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288 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 24. 1896/97. einer Abteilung in dem Momente schließen, als der Wagen oder die Lokomotive in die betreffende Strecke einfährt oder innerhalb dieser Strecke anfährt. Da durch wird auch bewirkt, daß die Magnetisierungsarbeit der Transformatoren nur für die Zeit ihrer Beanspruchung geliefert werden muß. Durch die Verwendung einer Luft-Rückleitung wird auch die Wahrschein lichkeit der Gefahr verringert, welcher die Telephonapparate dadurch ausgesetzt sind, daß die Telephonleitung reißt und auf die Trolleyleitungen herabfällt, in dem bei gutem Isolationszustande die Berührung eines Poles gar keine nach teiligen Folgen nach sich zieht, hingegen in dem wahrscheinlicheren Falle, als der herabfallende Telephondraht zwei Pole berühren sollte, die nächste Folge, die sein wird, daß das zwischen den beiden Polen liegende Stück des Telephon drahtes einen vorübergehenden Kurzschluß herbeiführt und abschmilzt. Wird nun vollends von jener vorhin angedeuteten Einrichtung Gebrauch gemacht, die einzelnen Teile der Linienleitungen nur vorübergehend unter Strom zu halten, so ist die Möglichkeit einer Gefährdung der Telephonanlagen zur größten Unwahrscheinlichkeit geworden. Was nun die zur Verwendung kommenden Elektromotoren anbelangt, so sei gleich von vornherein konstatiert, daß die Gesamtstärke derselben in der Regel nicht größer zu sein braucht als bei den anderen bisherigen Systemen. Man wird bei Anwendung zweier Motoren je einen W-Motor und G-Motor, bei Anwendung von vier Motoren zwei W-Motoren und zwei G-Motoren etc. wählen. Im Allgemeinen wird angetragen werden, die G-Motoren ungefähr ebenso stark als die W-Motoren zu machen und nur in speziellen Fällen wird man die eine oder die andere Motorentype größer wählen, wobei übrigens berücksichtigt werden kann, daß sowohl die Motoren als auch die Akkumulatoren vorübergehend hohe Ueberanstrengungen vertragen. (Schluß folgt.) Die elektrische Kraftübertragung zu Hartford. Die Hartford Electric Light Company war nach „El World“ eine der ersten, welche diese Wasserkraft in dieser Gegend zur Er zeugung von Elektrizität ausnutzte, um dieselbe auf große Entfer nung zu übertragen. Im Jahre 1889 schloß die Gesellschaft einen Vertrag mit der Farmington River Pover Company, welche den elek trischen Strom aus ihrer Zentralstation am Farmington Fluß, 17,4 km weit an die Zentralstation in Hartford lieferte. Diese Kraft wurde 1890 zuerst benutzt, um die Generatoren für die Straßenbeleuchtung in Hartford zu betreiben. Die Resultate waren so befriedigend, daß 1891 ein Einphasen-Generater mit fast 2500 Volt in Betrieb gesetzt wurde. Derselbe wurde im folgenden Jahre durch zwei 120 Kw Ein- phasen-Generatoren ersetzt, welche zum Betrieb der Wechselstrom- Glühlampen dienten. Der Strom wurde bei 1200 Volt erzeugt, durch aufsteigende Transformatoren auf 700J Volt erhöht und in der Zen trale zu Hartford durch absteigende Transformatoren auf 1200 Volt reduziert. Erst im Jahre 1893 wurde ein Dreiphaseu-Generator von 300 Kw in der Kraftstation aufgestellt und der Strom benutzt, um einen Dreipliasen-Motor in der Hartforder Station anzutreiben und die Dampfanlage zum Betriebe der Gleichstrommaschinen zu ergänzen. Die elektrische Licht-Gesellschaft betreibt 2 Stationen in der Stadt. Eine, die Staatsstraßen-Station,' liegt im Zentrum der Ge schäftsgegend und verteilt den Strom nach dem Dreileiter-System ä 220 Volt, um ihn in einem Bezirk, wo die Leitungen unterirdisch liegen, zu verwenden. Die zweite, oder die Pearl-Street-Station, liegt am Rande des unterirdischen Reviers, war daher zum Uebertritt in das oberirdische System sehr geeignet und wurde außerdem mit einer anderen Dampfanlage versehen. Die Kraft wird durch 4 Horizontalturbinen-Sätze erzeugt, wovon 2 durch Riemen mit jedem Generator verbunden sind, da die Riemen scheibe desselben eine doppelte Krone hat. Die Turbinen leisten zusammen etwa 1600 PS und haben Lombard-Regulatoren. Die Kraft wird durch zwei 600 Kw Zweiphasen-Generatoren erzeugt, welche fast 325 Touren pro Minute machen und 22polige Wechselstrommaschinen mit einer Frequenz von 60 Perioden per Sekunde sind. Die beiden Wechselstrommasehinen sind parallel ge schaltet, und die Gesamtleistung wird durch 2 Schallenberger’sche Ergänzungs-Wattmeter registriert, wovon einer in jeder Phase einge schaltet ist. Der ganze Strom geht durch die Primärleitungen einer Transformatoren-Reihe, deren Sekundärleitungen mit dem Wattmeter verbunden sind. Der Strom fließt von den Generatoren zu 4 auf steigenden Transformatoren von je 300 Kw, wovon 2 auf jeder Phase des Systems parallel geschaltet sind. Die Umschalter sind so ange ordnet, daß jede Transformatoren-Reihe ausgeschaltet werden kann, wenn nur eine Wechselstrommaschine benutzt wird. Die Transformatoren sind nach der Oel-Isolationstype konstruiert. Durch dieselbe wird die Spannung von 500 auf 10000 Volt erhöht und zugleich der Strom vom zweiphasigen zum dreiphasigen nach der Scott’schen Methode (siehe Figur 1) umgewandelt. Kein Versuch wurde gemacht, um den 10000 Volt Stromkreis mittelst Umschalter zu handhaben. Der Strom wird von den Transformatoren nach Hartford durch 6 Leitungen übertragen, wovon 2 parallel auf jeder Phase geschaltet sind. Die Leitungen ruhen auf doppelten Glas-Isolatoren. 3000 Fuß von der Pearl Street-Station sind die Leitungen unterirdisch gelegt und mit 3 zur Station führenden Kabeln verbunden. Diese unterirdische Linie, welche mit mehr wie 16 km oberirdischer Leitung verbunden, ist seit 4 Monaten mit vorzüglichem Erfolg in Betrieb. Die Leitungen werden durch Wurts-Blitsableiter-Batterien und Drosselspulen ge schützt. Die Spannung in Hartford wird auf 2400 Volt reduziert und von Dreiphasen- auf Zweiphasen-Strom durch absteigende Trans formatoren umgeändert. Das Dreiphasen-System wurde auf der weit entfernten Leitung wegen der besseren Wirkung benutzt und das Dreiphasen-System bei der Verteilung bevorzugt, da es sich leicht den vorhandenen Einphasen-Leitungen anpaßt. Obgleich jede neue Verteilung des Wechselstrom-Systems bei 2400 Volt stattfindet, hielt man es für ratsam, in letzter Zeit 1200 Volt Spannung anzuwenden, und wurden die Transformatoren hiernach konstruiert. Die von der Pearl Street-Station erhaltene elektrische Energie ergänzt den Strom bei dem ganzen Wechselstrom- Beleuchtungs- und Fig. 1. Kraft-System, sie unterstützt den Strom für die Rotations-Transfor matoren in der Staatsstraßen-Station zum Laden der Akkumulatoren- Batterie und zur direkten Versorgung des Dreileiter-Systems; was für diese Zwecke nicht benutzt wird, ergänzt die Kraft zum Betrieb eines 600 Kw Synchron-Motors, welcher direkt mit der Welle in der Pearl- Street verbunden ist. Die Bogenlicht-Dynamos und zwei 200 Kw Straßenbahn-Gene ratoren, welche die elektrische Energie für eine der Vorstadt-Straßen bahnen ergänzen, werden von dieser Wellenleitung angetrieben. Der Synchron-Motor kann nicht nur als Motor, sondern auch, wenn er durch die Dampfmaschine angetrieben wird, als Generator wirken und unterstützt den Strom des Wechselstrom-Systems. Er wird durch einen Induktions-Motor angetrieben, welcher von dem Stromkreis ausgeschaltet wird, sobald die Synchron-Geschwindigkeit erreicht ist. Beim Anlassen wird die Welle von dem Motor getrennt. Der Motor ist so konstruiert, um mit 2400 Volt Spannung zu arbeiten, so daß keine besonderen Transformatoren nötig sind, wenn er als Generator wirkt. Generatoren h 500 Volt werden in der Kraftstation vorgezogen, da diese Type der Ankorkonstruktion bei Fig. 2. denselben für besser als die der 2400 Volt-Generatoren gehalten wird. Die Staatsstraßen-Station ergänzt den Strom des Dreileiter-Systems und wird durch den Zweiphasen-Wechselsti’om in Betrieb gesetzt, welcher bei 2400 Volt Spannung von der Pearl-Street-Station über tragen wird. Die Aenderung von Zweiphasen-Wechselstrom in Dreileiter- Gleichstrom wird durch einen Rotations-Transformator und zwei ab steigende statische Transformatoren ausgeführt. Die Rotations-Trans formatoren erhalten den zweiphasigen Wechselstrom bei etwa 2400 Volt und liefern Gleichstrom für das Dreileiter-System. Die Kapa zität der ersteren ist 250 Kw und ihre Normalleistung 833 A bei 300 Volt. Gewöhnlich ist die Maschine einer gewöhnlichen Gleich strommaschine ähnlich und wird durch einen kleinen Induktions-Motor, welcher am Ende der W T elle montiert ist, angetrieben. Es ist üblich, bei einem Dreileiter-System 2 Maschinen, jede für halbe Spannug, zu benutzen. Dies erfordert 2 kleine Maschinen an statt einer großen und einer entsprechend größeren Zahl von Kommu tatoren und Bürsten. Von diesen Maschinen wurde jedoch der