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201 XIV. Jahrgang „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 16. 1896/97. nachverdampft werden. Der Ueberhitzer läßt sich auf einfache Art vergrößern oder verkleinern, indem man eine beliebige Anzahl der Rohre für den selben bestimmen kann und hat man es hierdurch in der Hand, die Ueberhitzung des Dampfes bezw. dessen Temperatur nach Gutdünken zu erhöhen. Die Reinigung der Rohre auf der Außenseite geschieht durch einen Apparat, der mit einem Dampfschlauche in Verbindung steht, Kessels sich nicht ohne Erfolg bemüht, den immer höher werdenden Anforderungen an quantitative und qualitative Leistung der Wasser röhrenkessel in seiner Konstruktion gerecht zu werden und sind denn auch an seinem Kessel einige Anordnungen getroffen, welche man als Fortschritte bezeichnen muß. Wie aus der nebenstehenden Zeichnung ersichtlich, ist die vordere Kammer des Gehre-Kessels je nach der Anzahl der Rohr lagen in einzelne kleine Kammern geteilt, welche — durch Dampf führungsröhrchen — unter sich und mit dem Dampfraum des Ober kessels in Verbindung stehen. Hierdurch wird erzielt, daß der erzeugte Dampf, vornehmlich aus den unteren Rolnreihen, wo die Dampfentwickelung am stärksten ist, kein Hindernis in einer sich ihm entgegenstellenden Wassersäule findet, sondern einen raschen, energischen Auftrieb zum Oberkessel hat. Außerdem wird die sogenannte Verdampfungsoberfläche vergrößert, die Rohre bleiben, da der Dampf ungehindert nach dem Oberkessel entweicht, stets mit Wasser gefüllt und damit ist die Ausnützung der Röhrenheiz fläche, weil solche nur wasserberührt, die denkbar beste. Auf die Dampftrockenheit kann diese Anordnung auch nur in günstigster Weise einwirken; solche hat durch eine praktische Einrichtung im Innern des Oberkessels noch besondere Beachtung gefunden. Gehre hat sich im Allgemeinen bei der Konstruktion seines Kessels von dem Gedanken leiten lassen, daß die Ueberlegenheit seines Kesselsystems erst dann ihre Würdigung finden kann, wenn der Kessel im Verhältnis zu seiner Leistungsfähigkeit voll ausgenützt wird, ohne daß dies jedoch auf Kosten der Oekonomie des Betriebes zu geschehen hat; dies geht auch aus der eigenartigen, patentierten Anordnung des Ueberhitzers hervor. Was zunächst die Ueberhitzung selbst anbetrifft, so kann über deren Wichtigkeit für den Maschinenbetrieb kein Zweifel mehr obwalten, nachdem in vielen diesbezüglichen Versuchen dargethan worden ist, daß der Nutzeffekt der Maschinen je nach dem Prozent satz der auf die Dampfüberhitzung verwendeten Gesamtwärme, um 30—60, ja sogar um 70 Prozent erhöht wird. Der überhitzte Dampf ist voluminöser, er beschränkt durch seine größere Ausgiebigkeit den Dampf verbrauch unserer Kraft maschinen auf das erreichbare Minimum, er gestattet, den Dampf erzeuger kleiner zu nehmen und wirkt damit vorteilhaft auf die Anschaffungskosten für eine Dampfanlage sowie die Oekonomie des Betriebes ein. Gehre fügt jedem seiner Wasserröhrenkessel einen derartigen Verbundüberhitzer bei; derselbe besteht aus einer absperrbaren Rohr leitung, durch die der Dampf nach der Entnahme aus dem Ober kessel nochmals geführt wird und in welcher die etwa noch mit gerissenen Wasserteilchen durch Einwirkung der Heizgase wirksam Der Wasserröhrenkessel System Gehre gehört zur Kategorie der Zweikammerkessel und damit von vornherein schon zu der jenigen Type, deren Lebensdauer man mit ziemlicher Sicherheit das günstigste Prognostikon stellen kann. Allein, hatte man sich seit Beginn des Baues der Alban- Steinmüller-Kessel bislang auf dem geraden Wege des einfachen Zweikammer-Systems — mit vorne und hinten angeordneter glatter, ungeteilter Kammer — bewegt, so hat der Erfinder des Gehre besitzen, welche bekanntlich viel leichter durch die Geleise laufen. Es lassen sich, wie ich schon in meinem Vortrage bemerkte, allgemein gültige Angaben bei Straßenbahnen nicht machen. Ueber den Stromausgleich bei gemischtem Akkumulatorenbetriebe habe ich erwähnt, daß derselbe bei kurzen Ausschlußstrecken nicht nennenswert sein kann, weil die Akkumulatoren auf der relativ langen Hochleitungsstrecke bald geladen sein werden und abgeschaltet werden müssen. Der Ausgleich der Anfahrtsstromstärken durch die Wagenbatterien bietet gegenüber dem gemischten Fernleitungsbetrieb keine Vorteile, denn der letztere wird nur in großen Städten an gewandt, und es ist bekannt, daß sich innerhalb eines großen Wagen parkes derartige Stromschwankungen, die nur bei kleinen Bahnen eine Rolle spielen können, ausgleichen. Herr Direktor Körper hat mir vorgehalten, daß ich den Wechselstrom für Bahnen sehr geeignet halte, während die Firma Schuckert früher nicht dieser Ansicht gewesen sei. Ich erwidere darauf, daß ich nicht hierher gekommen bin, um die Interessen und den Standpunkt des Hauses Schuckert zu vertreten, wenngleich ich ein Angestellter dieses Hauses bin, und daß Herr Direktor Körper meinen Zusatz: „die Wechselstrombahnen eigneten sich für Fern bahnen und würden dann erst durrchgreifend auftreten, wenn es gelänge, brauchbare einphasige Motoren oder eine vereinfachte Zu führung herzustellen “ hinzuzufügen unterlassen hat. Nach diesen Mitteilungen und dem Schlußworte des Vor tragenden schloß der Vorsitzende mit dem lebhaftesten Danke an den Vortragenden die anregende und sehr stark besuchte Sitzung. Rather Röhrenkesselfabrik, vormals M. Gehre, G. m. b. H., Rath b. Düsseldorf. Dampfkesselfabrik und Apparatebau-Anstalt. a. Dampfkessel. Anknüpfend an die Besprechung anderer Wasserröhrenkessel kommen wir zu einem Systeme, welches in den letzten Jahren die Beachtung der einschlägigen Technik in immer höherem Maße auf sich gezogen hat und das durch seine glücklich zu nennende Kon struktion berufen scheint, für die Zukunft einen fortschreitend breiteren Raum auf dem Gebiete des Dampfkesselbaues einzu nehmen.