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XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 18. 1896/97. 221 solche elektrischen Wellen erzeugt oder die Erzeugung unterbricht, giebt man in die umgebende Luft Zeichen, die an einem anderen Orte, der Empfangsstation der Depesche, durch folgende Vorrichtung erkennbar gemacht werden: Verbindet man die Enden einer mit Eisenfeilspänen gefüllten Glasbülse durch Drähte mit einer schwachen Batterie, so kann wegen des außerordentlich großen Widerstandes der Eisenfeilspäne kein Strom entstehen. Nun hat man entdeckt, daß eine solche Glashülse ihren Widerstand plötzlich enorm ver ringert, wenn man sie einer elektrischen Strahlung aussetzt. Gelangen also die am ersten Ort erzeugten elektrischen Wellen und Strahlen durch die Luft zu dieser Glashülse an der Empfangsstation, so ent steht ein Strom in den Drähten, der ein Läutewerk in Bewegung setzt. Das Zeichen, daß man telegraphieren will, ist also gegeben. Wird nun die elektrische Strahlung an ihrer Erzeugungsstelle unter brochen, so behält die Glashülse mit den Eisenfeilspänen ihren ge ringen elektrischen Widerstand bei. Es wäre also ein neues Zeichen geben nicht möglich. Rüttelt man aber nur wenig an ihr, berührt man sie nur, so wächst ihr elektrischer Widerstand außerodentlieh. Schaltet man statt des Läutewerks, das nur zum Anrufen dient, einen Morseschen Telegraphenapparat in den Stromkreis ein, so kann man von neuem ein Zeichen geben. Es ist nun das Verdienst des Italieners Marconi, eine Einrichtung getroffen zu haben, mittels der nach jedem Zeichen an die Glashülse gerührt wird. Man kann da durch also beliebig wieder Zeichen nacheinander geben, je nachdem man an der Ursprungstelle die elektrische Strahlung unterbricht, d. h. man kann durch die Luft von einem Orte nach dem andern tele graphieren, ohne daß beide durch einen Draht verbunden sind. Der Versuch ist auch bereits zwischen zwei englischen Kriegsschiffen mit gleichem Erfolg auf zwei Meilen Entfernung ausgeführt worden. — Diese englischen Versuche bestätigen die bereits inWanusee erzielten Resultate. Es war bekanntlich schon im vorigen Jahre gelungen, über die Wasserfläche des Sees ohne Draht zu telegraphieren. —W.W. Jährliche Ausstellung der physikalischen Gesellschaft zu Paris. Die physikalische Gesellschaft zu Paris pflegt alljährlich eine j Ausstellung aller neuen Apparate, welche in dem betreffenden Jahre beschrieben worden sind, zu veranstalten und interessante Versuche damit zu zeigen. Die Ausstellung hat in diesem Jahre am 23. und 24. April stattgefunden Was die Elektrotechnik angeht, so haben wir vornehmlich die zwei Oscillograplien bemerkenswert gefunden, welche gestatten, die zu Wechselströmen in einem Verteilungsnetz gehörigen Kurven bemerklich zu machen. Der erste war der Induktions - Oseillograph von H. Abraham, konstruiert von H. Carpentier. Der zweite war der Doppel - Oseillograph für direkte Beobachtung von H. Andre B1 o n d e 1, konstruiert von H. Pellin. Neben anderen interessanten Apparaten haben wir verschiedene elektrische Apparate des Id. J Richard gefunden, Radiographen von H. Radiguet, Remy und Contremoulins, einen Elektrolyseur von H. Peyrusson, einen lautsprechenden Phonographen von H. Lioret, ein Elektrodynamometer und einen Elektrizitätszähler von H. R. Jacquemier, eine elektrische Sirene von H. P e 1 1 a t mit elektromagnetischer Bremse von den H. Ducretet & Lejeune. H. Doignon fertigt kleine elek trische Motoren von 3, 6, 8, 10 und 20 Kilogrammmeter per Stunde und kleine elektrische Ventilatoren, welche von diesen Motoren ge trieben werden. Die alten Werkstätten Grivolas, Sage und Grillet haben verschiedene Apparate für elektrische Installationen und Zentralen ausgestellt, unter anderem Ausschalter mit auswechselbaren Schmelz drähten für Ströme von 500 bis 5000 Volt, primäre Unterbrecher für hohe Spannung und Kommutatoren. Die H. Cadiot & Cie. hatten verschiedene Apparate für elektrische Heizung von der „Societe du Familistere de Guise“ ausgestelit, elektrische Oefen, Kocher, Bratöfen u. s. w., sowie elektrische Ventilatoren und Bebe- Dynamos. Die Akkumulatoren waren vertreten vonseiten der H. Blot und D i n i n. H. Blot zeigte ein Element von 1000 Ampere stunden und H. Dinin kleine Akkumulatoren von geringer Kapazität. Wir erwähnen schließlich noch die neuen Meßinstrumente der H. Arnoux und Chauvin. Diese Konstrukteure haben eine sehr geschickte Modifikation des Galvanometers Deprez-d’Arsonval hergestellt und haben damit einen sehr praktischen Apparat von ge ringer Größe geliefert. Sie erzeugen Kontrolkasten mit einem Meß bereich bis 600 Volt und 1000 Ampere, also bis 600,000 Watt, Präzisions-Ohmmeter bis zu 20 und 2u0 Megohm, sowie neue Re gistrierapparate. P. N. Elektrische Betriebsversuche auf belgischen Eisenbahnen. Nach dem L’Electricien wurden in diesem Jahre von der Ver waltung der belgischen Staatsbahn Versuche mit elektrischem Betriebe auf der Strecke zwischen Brüssel und Torvueren, deren Länge etwa 18 Km beträgt, angestellt. Zu dem Zweck sollen neben dem jetzigen Dampfbetriebe fünf große Akkumulatorenwagen laufen. Die Fahr geschwindigkeit derselben ist auf den steilsten Rampen (von 1,6 pCt. Steigung) mit etwa 30 Km pro Stunde und mit etwa 55 Km pro Stunde auf den übrigen Teilen der Strecke bestimmt. Jeder dieser Wagen hat eine Länge von 16 m und ruht auf zwei Rädergestellen. Der Fassungsraum jedes Wagens ist auf 80 Personen berechnet. Der Betrieb dieser Wagen erfolgt direkt und jeder ist mit zwei Elektro motoren im Gesamtgewicht von 9000 Kg vergehen. Das Gewicht der übrigen elektrischen Apparate beträgt etwa 1000 Kg und das der Akkumulatorenbatterie 12 000 Kg. Der leere Wagen an sich wiegt 20000 Kg. Für den Betrieb sind zwei Tudor-Batterien und drei Julien-Batterien von je 264 Zellen bestimmt. Die Julien-Batterien sollen drei oder vielleicht sogar vier Fahrten von je 18 Km mit einer Ladung machen können, während die Tudor-Batterien nur die für eine Fahrt erforderliche Ladung auf nehmen. Im letzteren Falle ist jedoch die Ladungszeit nur auf eine Stunde beschränkt, während für die Ladung der Julien-Batterie sechs Stunden erforderlich sind. Die Zellen befinden sieh in 24 Trögen und in jedem Troge sind elf davon in einem Ebonitkasten enthalten. Bei dem Versuche sollen die Typen verschiedener Motoren geprüft werden, um die für den Zugdienst bei großer Geschwindigkeit geeignetsten herauszufinden. Zu dem Zweck werden von Jasper in Lüttich, Pieper in Lüttich, Schuckert in Nürnberg und Thury in Genf Elektromotoren geliefert werden; dieselben sollen mit gemischter Bewickelung versehen sein, so daß die mit dem Anker hintereinander geschaltete Bewickelung des Magnetfeldes zum Anfahren benutzt werden kann, indem der Motor als Hauptstrommotor arbeitet. Außerdem sollen diese Motoren die folgenden Bedingungen erfüllen: Die beiden Motoren eines Wagens sollen bei 500 Volt in Hintereinanderschaltung mit 15 Ampere Stromstärke 116 Touren in der Minute machen, wobei die Feldmagnete nur durch den Nebenschlußstrom erregt werden. Unter diesen Umständen soll der Nutzeffekt nicht weniger als 75 pCt. betragen. Bei Parallelschaltung sollen die beiden Motoren mit 500 Volt und 150 Ampere in der Minute 231 Touren'machen und der Nutzeffekt soll nicht weniger als 80 pCt. betragen. Die Zellen werden mittelst einer Dynamomaschine geladen, die direkt mit einer Willans-Dampfmaschine verkuppelt und auf einem Wagen montiert, ist, der von einer alten Lokomotive gezogen wird. S. Kleine Mitteilungen. Elektrische Beleuchtung im Hoftheater zu Mannheim. Das hiesige Hoftheater soll elektrische Beleuchtung erhalten. Angesichts der veralteten Bühneneinrichtung ist man jedoch an maßgebender Stelle zu der Ueberzeugung gelangt, daß der Einführung der Elektrizität ein Umbau unserer alten Bühne vorangehen müsse. Man will eine eiserne Bühneneinrichtung nach dem Muster der Bühnen in Halle a. S. und Budapest herstellcn und hofft, mit einer Kostensumme von 3—400,000 Mk. für den Bühnenumbau und der Installation der elektrischen Beleuchtung auszukommen. Der Umstafnd, daß das Gebäude Eigentum des Staates und nicht der Stadt ist, hat bei dieser Gelegenheit allerdings in der Bürgerschaft eine lebhafte Strömung für den Bau eines neuen Theaters wachgerufen. —W. W. Die neue städtische elektrische Beleuchtungsanlage in Mexiko vonseiten der Herren Siemens u. Halske ist für 8000 Pferdekräfte projektiert, vorläufig ist indessen die Einrichtung nur für 4000 Pferdekräfte berechnet und zwar mit einem Kostenaufwande von 3 Millionen Pesos. Die Zentralstation wird in Nonoalco anf einem 10,000 Quadratmeter großen Terrain erbaut und mit der Vera cruz- und der Zentralbahn durch ein Geleise verbunden. Vorläufig werden 8 Röhrenkessel aufgestellt, jeder von 600 Pferdekräften, die selben speisen 4 Dampfmaschinen von je 1000 Pferdekräften und diese wieder 4 Dynamomaschinen, welch letztere je 12,000 Lampen von 16 Lichtern produzieren. 1 Jie Drähte werden unterirdisch ge legt. Sobald die öffentliche Straßenbeleuchtung vollendet ist, wird man beginnen, die Privat- und Geschäftshäuser mit Licht zu ver sehen und später soll dann auch Kraft an Fabriken abgegeben werden. Wie man hört, ist die Eingabe der Herren Siemens u. Halske um Befreiung der in Deutschland bestellten Maschinen von den Einfuhrzöllen von der Regierung abschlägig beschieden worden. Der Hoehspannungs - Akkumulator im Jeffersonschen Laboratorium der Harward-Universität. John Throwbridge be schreibt in der „Eleetrical World“ seine Versuche mit Hochspannungs- Akkumulatoren, wobei er vorläufig 5000 Zellen benutzte, die später auf 10 000 erhöht werden sollen. Jede Zelle besteht aus einer Versuchsröhre von 5 Zoll Länge