Volltext Seite (XML)
36 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 2. 1896/97. Spezial-Berichte über die diesjährigen Ausstellungen in Stnttgart, Nürnberg, Berlin. Aus der Maschinenhalle der Stuttgarter Ausstellung. Nach einem Vortrage von Prof. A. Bantlin. V. Von der Gattung Dampfmaschinen, welche unmittelbar die Ankerwelle der stromerzeugenden Maschinen umdrehen, sind ebenfalls mehrere vertreten. Die Cannstatter Firma Aß mann & Kettner hat in Verbindung mit C. u. E. Fein hier eine Dampfdynamo, System Sonder mann ausgestellt. Es ist eine stehende Verbundmaschine mit 100 bezw. 160 mm Zylinderbohrung und 160 mm Hub. Die hohe Tourenzahl von 300 in der Minute, bedingt durch die direkte Verkuppelung mit der Dynamomaschine, läßt auch hier, wie schon oben angeführt, die Bezeichnung „Schnellläufer“ gerechtfertigt erscheinen. Ein nach C. Sondermanns Patent ausgeführter Achsenregulator verstellt die Füllung des Hochdruckzylinders selbstthätig von 1 bis 70 pCt. Eie Maschine ist für 10 Atmosphären Dampfdruck konstruiert und kann ihren Abdampf entweder ins Freie entsenden oder auch mit Kondensation arbeiten, in welchem Falle ein Körtingscher .Strahlkondensator verwendet wird. Die ausgestellte Anlage ist eine Torpedoboot-Beleuchtungsmaschine und dient für 100 bis 120 Glühlampen zu 16 Normalkerzen, entsprechend 10 bis 12 Pferdestärken Normal leistung. In der Kegel sind 3 bis 4 solcher kleinen Dampfdynamos auf den Schiffen aufgestellt, von denen 1 oder 2 als Reserve dienen und eine für den an Bord befindlichen Scheinwerfer, sowie die sonstigen Außenlichter, Positions laternen u. s. w. verwendet wird. Gedrungener Bau, kräftige Form der Ständer welche die Verbindung zwischen den Zylindern und dem Kurbellagerrahmen bilden und zugleich die Geradführungen enthalten, vollständige Sicherheit des Betriebes bei stoßfreiem, geräuschlosem Gang bilden die Vorzüge dieser mit so großer Umdrehungszahl laufenden Maschinen. Der Dampfverbrauch der Aus stellungsmaschine wird bei 8 Atmosphären ohne Kondensation zu 12,6 kg pro Pferdestärke und Stunde angegeben, einschließlich des Mantelwassers, welches ca. 10 pCt. dieses Wertes beträgt; mit Kondensation ist der Dampfverbrauch ca. ‘/, günstiger und beträgt bei 10 Atmosphären 9,5 kg bezw. 9,0 kg. Die vorstehend genannten Vorteile sind es auch, welche diese Konstruktion als Kleinmotoren für Fabrikbetriebe jeder Art immer mehr einführen, statt der langsam laufenden Maschinen, die naturgemäß für dieselbe Leistung viel größer ausfallen. Das Maschinensystem ist in gleicher Bauart schon bis zu 400 Pferde stärken bei 200 Umdrehungen sowohl für Fabrik- als Dynamobetrieb mit bestem Erfolg ausgeführt worden, unter anderem für das Elektrizitätswerk der Stadt Landsberg am Lech. Im Winter kann der Abdampf der kleinen Maschinen zweckmäßigerweise zur Heizung der Werkstatt verwendet werden, die somit ohne weiteren Aufwand an Brennmaterial erfolgen kann. Eine noch kleinere Dampfdynamo von 3,5 Pferdestärken, von C. u. E. F e i n ausgestellt, zeigt die für eine Dampfmaschine sehr ansehnliche Tourenzahl von 500 in der Minute. Sie ist direkt gekuppelt mit einer Iunenpolmaschine. Einen weiteren Kleinmotor, der ebenfalls auf der Ausstellung zur Licht erzeugung in Verwendung ist, führt uns die Firma Friedrich & Müller, Stuttgart, Generalvertreter der Eisenwerke Gaggenau (Baden), in dem sogen. Dampf-Sparmotor, System Friedrich, vor. Dieser Motor, der samt dem zugehörigen kleinen Dampfkessel auf einer gemeinsamen Grundplatte montiert ist, wird in Größen von 1 bis 18 Pferdestärken ausgeführt, erweist sich hiernach für kleine, wenig Kraft erfordernde Betriebe als eine brauchbare, zweckmäßige Maschine. Der Dampfkessel besteht aus einer Anzahl von geschweißten, an dern einen Ende geschlossenen Köhren. Die offenen Enden derselben sind in einer gemeinsamen Wasserkammer befestigt. Die Köhren liegen leicht geneigt, um der Wasserbewegung und dem sich in ihnen entwickelnden Dampf kein Hindernis beim Abströmen zu bieten. Von außen werden sie von den Heizgasen der Feuerung umspült, geben also eine wirksame Heizfläche ab, woraus sich auch das rasche Dampfmachen dieser Kessel erklärt. Ein Dampfsammler samt Sicherheitsventil sitzt auf dem Kessel. Die Feuerung, dicht unterhalb der Köhren, besitzt schrägen Kost, und der Brennstoff, der aus Kohlen, Torf, Holz abfällen, Gerberlohe u. s. w. bestehen kann, wird durch einen großen Füll trichter aufgegeben, aus dem nach Maßgabe der fortschreitenden Verbrennung ein Nachsenken von frischem Feuerungsmaterial stattfindet. Der Kessel ist nach zwei Seiten mit einem Blechmantel versehen, in welchem die Verbrennungs luft zirkuliert, und so einerseits die Wärmeausstrahlung nach außen verhindert, andererseits eine Vorwärmung derselben stattfindet, ehe sie in den Verbrennungs raum tritt. Die Dampfmaschine besteht aus einem senkrechten, einfach wirkenden Dampfzylinder, der den Dampfdruck nur auf die eine, obere Seite des Kolbens leitet; Lenkstange und Kurbelwelle wirken auf die bekannte Weise, der Kreuz kopfzapfen sitzt innerhalb des Kolbens, auf der Unterseite des letzteren, sodaß der Dampfkolben zugleich auch als Geradführung dient. Das ganze Gestänge ist eingekapselt und daher nicht sichtbar. Die Steuerung erfolgt durch ein Exzenter samt einfachem Schieber von der Schwungradwelle aus. Ein Regulator wirkt mittels Drossalventil auf die Höhe des Drucks des in den Zylinder ein strömenden Dampfes, indem er dadurch die geleistete Arbeit selbstthätig verändert. Mit der Maschine ist ein Röhrenapparat verbunden, welcher je nach Wunsch als Oberflächenkondensator oder als Vorwärmer für das Speisewasser dienen kann. Im ersteren Falle wird das niedergeschlagene Wasser unmittelbar wieder der Speisepumpe zugeleitet, die durch dasselbe Exzenter wie der Schieber bewegt wird. Im letzteren Falle pufft der Dampf frei aus dem Vorwärmer aus, und das frische, vorgewärmte Wasser, das hierbei eine sehr hohe Temperatur (bis zu 90 °) erreicht, wird zur Speisung verwendet. Der zuletzt geschilderte Fall tritt dann ein, wenn der Auspuffdampf etwa zu Heizzwecken zu dienen hat. Der Gaggenauer Dampf-Sparmotor wird auch in Form einer fahrbaren Loko mobile ausgeführt. Wie sich aus den mitgeteilten Ergebnissen ersehen läßt, ist man mit Erfolg bestrebt gewesen, auch die Dampfmaschine in diesem kleinen Formate den Zwecken der Kleinindustrie dienstbar zu machen. Die Versuche mit den Sparmotoren haben ergeben, daß der Kessel mit 1 kg Kohle nahezu 6 kg trockenen Dampf erzeugt, daß die Maschine pro gebremster Pferdekraft nur 20 kg Dampf braucht und daß der Kohlenverbrauch pro Pferdekraft und Stunde ca. 3,5 kg beträgt. Der Nutzeffekt ergab sich bei Vergleichung der Bremsleistung mit der indizierten Leistung ca. 90 pCt. Diese Resultate sind bei derartigen kleinen Motoren als sehr günstige zu nennen. —W. W. Schluss der Ausstellung in Stuttgart. Heute am 5. Oktober fand der feierliche Schluß der elektrotechnischen und kunstgewerblichen Ausstellung in der Gewerbehalle statt. Präsident Jobst gab einen kurzen Rückblick, woraus hervorzuheben ist, daß die Ausstellung mehr als eine Million Besucher aufwies. Prinz Weimar dankte Namens des Königs allen Beteiligten und sprach den Wunsch aus, die Ausstellung möge segensreich für das Land fortwirken; der Prinz schloß mit einem Hoch auf den König. Zeller & Gmelin, Eislingen, Württemberg. Fabrikation und Import von Schmierölen für jede Art von Betrieb. Eine der ältesten Firmen der Maschinenölbranche in Deutschland ist die schon seit 1863 bestehende Firma Zeller & Gmelin in Eislingen, die alle durch die ungeahnte Entwicklung der Industrie sowohl als durch die radikalen Um wälzungen in der Schmierölbranche selbst bedingten Veränderungen erlebt und sich stets an die Spitze des neuen gestellt hat. Nachdem die früher allgemein beliebte Olivenöl- und Ktiböl - Schmierung durch allerhand Oelmischungen aus Braunkohlen- und Harzölen abgelöst und die letzteren -wiederum durch die massenhaft eingeführten amerikanischen und russischen Mineralöle verdrängt worden, zeigte sich neuerdings, bedingt durch die vielfältigen Maschinen der neuern Technik, ein solcher Bedarf an Spezialölen, die alle ein ganz genau bestimmtes chemisches und physikalisches Verhalten zeigen müssen, daß Oele und Fette aus allen 3 Reichen zur Herstellung der ver schiedenen Sorten herangezogen werden müssen. Mit ihrer diesjährigen Ausstellung geben die Herren Zeller & Gmelin eine Auswahl solcher für spezielle Zwecke hergestellter und auf die verschiedensten Arten raffinirten Oele. Eine einzelne Besprechung dieser verschiedenen Maschinen- und Dampfcylinderöle, Spindel- und nichtfleckenden Webstuhlöle,. Dynamo- und Motorenöle, Rundstuhl- und Nähmaschinenöle, Eismaschinenöle und consistenten Maschinenfette ist hier nicht möglich, Interessenten erhalten aber jederzeit bereitwilligst direkte eingehende und sachgemäße Auskunft über Eigenschaften und Verwendungszwecke derselben, während die Herren Zeller & Gmelin jederzeit bereit sind, Anregung betreffs Herstellung von Oelen für jeden gewünschten Zweck entgegenzunehmen. Der Absatz der Herren Zeller & Gmelin erstreckt sich auf Deutschland, Oestereich-Ungarn, Schweiz und Italien und dürfen dieselben dank ihrer vor züglich bewährten Qualitäten und ihrer jederzeit prompten und zuverlässigen Lieferung über ihre verschiedenen Läger die zum Teil ersten Firmen der In dustrie dieser Länder unter ihre Abnehmer zählen.