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No. 3. 1896/97. 59 XIV. Jahrgang „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ Ausstellung' von Dr. Eugen Schaal in Feuerbach. Dr. Eugen Schaal stellt als wichtigstes Produkt die seit 1885 patentierten „Lackest er“ in vier verschiedenen Sorten aus. Dieselben ersetzen hei der Her stellung von Oellacken, Copal, Bernstein, Damar und syrischen Asphalt, werden aber auch in Mischungen damit verwendet. Durch Anwendung der Lackester werden die Lacke heller, billiger, dauerhafter, neutraler und aus letzterem Grunde, gegenüber den gewöhnlichen Copalen. mit Farben ohne Verdickung Ein weiterer, früher von Dr. Schaal patentierter und noch fabrizierter Artikel ist der künstliche, dicke Terpentin, der den venetianischen Terpentin ersetzt, wesentlich billiger ist und vielfach Verwendung findet. Ausgestellt sind schließlich noch eine ganze Reihe von Spirituslacken und Fußbodenfavben in Sprit und Oel. Da Lacke äußerlich nicht zu beurteilen sind, so wurde die Verwendbarkeit derselben durch Aufstriche zur Anschauung gebracht und sind die „Schleiflacke mischbar. Bei Darstellung der Lacke aus Lackester fällt das lästige, gesundheits schädliche und verlustreiche Schmelzen der Harze weg, da ein bloßes Lösen bei Temperaturen von 100—140° Cels. genügt. Patentiert sind die Lackester in Deutschland, Frankreich, England, den vereinigten Staaten von Nordamerika, Canada, Belgien, Oesterreich, Ungarn, Italien, Spanien und Rußland. Ausgestellt sind ferner Dr. Eugen Schaals „Andi oxyde“, aus Lackestern hergestellt, die zum Schutze von Metallen aller Art dienen und vielseitige Ver wendung im In- u. Auslande finden, außerdem „Lacke, Lackfarben u. Emailfarben“ aus obigen Lackestern, deren Verwendung eine stets steigende ist. Die Email farben lassen sich mit Sodalösung und nicht ätzender Seife abwaschen und können so zu sehr zweckmässigem Anstrich für Hospitäler, Schulen, Wohn- und Schlaf räume, Gährkeller etc. benutzt werden. und Kutschenlacke“ auf Radspeichen, die „Möbellacke, Decorations-, Fußboden-, und Luftlacke“ auf Ofenschirmen und Blechschildern und auf einem Hausmodell und einem Brückenmodell aufgetragen. „Broncelacke“, zu welchen sich die neutralen Lackester auch in hervor ragender Weise eignen, wurden zur Lakieru ng von Thontellern und Schildern verwendet. Außerdem sind noch vier Vasen aus Zinkblech ausgestellt, die mit den gewöhnlichen Email- und Lackanstrichfarben aus Lackester bemalt und lackiert sind und natürlicher Emaille täuschend ähnlich sehen. Diese eigenartigen, vielfach verwendbaren und höchst nützlichen Fabrikate haben sich rasch in der Praxis eingebürgert und finden immer mehr steigenden Absatz. —<•••• Eisengiesserei M. Streicher, Cannstatt, (Inh. C. Simon). Die Firma wurde im Jahre 1871 von dem im Januar 1890 verstorbenen Gießereibesitzer Mich. Streicher gegründet. Sie befaßt sich hauptsächlich mit der Anfertigung von Maschinen- & Bauguß und verfertigt als Spezialität außerdem: Pianoplatten, Kanal- & Dohlenbaugegenstände, Stalleinrichtungen, eiserne Faßlager gerüste. Die ausgestellten Gegenstände lassen an tadelloser Ausführung und reinem Guß nichts zu wünschen übrig und das stetige Wachsen der Arbeiter zahl (gegenwärtig 170) beweist, daß das Geschäft in jeder Beziehung leistungs fähig ist. G. Härtner, Ebingen (Württemb.), Fabrik feiner Wagen und Gewichte, sowie chemisch-pharmazeutischer Geräte. Durch die vielfältigen Industrien, welche sich in Württemberg im Laufe der Zeit herausgebildet haben, ist dieses Land als eines der gewerbefleißigsten des ganzen Deutschen Reiches berühmt geworden. Es handelt sich hierbei nicht bloß um die allerdings wertvollen kleineren Industrien, welche vielen Menschen in weniger ertragsfähigen Gegenden hinlänglichen Verdienst gewähren, sondern auch um eine Reihe solcher, die teils zum höheren Kunstgewerbe und teils zur Präzisionsmechanik gehören, ganz abgesehen von der großen Maschinentechnik. Nicht selten waren es Geistliche, welche für technische Angelegenheiten eine gewisse Begabung besaßen und außer dem geistlichen auch für das leibliche Wohl ihrer Pfarrkinder bemüht waren, die sich anstrengten, neue Industrien ins Leben zu rufen. Ein solcher Pfarrer war der in Onstmettingen von 1764—1770 wirkende Phil. Matth. Hahn, welcher astronomische Uhren und Präzisions wagen anfertigte und dadurch den Anstoß zur Präzisionswagenfabrikation in dieser Gegend gab. Eine der hervorragendsten Firmen dieser Gegend in der Wagenbranche ist die von G. Härtner in Ebingen. Sie beschäftigt in Fabrikbetrieb und Hausindustrie 40—50 Arbeiter und steht in allen Gegenden Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz, ferner in Rußland, Skandinavien, England, Frankreich, Spanien und Italien sowie über seeisch in Nord- und Südamerika, Indien und Australien mit ersten Häusern auf Grund persönlicher Offerte sowie durch Reisende und ihre in deutscher, franzö- sicher, englischer, spanischer und italienischer Sprache erscheinenden Kataloge in reger Verbindung. In der zwar räumlich in bescheidenen Grenzen gehaltenen aber übersicht lich angeordneten Ausstellung der Firma finden wir zunächst Wagen für chemische und physikalische Gewichtsbestimmungen bei wissenschaftlichen Arbeiten oder in der Industrie in feinster Ausführung und von großer Genauigkeit mit 50, 100 und 200 Gramm Tragkraft vertreten; zum Schutze gegen Feuchtigkeit uud Luft zug im Glasgehäuse befindlich, können mittels auf der hundertteiligen Einteilung der Wagbalkenarme verschiebbarer, 10 Milligramm schwerer Aluminium- oder Platindrahthäkchen durch eine von außen am Glasgehäuse bewegliche Vorricht ung, sogen. „Reiterverschiebung“, Gewichtsdifferenzen von */,„ bis 10 Milligramm bestimmt werden, ohne das Gehäuse zu öffnen. Um diese Genauigkeit zu er reichen, müssen die Drehachsen auf das Sorgfältigste in einer Ebene liegen und die Wage mit einer ganz vollkommenen Arretierungs- bezw. Entlastungsvor richtung für Wagbalken und Gehänge bezw. Lagerpfannen ausgerüstet sein, wodurch die Mittel- und Endachsen von den Lagerpfannen abgehoben werden, zur Schonung der Schneiden während der Nichtgebrauchs der Wage oder während des Auf- und Absetzens der Last. Die Drehachsen und Lagerpfannen sind aus glashartem „Stahl“ oder zur Vermeidung der Oxydation bei Einwirkung von