca. 20 km. lange Kleinbahn im bel gischen Kohlengebiete ausgeführt. Die größte von ihr gebaute belgische Anlage ist die Straßenbahn der Stadt Brüssel, zu welcher sie gegen wärtig eine neue große Kraftzentrale errichtet: diese wird Dampf dynamos mit einer Gesamtleistung von 10,000 P S enthalten, wozu noch Unterstationen von gleich hoher Maschinenleistung kommen. Der erwähnte, der Firma durch ihre belgische Zweiggesellschaft „L’Union Electrique“ kürzlich zugegangene neue Auftrag ist für das Beleuchtungsnetz der Stadt Brüssel bestimmt. Die bestellten Maschinen, sogenannte Umformer, sollen dazu dienen, Gleichstrom in Drehstrom und umgekehrt umzuwandeln. Ihre Verwendung in Brüssel ist inso fern interessant, als es sich hier um einen Fall handelt, der sich in Zukunft auch in anderen Städten noch wiederholen dürfte und zum Beweise dafür dienen kann, daß die Elektrizitätsindustrie in vielen Fällen große Maschinenbestellungen auch bei ausgebauten Zentralen zu erwarten hat. Außer der schon seit Jahren bestehenden Gleich stromzentrale im inneren der Stadt mußte nämlich, da dieselbe dem Bedarfe nicht mehr genügen konnte, und kein Terrain zur Ver größerung vorhanden war, vor einiger Zeit eine zweite Zentrale außerhalb der Stadt errichtet werden. Neuerdings stellte sich nun die Notwendigkeit heraus, eine direkte Verbindung zwischen den beiden weit auseinander liegenden Gleichstromzentralen zu schaffen. Wegen der großen Entfernung muß zur Fernübertragung Drehstrom hoher Spannung verwendet werden, welcher durch die erwähnten, mit Gleichstrom gespeisten Umformer erzeugt und auf der anderen Seite durch einen zweiten Satz Umformer wieder in Gleichstrom zu rückverwandelt wird. Zur Lage der Elektrizitätsiiidustrie. Wenn auch einstweilen noch sehr zögernd, hat sich doch in verschiedenen Industriezweigen neuerdings wieder einiger Unter nehmungsgeist geregt. Hier und da wagt es Jemand, zu einer neuen Gründung zu schreiten. Etwas häufiger sind schon die An läufe, bestehende Werke zu erweitern. Auf der einen Seite scheint es zwar widersinnig, in Zeiten wie den jetziger, neue Anlagen zu errichten. Andererseits hat es aber auch manches für sich, daß die Werke die niedrigeren Preise und Löhne und sonstigen Vorzüge der stillen Zeit zum Bauen benutzen, um in Zeiten der Hochkonjunktur allen Anforderungen gewachsen zu sein. In der Elektrizitätsindustrie aber bleibt es nach wie vor still. Der Versuch des Kommerzienrats Horn in Dresden, das zusammen gebrochene Kummersche Werk wieder aufzurichten, bildet das ein-