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29 XIV. Jahrgang. .. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU No. 2. 1896 97. wurden mehrere Firmen zur Aufstellung von Projekten und Kosten- [ anschlägen aufgefordert und ihnen die Wahl des Systems der Strom zuführung überlassen. Zur sachgemäßen Prüfung der (ingegangenen Offerten wurde der Spezialsaehverständige Professor Dr. Kittier in Darmstadt hinzugezogen. Aus den eingegangenen Offerten wurde das Beste zusammen gestellt und ein neues Programm aulgestellt. Nach diesem Programm wurden von drei in die engere TV ahl gestellten Firmen vervollständigte Projekte aufgestellt. Der Zuschlag wurde an die Firma Schuckert & Co. in Nürnberg erteilt, welche nicht allein die eigentliche elektrische Anlage, sondern die Anlage | in ihrem ganzen Umfange einschließlich der Hochbauten herstellte, j Die Herstellung des Werkes erforderte einen Kostenaufwand von j zwei Millionen Mark. Die Betriebseröffnung fand im Jahre 1891 statt. Während der Zeit seines Bestehens hat das elektrische Werk namhafte Netto-Ueberschüsse abgeworfen. Die Größe ist so bemessen, daß 10000 gleichzeitig brennende Glüh lampen ä 16 Normalkerzen bezw. deren Aequivalent versorgt werden können, auch ist eine Erweiterung vorgesehen bis zur Versorgung von 20000 gleichzeitig brennenden Glühlampen. Der Betrieb wird von der Stadt verwaltet und ist der Verwaltung der städtischen Werke unterstellt. Die Zentralstation befindet sich auf dem Grund stück der neuen städtischen Gasanstalt, welche außerhalb der Stadt, etwa 3 km vom Mittelpunkt der Stadt entfernt gelegen ist. Die Betriebe sind jedoch von einander getrennt. Die Kessel werden mit Steinkohlen geheitzt. Auf der Zentralstation wird Gleichstrom erzeugt mit einer Spannung von 291 Volt. Der Strom wird in einem Zweileiter-System drei innerhalb der Stadt gelegenen Akkumulatoren- Unterstationen zugeführt und von hier im Dreileiter-System in die Häuser geleitet. Die Akkumulatoren-Stationen befinden sich in eigenen Gebäuden von etwa 200—400 qm Grundfläche. Die Strom spannung an den Verbrauchsstellen beträgt etwa 200 Volt. Vom Städtischen Elektrizitätswerk in Frankfurt a. M. Die Städtische Elektrizitäts-Kommission hat beschlossen, bei Magistrat und Stadtverordneten folgende Anträge zu stellen : 1) Ermäßigung des Lichtpreises von 80 Pfg. auf vorerst 70 Pfg. für die Kilowattstunde vom 1. November ds. Js. an. 2) Vergrößerung des Elektrizitäts-Werkes durch Erweiterung des Maschinensaales und Aufstellung einer fünften Dampfdynamo maschine von 1500 Pferdekräften. 3) Einführung der elektrischen Straßenbeleuchtung zunächst in den Straßen vom Hauptbahnhof über die Zeil. (Frkf. Ztg.) Elektrizitätswerk in Dortmund. Für die Anlage eines Elek trizitätswerkes bewilligten am 5. Oktober die Stadtverordneten die Summe von 2,360,000 Mk. Leider darf die Stadt das elektrische Licht nicht zur Beleuchtung der Straßen verwenden, denn sie hat sich bis zum Jahre 1907 die Hände gebunden, indem sie der Gas aktiengesellschaft das Privilegium zur alleinigen Straßenbeleuchtung erteilte. Die Gasanstalt will nicht einmal dulden, daß die Stadt elektrisches Licht für die Beleuchtung der Häuser abgiebt und hat dagegen die Klage angestrengt. Elektrizitätswerk in Wermelskirchen. Ein großartiges Unter nehmen wird die Elektrizitäts-Gesellschaft vorm. Schuckert in Nürnberg ins Leben rufen. Sie legt am Kirchbergkotten, oberhalb Müngsten im Wupperthale eine Thalsperre an, die ihr Wasser für 600 Pferde kräfte liefern soll. Außerdem schafft sie 1000 Pferdekräfte durch Dampfanlagen. Sie beabsichtigt, von dieser Centrale aus Höhscheid, Gräfrath, Wald, Solingen, Ohligs, Cronenberg, event. auch einen Teil von Remscheid, ferner Burg, Wermelskirchen, event. auch Dabring hausen und Burscheid mit elektrischem Lichte und elektrischer Kraft für den Motorenbetrieb zu versorgen. Zur Bedingung der Aufnahme von Wermelskirchen Innen- und Außenstadt in das Leitungsnetz wird laut der „Werm. Ztg.“ gemacht, daß der Anschluß von 200 Band stühlen und 800 Glühlampen gesichert ist. Der Preis des zum mechanischen Betriebe eines Bandstuhles erforderlichen Stromes be trägt jährlich 75 Mk., und der Preis für eine Glühlampe von 16 Nor malkerzen jährlich 25 Mk. oder von 3 Pfg., oder weniger für die Brennstunde. Die Gesellschaft verpflichtet sich, alle Straßen und Ortschaften, welche nicht sofort angeschlossen werden, und alle Straßen, welche später neu angelegt werden, mit elektrischem Strome zu ver sorgen, sobald eine den Kosten der Leitung entsprechende Einnahme gewährleistet wird. Sie verlangt die Konzession auf 25 Jahre und verpflichtet sieh, der Gemeinde später einen entsprechenden Anteil am Gewinn zu gewähren. Das Werk soll längstens am 1. Mai 1897 eröffnet werden. Aeetylengasbeleuehtung in Gerbstedt. Nachdem bereits in Ungarn und Italien einige Bahnhöfe mit Acetylengas beleuchtet wurden, ist nunmehr auch unser Stationsgebäude nebst Perron (Halle-Hettstedter Bahn) als erster deutscher Bahnhof mit diesem neuem Licht nach dem System der Herren Kaestner & Kurth aus Halle und Ingenieur Sohns aus Roßleben versehen worden. Die Installation wurde vom Schlossermeister Musehert in Halle a. d. S. ausgeführt. Die in Gegenwart der Erfinder und der Bahnverwaltung vorgenommene Probebeleuchtung fiel über alles Erwarten glänzend aus. In den größeren Räumen, die mit zwei Flammen versehen waren, war das Licht so stark, daß eine einzige kleine Flamme voll ständig genügt hätte. (Ztg. f. Gas- und Wasserfach.) Elektrische Beleuchtung mit galvanischen Elementen. Allgemein ist die Ansicht verbreitet, daß man elektrisches Licht vermittelst galvanischer Elemente nicht dauernd erzeugen könne, und daß die Unterhaltung solcher Elemente äußerst kostspielig und umständlich sei. Unter gewissen Voraussetzungen trifft dies jedoch nicht zu. Bis vor Kurzem war hier eine Anlage mit Lalande- Elementen im Betrieb, die täglich 5—'• Stunden funktionierte und zum Betriebe von 1—2 Glühlampen von ca. 12 Kerzen diente. Im Ganzen waren etwa 8 Lampen installiert, die jedoch niemals alle zugleich brannten, sondern von denen gewöhnlich Abends nur eine dauernd und vorübergehend eine zweite brannte. Die Elemente wurden vor vier Jahren aufgestellt und vor zwei Jahren die Zinkelektroden gewechselt. Der Elektrolyt wurde durch Einwerfen von Kali ergänzt in langen Zwischenräumen, sodaß die Unterhaltung der Elemente weder besondere Wartung, noch hohe Kosten verursachte. In einer kleinen Bodenkammer waren 48 Elemente in starken Glasgefäßen von etwa 40 cm Höhe und 20 cm Breite aufgestellt. Der Preis eines Elementes war etwa komplett mit Füllung 14 Mk, sodaß der Anschaffungspreis der ganzen Batterie sich auf etwa 728 Mk. belief. Rechnet man Unterhaltungskosten pro Jahr 20 Mk., so stellte sich die Anlage und Betrieb in den vier Jahren auf 808 Mk. Nehmen wir die Leistung der Batterie zu 6 Amperestunden täglich, so betrug die jährliche Stromabgabe 2190 Amperestunden, oder in vier Jahren 8760 Amperestunden. Der Preis des Stromes war also per Amperestunde 9,22 Pfg. ohne Verzinsung und Amorti sation des Anlagekapitals. Da die Batterie jedoch nach diesen vier Jahren noch so vorzüglich sich gehalten hatte, daß sie noch weitere vier Jahre hätte funktionieren können, so ist die Amperestunde höchstens mit etwa 5 Pfg. zu veranschlagen, und auch dieser Preis ist in obigem Falle noch zu reduzieren, da die Anfertigung der Batterie vom Benützer selbst bewirkt war. Mithin ist das elektrische Gltihlicht für Flur, Treppen, Schlaf- und Arbeitszimmer beim Betriebe von nur einzelnen Lampen nicht teuerer als von großen Anlagen bezogen. — Für den Fall, daß einmal mehrere Lampen brannten, war ein Regulierwiderstand vorhanden, um stets die richtige Helligkeit einzustellen. Infolge Umzugs des Besitzers ist die Batterie jetzt nicht mehr in Funktion, wird jedoch demnächst wieder aufgestellt werden. — Alle bisherigen Bemühungen mit Gas- oder Zirkulationsbatterien sind noch stets gescheitert, und scheint das Lalande-Element das einzige zu sein, welches dauernd für diese Zwecke brauchbar ist. Natürlich eignen sieh diese Elemente auch zum Laden von Akkumu latoren und zu allen sonstigen Zwecken, wo stärkere Ströme einige Stunden hindurch täglich gebraucht werden. (Der Gewerbefreund.) J. Z. Die Trambahnfrage in Frankfurt a. M. In dem zwischen der Stadt und der Trambahngesellschaft im Jahre 1891 abgeschlossenen Vertrage gestattet § 25 der Stadt am 1. Januar 1898 oder am 1. Januar 1906 — und zwar ausschließlich an diesen beiden Ter minen — nach vorausgegangener, unwiderruflicher einjähriger Kündigung das bestehende Vertrags Verhältnis unter den hierfür fest gesetzten Bedingungen aufzulösen. Nur noch wenige Monate trennen uns vom ersten der festgesetzten Kündigungstermine. Der neue tech nische Leiter des Tiefbauamtes hat der Frage in letzter Zeit die größte Aufmerksamkeit zugewendet. Auf Grund einer von ihm aus gearbeiteten Denkschrift und der Vorschläge einer Subkommission, der die in der Frage kompetentesten Magistratsmitglieder angehören, hat der Magistrat dem Vernehmen nach in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, der Stadtverordneten-Versammlung folgende Anträge zu unterbreiten : „Der bestehende Trambahnvertrag ist zum ersten Januar kommenden Jahres zu kündigen; es ist ein öffentliches Aus schreiben zu erlassen, durch das die geeigneten Firmen aufge fordert werden, Angebote betreffs Umwandlung der Trambahn anlagen für elektrischen Betrieb zu machen. Die Entscheidung über die Art der künftigen Betriebsführung soll vorerst offen ge lassen und erst auf Grund der eingelaufenen Offerten geregelt werden.“ (Frankf. Ztg.) Elektrische Strassenbahn in Darmstadt. Großherzog und Ministerium genehmigten am 7. Oktober die Ausführung der elek trischen Straßenbahn nach dem Beschluß der Stadtverordneten. Elektrische Bahn Aschaffenburg-Hösbach. Nach heute ein getroffenem Telegramm ist die ministerielle Genehmigung zur Aus arbeitung eines Vorprojektes in Bezug einer elektrischen Bahn Hösbach-Goldbach-Aschaffenburg-Großostheim erteilt und es wurde dieselbe der renommierten Aktiengesellschaft Bubeck, Elektrizitäts werke in München, vormals Kummer in Dresden, übertragen. Die Gesellschaft wird die Ausarbeitung der Projekte sofort in die Hand nehmen. Ferner beabsichtigt die Gesellschaft, in Aschaffenburg eine elektrische Centrale zu errichten behufs Abgabe von Lieht und Kraft an mechanische und industrielle Werke. Sollte das letzte Projekt zur Ausführung gelangen, würde es vornehmlich vom Klein-Gewerbe begrüßt werden, das eine billige und einfache motorische Kraft er hielte. Unsere Stadt aber würde endlich in die Reihe jener Gemein wesen eintreten, welche sich die Elektrizität schon längst im öffent lichen und allgemeinen Interesse zum Nutzen gemacht haben. Wer bei der jetzigen Nürnberger Landesausstellung die reizenden und überaus instruktiven Schuekert’schen Elektromotoren gesehen hat, kann sich einen Begriff machen von den überaus großen Vorteilen, welche alle Sparten des hiesigen Handwerks, des Gewerbs und der