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„ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. No. 21. 1896/97. 253 XIV. Jahrgang. Dynamo und ist ein Ringspurlager mit spezieller Konstruktion für komprimiertes Oel. Jede der beiden Turbinen ist mit einer kompletten Regulier- vorrichtung ausgerüstet, die beide mit dem automatischen Regulator verbunden sind. Das Regulierorgan ist ein Ringschieber, der nur eine ganz kleine Drehung machen muß, um das Leitrad vollständig abzuschließen. Alle drei Kränze des letzteren haben nämlich gleich viel Oeffnungen und die Schaufeln sind nach außen verdoppelt, so daß auf jede Oeffnung wieder eine geschlossene Fläche von gleicher Breite folgt. Der Schieber ist dementsprechend als sogenannter Gitterschieber konstruiert und sein ganzer Weg beträgt also nur die halbe Teilung am äußeren Umfang des Leitrades. Dadurch wird eine äußerst rasche Wirkung des Regulators ermöglicht. Der Regulator ist oben im Dynamolokale plaziert und besteht aus einem Tachymeter mit Federbelastung, der vermittelst eines patentierten Regulierventils auf den Regulierkolben wirkt. Der Regulierzylinder steht in Verbindung mit der Oeldruekleitung, welche auch für das Spurlager das nötige Drucköl liefert und den Druck von ca. 18 Atm. von einer eigenen Pumpe erhält. Je nachdem nun der Regulator das Regulierventil öffnet oder schließt, bewegt sich der Kolben vor- oder rückwärts und wirkt dementsprechend auf die beiden Regulierschieber, mit denen er durch Zugstangen und eine vertikale Regulierwelle verbunden ist. Die oben erwähnten zwei kleinen Turbinen für die Erreger dynamos machen 150 Touren per Minute und sind ebenfalls mit einer Dynamo von gleicher Leistung direkt gekuppelt. Es sind dies einfache Jonval-Turbinen mit geschlossenem Kessel und mit Ober wasserzapfen. Die Anordnung der Regulierung und des Regulators ist ähnlich wie bei den großen Turbinen durchgeführt. *) Generatoren. Als Generatoren dienen Zweiphasen-Wechsel strommaschinen der „Compagnie de l’Industrie Electrique“ in Genf, die bei Normalleistung 181 Amp. bei 3000 Volt eff. Spannung liefern. Jede Dynamo wird direkt von ihrer Turbine mit vertikaler Axe angetrieben. Diese Dynamos sind nach dem Prinzip der Maschinen mit festen induzierten und festen induzierenden Wickelungen gebaut, ein Typ, der in der bezüglichen Patentschrift der Comp, de l industrie electrique 1892 festgelegt ist und eine aus zwei Teilen bestehende Maschine charakterisiert, einem festen innern von glatter Oberfläche und einem beweglichen äußern gezahnten Teil, der keine Wickelungen trägt; zwischen beiden Teilen wird ein entsprechender Luftzwischenraum zugelassen. Der bewegliche gezahnte Teil ist als eine Art Glocke ausge bildet; durch deren Drehung wird eine Aenderung des magnetischen Flux im Luftzwischenraum hervorgerufen, wo sieh die induzierte Wickelung befindet und in letzterer eine alternierende elektro motorische Kraft erzeugt. In Chevres hat jede Maschine zwei Anker, die in Ueberein- stimmung mit einander plaziert werden können, um einen zur Be leuchtung bestimmten, einfachen Wechselstrom zu liefern, oder aber mit einer Phasenverschiebung von 90° gegen einander verschoben, zur Erzeugung zweiphasigen Wechselstroms dienen, in welcher Form die elektrische Energie bei der Kraftübertragung zur Verwendung kommt. Die Erregung besteht aus einer einzigen Wickelung für jede halbe Maschine — aber jede für sich regulierbar. Der magnetische Stromkreis setzt sich aus einem doppelten Gußring zusammen, der auf einem gußeisernen Sockel ruht und die beiden Anker trägt, welche lamelliert sind. Die Erregerwickelungen bestehen aus Kupferband, das um den ganzen Gußring gewickelt ist. Die induzierten Wickelungen setzen sich aus platten Spulen zusammen, die an der glatten Fläche der lamellierten Anker mittelst Bandagen befestigt sind. Der magnetische Kreis wird durch eine Glocke geschlossen, bestehend aus zwei über einanderliegenden Zahnkränzen mit nach innen gewendeten Zähnen. Die Zahnkränze werden gebildet ausRingen von Stahlguß, die aus einem einzigen Stück gegossen und gegeneinander verschraubt sind; ein Gußdeekel trägt den so konstruierten Ring und kuppelt ihn mit der Turbinenwelle. Die Größe der Maschinen und ihre Rotationsgeschindigkeit waren für diese Konstruktion bestimmend. Der äußere Durchmesser der Glocke beträgt 4,5 Meter bei 80 Touren per Minute; der Vorteil als eiuziger beweglicher Teil nur eine Stahlglocke ohne jede Wickelung zu haben, ist daher von wesentlicher Bedeutung, die Schleifkontakte fallen natürlich gleichfalls fort, ferner wird das Gewicht der beweglichen Teile erheblich vermindert, was die Parallelkuppelung der Maschine erleichtert. Die Zähne der Glocke sind durch leere fensterartige Räume von einander getrennt, wodurch eine wirksame Ventilation erreicht wird. Der erzeugte Wechselstrom hat 45 Perioden per Sekunde. Erregermaschinen. Die beiden von der Masehinen- Fabrik Oerlikon gelieferten Gleichstrom-Erregermaschinen von je 150 PS sind, wie oben bemerkt, je mit der vertikalen Turbinen welle gekuppelt und im Stande, einen Strom von 600 Amp. bei 110 Volt zu geben. Tourenzahl: 250 per Minute. Dieser Gleich strom wird außerdem zum Betrieb sämtlicher Hilfsmotoren des Werkes verwendet. *) Vgl. Schweiz. Bauzeitg. 1896. Bd XXVIII. Die Turbinen und deren Regulatoren auf der schweizerischen Landesausstellung in Genf von Fr. Präsil. Prof, am eidg. Polytechnikum in Zürich. Schaltwand und Regulierung. Die Schaltwand enthält alle erforderlichen Apparate für einen sicheren Betrieb der Genera toren, Erregermaschinen und der Linie. Die Regulierung geschieht automatisch mittelst Regulatoren, System Thury, die durch kleine Motoren angetrieben werden. Unterirdische Leitung. Die Fernleitung zur Stadt war ursprünglich oberirdisch geplant. Dieselbe hätte jedoch durch die längs der Rhone gelegenen Privatbesitzungen geführt, so daß sich die Stadt zu einem neuen System unterirdischer Leitung, System Grainier, entschloß. Die blanken Kupferleitungen wurden in Isolier masse in Betonkanälen eingebettet. In einer Distanz von je 1 km sind Meßhäuschen angeordnet, wo die Linie zur Erleichterung von Messungen in einzelne Teile separiert werden kann. Die Leitung besteht aus vier Strängen, entsprechend den zwei Phasen des Wechselstroms, jeder Strang setzt sich aus sieben Kabeln zusammen, die aus je sieben Drähten von 3,6 mm Durchmesser ge bildet werden. Der Querschnitt eines jeden dieser Kabel ist somit 70 mm 2 und derjenige eines ganzen Stranges 490 mm 1 . Verteilung. Diese 6 km lange Linie mündet bei Eintritt in die Stadt in eine auf der Promenade St. Jean befindliche Ver teilungsstation, von wo der zu 2500 Volt gespannte Strom durch ein unterirdisches Netz konzentrisch verlegter Kabel nach Herab transformierung auf 550, 2X500, 2X110 Volt innerhalb der Stadt zur Verteilung kommt. Für den Tramwaybetrieb (550 Volt) und für die Privatbe leuchtung durch Glühlampen (2X110 Volt) wird der Wechselstrom in zwei Stationen ■— Coulouvreniere- und Insel-Station —• durch Kommutatoren in Gleichstrom umgewandelt. Für die öffentliche und private Bogenlampenbeleuchtung und zur Speisung von Motoren wird eine Spannung von 500 Volt benutzt, die durch einen im Fuße des Kandelabers jeder Bogenlampe angebrachten Transformator eine weitere Herabsetzung auf 40 Volt erfährt. Während der Monate Mai—Oktober 1896 konsumierte den größte Teil der in Chevres erzeugten elektrischen Energie die schwei zerische Landesausstellung, welcher durch zwei besondere unterirdische Netze, Ein- und Zweiphasenstrom für den Bedarf an Kraft und Lieht durch die Coulouvreniere-Station übermittelt wurde. Die unterirdischen Leitungen sind zum Teil von Siemens & Halske, zum Teil von der Firma Berthoud, Borei & Cie. in Cortaillod installiert worden. Der Abgabe von Strom an die Umgebung von Genf innerhalb eines Verteilungsradius von 10 km dienen oberirdische Leitungen von je 100 mm 1 Querschnitt, welche direkt von Chevres nach dem linken und rechten Rhoneufer führend, die dort liegenden Ortschaften mit Kraft und Licht versorgen. Zur Speisung dieses oberirdischen Netzes wird die Spannung von 3000 V. auf 5000 Volt erhöht. — Fritsche’s Hochspannungs-Gleichstrom-Dynamos und Motore für transportable Anlagen und für den Export. Außer den gewöhnlichen, seit Jahren als vortrefflich bekannten Dynamos und Motoren baut die Firma Fritsche & Pischon, Berlin Hochspannungs-Dynamos und Motore für transportable Anlagen und für den Export. Hierbei ist äußerst geringes Gewicht bei vollkommen solider Bauart begreifliche Bedingung; nicht minder aber geschlossener Bau bei leichter Zugänglichkeit der einzelnen Teile und vorzügliche Isolation. Daß die übrigen Bedingungen, welche gute Dynamos und Motore erfüllen müssen, Berücksichtigung gefunden haben, versteht sich von selbst. Die Maschinen sind teils