Volltext Seite (XML)
239 ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. No. 20. 1896/97. XIV. Jahrgang. die Erhöhung steigt bei weitem langsamer an. Herr Claude hat hierüber vor der Gesellschaft der Elektrotechniker mit einer Wechsel strom-Lampe von Brianne, die von dem Secteur de la rive gauche gespeist wurde, eine Anzahl Versuche angestellt. Läßt man die Potential-Differenz an den Klemmen sich so verändern, daß der Kern mehr oder weniger tief in die Spule eintaucht, so kann man fest stellen, daß, je nach der Strecke, um welche sich der Kern bewegt, die Stromstärke sich 5- bis lOmal weniger rasch als die Potential differenz verändert, trotz der geringen Frequenz von 42 Perioden in der Sekunde. Dies gilt ganz allgemein für alle Nebenschlußlampen, wie gering auch die Bewegungen des Kerns sein mögen, welche die Regulierung bestimmen, derart daß bei diesen Lampen, namentlich bei hoher Wechselzahl, die Potentialdifferenz, d. h. die Entfernung der Kohlen spitzen voneinander innerhalb weiter Grenzen sich ändern kann, ohne daß der Kern größere Bewegungen machte. Man muß deshalb durch größere Empfindlichkeit des Mechanismus und der Regulierung er setzen, was die elektrischen Aenderungen nicht leisten können. Gas ist zweifellos eine bedenkliche Sache, welche bewirkt, daß die wenigsten Bogenlampen für Wechselstrom, unter denen die von Brianne noch eine der besten ist, einigermaßen gut arbeiten Es fragt sich nun, ob der mangelhaften Funktionierung nicht abgeholfen werden kann. Alle im Vorigen angestellten Betrachtungen lassen sieh kurz so zusammenfassen: Wenn die Lampen für Wechselstrom mangelhaft arbeiten, so liegt dies überwiegend in der Vergrößerung des schein baren Widerstandes, die durch das Eindringen des Kerns in die Spule hervorgebracht wird. Man mußte nun, um zu bewirken, daß die Wechselstromlampen ebensogut wie die Gleichstromlampen ar beiten, darauf ausgehen, den Widerstand gleichbleibend zu machen. Das Ideal einer solchen Einrichtung aber bestände darin, daß der Widerstand mit dem tieferen Eindringen des Kerns in der Spule so gar kleiner würde, denn in diesem Fall änderte sich die Stromstärke erheblich rascher als die Potentialdifferenz; man erzielte alsdann noch günstigere Bedingungen als bei Gleichstrom. Dies aber erreicht man zweifellos durch Einfügung eines Kondensators. Wir schalten einen Kondensator C von solcher Kapazität in Reihe mit dem Magnet L (Fig. 3), daß die Resonanz im Verhältnis zur Selbstinduktion überschi’itten ist. Für den scheinbaren Widerstand Rs einer Drosselspule gilt^die Gleichung: Rs= V R J +ü) 2 L 1 Bei tieferem Eintauchen des Kerns in die Spule wird der Selbst induktionskoeffizient L größer. Wird nun ein Kondensator mit der Kapazität C in Reihe hin zugeschaltet, so gilt jetzt für den scheinbaren Widerstand R's die Gleichüng: Daraus ersieht man, daß der scheinbare Widerstand kleiner wird, wenn der Kern tiefer in die Spule eintaucht, L also sich ver größert, weshalb die Stromstärke sich schneller ändert als die Potentialdifferenz. Um diese Anschauungen experimentel zu prüfen, hat Herr Claude einige Versuche in der Gesellschaft der Elektrotechniker mit derselben Brianne-Lampe angestellt, welche zu den früheren Ver suchen gedient hatte. Es zeigte sich, daß nach Zuschaltung eines Kondensators die Stromstärke in der That sich doppelt so rasch ver änderte, als die Potentialdifferenz, während sie sieh etwa 5 mal weniger rasch veränderte, wenn bloß die Spule eingeschaltet war. Man ersieht daraus, daß bei Einschaltung eines Kondensators eine geringe Aenderung in dem Abstand der Kohlenspitzen ein erheblich tieferes Eintauchen des Kerns in die Spule und damit eine weit bessere Regulierung der Lampe hervorbringt. Uebrigens muß dafür gesorgt werden, daß der Kern sich aperiodisch bewegt. Die Anwendung eines Kondensators in unserem Fall ist um so leichter, als es sich um nur geringe Schwankungen der Potential differenz handelt; der Kondensator kann also klein sein. Apparat zur Prüfung der Dichtigkeit von Isolierröhren. Von Max Jehnke, Berlin 0, Blumenstr. 69. Von den in der Elektrotechnik gebräuchlichen Verlegungsarten der elektrischen Leitungen ist das Isolierrohr unstreitbar dasjenige Material, welches wohl in neuester Zeit die größte Verwendung ge funden hat Bei der jetzigen Verlegung der Isolierrohrleitungen hat sich der Installateur bisher ausschließlich auf die Reellität und saubere Aus führung seitens seines Monteurs verlassen müsssen. Ein von mir konstruierter Apparat setzt jedoch jeden Installateur in den Stand, die Dichtigkeiten der Isolierröhren selbst zu prüfen. Namentlich sind durch nachlässiges Zusammenfügen der Rohr enden oftmals Undichtigkeiten an den Verbindungsstellen entstanden, die, obwohl sie dem Auge nicht sichtbar und auch durch Ansaugen der Röhren nicht zu bemerken waren, doch für die Dauer sehr nachteilig wirkten. Die betreffenden defekten Stellen stellten sich erst bei späterer Inbetriebsetzung der Installation heraus und verur sachten, durch das fortwährende Eintreten von Feuchtigkeit an den mangelhaft zusammengefügten Verbindungsstellen der Röhren, daß die Leitung dort, namentlich bei Neubauten, Schiffen, Kellereien und anderen feuchten Räumen, immer Ursache zu Kurzschluß bildungen gaben. Es ist mir in der Praxis vorgekommen, daß bei Neubauten und Schiffen einzelne Leitungen in einem Jahre des öfteren ausgewechselt werden mußten, und die genaue Untersuchung ergab, daß Kurzschluß in der Leitung war und zwar immer an einer und derselben Stelle. Die betreffende Verbindungsstelle der Isolierröhren war nicht dicht, was zur Folge hatte, daß die Isolation der Leitungen an den defekten Stellen nach und nach durchfaulte und somit Anlaß zu Kurzschluß gab. Derartige mangelhaft ausgeführte Stellen im Rohr netz lassen sich auch häufig nicht beseitigen, da die Röhren größten teils unter Putz und unter dem Stuck der einzelnen Zimmer verlegt werden. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, habe ich einen Apparat konstruiert, der in etwas veränderter Konstruktion auch zur Prüfung der Dichtigkeit bei den Gas- und Wasserrohrleitungen in Gebrauch ist. Der Apparat (siehe beistehende Zeichnung) läßt sich nun mit solcher Sicherheit zur Prüfung der Dichtigkeit vor und nach Ver legung der Isolierröhren verwenden, daß die von mir seit längerer Zeit mit Isolierrohr installierten Anlagen, welche alle mit dem Apparat geprüft worden sind, keinen Anlaß zu Undichtigkeiten und dadurch verursachten Kurzschlußbildungen gaben. Der Apparat besteht aus einem von allen Seiten geschlossenen Zylinder A aus Kupfer oder Messingblech, der einen Durchmesser von ca. 100 mm und eine Höhe von 120 mm hat. Durch die Mitte des oberen Deckels vom Zylinder A geht eine an beiden Enden offene Glasröhre B, welche durch Stopfbuchse S abgedichtet und bis ca. 20 mm über den Boden hinunterreicht. 30 mm vom Boden befindet sich ein einfacher Schlauchhahn HI und 30 mm vom Deckel ebenfalls ein solcher HU, an welchem je ein Schlauch be festigt wird. Will man nun die verlegten Isolierröhren auf ihre Dichtigkeit hin prüfen, so wird der Zylinder zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Der Schlauch des oberen Hahnes HII wird an dem einen Ende des Isolierrohrs befestigt und das andere Ende des Rohres resp. das Rohrende an der Abzweig- oder Verteilungsdose mittelst eines konischen Gummipfropfens abgedichtet. Sobald man nun in dem am Schlauche befestigten Mundstück des Hahns HI Luft hinein bläst, steigt das Wasser des Zylinders in der Glasröhre; das Hineinblasen von Luft muß solange stattfinden, bis das Wasser in der Röhre stillsteht; schließt man nun den unteren Hahn HI, so muß das Wasser, wenn die Leitungen dicht sind, absolut in der Röhre still stehen; fällt es jedoch, so ist dies ein Beweis, daß die Leitung undicht ist. Die undichte Stelle im Rohrnetz läßt sich sofort durch Untersuchen der Leitung feststellen und auch leicht be seitigen. Ich habe gefunden, daß der Fehler fast immer an den Verbindungsstellen zu suchen und auch zu finden ist. Selbstver ständlich darf die Leitung, wenn sie geprüft wird, nicht zu lang