Volltext Seite (XML)
235 XIV. Jahrgang „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 19. 1896/97. toastete auf den deutschen Kaiser und den Großherzog von Sachsen, Herr Dr. Eucken auf den Verband, Herr Naglo auf die Stadt Eisenach, Herr Oberbürgermeister Müller auf ein baldiges Wiedersehen und Herr Geheimrat Slaby in Versen auf die Frauen. An den Großherzog wurde ein Huldigungstelegramm abgesehiekt. Kleine Mitteilungen. Elektrizitätswerk in Freiberg i. S. Bereits seit Jahren steht die Stadt betreffs der Errichtung eines Elektrizitätswerkes zur Ab gabe von Licht und Kraft und Bau einer Straßenbahn mit verschie denen Gesellschaften in Unterhandlung. Nunmehr hat die Stadt gemeinde nur noch zwischen der Firma 0. Kummer, Dresden, einer seits und der Elektrizitäts-Aktien-Gesellschaft vorm. Lahmeyer & Co. anderseits zu wählen. Beide Gesellschaften sichern der Stadt Freiburg die größten finanziellen Vorteile zu, so daß es in Bälde zum Ab schluß des Vertrages kommen dürfte. R. V. Das Elektrizitätswerk der Dresdner Bahnhöfe. In dem am Flügelwege, vom Personenhauptbahnhofe ungefähr 4 km entfernten Elektrizitätswerke der Dresdner Bahnhöfe sind gegenwärtig 5 Dampf kessel von je 150 qm Heizfläche für 8 Atmosphären Druck und 4 Dampfdynamomaschinen von je 330 Pferdestärken, beziehungsweise 220 Kilowatt Maximalleistung aufgestellt. Die Aufstellung einer fünften Dampfdynamomaschine von 660 Pferdestärken, beziehungs weise 440 Kilowatt Maximalleistung wird in den nächsten Tagen vollendet sein, so daß das Werk dann über eine Maschinenleistung von rund 2000 Pferdestärken verfügt. In erster Linie war das Werk bestimmt, die für die Beleuchtung und Kraftübertragung erforderliche elektrische Energie für die sämt lichen Dresdner Bahnhöfe zu liefern, es ist aber auch der Verkehrs und Winterhafen, sowie der Werkstättenbahnhof in Dresden- Friedrichstadt an dasselbe angeschlossen worden, so daß es durch den starken Motorenbetrieb am Tage und durch den Lichtbetrieb während der Nacht eine sehr rationelle Ausnützung erfährt. Gegen wärtig sind an das Werk angeschlossen 127 Elektromotoren mit einem Kraftverbrauche von rund 750 Pferdestärken, 606 Bogen lampen mit 440 Pferdestärken und 3240 Glühlampen mit einem Stromverbrauche von rund 350 Pferdestärken, zusammen also ca. 1540 Pferdestärken. Hiervon sind aber höchstens zwei Drittel gleichzeitig in Gebrauch, so daß thatsächlich in der Zeit der stärksten Belastung nur rund 1000 Pferdestärken erforderlich sind, wovon gegenwärtig auf den Personenhauptbahnof 200 Pferdekräfte entfallen. Nach Vollendung der Erweiterungsbauten dieses Bahn hofes wird sich der Kraftverbrauch daselbst annähernd verdoppeln. Der Betrieb der Gepäckaufzüge und der Ventilatoren wird auch durch elektrischen Strom erfolgen. Zur Fortleitung des elektrischen Stromes nach den Verbrauchs stellen sind gegenwärtig 313 km oberirdische und 2 km unterirdische Leitungen mit einem Kupfergewichte von 95000 kg vorhanden. Im Jahre 1896 bezifferte sich der Verbrauch an Kohlenstiften für die Bogenlampen auf 172000 Stück mit einer Gesamtlänge von 43 000 m, der Verbrauch an Glühlampen auf 3500 Stück. Der Braunkohlen bedarf zur Kesselheizung betrug 6 000 000 kg oder 600 Eisenbahn wagenladungen, womit 26 856000 1 oder rund 2700 cbm Wasser verdampft wurden. R.V. Elektrizitätswerk Niederplanitz bei Zwickau. Die Gemeinde plant die Errichtung eines Elektrizitätswerkes und beabsichtigt zu diesem Zwecke eine Anleihe von 200 000 Mlc. aufzunehmen. Die Rentabilität eines Elektrizitätswerkes in diesem industriereiehen Be zirk ist sicher vorauszusehen. Zur Darlehensaufnahme wurde bereits die Genehmigung der Staatsregierung nachgesucht. R. V. Die Elektrische Strassenbahn in Bernburg ist am 1. April dem Betrieb übergeben worden. Diese erste im Herzogtum Anhalt eröffnete elektrische Bahn ist von der Allgemeinen Elektrizi tät s-Gesellschaft in Berlin gebaut worden. Elektrische Bahn Leipzig—Merseburg. Das Projekt der elektrischen Bahnverbindung L eipzig—Leutzsch nach Merse burg ist mit allen Anrechten des ersten Unternehmers, Ing. Witte — Weißenfels, durch Kaufvertrag an die Aktiengesellschaft für elek trische Anlagen und Bahnen in Dresden übergegangen. Da das Projekt, nach Vornahme einigen, im Einverständnis mit dem Stadt verordnetenkollegien beschlossenen, kleinen Abänderungen bereits die behördliche Genehmigung gefunden hat, dürfte mit dem Bau dieser Linie in kürzester Zeit begonnen werden. R. V. Elektrische Bahn Stuttgart—Cannstatt. Vor Kurzem ist auch die Pferdebahn von Stuttgart nach Cannstatt durch elektrischen Betrieb ersetzt worden, so daß nunmehr sämtliche Straßenbahnen in Stuttgart mittels Elektrizität betrieben werden. Elektrische Bahn in Aibling. Am 29. Mai wurde die elek trische Bahn von Aibling nach Feilenbaeh (12,2 Kilometer. Länge und 7 Stationen) eröffnet, die später auf den Wendelstein, den be kannten Touristen- und Aussichtsberg, eine der schönsten und sagen reichsten Berggestalten des bayerischen Oberlandes, fortgesetzt werden soll. Erbauerin ist die Aktiengesellschaft Elektrizitätswerke (vor mals O. L. Kummer & Cie.) in Dresden. Die Geleise stehen in direkter Verbindung mit der Staatsbahnlinie Holzkirchen-Rosenheim, sodaß die Wagen von der einen Bahn auf die andere übergehen können. Die kleinsten Kurvenradien auf freier Strecke haben eine Länge von 300 Meter. Die größte Steigung beträgt l6,8°/oo auf eine Länge von 1500 Meter, der elektrische Strom zum Betrieb der durchweg auf eigenem Unterbau ruhenden Bahn wird durch eine Turbinenanlage von 150 HP gewonnen. Für die Zeit der jährlichen Bachauskehr ist außerdem eine Dampfreserve vorgesehen. Die Strom zuführung ist mittelst einer oberirdischen Zuleitung und Rüekleitung durch die Schienen bewerkstelligt. Der Fahrdraht ist an schmied eisernen Auslegern befestigt, die auf Holzmasten oder Gittermasten montiert sind, die Stromabnahme geschieht mittelst einer Laufrolle. Als rollendes Material sind 4 Personenmotorwagen, 2 Gütermotor wagen, 2 Personenanhängewagen, 2 Post-Gepäckanhängewagen und 1 Stüekgutanhängewagen vorgesehen. Die elektrische Bahn in Heilbronn ist vor Kurzem eröffnet worden. Die Fahrten sollen morgens 6 Uhr 17 Min. beginnen und abends 10 Uhr 12 Min. aufhören. Auf ankommende und abgehende Eisenbahnzüge soll cesonders Rücksicht genommen werden. Als Be triebsleiter wird Herr Cramer aus Frankfurt, zuletzt in Gera an der dortigen elektrischen Bahn, aufgestellt. Die Hauptlinie — Bahnhof —Kaserne — erhält zehn Haltestellen, die Seitenlinie Kilianskirche — Krankenhaus vier und die Seitenlinie Kilianskirche—Südstraße ebenfalls vier Haltestellen. Es wird eine weitere Linie durch die Wollhaus- straße zum Friedhof geplant. —W. W. Ueber X-Strahlen. Der Elektriker Tesla kündigte in der New-Yorker Akademie der Wissenschaften an, daß er eine neue Quelle von Röntgen-Strahlen entdeckt habe, welche unter ge wissen Bedingungen noch bessere Resultate gäbe. Tesla zeigte auch, daß die X-Strahlen vom Magnet abgelenkt werden. — W. W. Die Röntgen-Strahlen in der Seidenzucht. Nach alter Erfahrung giebt der männliche Kokon viel beträchtlichere Seidemnengen als der weibliche, und es scheint wichtig, das Geschlecht der im Kokon lebenden Puppe im voraus zu er kennen, um danach eine Auswahl solcher Schmetterlinge zur Nachzucht treffen, zu können, die mehr männliche als weibliche Jungen liefern. Die Röntgen- Strahlen sind ein geeignetes Mittel, die weiblichen Puppen im Kokon vermöge der geringeren Durchlässigkeit der unreifen Eier in ihrem Körper unmittelbar erkennen und auswählen zu können. Durch Photograhie oder direkte Unter suchung auf der fluoreszierenden Platte kann sogleich der Prozentsatz der männ lichen Kokons jeden Gelegs ermittelt und den Züchtern mitgeteilt werden. —W.W. Kathoden-Strahlen auf der Sonne. Die in letzter Zeit so- eifrig untersuchten, von dem negativen Polblech in einer fast luft leer gemachten Glasröhre ausgesendeten Kathodenstrahlen, zu denen auch die Röntgen-Strahlen gehören, sind nach einer geistreichen Hypothese des französischen Physikers Desland res auch auf der Sonne vertreten. Er erklärt nämlich den äußersten Teil der Sonnen- Atmosphäre, die Korona, für nichts anderes als Kathodenstrahlen, die von der Chromosphäre ausgesendet werden und sowohl die Ursache der abstoßenden Kraft der Sonne auf die Kometen sind, als auch> eine Erklärung für das Zusammentreffen heftiger Gewitter auf der Erde mit einer Anhäufung von Sonnenfleeken auf der uns zuächst liegenden Stelle abgeben. — W. W. Verwandlung- des Diamanten in Hittorfsehen Röhren. Croo- kes hat die merkwürdige Beobachtung gemacht, daß der Diamant, der sonst unter Luftabschluß erst bei einer Temperatur von über 2000° verändert wird, in einer Hittorfschen oder Crookesschen Röhre nach kurzer Zeit matt und undurchsichtig wird und sieh mit einer schwärzlichen [Schicht bedeckt. Moissan hat den Versuch selbst beobachtet und einen so veränderten Diamanten untersucht. Er fand die höchst auffallende Erscheinung, daß er oberflächlich in Graphit umgewandelt war. Wiederum ein Rätsel, welches uns die in sehr verdünnten Gasen auftretenden elektrischen Schwingungen aufgeben! — W. W. Neues Kabel. Das längste submarine Kabel, welches bis jetzt existiert, wird dasjenige werden, welches von Brest in Frankreich nach New-York projektiert ist und in diesem Sommer gelegt werden soll. Dasselbe hat eine Länge von 3250 Seemeilen oder über 6000 km, und waren zur Herstellung der Leitungsdrähte nicht weniger als 975000 kg Kupfer erforderlich. Die zur Isolierung derselben ge brauchte Gutapercha-Umhüllung wog 845 C00 kg. Zur Anfertigung der galvanisierten Umhüllungsdrähte wurden 4 687 000 kg. Stahl und zur Herstellung der Eisendrähte, welche die beiden Enden des Kabels an der Küste schützen sollen, 1954 000 kg Eisen verarbeitet. Das Gesamtgewicht des ganzen Kabels, welches nach einer Mit teilung des Patent- und technischen Bureaus von Richard Lüders in Görlitz auf vier Transportschiffe verladen wird, beträgt 10900 000 kg, gewiß ein recht ansehnliches Gewicht. Kabelnetz. Das unterseeische Kabelnetz unserer Erde hat in dem letzten Jahrzent einen ungeheuren Umfang erreicht, denn die Zahl der submarinen Kabel beträgt gegenwärtig rund 1300. Die gesamte Länge derselben beträgt 162 000 Seemeilen und die Gesamt herstellungskosten 40 Millionen Pfund Sterling (800 Millionen Mk.), welche zu etwa % Teilen von englischen Kapitalisten aufgebracht wurden. Zur Unterhaltung bezw. Reparierung der Kabel sind 40 Kabelschiffe immer unterwegs. Eine interessante Thatsache ist es übrigens, daß von den 17 transatlantischen Kabeln nur 7 wirklich im Betriebe sind; die anderen 10 sind im Laufe der Zeit aus ver schiedenen Ursachen unbrauchbar geworden. Werden die Kosten