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XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 1. 1896/97. 15 Daß die elektrische Vergoldpressenheizung nicht fehle, bedarf kaum der Erwähnung, war doch die Firma W. Leos Nachfolger eine der ersten, welche sich mit Versuchen auf diesem Gebiet befaßte. Wir sehen eines jener niedlichen Leoschen Liliput-Vergoldpreßchen, Druckfläche 2(ixl2 1 /, cm, mit elektrischer Heizung, wie solche sich so großer Beliebtheit in kleineren Buchbindereien, ganz besonders aber für Karten prägungen, für Etuis- und Hutfutter-, Sattlerei-, Schuhfabrikations- etc. Ver goldungen erfreuen. Den interessanten Darlegungen des in der Ausstellung in zuvorkommendster Weise dienstbereiten Herrn entnehmen wir einige Notizen über Anlage- und Unterhaltungskosten dieser Heizeinrichtungen. Die Verwendung eines Elektromotors setzt natürlich das Vorhandensein von Elektrizität voraus, welche entweder von einer größeren Zentralanlage oder durch Ausnützung vorhandener Wasserkraft, auch durch Abzweigung von irgend einer in der Nähe befindlichen solchen Kraft irgendwelcher Art genommen wird. Angenommen, wir betreiben mit irgend einem solchen Motor z. B. einen 1 Pferdekraft starken Elektromotor, so wird solcher in der Betriebsstunde bei 110 Volts Stromspannung 10 Hekto-Watt gebrauchen, welche Elektrizitätsmenge z. B. nach Stuttgarter Preis per 1 Hekto-Watt 2 Pfg. = £0 Pfg. kostet. Zu diesem Preis ist also immer noch der Betriebspreis derjenigen Kraft zu rechnen, durch welche der Elektromotor getrieben wird, welcher aber in den meisten Fällen äußerst gering ist. Ein nicht unwesentlicher Punkt liegt in der geradezu kostenlosen Wartung eines solchen Elektromotors, sowie in dem Umstande, daß die Regulierung des Elektrizitätsverbrauches und damit natürlich diejenige der Betriebskosten eine .außerordentlich rationelle wie bei keinem anderen Motor ist, sodaß eben immer nur ganz genau die für eine gewisse Zahl von betriebenen Maschinen verbrauchte Elektrizität indiziert und bezahlt wird. Ganz besondere Sorgfalt w’idmen Leos Nachf. dem Versorgen, auch des kleinen Mannes mit denkbar billigsten, dabei aber doch gut gearbeiteten und zweckentsprechenden Hülfsmitteln für den Kampf mit der Konkurrenz. Namentlich darin leistet die Firma ganz Hervorragendes. Von den zahlreichen Objekten nennen wir beispielsweise nur den in vielen kleinen Werkstätten außerordentlich beliebten kleinen Preß-Vergolde-Apparat zuin Anbringen am Preßbalken der Schneidemaschine. Er ist diesmal natürlich •elektrisch heizbar und innerhalb 20 Minuten zischheiß zu machen. In Maschinen fällt noch außer der längstbekannten und durch zahlreiche Atteste als ebenso vorzüglich wie billig erklärten Leoschen Hebelschneid maschine, eine Badschneidmaschine, gleichfalls eigener Leoscher Konstruktion und Fabrikat, vorteilhaft in die Augen und zwar nicht minder hinsichtlich ihrer geradezu verblüffend einfachen Konstruktion als durch ihren außerordentlich -billigen Preis. Ihrem Prinzip: „billig und gut“ weiterfolgend, haben W. Leos Nachfolger hier als Pendant ihrer billigen Hebelschneidmaschine eine Kadschneidmascliine -öl cm zum Preis von 340 Mk. geschaffen, welche hinsichtlich ihrer Leistungs fähigkeit, vorzüglichen Schnittes, leichter Handhabung und Dauerhaftigkeit mit Jeder besten, viel teureren anderen Schneidmaschine in Konkurrenz zu treten vermag. Die einfache Konstruktion in Verbindung mit der von der von der Firma im Interesse sparsamer Käufer geübten Meidung von allem unnötigen Luxus — wobei um so strenger aber die Dauerhaftigkeit und Gediegenheit der Maschine Beachtung findet — vermochten eine Preislage für die Maschine ein zuhalten, welche die Anschaffung eines solch geradezu unentbehrlichen Hülfs- mittels außerordentlich erleichtert. In Pappscheren sehen wir allerbilligste mit Hartholzgestell und Eisentisch neben den teureren ganz eisernen, welche gleichfalls durch vorzügliche Bauart und mäßigste Preise auffallen. Im weiteren sind vertreten die eigenen Konstruktionen der Firma in Stockpressen, Bundeckenstanzen, letztere mit äußerst praktischen Vervollkommnungen für mannigfaltige Verwendung; ferner fällt vorteilhaft ins Auge die in jüngster Zeit von der Firma auf den Markt gebrachte und wesentlich vervollkommnete Kreissäge für Fußbetrieb zum .Schneiden von Bilderrahmen, und eine Futteralstanze. Einige vorzüglich funktionierende Perforiermaschinen, Drahtheftmaschinen, kleine Hand-Druckerpresse, Loch- und Oesenmaschinchen, Bandschlitz-Stanze ver vollständigen das Maschinensortiment, während eine große Anzahl von Apparaten, wie wir solche als Spezialität der Firma: aus deren Katalogen kennen, z. B. Bückenrunde-Apparat, Marmorier-Apparat, verschiedene Systeme Vergoldeklötze, nach jeder Richtung drehbar, Schräg-Goldschnittpressen, Leimkoch-Apparate aller Heizsysteme, Vergoldelampen, kleine Goldabkehr-Apparate für Handbetrieb n. s w. vorhanden sind. Im Hintergrund, links und rechts von langen Tafeln flankiert, welche .alle Stoffe, Calico-Leder, Buntpapiere, Geschäftsbücherstoffe tragen, prangt ein riesiger Ausstellungsschrank mit großem Tableau von sämtlichen Buchbinder- Kleinwerkzeugen, strahlenförmig auf rotbraunem Samtgrund aufgenäht. Der mittlere Aufsatz des Schrankes birgt eine prächtige Kollektion von Vergoldwerkzeugen, Handstempeln, Schriften, Platten, letztere teils in ihrer Anwendung dargestellt, ferner das reiche Gebiet der Nummerier-, Zahlen perforier- etc. Apparate, während im unteren, pultartigen Glaskasten prächtige Beschläge-Garnituren in reichhaltigster Sortierung enthalten sind. Die größeren Stücke von Buchbinderwerkzeugen, wie Handpressen, Heft laden, Gehrungsschneidladen etc. sind auf großen Etageren längs der Wände aufgestellt, und dazwischen prangen als Dekorationsstücke mächtige, mit Landesfärben drappierte Rosetten von farbigen Buchbinderledern, Buntpapieren und Geschäftsbücherstoffen. Fürwahr eines großen Apparates bedarf es zur Leitung eines solch viel seitigen Geschäftes, sowie einer zielbewußten, ihr Gebiet durch und durch beherrschenden Kraft. Gerade aus diesem Grunde figuriert dann die Firma natürlich nicht überall als Selbstfabrikant, sondern vielmehr als Unternehmer, indem sie sich ihre ständigen Lieferanten schuf, bei denen sie nach eigenen, bewährten Modellen arbeiten läßt; zugleich hält sie möglichst an dem Prinzipe fest, die Arbeitslöhne im eigenen Lande zu zahlen. Wer irgend eine Anschaffung im Papierverarbeitungsfach beabsichtigt, wird stets das Neueste bei eingehender Anweisung hier finden. Wir wollen namentlich die Aufmerksamkeit der zahlreichen Fabrikationsgeschäfte mit großem Bedarf in Verpackungsschachteln oder Musterkarten etc. hierauf lenken, für welche die Firma über äußerst praktische Hülfsmittel, wie z. B. sogen. Musterkarten-Sehneidmaschinchen für Textilbranche mit Spezialeinrichtung zum rationellsten Erzeugen hübscher Musterkarten, welche gleichzeitig beim Be schneiden mit sicherer Maßteilung die Löcher zum Einsetzen der Musterklammern mühelos vorstechen; ferner sehen wir, speziell für kommerzielle Zwecke, eine ganze Serie vielartigster Stempel- und Nummerier-Apparate etc. etc., welche ungemeine Erleichterungen in manchem Betrieb zu bringen vermögen und leider noch viel zu w'enig bekannt zu sein scheinen. Bei den Firmaträgern Herrn Kaufmann E. H e 111 e r, seit hiesiger Etablierung der Branche durch den überaus thätigen Herrn W. Leo darin vor wiegend im Technischen thätig, und dessen hervorragend kaufmännisch befähigten Socius Herrn Kaufmann W. Finckh liegt das Unternehmen in den besten Händen und im höchsten Grade erfreulich ist es, beide gleich thätig zu sehen, um die Fabrik zu immer größerer Blüte zu bringen. Selbst in außereuropäischen Ländern hat die Firma großen Absatz gefunden und sich eine anhängliche Kundschaft gesichert; die Lieferung ganzer Einrichtungen — vom kleinsten Bedürfnis bis zur kompliziertesten Papier bearbeitungsmaschine oder kompleten Druckerei — ist im schwunghaftem Betrieb; ja man kann sagen, daß die Firma in ihrer Branche den Sieg über die bislang den Markt beherrschenden Geschäfte Englands und Frankreichs davon getragen hat. E. Missei, Spezialitäten-Fa'brikation, Stuttgart. Ein Ausstellungs-Objekt von hohem praktischen Wert ist Miss eis Fließpapi er-Bandpackung für Stopfbüchsen, patentiert. Die Firma E. Missei in Stuttgart hat uns über dieses Dichtungsmaterial informiert wie folgt: Vorausgeschickt muß werden: 1. Daß alle bis jetzt bekannten Dichtungen nur durch Pressung dichten; 2. Daß hiedurch für den Betrieb ein großer Procentsatz Kraft verloren geht, welcher Kraftverlust durch entsprechenden Mehraufwand an Feuerungs material auszugleichen ist; 3. Daß die bisherigen Dichtungen gleichzeitig eine wesentliche Abnützung der Kolbenstangen herbeiführen, was kostspielige Egalisierung und Betriebs störung zur Folge hat. Genannte Uebelstände fallen hei Verwendung von Misseis Patent-Packung weg. Diese Dichtung ist seit Jahren in kleinen und großen Betrieben aller Art im Gebrauch und zwar an Stopfbüchsen von 15 bis 600 Millimeter Durchmesser > sehr bedeutende Werke verwenden das Material längst ausschließlich; in Zucker fabriken namentlich hat man Missel's Dichtungsringe besonders schätzen gelernt. Diese Industrie, welche nach der Campagne ihre Maschinen sämtlich zer legen und durchsehen läßt, hatte vor Verwendung von Misseis Packung recht belangreiche Opfer für Stangen-Egalisierung zu bringen. Seit jedoch Misseis Binge, welche die Reibung auf das geringste Minimum beschränken, heimisch geworden sind, können die Maschinen ohne Stangenreparatur für die nächste Campagne, und so auf Jahre hinaus, weiter verwendet werden. Für die Schlammpumpen insbesondere ist mit der Qualität S P ein zuver lässiges und dauerhaftes Dichtungsmaterial geschaffen. Die geringe Reibung und der hierdurch erzielte leichte Gang, den Misseis Patent-Packung garantiert, hat diese Dichtung noch wertvoll gemacht an Dampf hämmern und an Schnellläufern (700 Touren). Eine Maschinenfabrik, die speziell Schnellläufer haut, verwendet seit Jahren nur Missel’s Packung. Es wird nun von Interesse sein, zu erfahren, -wodurch diese hervorragenden Eigenschaften jener Dichtung gewährleistet werden: Die Ringe bestehen aus präparierten aufgerollten Leinenbändern, in Ver bindung mit einer besonderen Sorte saugefähigen Papiers und kommen in der Stopfbüchse auf die Hochkante zu stehen. Zugleich werden die Ringe zwischen zwei präparierten Zöpfen gelagert, welche für erstere ein elastisches Kissen bilden. Nach kräftigem Anziehen der Stopfbüchsenbrille werden die Muttern wieder so lose gemacht, daß sie mit den Fingern leicht bewegt werden können und die Dichtung ist dann betriebsfertig. Im Betriebe dichten nun die Ringe hauptsächlich durch ihre Federkraft, indem die elastischen Bänder durch die Stangenbewegung federnd an die abzu-