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XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 20. 1896/97. 246 gestellte Apparat empfing das Telegramm und fertigte es richtig in Morse’schen Zeichen aus. Die Aeußerungen des Erfinders zu Be richterstattern der italienischen Fachblätter lassen erkennen, daß sein Apparat auf der bekannten Entdeckung des deutschen, leider in so jungen Jahren gestorbenen Gelehrten Heinrich Hertz über die Fortpflanzungen der elektrodynamischen und Induktionswirkungen durch den Raum und durch elektrische Nichtleiter beruht. Hertz zeigte bekanntlich, daß diese Fortpflanzung in ganz ähnlicher Weise vor sich gehe, wie die Fortpflanzung des Lichtes und des Schalles. Das grundlegende Experiment des deutschen Gelehrten war dieses: In einem zweckdienlich konstrnirten Apparat werden elektrische Wellen erzeugt. Sie verbreiten sich durch den Raum, treffen auf einen zweiten, etwa. 10 Meter entfernten Apparat und erzeugen in demselben elektrische Funken. Dieser Versuch hat in der Akustik das sehr bekannte Gegenstück von den beiden gleichgestimmten Stimmgabeln. Streicht man die erste derselben an, so beginnt auch die zweite zu tönen. Hier sind es Schallwellen, die sich durch die Luft verbreiten und die zweite Stimmgabel ertönen lassen. Bei dem Hertz’schen Experiment sind es elektrische Wellen, die sich im Aether verbreiten und in dem zweiten, dem Empfangsapparat, elek trische Funken erzeugen. Hertz zeigte auch, daß die elektrischen Wellen durch Wände und Thüren nicht aufgehalten werden, sondern blos durch elektrische Leiter, also vorzüglich durch Metalle. Hält man sich alles dies vor Augen, so erkennt man leicht, daß der Telegraph Marconis eine direkte Anwendung der Hertz’schen Entdeckungen ist. Auf seiner Aufgabestation erzeugt Marconi elek trische Wellen. Unter Zuhilfenahme eines Morse-Apparates kann man diesen Vorgang längere oder kürzere Zeit andauern lassen. Die elektrischen Wellen durchdringen die Wände und Fußböden, gelangen zu der Empfangsstation und erzeugen dort elektrische Vor gänge (bei Hertz Funken), die der Morse-Apparat aufzeichuet. Der deutsche Gelehrte vermochte die Fernwirkung der elektrodynamischen und Induktionsvorgänge bis auf eine Distanz von 20 Metern nach zuweisen. Erst wenn es Herrn Marconi gelänge, die Fortpflanzung der elektrischen Wellen auf eine erhebliche größere Ent fern u n g nutzbar zu machen, würde er die Hertz’schen Entdeckungen bereichern und seiner eignen Erfindung praktischen Wert sichern. Bisher hat Marconi nur solche Experimente vorgeführt, in denen Aufgabe- und Empfangsapparat wenige Meter von einander entfernt waren. Er versichert jedoch, daß es ihm gelungen sei, in England 14 km weit zu telegraphieren und hofft, seine Apparate in dem Maße zu vervollkommnen, daß es möglich werde, mit ihnen von England nach Amerika zu telegraphieren. In einer Unterredung erklärte Marconi, daß sein Apparat schon in der jetzigen Gestalt mit Vorteil zur Verhinderung von Sc h if f szu sa mme n s t ö ß en bei Nebel verwendet werden könne. Schiffe, die mit seinem Apparat ausgerüstet sind, würden sich gegenseitig ihre Annäherung anzeigen, wenn sie noch mehrere Kilometer weit von einander entfernt sind. Desgleichen könnten die Leuchttürme besser durch elektrische als durch Lichtwellen den mit seinem Apparat ausgerüsteten Schiffen die Nähe der gefahrdrohenden Küste bemerkbar machen. Den wei teren Experimenten Marconis sieht man in Italien mit Spannung entgegen. Metall- und Phosphorbronze-Giesserei von Gebrüder Kemper in Olpe, Westf. Schon seit Jahren liefert obgengenannte Firma Gußwaren als Walzenlager, Lagerschalen, Zahnräder, Büchsen, Ventile und sonstige Metallteilen aus Rotguß, Phosphorbronze, Manganbronze, säurefester Bronze, Deltametall, Messingguß, Weißmetall u. s. w. und speziell für Elektrizitätszwecke: Lagersehaalen, Ringe, Ankerscheiben, Lamellen, Polgehäuse etc. undverwandten Maschinenteilen durch ihre ausgezeichnete Härte, Dichte, Festigkeit und Zähigkeit vorzüglich geeignet ist. Sie stellte sich trotz des höheren Preises im Verlauf billiger heraus als alle anderen Legierungen, da sie der Abnutzung nur in sehr geringem Maße aus gesetzt ist. Die übrigen Legierungen werden zu den verschiedensten Zwecken in der Maschinentechnik mit Vorteil benutzt. Zahlreiche Kompositionen, wie die Kirchwegersche Lager komposition, die L oko motiv-Lagerkomposition, Bab- bitsmetall und verschiedene Weißmetalle liefert die Firma in WH? i il- 131 ”»■ fU ui ns ■ j* Ui i ES -u = '3ä®W||p Ä . Auf sauberste Ausführung des Gusses wird größter Wert ge legt. Kleinere Gußstücke werden nach besonderem Verfahren ge putzt und kommen mit metallisch reiner Oberfläche zum Versandt oder werden auf Wunsch auch gebeizt. Die Bearbeitung derartiger Stücke ist eine leichtere, die Werkzeuge werden mehr geschont und ein Ersparnis an Arbeitslöhnen erzielt. Die Firma beachtet dabei, daß für Legierungen nur ganz reine Metalle, frei von Arsen, Antimon, Wismut, Eisen u. s. w. verwendet werden dürfen, weil selbst sehr geringe Beimengungen anderer Metalle die Beschaffenheit der Legierung wesentlich verändern können. V ir heben hier zunächst die Stahlphosphorbronze hervor, welche für Walzenlager, Lagerschalen, namentlich auch bei Dyn amo- vorzüglicher Güte. Hierzu kommt noch Dr. Künzels Phosphorbronze, die an Festigkeit geschmiedetem Eisen nahe kommt und für hydraulische Preßkörper, Zahnräder, Wellen, Kolbenringe, Spurpfannen, Schiffs schrauben u. s. w. weitgehende Anwendung gefunden hat Eine Spezialität der Firma ist ferner die Herstellung von französ. Schlaglot und zwar Kupferlot, Messinglot und Schnelllot in ausgezeichneter Reinheit. Zum Schluß erwähnen wir noch die bereits bestens eingeführten Schmie^apparate nach System Stauffer, Bauermeister u. a. Die Firma arbeitet mit Dampf- und Wasserkraft und besehäftigt beständig ca. 100 Arbeiter allein in der Gießerei. Anker-Cement. Gebrüder Holder, Maschinenwerkstätte. Unter dem Namen Anker-Cement wird von der Firma Gebrüder Holder in Urach i. Wttbg. ein Produkt in den Handel gebracht, das infolge der in dem Nachstehenden näher bezeichneten Eigen schaften für die Elektrotechnik von nicht geringer Bedeutung sein dürfte. Der Anker-Cement ist eine bläuliche, steinartige Masse, die über Kohlenglut in einer Pfanne erwärmt, bei ca. 120° C schmilzt und so dünnflüssig wird wie Wasser, daß sie in die kleinsten Ritzen und Poren eindringen kann. Die Masse verbündet sich fest mit Holz, Stein, Mauerwerk und rauhen Eisenflächen, erhärtet in wenigen Minuten und läßt sich mit der Feile und dem Meißel bearbeiten. Von Säuren wird er nur ganz schwach angegriffen und ist vollkommen wetterbeständig. Feuchtigkeit nimmt er nicht auf, daher kann er auch nicht gefrieren und ist selbst bei strengster Kälte anwendbar. Zu all diesen Eigenschaften kommt noch die hervorragendste: Er ist ein Nichtleiter der Elektrizität in des Wortes yollster Bedeutung und findet deshalb in der Elektrotechnik mannigfache Anwendung. Die berechtigte Forderung, daß Dynamomaschinen nicht blos fest, sondern auch vom Erdreich vollständig isoliert aufgestellt werden müssen, läßt sich mit Anker-Cement aufs Solideste und Einfachste erreichen.