Volltext Seite (XML)
XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 23. 1896/97. 281 wird, zeigt ein kleiner Auszug aus der Sammlung von Analysen von Geheim- mitteln zur Verhütung von Kesselstein herausgegeben im Auftrag der Dampf- kessel-Ueberwachungs-Vereine. Thatsache ist es, daß eine sehr große Menge solcher Geheimmittel für den Kesselbetrieb geradezu schädliche Bestandteile enthalten; meist der einzig wirksame Bestandteil die Soda ist, welche man überall aber in reinerem Zustande bekommt und nicht zu so hohen Preisen, wie in solchen Mitteln angeboten, zu kaufen braucht; es kann da Vorkommen, daß man eine dünne, wässrige Soda lösung mit mehreren Mark bezahlt, welche ohne das kostenlos zu habende Wasser nur wenige Pfennige und nicht einmal die dafür aufgewendeten Kosten für Pracht wert ist. Die Kesselreinigung erfolgt auch noch mit Petroleum und anderen mechanisch wirkenden Mitteln, dieselben übergehe ich, als schädlich und abgethan. Wirksamere Mittel zur Ausfällung der steinbildenden Salze aus dem Wasser sind dagegen Chlorbarium von de Haen in Hannover seiner Zeit eingeführt, dieses Mittel ist indeß zu teuer und deshalb nicht im Gebrauch. Heute werden als wirksamste, billigste Wasserreinigungsmittel Aetzkalk, Aetznatron und kohlensaueres Natron verwendet, welchen man bei Wasser mit schwer ausfällbaren Salzen zur Beschleunigung der mechanischen Abscheidung noch etwas Alaun oder Eisensalze zusetzt, weil dadurch künstlich ein schwererer Schlamm gebildet wird, welcher die Klärung des Wassers beschleunigt. Die Anwendung dieser Reagentien kann einzeln oder gleichzeitig je nach der Beschaffenheit des Wassers und der Art der Reinigung erfolgen, ihre Wirksamkeit auf die gelösten steinbildenden Salze des Wassers beruht darauf, daß sie im Wasser unlösliche Hydroxide und neutrale Carbonate in Schlammform bilden, denn ihre große Alkalität bindet die Säuren, welche die festen Stoffe des Wassers in Lösung erhalten. Der im Wasser schwebende Schlamm wird dann durch Absetzen (Dekantieren) oder Filtrieren, oder auch beide Metoden gleichzeitig ausgeschieden. Die Salpetersäure oder Chlor gebundene Magnesia, Verunreinigungen, die mit Aetz natron ausgefällt werden. Werden diese Magnesiasalze nieht durch Aetznatron zersetzt, so zerlegen sie sich im Kessel unter Druck in corrodierende Säuren einerseits und Magnesia hydrat, welches Stein und Schlamm bildet, andererseits. Ich beschränke mich hier auf Vorführung einiger neueren Reinigungs apparatkonstruktionen, bei welchen die vorbehandelten Grundsätze volle vorteil hafte Anwendung gefunden haben, es sind dies die Apparate nach den Patenten und Konstruktionen Nuß, welche ich durch die aufgehängten Zeichnungen vorführe. Jeder einzelne Fall, in welchem Wasserreinigung verlangt wird, liegt anders, dies hat seine Ursache in der verschiedenen Beschaffenheit des Wassers, in den verschiedenen Verwendungszwecken, in der Art und Weise, unter welchen diese Reinigung möglich ist, in der Größe der verlangten Anlage und den Kosten, welche man dafür aufwenden will, für alle diese Fälle ist bei den Bau arten der Apparate Patente Nuß gesorgt, dieselben verbinden für Dampf kesselbetrieb angewendet, in Bauart I., II. und III. auch noch den Zweck des Wasservorwärmers und in Bauart III. auch denjenigen eines Abdampfkondensators in sehr vollkommener Weise, sind also, soweit es der eigentliche Zweck erlaubt, mit Kombinationen wichtiger Nebenapparate versehen, welche den Wert und die Verwendungsweise dieses Systems wesentlich erhöhen. Bauart I. und II. arbeiten in der Siedehitze und unter der Kesselspannung, dadurch bedarf man nicht der Chemikalien für die vorübergehende Härte, welche wie schon früher erwähnt, sich in der Hitze und unter Druck selbst ausfällt, diese Apparate arbeiten also billiger als andere Systeme. Bauart I. Kesselreiniger und Vorwärmer anwendbar für einzelne Kessel und dort, wo die Kosten zu einer Vorreinigung nicht aufgewendet werden können, diese Bauart eignet sich besonders auch für kleinere Kessel, sie reinigt in der Siedehitze und unter der Kesselspannung. Fig. 3. Bildung größerer Mengen .schweren Schlammes steigert die Klärfähigkeit des Wassers, deshalb sucht man diesen, wie schon vorerwähnt, künstlich durch Zusätze zu vermehren, ein Verfahren, welches bei auf kaltem Wege arbeitenden Apparaten von besonderem Nutzen ist, weshalb bei diesen die sogenannte Kalk reinigung in Uebnng ist. Es wird dabei Aetzkalk und kohlensaures Natron angewendet, welche zusammen Aetznatron und kohlensaueren Kalk bilden, letzterer vermehrt die Schlammmenge. Dieses Verfahren hat den Vorzug der Billigkeit der Fällungsmittel, aber allerdings den Nachteil, daß man sehr große Mengen gesättigtes Kalkwasser bereiten und die Apparate wegen der großen Schlammmenge öfter ablassen muß. Ein weiterer Nachteil hierbei ist, daß die Reaktionsgefäße sehr groß sein müssen, es erfordert viel Raum und hohe Anlagewerte. Dieses sogenannte Kalkverfahren ist bei der Kesselreinigung nicht an wendbar, weil es den sich im Kessel bildenden Schlamm zu sehr vermehrt, in einem solchen Falle genügt Soda allein. Die Feststellung der Zusätze zur Wasserreinigung ist natürlich nur nach der genauen Analyse des Wassers möglich, die Art und Menge der im Wasser enthaltenen steinbildenden Salze, die Art des Verfahrens zu ihrer Ausfällung, sind die Grundlagen der Bestimmung der. Fällungsmittel. Zu diesem Zwecke sind die, die Härte des Wassers bedingenden Kalk- und Magnesiaverbindnngen in drei Gruppen zu teilen. I. Gruppe: Die Bikarbonnate des Kalkes und der Magnesia, welche sich durch Absieden und unter Spannung, ohne Zusätze abscheiden lassen, bei Reinigung auf kaltem Wege oder ohne Druck, aber mit Aetzkalk oder Aetznatron ausgefällt werden, wobei das aus letzterem sich bildende kohlensaure Natron zur Aufhebung der bleibenden Härte benützt wird. II. Gruppe: Alle anderen an Säure gebundenen Kalksalze, welche durch Soda abgeschieden werden. Die III. Gruppe bildet die nicht an Kohlensäure aber an Schwefelsäure, Beschaffenheit und Wirkungsweise des Apparates Bauart I., Fig. 1. Oeffnet man das Ventil M, so tritt durch das Rohr G, welches auf der tiefsten Stelle des Kessels abgezweigt, — in dessen Schlammsäcke geführt und mit Sauglöchern versehen ist, — das Schlammwasser des Kessels in den Apparat und füllt diesen. Nun wird das Ventil N geöffnet, man setzt durch Oeffnen des Dampfhahnes R die Dampfstrahlpumpe W in Thätigkeit, durch deren Druck eine beständige starke Wasserbewegung durch das Rohr G, den Filtrierapparat und das Rohr J in den angegebenen Pfeilrichtungen stattfindet. Auf diesem Wege wird das Wasser gezwungen das Filter zu passieren, welches keinen Schlamm durchläßt. Der Schlamm setzt sich im unteren Teile des Schlamm fängers und Filtrierapparates ab und wird durch den Hahn A entfernt. Das gereinigte Wasser geht durch das Rohr .1 wieder in den Kessel zurück. Bei jedesmaligem Ablassen des Schlammes reinigt sich das Filter selbstthätig, denn es wird durch von oben zurückströmendes Wasser immer von Neuem ausgewaschen. In die Dampfstrahlpumpe W tritt das frische Speisewasser ein, welches mit gereinigtem heißen Wasser und Dampf gemischt wird, ehe es in den Kessel gelangt. Diese Mischung ist von hervorragender Wirkung auf die Fällung der gelösten Substanzen, welche Kesselstein bilden. Der Apparat dient dadurch auch als Vorwärmer. Der Druck des Speisewassers verstärkt die Wirkung des Dampfstrahl-Apparates. Es empfiehlt sich, Apparate und Rohre zu umhüllen, damit keine Wärme verloren geht und das Kesselhaus nicht unnütz geheizt wird. Zur leichteren Einführung der Soda ins Speisewasser empfieht sich, in die Speiseleitung ein Soda-Einfüllgefäß Fig. 2 mit Entleerung einzubauen, welches mit einem Durchgangshahn B, Fig. 2, zum Absperren dieses Gefäßes beim Füllen versehen ist. Die Montage ist einfach und kann von einem Schlosser oder Kesselschmied in einigen Tagen ausgeführt werden. Zu den Rohrleitungen werden schmiedeeiserne Rohre verwendet. Die an-