Volltext Seite (XML)
4 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 1. 1896/97. Kleine Mitteilungen. Elektrische Beleuchtung in Creglingen, OA. Mergentheim. Laut Beschluß der bürgerlichen Kollegien wird nun auch für die Straßen und öffentlichen Gebäude genannter Stadt die elektrische Beleuchtung eingeführt. An der Einrichtung der Leitung wird energisch gearbeitet, und bis Anfang Oktober soll die ganze Anlage fertiggestellt sein. ■—W. W. Elektrische Anlagen in Berlin. Hier soll für das Abge ordneten- und Herrenhaus eine eigene elektrische Beleuchtungsanlage hergestellt werden. In der sächsischen Schweiz soll eine Anzahl der am meisten besuchten Aussichtspunkte durch eine elektrische Hochbahn verbunden werden. In Osehatz hat eine Aktiengesellschaft für elektrische Anlagen um die Konzession zur Errichtung eines Elektrizitätswerkes, sowie ev. um den Betrieb einer elektrischen Bahn nachgesucht. In Lübeck soll das Elektrizitätswerk erweitert werden. In dem im Speichergrundstücke No. 41 belegenen Lagerhause, welches die Firma Ferd. Kayser erst kürzlich erworben hat, soll eine elektrische Anlage geschaffen werden. Die städtischen Kollegien von Lösnitz haben beschlossen, Herrn Fabrikbesitzer P. E. Martin, hier, die Konzession zur Er richtung eines Elektrizitätswerkes zu erteilen. Elektrizitätswerk in Waldenburg. Der zwischen der Stadt W a 1 d e n b u r g und der Nieder schlesischen Elektrizitäts und Kleinbahn-Actiengesellschaft beschlossene Vertrag ist, wie das „Schles. Tgbl.“ berichtet, nunmehr seitens des Magistrats und des Bevollmächtigten der Gesellschaft, des Direktors Gärtner, unterschriftlich vollzogen worden. Behufs Errichtung der Central anlage hat die Gesellschaft das dicht bei der Stadt in Neuweißstein gelegene Grundstück des Zimmermeisters Schnabel angekauft und muß nunmehr bei der Behörde beantragen, daß dieses Grundstück mit der Stadt vereinigt wird. Die Stadt erteilt der Gesellschaft die Erlaubnis zur Benutzung aller Straßen u. s. w. behufs Abgabe von elektrischer Kraft für öffentliche und private Zwecke auf die Dauer von 50 Jahren, jedoch derart, daß der Gesellschaft nur während der ersten 25 Jahre dieses Recht ausschließlich zusteht, während nach deren Ablauf die Stadt auch anderen Unternehmern ein gleiches Recht einräumen kann. Spätestens bis 1. April 1898 ist die Licht anlage in Betrieb zu setzen. Für jede Woche der Verspätung hat die Gesellschaft 100 Mk. als Konventionalstrafe an die städtische Armenkasse zu zahlen. Indeß hofft die Gesellschaft, daß die Inbetriebsetzung bereits Mitte 1897 erfolgen wird. Vom 1. November 1898 ab übernimmt die Gesellschaft auf 25 Jahre und darüber hinaus, so lange als die Stadt keinem anderen Unternehmer eine Konzession erteilt, die kostenlose Beleuchtung der Straßen und Plätze der Stadt mit höchstens 110 Glühlampen und 18 Bogenlampen. Die Gesell schaft zahlt an die Stadt die gesetzlichen Kommunalsteuern und letztere sicherte der ersteren dafür zu, daß während der Dauer der ausschließlichen Konzession weder Erzeugung noch Verbrauch von elektrischen Strömen einer besonderen Besteuerung unterliegen sollen. Diese Gesellschaft ist zur Ausführung der Kleinbahn zur Verbindung von Waldenburg mit Altwasser, Hermsdorf und Dittersbach ver pflichtet und zwar binnen 3 Jahre, vom Abschluß des Vertrages an gerechnet. Die elektrische Hafenbeleuchtung in Frankfurt a. M. Nachdem die elektrische Beleuchtungs-Anlage des Hafengebiets an das städtische Elektrizitätswerk ange schlossen worden ist, hat sich ergeben, daß die bisherige Leitung auf der linken Mainseite und dem Hafendamm mit 2000 Volt Hoch spannung infolge hervorgetretener Mißstände nicht richtig funktioniert. Deshalb soll die Beseitigung dieser alten Leitung vorgenommen und die Sekundärleitung am Kohlenhafen durch zwei neue Primärleitungen, an deren Enden Transformatoren den Strom von 3000 auf 70 Volt uniformen, mit der im Vorjahre hergestellten Primär-Ringleitung des Hafens verbunden werden. Die sekundäre Freileitung auf dem Hafendamme wird von dem Transformator an der Ecke der Scharn horststraße und dem Untermainkai gespeist und zu diesem Behufe ein Sekundärkabel von 2x100 qmm Querschnitt bis auf den Hafen damm geführt und dort an die Freileitung angeschl'ossen. Die auf dem Hafendamm befindlichen fünf Bogenlampen sollen durch neun Lampen ersetzt werden, wie dies am rechten Ufer bereits geschehen ist. Dieses Projekt würde 9000 Mk. erfordern und hätte die Vor teile, daß erstens die äußerst mißständigen Hochspannungs-Frei leitungen längs des ganzen linken Ufers und auf dem Hafendamm, die m i t Lebensgefahr für die an den Krahnen und der Hochbahn be schäftigten Personen verknüpft sind, beseitigt würden und zweitens die Möglichkeit angebahnt wäre, später auch die Sekundär-Frei- leitungen durch unterirdische Kabel zu ersetzen. Da auf den früher bewilligten Kredit für den Anschluß des Krankenhauses und des Hafens an das Elektrizitätswerk im Gesamtbeträge von 66,000 Mk. noch ein Betrag von 2000 Mk. zur Verfügung steht, so wären für obige Umgestaltung noch 7000 Mk. erforderlich. Elektrische Kraftanlage in Lyon. Eine großartige elektro dynamische Kraftanlage wird jetzt zur Licht- und Triebkraft-Erzeu gung zu Lyon geplant, die jener der Niagara-Kraftanlage wenig nach stehen wird. Durch Ausnützung der Rhone-Gefälle denkt man, nach einer Mitteilung des internationalen Patent-Bureaus Carl Fr. Reichelt, Berlin, mittelst zwanzig Turbinen gegen 20 000 PS nutzbar zu machen, welche Kraft, in Elektrizität umgesetzt, durch fünf Hauptleitungen den zahlreichen industriellen Etablissements, Privathäusern und der öffent lichen Beleuchtung zugänglich gemacht werden soll. Die mit der Ausarbeitung des Voranschlages betrauten Ingenieure behaupten, daß auf diese Weise die Betriebskraft um 40 pCt. billiger, wie sie durch die besten Dampfmaschinen erhalten werden könnte. Probefahrten mit einem neuen Akkumulatoren-Wagen der „Großen Berliner Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft“ haben der „Nat.-Ztg.“ zufolge am vor Kurzem mit einer Versuchsfahrt ihren Anfang genommen, bei der als Vertreter des Kommissariats für das öffent liche Fuhrwesen Polizeilieutenant Kuntzen, die Direktoren der Pferde bahn-Gesellschaft, Regierungs-Räte von Kühlewein und Köhler und ein Vertreter der Elektrizitäts-Gesellschaft „Union“ zugegen waren. Der neue Wagen war auf der Fahrt von Bahnhof Manteuffelstraße durch die oberirdische Leitung geladen worden; vom Dönhofsplatze ging die erste Probefahrt hinaus nach Treptow, über das Kottbuser Thor, durch die Skalitzerstraße, dann zurück durch die Köpenicker- straße über den Spittelmarkt durch die Leipzigerstraße bis zur Charlottenstraße, diese hinauf bis zur Behrenstraße, durch die Charlottenstraße zurück nach der Friedriehstraße bis zum Halleschen Thor und von dort nach Bahnhof Manteuffelstraße zurück. Ueberall in den Straßen, wo die elektrische Leitung fehlte, wurde „automobil“ gefahren. Die Mitfahrenden sprachen allgemein ihre Anerkennung über die elegante Einrichtung des Wagens aus, waren indeß der Meinung, daß das amerikanische System, das seitlich angebrachte Wagenthüren einführen will, für unsere Verkehrsverhältnisse unzweck mäßig erscheint. Die Akkumulatoren thaten, soweit sich dies während der verhältnismäßig kurzen Probefahrt beurteilen ließ, ihre Schuldig keit. Demnächst wird der Probe-Akkumulatorenwagen zur versuchs weisen Benutzung durch das Publikum fahrplanmäßig in denVerkehr eingestellt werden. Elektrische Strassenbahn in Bromberg. Die Umwandlung der hiesigen Pferdebahn in eine Straßenbahn mit elektrischem Betriebe ist nunmehr gänzlich vollzogen. Auch auf der zweiten Strecke, Danzigerstraße—Friedrichplatz—Kornmarkt, ist jetzt der elektrische Betrieb eröffnet worden, sodaß nunmehr der volle regelmäßige Ver kehr der elektrischen Motorwagen auf beiden Strecken Bahnhof- Posenerplatz und Danzigerstraße—Kornmarkt hergestellt ist, und die Pferdebahn aufgehört hat, zu existieren. Elektrische Strassenbahn in Czernowitz. Der A. G. vorm. Schuckert & Co. ist die Vorkonzession für den Bau einer elektrischen Stadtbahn in Czernowitz erteilt worden. Eine neue Art elektrischer Strassenbahnen. Die Firma Schuckert hat ein System erfunden, bei dem sich für die ober irdische Leitung in den Schienen sogenannte Kontaktpunkte befinden, die den elektrischen Strom nur dann wirken lassen, wenn eine am Trambahnwaggon angebrachte Schiene eine solchen Kontakt punkt berührt. Die Einrichtung ist so konstruiert, daß Schiene und Maschine, die solch einen Kontaktpunkt betreten, keinen Schaden nehmen können, eben weil die Punkte stromlos sind, bis ein Wagen über jene Stelle fährt. In einer stattgefundenen Magistratssitzung teilte Oberingenieur U p p e n b o r n mit, daß im Fabrikhof der Firma Schuckert in Nürnberg eine Probestrecke angelegt wurde, bei der dieses System praktische Anwendung fand. Nun hat sieh die Firma Schuckert angeboten, in hiesiger Stadt unentgeltlich eine Probestrecke mit diesem System anzulegen. Früher oder später werden die sämtlichen Trambahnlinien allmählich zu elektrischen werden, weshalb es Oberingenieur Uppenborn als sehr wünschenswert erachtet, daß die Stadtgemeinde von dem Angebote der Firma Schuckert Gebrauch macht, und den Antrag stellt, solch eine Probestrecke in der Goethestraße zwischen der Findlingstraße und dem Goetheplatz anzulegen. Der Antrag fand einstimmig und ohne Debatte Annahme, wobei Bürgermeister Brunner bemerkte, daß die Anlage erst nach dem Oktoberfest ausgeführt werden dürfe. (M. N. N.) Elektrizitätswerk in Untertürkheim. Zu dem Elektrizi tätswerk für den Rangierbahnhof Untertürkheim und die Kgl. Reparaturwerkstätte ist die Einrichtung des Maschinenhauses, be stehend aus Dampfkessel, Dampfmaschinen, Apparatbrett, Dynamos und sämtlichem Zubehör, ebenso die Leitung zur Wagenwerkstätte und die Einrichtung der Reparaturwerkstätte der Maschinen fabrik Eßlingen übertragen, die Beleuchtung der Geleiseanlagen und der Güterschuppen wird von der Firma C. und E. Fein- Stuttgart geliefert werden, während die Firma Si einens & Hai sk e die ihr patentierte Einrichtung zum Stellen der Weichen mittels Elektro motoren zu liefern hat. — W. W. Elektrische Bahn in Hagen i. W. Auch in unserem Bezirke nehmen die elektrischen Straßenbahnen in der nächsten Zeit einen bedeutenden Aufschwung. Am 1. Oktober geht die hiesige Straßenbahn in den Besitz einer neuen Gesellschaft über, deren Hauptbeteiligte die Firma Siemens & Halske in Berlin und die hiesige Akkumulatorenfabrik sind. Es sollen dann in kürzester Zeit die Städte Hohenlimburg und Gebeisberg mit Hagen durch die elek trische Bahn verbunden werden, während später die Verbindung mit den Städten Herdecke und Breckenfeld erfolgen soll.