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191 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU“ No. 15. 1896/97. Losreißen nicht mehr möglich und die bereits eingetretene Katastrophe die Hilfeleistung der Umgebung illusorisch macht. Daher bestimmen die von den Behörden erlassenen Verfügungen, daß Arbeiter während der Arbeit an gefährdenden Maschinen eng anschließende Bekleidungsstücke tragen sollen; auch haben die Unfallverhütungsvorschriften seitens der Behörden und Gesellschaften diesen Bestimmungen ihren vollen Beifall gezollt. Das von genannter Firma hergestellte Kleidungsstück, welches den vollen Beifall der Behörden erzwungen hat, resp. der Normalanzug, ist, jenaehdem in seiner Ausführung, verschieden, wie die Abbildungen 1 und 2 zeigen. Ebenso praktisch ist der einfache Kesselanzug Fig. 3 und die letzte Erfindung genannter Firma derselbe mit Pantine Fig. 4. Jacke Kapuze pro Stück Oft. P&- pro Stück X r l.SO Diese billigen und praktischen Kleidungsstücke gewähren durch ihre enganschließende Form, welche jedoch keines"wegs die freie Bewegung des Trägers hemmt, die größtmöglichste Sicherheit gegen das Erfaßtwerden durch Maschinenteile, da bei ihnen die so gefähr lichen Jackenzipfel wegfallen, denen vorzugsweise das Herbeiführen von Unglücksfällen beizumessen ist. Diese Lion’schen Normalanzüge sind aus echtem, sehr dauer haftem Segeltuch gefertigt, welches bei sachgemäßer Behandlung beim Waschen weder die Farbe verliert, noch eingeht; dabei ist der Preis Gamaschen Stiefel mit ßohsoklen pro paar TK.S'So pro Paar X. PS.- so niedrig gestellt, daß die Anzüge sich rasch in allen Fabrik- betrieben einbürgern werden. (Mk. 4.— eomplett.) Mit Rücksicht nun auf die Verantwortlichkeit, welche durch das Unfallversicherungsgesetz den Arbeitgebern und Betriebsämtern in ihren Arbeitsstätten erwächst und in Anbetracht der Thatsache, daß die weitaus zahlreichsten und schrecklichsten Unfälle und Ver stümmelungen durch das Tragen unzweckmäßiger Kleidungstücke bedingt werden, empfiehlt es sieh, Normalarbeiteranzüge zwangs weise in Betrieben einzuführen, wie dies bereits bei einer Anzahl größerer Werke geschehen ist. Die Humanität neben der Wahrung pro paar ‘TTt.^SO der eigenen Interessen inbezug auf Alimentation seitens der Arbeit geber bei Fahrlässigkeit in Nichtbeachtung regierungsseitiger Vor schriften bedingt dies. Ebenso wie für männliche Arbeiter, ist durch die genannte Firma die Frage einer einheitlichen schutzbietenden Bekleidung für Frauen und Mädchen durch die Modelle 5—9 zu vollkommenster Zufriedenheit gelöst. Was nun aber unsere Aufmerksamkeit im höchsten Grade fesselt und allgemeine eingehende Beachtung ver dient, sind die von der Firma H. Lion in Düsseldorf erfundenen Ventil-Anzüge ohne Knopf und Knopflöcher. Die selben sind aus blauem hausmacher Leinen hergestellt, ohne Knopf und Knopflöcher und geschieht das Oeffnen und Schließen durch eine patentierte Vorrichtung, welche weder beim Gebrauch, noch Waschen leidet, und das lästige Abreißen der Knöpfe vermeidet; hieran schließt sich der flammsichere Anzug, aus gemischtem blauen Leinen hergestellt, in würdiger Reihe an, der mit einer Masse imprägniert j ist, welche absolutenSchutz bietet vorFlammen anPuddelöfen,Gießereien, Schmelzwerke etc. Derselbe kann jedoch nicht gewaschen werden, da sonst die Imprägnation erneuert werden müßte. Ganz besonders beachtenswert sind die unverbrennbaren, absolut isolationsfreien „Lava“-Aspest-Bekleidungsstücke, welche bei Puddel- werken, Schmelzereien, Gießereien, Feuerwehren und wegen ihrer Isolationsfähigkeit ganz besonders bei keinem elektrischen Betriebe fehlen sollten und dürften. Maske pro Stück TTi. Z,50 Daß die Firma H. Lion Düsseldorf durch ihre hervorragende Leis tung auf dem Gebiete der Arbeiterschutzbekleidung die erste Stelle ein nimmt und somit vielfach mit den ersten Auszeichnungen auf erstklassigen Ausstellungen prämiiert worden ist, bedarf wohl keiner besonderen Hervorhebung, ebensowenig daß genannte Firma sehr viele Anerkennungsschreiben hoher und höchster Behörden und Betriebsämter, sowie vieler großer Werke aufzuweisen hat, sodaß genannte Firma von Militärbekleidungsämter zu ihrem Lieferanten ernannt worden ist. Wir glauben deshalb nicht fehlzugehen, wenn wir diesen Artikel jedes Mannes Aufmerksamkeit auf das Strengste anempfehlen und möchten noch ganz besonders unsere großen und größten Elektrizitätswerke darauf hinweisen, daß es sich sehr empfiehlt, diese isolationsfreien Lava-Asbestanzüge für Monteure und Arbeiter in Elektrizitätswerken obligatorisch einzuführen. Die Photographie im Dienste der technischen Betriebe. G eneralpostmeister v. Stephan nannte kurz vor seinem Tode in einem launigen Autogramm als „der Zeiten Uebel eines“ die Menschen mit den photographischen Klappapparaten. Thatsächlich ist man auch außerhalb seines Hauses kaum mehr sicher meuchlings „aufgenommen“ zu werden, um nachher als schmückende Staffage irgend einer Platzansicht in irgend einem Album zu verschwinden. Das höchst einfache Verfahren, die bequemen und sinnreich konstruierten Apparate, nicht zum mindesten auch der verhältnismäßig niedere Preis dieser Apparate haben der Amateur photographie eine kolossale Ausdehnung verschafft. Wie weit hierbei der sogen, „künstlerische Schaffensdrang“ mitspricht, ist hier nebensächlich; auffallend aber ist es, daß fast alle Leute der ernsten Arbeit diesen künstlerischen Sport als wertlose Spielerei beurteilen. Und doch ist dem nicht so. Im Gegenteil, die Photographie verspricht gerade der ernsten Arbeit eine ganz beachtenswerte Helferin zu werden, namentlich da, wo es gilt, die Erzeugnisse der Technik und des Kunstgewerbes im Bilde wiederzugeben. Das früher so mühsame und zeitraubende Kopieren von Grund rissen und Plänen, die langwierige und kostspielige Reproduktion von Zeichnungen und Entwürfen aller Art, das Kopieren guter Vorbilder, die Aufnahme fertiger Objekte für die eigene Mustersammlung, für Reklamen, Preislisten und als Begleitstücke zu Preisofferten, all diese seither mit großen Opfern an Zeit und Geld verbundenen Arbeiten sind mit Hilfe des photographischen Apparates rasch, leicht und billig h erzuste 11 en. Dabei kann auch die beste Zeichnung sich in Bezug auf Schönheit und absolute Treue nicht entfernt mit dem photographischen Bilde messen, abgesehen davon, daß die Feinheit der Wiedergabe in Photographie viel kleinere Dimensionen des Bildes zuläßt. Einen weiteren erheblichen Vorteil bedeutet sodann auch der Umstand, daß die einmal angefertigte photogr. Platte die beliebige Herstellung weiterer Kopieen zu jeder Zeit und ohne nennenswerte Mühen und Kosten gestattet. Die Dienste, welche ein photogr. Apparat zu leisten vermag, sind so in die Augen springend, daß für die Folge kein bedeutender technischer Betrieb dieses vortreffliche Hilfsmittel wird entbehren können. Wie einfach das Verfahren ist, kennzeichnet die nachstehende kurze Anleitung: I. Die Aufnahme. Nachdem der Apparat vor dem zu photographierenden Objekt aufge stellt ist, entfernt man den Deckel vom Objektiv und schiebt die in der Rückwand des Apparates befindliche matte Scheibe so lange vor und zu rück, bis sich auf derselben der aufzunehmende Gegenstand scharf und deutlich zeigt. Hierauf wird die Scheibe entfernt und an ihre Stelle die mit zwei Platten gefüllte Kassette gebracht. Nachdem das Objektiv wieder geschlossen worden ist, zieht man den inneren Kassettensehieber auf, <ieekel - cT Balg. — U Kaa" nimmt den Objektivdeckel kurze Zeit ab und sette. — e. Laufbrett. — schließt die Kassette wieder. Damit ist die f. Stativ.—g.Stellschraube. , , , , , n i .. , , ,» Aufnahme beendet. Bei der nächsten Auf nahme wird die Kassette einfach umgedreht und in gleicher Weise verfahren. In dunklen Räumen (Werkstätten etc.) erfolgt die Aufnahme einfach bei einem kurzen Blitz, der durch das Abbrennen von etwas Magnesiumpulver erzeugt wird — gefahrlos und ohne nennenswerte Kosten. II. Der Negativprozeß. In einem dunklen Raume (also am besten Nachts) wird bei rotem Licht die Platte in eine Schale gelegt und mit der Entwicklungsflüssigkeit übergossen, worauf das negative Bild bald zum Vorschein kommt. Ist die Platte kräftig genug, so legt man sie noch 10—15 Minuten in das Fixierbad. Von jetzt an kann die Platte wieder an das Tageslicht gebracht werden. Sie wird alsdann gut ausgewässert und getrocknet. Von dieser Platte lassen sich nun unzählige Abdrücke machen. III. Der Positivprozeß. Nachdem die Platte ganz trocken ist, wird (am besten mittelst eines Kopierrahmens) ein Stück licht empfindliches Papier an dieselbe fest angedrückt, worauf durch die Einwirkung der Lichtstrahlen auf dem Papier bald ein positives Bild entstanden sein wird. Der Abdruck wird dann kurze Zeit in das Tonfixierbad gelegt, in welchem er den schönen photographischen Ton bekommt, hierauf gut ausgewässert, getrocknet und aufgeklebt. Damit ist der ganze photographische Prozeß beendet, der, wie