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2 XIX. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 1. 1901/1902. n kann also durch Aendern von e, p, N und z einzeln oder von mehreren dieser Faktoren gleichzeitig beeinflußt werden. Es hat sieh jedoch bei jeder dieser Methoden gezeigt, daß der Wirkungsgrad cles Motors desto schlechter wird, je mehr seine Geschwindigkeit von der normalen abweieht. Auch waren die erforderlichen Sehaltvorrichtungen teuer und umständlich. Nach Ziehl wird nun in den Ankerstrom kreis ein regelbarer Widerstand in Form einer elektromotorischen Gegenkraft eingeschaltet. Der Vorteil dieses Verfahrens ergiebt sich aus folgender Rechnung. Es sei Ja der Ankerstrom, E die Netzspannung, e^ die Bürsten spannung, w a der Widerstand der Ankerwicklung, e r die erzeugte elektromotorische Gegenkraft, w r der Widerstand der Gegenkraft wicklung. Dann ist bei Benutzung eines todten Vorschaltwiderstandes vor dem Anker zur Verminderung der Umdrehungszahl der als Wärme arbeit im Ankerstromkreis auftretende Wattverlust folgender: J a ■ w a + (E — ek) Ja, dagegen nach der neuen Methode: J« wa + (E — (e k + e r )) J a . Wenn also E Ja der Wattverbrauch des Motors ausschließlich der Magneterregung wäre, so würde z. B, bei ek = yE (entsprechend einer Verminderung der Umlaufszahl auf -~) der Wattverlust im ersten Falle sein: Ja w a E J„ , und im zweiten Falle J a . w a + [E-(-~-E + e r )]J a > 2 2 2 2 2 oder da e r = E — e k — J a w r , J a w a +J a w r , J a w a + J a w r . Nimmt man nun an, daß J„ w a = 0,02 und J^ w = 0,04 des gesamten Wattverbrauchs sind, so ist nach der alten Methode der Wattverlust 0,02 EJ + 0,66 EJ = 0,68 EJ Watt, dagegen nach der neuen Methode 0,02 EJ + 0,04 EJ = 0,06 EJ Watt. Das ergiebt in Bezug auf den Ankerstromkreis einen elektrischen Wirkungsgrad ist ersten Falle von n = 0,32 und im vorliegenden von n = 0,94. Zur Veranschaulichung der neuen Methode ist in der Fig. 1 und 2 die Anordnung der regulierbaren Wicklung schematisch dargestellt worden. Beide Wicklungen liegen auf dem Anker in gemeinsamen Nuten, von denen z B. die gewöhnliche Gleichstrom Wicklung nach links zum Kollektor (Fig 2), die Gegenkraftwicklung nach rechts zu fünf Schleifringen führt. Von den letzteren, von denen vier in zwei Hälften geteilt sind, zweigen nun zu dem Zweck, die elektro motorische Gegenkraft oder die Anzahl der Drähte der Gegen wicklung zu verändern, Verbindungen zu diametral gegenüber liegenden Punkten a—a lt b—b 1; c—c x , d—d, der Wicklung ab. Die einzelnen Teile der Wicklung sind je nach der gewünschten Veränderung der elektromotorischen Gegenkraft verschieden. Liegen die Bürsten auf Schleifring 1, so ist die ganze Gegenkraftwicklung . eingeschaltet, liegen sie auf den Ringen 2 bis 4, so ist nur ein immer kleiner werdender Teil derselben eingeschaltet, während bei der Lage der Bürsten auf Ring 5 die Gegenwicklung ganz ausgeschaltet ist und der Motor so wie jeder normale Gleichstrommotor arbeitet. Wie aus den Figuren ersichtlich, sind bei jeder Lage der Sehleifring- bürsten die Gegenkraftwicklung und die gewöhnliche Gleichstrom ankerwicklung in Reihe geschaltet. Beim Umlauf des Ankers wird in der Gegenkraftwicklung eine Wechselspannung erzeugt, die beim Durchgang durch Null mittels der geteilten und isolierten Schleifring kommutiert wird, um so immer wieder in derselben Richtung auf die elektromotorische Kraft des Gleichstromes einzuwirken. Da das Kommutieren zu der Zeit eintritt, in der die Spannung der Gegenkraftwicklung gleich Null ist, ist ein Feuern der Bürsten ausgeschlossen. Um die Bürsten in axialer Richtung verschieben zu können, sind sie in einer Gabel ange ordnet, welche sich um zwei Zapfen dreht und mittels des Klink- werkes in verschiedener Neigung zur Senkrechten eingestellt werden kann. Auf diese Art können in leicht verständlicher Weise die Bürsten dem Anker genähert oder von ihm entfernt werden. Die Teile, in welche die Gegenwicklung zerlegt ist, bestimmen in dem vorliegenden Falle noch vier Geschwindigkeitsstufen bei einem beliebigen Uebersetzungsverhältnis des Motors, innerhalb deren dann die Geschwindigkeit noch durch den üblichen Nebenschluß regler geregelt werden kann. Statt der Erzeugung der einfachen Wechselspannung in der Gegenkraftwicklung kann man diese auch in Zwei- und Mehrphasen-Gegenkraftwicklungen, die in Hintereinander schaltung angeordnet sind, erzeugen. Um ferner einen ruhigen, gleichmäßigen Gang des Motors zu haben, empfiehlt es sieh, die gesamte Ankerwicklung in Hintereinanderschaltung mit einer um die Magnete gelegten Hauptstromwicklung zu bringen. Es entsteht dadurch die Anordnung der gewöhnlichen Verbundmotorsehaltung. Ein nach dieser Methode ausgeführter Motor braucht nicht mehr Nebenapparate als ein gewöhnlicher, auch steigt der Raumbedarf nur ganz unwesentlich. Schließlich ist die Bedienung auch nicht schwieriger als sonst. —n. Drahtlose Telegraphie von O. F. Blockmann in Kiel. Diese Erfindung bezieht sich auf die Funken-Telegraphie durch Uebertragung elektrischer Strahlen in parallelen Linien und benutzt teilweis geschützte Uebertrager und Empfänger mit Strahlenbrechungs- Vorrichtungen, um die Strahlen vom Uebertrager parallel zu machen und zu leiten, die erhaltenen Strahlen zu .sammeln, zu konzentrieren und auf den Cohärer zu richten. Ein oder mehrere Cohärer können bei jeder Empfangslinse benutzt werden. Das Material für die Linse ist nicht erwähnt, aber es wird konstatiert, daß es aus einem Material besteht, welches den Durchgang oder die Verbreitung der elektrischen Wellen nicht verhindert. Die Erfindung hat 4 Patentansprüche, von denen der erste nach dem „Engineering“ vom 23. August 1901 lautet: „In einem elektrischen Wellen-Telegraph die Verbindung eines passenden Uebertragungs- und Empfangsapparats, bestehend aus einer geeignet eingerichteten und regulierbar aufgehängten oder ge tragenen kammerartigen Büchse oder Kammer aus einem Material, geeignet zum Unterbrechen des Durchgangs elektrischer Wellen mit einer oder mehreren elektrischen Wellen-Zulassungslinsen oder einem System derselben, welche meist in die Vorderwand der betreffenden Büchse oder Kammer eingeschaltet sind und einem oder mehreren Indikatoren oder Cohärern oder ähnlichen Vorrichtungen, welche innerhalb der Büchse oder Kammer angeordnet und fähig sind, ein passendes Aufzeichnungs-Instrument zu bethätigen. F. v. S. Elektrolytische Transformatoren zurVerwandlung von Wechselströmen in Gleichströmen (System Pollak). Von 3L J. Blondiu. *) Die Umwandlung von Wechselströmen in Gleichströme ist heut zu Tage von großer Wichtigkeit. Wir wissen, daß die Wechselströme wegen der Leichtigkeit, mit der man ihre Spannung verändern kann, sich besser zur Ueber tragung der Energie auf weite Entfernung eignen als die Gleich ströme, während diese besser zur Verteilung der Energie brauchbar sind : gewisse Anwendungen, wie das Laden von Akkumulatoren und die Aus führung elektrochemischer Prozesse sind den Wechselströmen ver schlossen; andere Anwendungen, wie Bogenlicht-Beleuchtung, geben mit Gleichstrom höheren Nutzeffekt; auch bietet der Betrieb von Wechselstrom-Motoren Schwierigkeiten, die bei Anwendung von Gleichstrom nicht eintreten. Von der Zeit an, wo man Wechselströme zur Fortleitung elek trischer Energie benutzte, hat man sich mit der Aufgabe befaßt, Wechselstrom in Gleichstrom umzusetzen. Verschiedene Lösungen, zum Teil geistreiche hat man gefunden, und in neuester Zeit ange wendet. Aber so interessant sie sein mögen, so leiden sie doch an dem Nachteil, daß rotierende Teile vorhanden sind, daß der Preis ziemlich hoch ist, der Betrieb immer große Vorsicht und ständige Aufsicht verlangt, wobei außerdem die Energie nicht unter ein ge wisses Maß sinken darf, andernfalls der Nutzeffekt sich erheblich herabmindert. Die Transformatoren von Wechselstrom in Gleich strom halten den Vergleich mit Transformatoren von Wechselstrom in Wechselstrom von anderer Spannung nicht aus ; denn diese haben keine rotierende Teile, bedürfen keiner Ueberwachung und geben einen hohen Nutzeffekt selbst bei niederer Energie. Sehr wünschenswert wäre es indessen, ruhende Transformatoren *) Bullet« de la Societe intern, des Electriciens, Guillet 1901.