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XIV. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU“ No. 16. 1896/97. 196 primäre Spannung V, mit der Gegen-EMK der primären Selbstin duktion V‘s in eine Richtung, während die sekundäre EMK, d. i. die EMK, welche durch (gegenseitige) Induktion in der Sekundärspule hervorgerufen wird, mit der EMK Vs der primären Selbstinduktion in eine Richtung fällt. Es sei B Co Fig. 4) bei offener Sekundär spule die Richtung des Leerlaufstromes und Ao seine Größe; dann ist n, Ao die Amperewindungszahl des Leerlaufstromes. Wirken nun gleichzeitig Primär- und Sekundärspule und ist die Stromstärke in der ersten jetzt A, und in der letzteren A,, so sind die bezüglichen Amperewindungszahlen n, A, und n, A,. Es muß aber BCo = n t Ao die Resultierende aus n, A, und n, A, sein. Zieht man von Co nach aufwärts die Strecke CoC parallel zu V, und gleich n 2 A,, so ist CoC der Richtung der sekundären Amperewindungen entgegen gesetzt und bedeutet die Kraft, welche die magnetisierende Wirkung der Sekundärspule aufhebt. Verbindet man nun C mit B, so erhält man die Richtung und Größe der primären Amperewindungen oder die magnetisierende Kraft der Primärspule bei geschlossenem Se kundärkreise. Aus Figur 4 lassen sich leicht folgende Gleichungen ableiten: A, sin <p, = Ao sin cp 0 = Const 7) n, A, cos (jp,— n ; A 2 = n, Ao cos cp 0 8) denn die Lote von C und Co auf B V, sind wegen der Parallelität von B V, und CCo einander gleich u. s. w. Bei Transformatoren mit geschlossenem Eisenkreis, bei welchen cp, annähernd den Wert Null hat, ist Gleichung 7) nur von beschränktem Nutzen; dagegen hat Dr. Fleming bewiesen, daß Gleichung 8) that- sächlich mit der Erfahrung gut übereinstimmt. Für Belastungen über ’iio, wo cp, sehr klein ist, kann man schreiben: n, A,—n, A 2 = n, Ao cos cp 0 9) Ist der Verschiebungswinkel cp, zwischen dem primären Strom A, und der ursprünglichen EMK V, groß, weil n 2 A 2 im Verhältnis zu n, Ao sehr klein wird, wie dies bei Transformatoren mit offenem Eisenkreis stattfindet, so können 7) und 8) auf alle Belastungswerte angewandt werden. Wenn also der Magnetisierungsstrom und der Verschiebungs winkel cpo bei offenem Sekundärkreise gegeben sind, so kann der Wert des Primärstromes und des irgend einem besonderen Strom werte in der Sekundärspule entsprechenden Verschiebungswinkels leicht niedergeschrieben werden. Beispiel. Das Verhältnis der Transformation bei einem Igel- 24 transformator sei —; der Magnetisierungsstrom betrage 0,70 Ampere und der Verlust bei offenem Sekundär-Kreis 84 Watt, wenn die primären Volt 2400 sind; wie groß ist dabei der Primärstrom und der Versehiebungswinkel, wenn der Sekundärstrom 50 Ampere hat? Aus 7) und 8) folgt: n, Ao sin cp D t g cp, = — — n 2 A 2 + n, Ao cos cp 0 Die Gesamtzahl der Watt bei offenem Sekundärkreise ist 84; wäre der Strom Ao auf V, senkrecht, so wäre der Wattverlust =0; steht aber Ao, bezw. BCo auf V, schief, so ist die Komponente von Ao dem Wattverlust bei offenem Sekundärkreise proportional, welche in die Richtung von V, fällt; der Wattverlust ist also gleich Ao . V, .cos cp 0 , während die Gesamtzahl der Watt = Ao.V, ist. Also ist: 84 cos ' fo = ö7r24öö“ =0,0 ° also sin cp 0 = 1,00 . Daraus folgt, weil n, = 24; n 2 = 1; Ao = 0,7 und A 2 = 50: t g p, = 0,33 und A = Ao y = 2,23 Amp. ° i sin cp, r Wenn der Verlust durch Wirbelströme in dem Kern nicht gleich Null ist, so findet man, daß A, sin cp, größer ist als Ao sin cp 0 , dagegen ist der Ort des Endpunktes von n, A, (Fig. 5) im allgemeinen eine gerade Linie welche durch Co geht. Man kann n, A, in die zwei Komponenten n 2 A 2 und n, Ao und in eine dritte Komponente zerlegen, welche A 2 proportional, also gleich k A 2 ist. Daraus ergibt sich, wenn < DEC mit a bezeichnet wird : k A, sin cp,—Ao sin cp 0 = A 2 sin a 10) n i n k A 2 cos cp,—Ao cos cp 0 = —- A 2 -i A 2 cos a . . . 11) n, n, Wenn wir daher A„ A 2 und sin <p, für irgend eine bestimmte Belastung kennen, und ebenso Ao und cp 0 , so können wir k und a und damit die primäre Stromstärke sowie den irgend einer angezeigten sekundären Stromstärke entsprechenden Verschiebungs winkel finden. (Fortsetzung folgt.) Selbsttätiger Stromunterbrecher für Induktions spulenbetrieb. Von der Firma Willyoung & Co. in Philadelphia ist, nach einer Mitteilung im Electrica! Engineer vom 7. April, neuerdings ein ver besserter Stromunterbrecher für Induktionsspulenbetrieb in den Handel gebracht worden, welcher die jetzt gebräuchlichen Instrumente dieser Art durch zweckmäßige Konstruktion übertreffen soll. Die eigentümliche Konstruktion dieses Stromunterbrechers ist schematisch in der beistehenden Abbildung dargestellt. Die Feder G des Hammers ist wie gewöhnlich mit ihrem unteren Ende am Gestell befestigt, sonst aber ganz frei. Oberhalb in der Nähe des Hammer kopfes befindet sich aber diese Feder im Leerraume eines Armes H, welcher mit der beweglichen Stange I fest verbunden ist. Diese Stange trägt an der inneren Seite den Kontakt J. Der zweite Kontakt ist mit der Schraube K verbunden, welche mittelst einer Gegenmutter L in ihrer Stellung im Bocke festgespannt werden kann. Mittelst einer zweiten Schraube M und einer an dieser Schraube und an der Stange I befestigten Spiralfeder N kann die Bewegung der Stange und somit die Scldagweite der Kontakte geregelt werden. Die den Stiel des Hammers bildende Feder G ist genügend steif, um sich freistehend in der vertikalen Lage zu erhalten. Bei der Funktionierung wird der eiserne Hammerkopf durch den Kern der Induktionsspule angezogen, jedoch in ganz anderer Weise als in dem gewöhnlichen Instrumente, sodaß er einen weiteren Weg durchläuft und somit eine sehr große Geschwindigkeit erlangt, bevor er durch den Arm H gehemmt wird und im Anschlag an denselben die Stange I mitnimmt und folglich den Stromkreis durch Auseinanderziehen der Kontakte J und K unterbricht. Indem da durch der Kern der Induktionsspule den Magnetismus verliert, wird der Hammer wieder frei gelassen, so daß er teils durch die Wirkung der Federkraft seines Stieles, teils durch die Spannung der FederN zurückspringt. Die Kontakte J K werden somit wieder geschlossen und der Kern der Induktionsspule zieht infolge des wieder erweckten Magnetismus den Hammerkopf wieder an. Auf diese Weise dauert das Spiel fort. Infolge der beschriebenen Wirkungsweise dieses Mechanismus wird die Stromunterbrechung viel rascher herbeigeführt, als bei dem gewöhnlichen Stromunterbrecher. Es wird dadurch die Funkenbildung an den Kontakten fast vollständig beseitigt, so daß auch bei längerem Betriebe des Hammers kaum eine bemerkbare Temperaturerhöhung an den Kontakten eintritt. Als ein weiterer Vorzug dieses neuen Stromunterbrechers wird gerühmt, daß derselbe bei etwa der halben Stromstärke mindestens ebenso gute Resultate erhalten läßt, wie die besten früheren Instrumente dieser Art. S. Vergleichung' zwischen Gleich- und Drehstrom. Die Jungfraubahnunternehmung hatte den Herren Wüst & Thor- mann, Ingenieuren der Maschinenfabrik Oerlikon bei dem internationalen Wettbewerb über die Anlage dieser Bahn den Preis zuerkannt und hat hierüber einen Bericht erstattet, aus dem wir Nachstehendes entnehmen: Vom Standpunkt des Technikers aus betrachtet, ist sowohl Gleich- als Drehstrom für den Betrieb der Jungfraubahn dem Wesen nach geeignet, und es bieten beide bezüglich Ausführbarkeit und Sicherheit des Betriebes die gleichen Garantieen. Es sollen nun beide Systeme von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet werden, um Vor- und Nachteile jedes einzelnen heraus finden zu können. Regulierung der Motoren. Die Gleichstrom-Seriemotoren haben die Eigenschaft, daß sie ihre Geschwindigkeit jeweilen der Belastung entsprechend von selbst anpassen, ohne daß durch künst liche Regulierung Energie verloren geht, während die Drehstrom motoren ein für allemal eine konstante Geschwindigkeit besitzen. Letztere kann zwar durch Regulierung vermindert werden, zugleich aber auch der Nutzeffekt, ferner eventuell auch durch Veränderung der Polzahl, wobei aber die notwendig werdenden zahlreichen