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189 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. 11 No. 15. 1896 97. Gelegenheit, zu beobachten, mit welcher Sorgfalt und Genauigkeit diese Kästen ausgeführt werden, von deren Zuverlässigkeit ganze Betriebe abhängig sind und wie jedes einzelne Stück auf das ge naueste untersucht und geprüft wurde, ehe es als versandfähig be zeichnet wurde. An den Rundgang durch die Abteilungen für Weich- und Hart- gummiwaren-Fabrikation schloß sich ein Besuch der Abteilungen zur Herstellung von Gutta-Pereha-Waren und von wasserdichten Artikeln und Taucher-Apparaten. In jener werden aus der dem Caoutchouc verwandten Gutta percha ebenfalls alle, in der Industrie verlangten Gegenstände aus diesem Material, seien es Manschetten zu hydraulischen Pressen, Platten, Röhren, Treib- und Elevatorriemen für Zucker- und Papier fabriken, das vielen Zwecken dienende Guttapercha-Papier, Flaschen und andere Gefässe für Säuren, Batteriekasten und auch der für uns ganz besonders interessante Chatterton-Compound hergestellt. In dieser dagegen sahen wir die Herstellung von wasserdichten Stoffen aller Art und deren Verarbeitung zu wasserdichten Kleidern, als Paletots, Haveloks u. s. w. sowie zu Pferde- und Wagendecken, zu Anzüge für Bergleute und Schiffer und zur Herstellung von Zelten jeder Art rrnd Größe, vom kleinen, für 1 bis 2 Leute bestimmten militärischen Mann- schaftszclt, bis zu großen, für 40 bis 50 Leute bestimmten Feldbaracken und militärischen Pferdeställen für eine größere Anzahl von Pferden. In der Abteilung zur Herstellung von Taucher-Apparaten aber werden nicht nur die für den Taucher bestimmten wasserdichten Kleider, vertrauten Elektrischen Lichtes, dessen Strom, als wir auf unserem Rundgange bis hierhin gekommen waren, eben eingeschaltet wurde, begaben wir uns nach dem für sich gesondert arbeitenden, sonst aber im engsten Zusammenhänge mit den übrigen Abteilungen stehenden Kabelwerke. Die Fabrikation von isolierten Drähten und Kabeln jeder Art wurde von der Firma im Jahre 1890 aufgenommen. Alle Fortschritte der letzten Jahre auf diesem Gebiete hat sich die Firma dienstbar gemacht und die Ausdehnung der Anlage ist derart, daß die Firma auch der Ausführung der größten Aufträge gewachsen ist. Den Gang der Fabrikation verfolgend, begaben wir uns zunächst in die Impräg- nierhalle, in welcher eine Anzahl großer, eiserner Gefäße für die Imprägnierung der verschiedenartigsten, bei der Kabel-Fabrikation erforderlichen Gespinste aufgestellt sind. Nicht weit davon entfernt, befindet sich ein Arbeitssaal, dessen schnurrendes und rasselndes Geräusch sich schon von weitem bemerkbar macht und den Eindruck erweckt, als ob wir uns in einer Spinnerei befänden; die hier avfgestellten kleineren und größerer Maschinen und Apparate bezwecken die Umwicklung, Umspinnung und Umklöplung der einzelnen Drähte mit Papie^ , Baumwolle, Seide, etc., wie sie zur Herstellung der verschiedenartigen isolierten Drähte und Einzelladern erforderlich sind. Nach eingehender Besichtigung einiger dieser sehr ingeniös erdachten Hilfsmaschinen begaben wir uns in die Räume, in welchen sich die eigentlichen großen Kabel maschinen befinden, welche im Stande sind, Drahtmengen bis zum Fabrikansicht der Bheinischen Gummiwar sondern auch dessen gesamte übrige Ausrüstung, wie Helm, Athmungs- schläuche, Luftpumpen u. s. w. hergestellt und zwar sowohl nach bekannten deutschen, englischen und französischen Systemen, wie auch nach einem der Fabrik eigentümlichen System, welches seit vielen Jahren auch in der Kaiserlich Deutschen Marine an Stelle der bis dahin gebraucht gewesenen älteren Systeme eingeführt wurde. Eine weitere Abteilung dient ausschließlich der Fabrikation von Velociped-Radreifen und anderen Bedarfsgegenständen für Rad-Fahrer. Unter dem Namen „Tourist-Reifen hat die Firma einen Pneumatic- Reifen an den Markt gebracht, der sowohl mit glatter, wie mit sogen, non slipping Oberfläche hergestellt wird und von den bedeutendsten Fahrrad-Werken des In- und Auslandes angewendet wird. Ehe wir uns nun nach dem uns am meisten interessierenden Kabel-Werke begaben, hatten wir Gelegenheit, einen flüchtigen Einblick in die Wohlfahrts-Einrichtungen für die Arbeiter zu werfen. Die Fabrik besitzt eine sehr gut fundierte Krankenkasse, eine Sterbe- und Unterstützungskasse, sowie eine Spar- und Darlehnskasse, ferner für Arbeiter und Beamte eine Konsum-Anstalt; daß im Uebrigen auf die hygienischen Verhältnisse noch überall in hervorragendem Grade Rücksicht genommen, hatten wir Gelegenheit zu beobachten. Die Helle und die vorzügliche Ventilation aller Arbeitsräume, sowohl wie ihre Heizung und Beleuchtung waren geradezu musterhaft. Die Be leuchtung findet in allen Räumen durch Elektrisches Licht statt, welches die Fabrik selbst auf eigenen Lichtmaschinen und unter Anwendung einer großen Akkumulatoren-Anlage für ihre sämtlichen Fabrikräume und zahlreichen Bureaus erzeugt. Im Scheine des uns enfabrik von Franz Cloutli, Köln-Nippes. Gewichte von 250 Ctr. in einer Ladung aufzunehmen und ebensowohl dazu bestimmt sind, die eigentlichen Kabelseelen zu seilen, wie auch die Armaturen mit Flach- oder Runddraht zu armieren. In direktem Zusammenhang ä damit stehen die Einrichtungen zur Herstellung der Gesamtimprägnierung und der Armaturen aus Bandeisen, während in einem gesonderten Raume sich 3, unter hohem, hydraulischem Druck arbeitende Bieipressen befinden, die die Ummantelung der Kabel mit Blei ausführen. Große eiserne Bassins ermöglichen alsdann die er forderlichen Proben unter Wasser, die ihrerseits wieder mit dem Meß zimmer im Zusammenhänge stehen, in welchem besonders zweck dienliche Einrichtungen zu Versuchen mit hochgespannten Strömen an Kabeln bis 50000 Volt uns interessierten. Infolge des Zusammen wirkens der oben angedeuteten Faktoren mit diesen ausgezeichneten, zweckmäßigen und ausgedehnten Einrichtungen hat die Kabel-Fabrik auch bereits auf nicht unbedeutende Erfolge und Lieferungen zurück zublicken. Von größeren Aufträgen hat sie unter anderen an Lichtkabeln ausgefiilirt die vollständigen Kabelnetze der elektrischen Zentralen für die Städte Dresden, Kaiserslautern und Othmarschen, größere Strecken im Lichtkabelnetze der Städte Köln und Amsterdam, sämtlich für Betriebsspannungen bis 2200 Volt, dann das ganze Kabelnetz zur Beleuchtung des Kaiser Wilhelm (Nord-Ostsee) Kanals für eine Betriebsspannung von 7500 Volt, die Kabel für die Schlacht- und Vichhofbeleuchtung in Köln für 250 und für die Hafenbeleuchtung in Bremerhaven für 2100 Volt, endlich ein submarines Hochspannungs kabel zur Verbindung der Insel Wangeroog mit dem Rothesand-