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„ELEK TROTECHNISCH E RUNDSCHAU." 202 XIV. Jahrgang. No. 1(3. 1896/97. welch' letzterer den Dampf aus der Ueberhitzerrohrleitung empfängt. Das Abblasen mit überhitztem Dampfe ist sehr zweckmäßig, weil man sicher ist, daß die Rohre wirklich von Ruß und Flugasche gesäubert werden und also stets eine reine Heizfläche darbieten, während das Abblasen mit gesättigtem, d. h. nicht überhitztem Dampfe in der Regel ein Inkrustieren der Rohre im Gefolge hat. Die Kammerverschlüsse sind als sogenannte Innenverschlüsse konstruiert, sie dichten vermittels eines Kupferringes, der leicht aus wechselbar ist, sehr sorgfältig und dauernd ab und bieten somit jede Gewähr für Betriebssicherheit wie auch leichte Zugänglichkeit der Rohröffnungen. Das Etablissement der Rather Röhrenkesselfabrik vormals M. Gehre hat in den letzten Jahren einen bedeutenden Aufschwung genommen. Man darf solches heute zu den erstklassigen Kessel fabriken zählen. Einen überzeugenden Beweis liefert hierfür allein schon die uns vorgelegene Referenzenliste, welche die Namen der vornehmsten Firmen, namentlich der Elektrizitätsbranche aufweist. Doch auch in den meisten anderen Industrieen scheint sich der Gehre-Kessel Bahn gebrochen zu haben, wozu nicht am wenigsten die Eingangs erwähnten, als Fortschritte bezeichneten Neuerungen beigetragen haben mögen. Sehr bezeichnend ist es, daß unter den Firmen, welche den Gehre-Kessel im Betriebe haben, viele solche der Textil-Industrie figurieren, also einer Industrie, in deren Kreisen man sich bislang für Wasserröhrenkessel nicht recht zu erwärmen vermochte; der Gehre-Kessel scheint berufen, diese dem Wasser röhrenkessel ungünstige Meinung erfolgreich zu bekämpfen. b. Dampfüberhitzer. Von besonderer Bedeutung ist der Dampfüberhitzer, Patent Gehre. Die früher gefertigten Apparate dieser Art waren einesteils zu teuer und kompliziert, wodurch sie zu vielen Reparaturen Anlaß gaben, andernteils trieb man die Ueberhitzung, besonders bei direkt gefeuerten Apparaten, zu weit und schadete dem Kolben und Schieber der Maschinen. Anordnung von Ueberhitzern System Gehre im Rauchkanal im Oberzug einer Kesselanlage. In der Regel mußte man auch zu sehr großen Apparaten greifen, um eine erfolgreiche Ueberhitzung zu erzielen , oder sehr hohe : Temperaturen zur Verfügung haben. Der Grund davon war, daß der Dampf, welcher überhitzt werden sollte, in ständiger Berührung mit dem erzeugenden Kesselwasser stand, und sich zum Teil aus demselben sättigte, wodurch der Effekt ungemein geschwächt wurde. Bei Gehres Dampfüberhitzer ist dieser Uebelstand beseitigt, indem durch eine periodisch wirkende Einrichtung der zu überhitzende Dampf zeitweilig vom Kesselwasser abgeschlossen und dadurch eine rückwirkende Sättigung des ersteren möglichst vermieden wird. Die Folge davon ist, daß die Gelire’schen Apparate einen ganz bedeutenden Nutzeffekt bei erheblich reduzierten Dimensionen geben. Die großartigen Erfolge in Bezug auf die Leistung dieser Dampf überhitzer sind es denn auch, welche die große Verbreitung derselben förderten, so daß heute ca. 1200 Apparate zur besten Zufriedenheit der Besteller in Betrieb sind. 35°L von dieser Zahl sind Nachbe stellungen. Eine Dampfkesselanlage ohne Dampfüberhitzer steht niemals auf der Höhe der Zeit, weil gerade der Ueberhitzer die geeignetste Anlage ist, die Oekonomie des Dampfkesselbetriebes bezw. Kohlenersparnis in jeder Beziehung bedeutend zu steigern. Die von der Firma als Spezialität gebauten Dampfüberhitzer zerfallen in 2 Arten und zwar solche, die den abziehenden Heizgasen der Dampfkessel, Schweiß- und Puddelöfen etc. ausgesetzt sind und solche, die selbständige Feuerung erhalten, also in indirekt und direkt gefeuerte Anlagen. Die Konstruktion dieser Dampfüberhitzer ist in beiden Fällen gleich und sehr einfach. Sie bilden zylindrische Be hälter, welche an beiden Enden geschlossen sind. An dem einen Ende desselben befindet sich der Dampfeingangs-, an dem anderen der Dampfausgangsstutzen. Im Inneren bergen sie eine Anzahl Siederohre, die mit ihren Enden in den Böden befestigt und je nach der Länge des Behälters so durch dünne Blechwände geführt sind, daß um die Rohre eine ringförmige Oeffnung entsteht. Bei indirekt gefeuerten Apparaten erfolgt die Verbindung mit der Kesselanlage so, daß die Heizgase nach dem Verlassen des Kessels, zum Schornstein strömend, auf diesem Wege noch durch die Rohre und um den Mantel des Ueberhitzers streichen, während der aus dem Kessel nach der Verwendungsstelle strömende Dampf durch den Stutzen in den Behälter und, am andern Ende aus demselben austretend, durch die Rohrleitung weitergeht. Der Dampf umspült also die Rohre und preßt sieh beim Passieren der ringförmigen Oeffnungen in den Scheidewänden, fest an die Rohrwandungen. Gleichzeitig ziehen die Heizgase durch das Innere der Rohre, um einen Teil ihrer Wärme an die Rohre und diese an den Dampf abzugeben. Hierdurch erhöht sich die Dampftemperatur, die im Kessel genau dem Dampfdruck entsprach, und der Dampf wird in seinem Volumen vergrößert und überhitzt. Die ganze Leistung dieser indirekt gefeuerten Dampfüberhitzungs- Anlagen ist abhängig von der Temperatur der abziehenden Heizgase, weshalb die Höhe derselben stets erst durch Messungen festgestellt werden muß und da der Firma Iangjähr. Erfahrungen auf dem Gebiete der Dampfüberhitzung zur Seite stehen, so installiert sie diese Anlagen nur von gewissen Temperaturen ab. um des Erfolges stets sicher zu sein. Außer für den Maschinenbetrieb bieten die Dampfüberhitzungs- Anlagen einen ganz bedeutenden Wert bei allen denjenigen Ver wendungsarten des Dampfes, bei welchen die Wärme desselben direkt zur Ausnutzung kommt, als in Färbereien, ehern Fabriken, Trocken räumen, Heizungsanlagen etc., weil die im überhitzten Dampf auf gespeicherte Wärmemenge bedeutend größer ist, als die im gesättigten Dampf von gleicher Spannkraft. Es steht also in solchen Fällen gegenüber früherein größeres Quantum Dampf von bedeutend höherer Temperatur zur Verfügung. Die Aufstellung der indirekt gefeuerten Dampfüberhitzer, ob iiorizontal oder vertikal, ihre Größe und Zahl richtet sich nach den örtlichen Verhältnissen, weshalb dieselben von der Firma eingehend, ent weder durch örtlicheBesichtigung oder an der Hand der Kesselzeichnung geprüft werden, worauf Projektzeichnung mit Offerte erfolgt. Der direkt gefeuerte Ueberhitzer findet an einem beliebigen Orte Aufstellung und steht derselbe mit der Kesselanlage nur durch Dampf-Zu- und Ableitungsrohren in Verbindung. Bei dieser Anlage kann der Dampf durch entsprechendes Regulieren der Feuerung auf eine beliebige Temperatur gebracht werden, weshalb diese Anordnung da vorzuziehen ist, wo es auf hohe Dampftemperaturen zu Koeh- zwecken etc. ankommt, vorwiegend also in der chemischen Industrie. Die Wirkungsweise ist ganz dieselbe, wie die der indirekt gefeuerten Apparate.. Die Größe der direkt gefeuerten Ueberhitzer (für chemische Zwecke) hängt von der Temperatur ab, welche der Dampf erhalten soll und von der Menge des zn überhitzenden Dampfes. Die Anwendung der Gehreschen Dampfüberhitzer ist also in folgenden Fällen von Wichtigkeit. 1) bei zu hoher Temperatur der abziehenden Heizgase, 2) bei starker Kondensation des Dampfes in den Leitungen und im Zylinder, 3) bei Ueberreißen von Wasser, 4) bei ungenügender Leistung der Dampfkessel, 5) bei ausgedehnter Dampfleitung, und empfiehlt sich ganz besonders für chemische Zwecke mannigfacher Art. Der Vorteil der Ueberhitzer berechnet sieh: 1) aus dem Nachverdampfen des übergerissenen Wassers, 2) aus der Volum Vergrößerung des dem Kessel entnommenen nnd des aus dem übergerissenen Wasser gebildeten Dampfes. Bei Maschinenbetrieb kommt die Aufhebung des Niederschlags im Zylinder und die daraus folgende Erhöhung des mittleren Dampf drucks hinzu. Zahlreiche Zeugnisse der verschiedensten Dampfkesselbesitzer und sehr anerkennende Gutachten von Behörden und Vereinen be weisen die Vorzüglichkeit der Fabrikate dieser Firma. Kleine Mitteilungen. Elektrizitätswerk Lauffen. Am 17. März fand in Lauffen die Aufsichtsratssitzung des Elektrizitäts- und Zement werks Lauffen statt, um über die Verwendung des Reingewinns und Verteilung der Dividende zu beraten. Entgegen der allgemeinen Annahme, es werde die Elektrizität der gewinnbringende Teil des ganzen Geschäftes sein, hat derselbe nur ca. 2500 Mk. abgeworfen, dagegen hat der Zement einen sehr bedeutenden Reingewinn erteilt, was besonders den Bemühungen des Direktors Grauer zu danken ist. Bei Verteilung des Reingewinns mußte namentlich auf die Neu bauten (Elektrizitäts-Zentrale in Iieilbronn) Bedacht genommen werden und sind größere Beträge zu Abschreibungen verwendet worden; doch wird eine Dividende von 6 Prozent in Aussicht genommen. (Vor einigen .Jahren standen die Aktien dieser Gesell schaft 90 Prozent, heute 112.) Leipziger Elektrizitäts-Werke. Der Bericht für 1896, das zweite Geschäftsjahr der Gesellschaft, konstatiert befriedigenden