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187 No. 15. 1896/97. XIV. Jahrgang r „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ Der Vollständigkeit halber sind auch einige Polringschaltungen gegeben. Fig. 14 ist eine gewöhnliche vierpolige Dreiphasenstrom schaltung; für unseren Fall mußten Doppelspulen nach Fig. 15 oder nicht gekreuzte Spulen nach Fig. 16 und 17 angewendet werden. Für Gleichstromerregung wären im Feld Fig. 15 die Spulen a, im Feld Fig. 16 die Spulen a und a 1 und im Feld Fig 17 die Spulen a b und a 1 b 1 einzuschalten. Fig. 18 zeigt ein Induktionsfeld für Zweiphasenstrom mit Spulen a der ersten und Spulen b der zweiten Phase; oder, auf Einphasenstrom angewendet, mit Spulen a als Hauptspulen und Spulen b als Sekundärspulen für phasenverspäteten Strom. Als Gleichstromfeld werden hier nur die Spulen a eingeschaltet, Die geschlossenen Polringe der Fig. 14 bis 19 sind zwar für den Induktionsmotor günstig, als Gleichstromfelder aber unvorteilhaft, weil erstens die Nuten nicht gut groß genug gemacht werden können für Gleichstromerregung und zweitens der Eisenschluß zwischen zwei Polen den Anberstrom schwächt. Die Ankerschaltung würde im Prinzip dieselbe sein, wie in den Wechselstrom-Gleichstromwandlern, und zwar z. B. nach Fig. 19 für Zweiphasenschaltung. Auf einer Seite des Ankers sind die Gleitringe, zwischen denen Widerstand geschaltet wird, wenn der Induktions motor mit Zugkraft anzulaufen hat; diese Widerstände werden geöffnet, wenn die Maschine als Gleiehstromerzeuger geschaltet wird. Diese Schaltung wird ähnlich für Dreiphasenstrom ausgeführt, indem in bekannter Weise die Wickelung zwischen zwei gleichen Polen in drei gleichen Teilen abgezweigt wird zu drei Gleitringen. Das Verfahren, zum Andrehen eines Synchronmotors diejenige Maschine bezw. denjenigen Anker zu benutzen, welche oder welcher, nach Erreichung des synchronen Ganges durch den Anker des Synchronmotors angetrieben, zur Erzeugung des Erregerstromes dient, ist bekannt, z. B. aus den Patentschriften No. 48878 und 79542. Fig 19• Fi% f8. Von diesem Verfahren unterscheidet sich das vorliegende dadurch, daß die Erregermaschine nicht als Gleichstrom-Reihenmaschine in bekannter Weise mit Wechselstrom gespeist, geschaltet wird, sondern als asynchroner Induktionsmotor. Bei den genannten Einrichtungen setzt die als Drosselspule wirkende Gleichstrommaschine viel zu großen Widerstand entgegen, um ohne besondere Umschaltung, wie etwa Parallelschaltung der einzelnen Spulen, genügend Strom aufnehmen zu können. Außerdem tritt eine solche Funkenbildung am Stromabgeber auf, daß jedes Funktionieren unmöglich wird. Der im Eingang der Patentschrift No. 64921 erwähnte Vorschlag, den Motor selbst in zweierlei Schaltung als Induktionsmotor zum Anlauf und als Synchronmotor im regulären Gang zu verwenden, hat ebenfalls große Schwierigkeit. Es ist unmittelbar klar, daß in den meisten Fällen eine Umschaltung von gewöhnlichen Synchron motoren, die also gewöhnlichen Stromerzeugern entsprechen, sich gar nicht wird vornehmen lassen. Dem gegenüber gewährt die beschriebene Schaltung den Vorzug, in allen Fällen leicht möglich zu sein, und zeichnet sich durch Ein fachheit der Handhabung aus. Ebensowenig kann auch schädliches Feuer am Stromabgeber eintreten, da Stromüberführung nur durch Gleitringe vorgenommen wird. Patent-Anspruch: Verfahren zum Anlassen ein- oder mehrphasiger Wechselstrom- Synchronmotoren, darin bestehend, daß die Erregermaschine zum Antrieb als Induktionsmotor geschaltet und der Strom hierzu aus der Haupt - Energiezuleitung direkt oder transformiert, oder von Ver bindungspunkten niederen Potentiales aus der Wickelung des Synchron motors entnommen wird. Kleine Mitteilungen. Elektrizitätswerk in Giengen a. Br. Auf einem von der Stadt oberhalb des Bahnhofs unentgeltlich zur Verfügung gestellten Platz soll ein Elektrizitätswerk erbaut werden. Welcher Gesellschaft — es haben sich 6 gemeldet, die sämtlich bereit sind, die Zentrale aus eigenen Mitteln zu errichten — die Ausführung übertragen wird, ist noch nicht bestimmt. —W. W. Elektrische Beleuchtung in Altensteig. Elektrizitätswerk besitzer Klingle r von Nagold hat sich erboten, seine bedeutende Wasserkraft bei Emmingen zur Versorgung von Altensteig mit elektrischem Strom auszunutzen, wenn ein Stromverbrauch für 1000 Glühlampen und 40 Pferdekräfte gewährleistet wird. — W. W. Elektrizitätswerke Salzburg. Die Tagesblätter meldeten jüngst die Verhaftung des Bankiers Leitner, des ehemaligen Präsidenten der „Elektrizitätswerke Salzburg“, deren Aktien-Emissionen häufig und schai'f, namentlich auch von der Frankfurter Zeitung, kritisiert worden waren. Jüngst hat nun die Generalversammlung dieser Gesellschaft stattgefunden, in welcher sieh, nach dem „Berl. Tagebl.“, der Ver waltungsrat zu dem Eingeständnis genötigt sah, daß die Bilanzen der Gesellschaft sämtlich gefälscht seien und sich bei einer rigorosen Schätzung der Aktiven ein Kapitalverlust von 974,375 fl. ergiebt. Die gegenwärtige gesellschaftliche Verwaltung glaubt die Sanierung des Unternehmens durch die Abstempelung der Aktien von 200 fl. auf 75 fl. herbeizuführen. Es fragt sich indes, ob die Regierung ihre Zustimmung dazu geben wird. Elektrizitätswerk in Vaihingen a. E. Am 20. und 21. März erstrahlte abends ein Teil der Stadt von der Walzenmühle bis zum Marktplatz in elektrischem Lichte. Es handelt sich um eine Anregung für die Stadtgemeinde und die Gewerbetreibenden zur Abnahme elektrischer Kraft, welche die Walzenmühle, Weil & Komp., in ausreichendem Maße zur Verfügung stellen könnte. Es wäre der hiesigen Industrie zu gönnen, wenn sie sich durch die Benützung dieses modernen Hilfsmittels aus ihrer teilweise bedrängten Lage erheben könnte. — W. W. Watt - Akkumulatoren. Zur Frage der Einführung des elektrischen Betriebes auf den Berliner Straßenbahnen machten die Watt-Akkumulatoren-Werke in einer Eingabe an die Stadtverordneten-Versammlung darauf aufmerksam, daß unmittelbar vor den Thoren Berlins und innerhalb ihres eigenen Gebietes, auf der ganzen Hauptlinie der Berlin-Charlottenburger Straßenbahn vom Spandauer Berg bis zum Kupfergraben in wenigen Monaten, im Mai, ein elektrischer Bahnbetrieb mit reinem Akkumulatoreü-System zur Einführung gelangen wird, nachdem eingehende Versuche zu friedenstellende Ergebnisse geliefert haben. Es gelangt dabei ein Akkumulator zur Verwendung, dessen einmalige Ladung für einen vollen Tagesbetrieb ausreicht. Das Laden erfolgt in den Nachtstunden von 1 bis 7 Uhr und erfordert nur geringes Personal. Es ist also eine nur sechsstündige Betriebszeit der kraft erzeugenden Maschinen erforderlich, und das System ermöglicht so erhebliche Ersparnisse an Material und Personal und damit einen billigeren Betrieb. Die Behauptung, daß die Betriebskosten des reinen Akkumulatorensystems sich höher stellen, sei unzutreffend: der Wattakkumulator besitze eine so große Entladefähigkeit, daß eine Ueberlastung der Akkumulatoren vermieden und eine Garantie für ihre Haltbarkeit gegeben sei. Der probeweise in Gebrauch genommene Wagen leistete täglich 160—170 km bei einer Durch schnittsgeschwindigkeit von ca. 15 km pro Stunde. Ein jetzt vom Brandenburger Thor nach dem Spandauer Berg laufender Wagen legt täglich 135 km zurück, 15—20 pro Stunde, ohne daß seine Leistungs fähigkeit damit erschöpft wäre. Dieser Wagen wiegt vollbesetzt 840Ö kg, während ein Akkumulatorwagen für "gemischten Betrieb, wie er in Berlin eingestellt ist, leer ein Gewicht von 10,000 kg hat. Eine Verminderung des höheren Raddruckes und eine bessere Halt barkeit des Oberbaues wird dadurch erreicht, daß vierachsige Wagen mit Drehgestell benutzt werden. Geschwindig’keitsregulierung; elektrischer Motoren. Von Vard Leonard ist darüber im Electrical Engineer vom 5. Dezember 1896 eine längere Abhandlung veröffentlicht, welche Beachtung ver dient. Der Verfasser sucht den Vorteil klar zu legen, welcher durch die Benutzung eines Motorkontrollsystems zu erreichen ist, bei welchem die Umdrehungsgeschwindigkeit eines elektrischen Motors durch Kontrollierung der in dessen Ankerstromkreise erzeugten elektro motorischen Kraft ohne Benutzung irgend eines in diesem Stromkreise eingeschalteten Widerstandes geregelt wird Generator und Motor sind bei diesem System in ihren Magnet feldern unabhängig von der in ihren Ankern erzeugten elektro motorischen Kraft und Stromstärke Das Magnetfeld des Motors ist praktisch konstant, dagegen ist das Magnetfeld des Generators ver änderlich von der vollen Stärke bis zu Null mittelst eines in den Feldstromkreis des Generators eingeschalteten Regulierwiderstandes. Durch Veränderung der Feldstärke des Generators kann die im Ankerstromkreise erzeugte elektromotorische Kraft von Null bis zur vollen Spannung gebracht werden. Der Autor weißt nach, daß, wenn der Motor bei 0,1 seine volle Geschwindigkeit von 500 Umdrehungen per Minute und sein maximales Drehungsmoment besitzt, die ganze Belastung abgeworfen werden kann, ohne daß eine stärkere Vergrößerung der Geschwindigkeit als etwa 9 Umläufe per Minute eintritt. Bei An wendung eines Ohmschen Widerstandes springt die Umdrehungs geschwindigkeit des Motors, wie der Verfasser sagt, von 41 Touren bis auf 415 gegenüber der Vermehrung um 9 Touren im vorher er wähnten Falle. Der Verfasser weist ferner darauf hin, daß bei der Geschwindigkeitskontrolle durch einen Ohmschen Widerstand in Folge zu rascher Spannungsänderung der Anker des Motors leicht ver brennen kann. Wird aber die elektromotorische Kraft des Motors durch Regelung des Feldmagnetismus verändert, so wird trotz rascher Ausschaltung des kontrollierenden Widerstandes die elektromotorische