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XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 11. 1896/97. 150 Diese Art der Isolierung ist von unbegrenzter Haltbarkeit. II. Isolierung bei überhitztem Dampf (ca. 300—350° C.) Die Rohre sind so heiß, daß ein Blatt Papier, darauf gelegt, sich von selbst entzündet. Hierbei erhalten die Rohre einen stärkeren Auftrag von Asbest-Gloria-Infusorit, worüber eine Segeltuch-Bandage mit seitwärts liegenden Blechmanschetten angebracht wird. Eine derartige Isolierung hat sich bis jetzt gegen andere Isolier arten, beispielweise mit Kork u. s. w., als ganz vorzüglich bewährt. III. Isolierung mittelst Ki e s el guhr s c h nur. Die Rohre werden mit Kieselguhrschnur umwickelt, die dadurch entstehenden Rillen mit Gloria-Infusorit verputzt und dann mit einer Segeltuchbandage versehen. Bei hohen Temperaturen kommen Kieselguhrschnüre mit Asbest- gespinnst zur Anwendung. IV. Schaehtleitungs-Isolierung mittelst Luftschicht schalen bezw. Schälen-Isolierung mit Schutzmantel aus Wasser und Säure widerstehendem Material. Die Rohre erhalten zunächst eine Bekleidung von Kieselguhr- schalen, welche mit Luftschicht bildenden Längsrillen versehen sind; es werden also zwischen Rohr und Isolierung ruhende Luftschichten gebracht, wodurch die Isolierfähigkeit der ganzen Umhüllung wesentlich erhöht wird. Um ein Rutschen der Isolierung nach unten zu verhindern, werden oberhalb jeder Flansche, Gußringe zur Unterstützung ange bracht; diese Gußringe bestehen aus zwei Hälften und sind mit bis auf den Flansch ruhenden Füssen versehen, wodurch also ein Hinab gleiten bei etwaigem Erkalten der Rohre unmöglich gemacht ist. Um die Isolierung vor schlechtem Grubenwasser zu schützen, erhält dieselbe einen Mantel aus einer Komposition, die allen Säuren und jeder Feuchtigkeit widersteht. Vorstehende Isolierung ist der Firma Rhein hold & Co. Hannover, und Carl Henke, Witten, patentamtlich geschützt. Bekommt die Isolierung jedes Jahr einen neuen Anstrich, so ist sie unzerstörbar und hält vollends mit den Rohren aus. V. Abnehmbare Flanschen-Isolierung. D. R. G. M. Die Isolierung wird bewerkstelligt durch abnehmbare Kappen. Die Kappen sind aus verbleitem Schwarzblech hergestellt und innen mit bestem, reinem Kieselguhr ausgefüllt. Dieselben sind zweiteilig und werden durch zwei kräftige Schellbänder zusammengehalten. Da wo die Kappe auf die Isolierung faßt, ist zur besseren Abdichtung ein Streifen eingelegt, welcher der Hitze und dem Wasser bezw. Dampf widersteht. Um etwaige Undichtigkeiten der Flanschen zu erkennen, ist an jeder Kappe ein kleines Röhrchen angebracht, durch welches der Dampf ins Freie treten kann. Die Kappen sind außen und innen mit Farbe gestrichen. Daß gerade an den Flanschen viel Wärme abgegeben wird, also Dampfkraft verloren geht, dürfte bekannt sein, dennoch aber hat man auf die Isolierung der Flanschen bisher wenig Gewicht ge legt, vielleicht aus dem Grunde, weil es nötig ist, kurz vor den Flanschen zum eventl. Auswechseln bezw. Anziehen der Schrauben freien Raum zu haben, vielleicht aber auch, weil es eine leicht anzu bringende bezw. abzunehmende Isolierung früher noch nicht gab, oder wenn solche vorhanden, diese zu schwer war, um den heißen Dämpfen, welche aus undichten Flanschen heraustreten, widerstehen zu können. Mit verschiedenen Isoliermaterialien haben die Herren Bergrat Zörner in Neunkirchen, Ch Pasquay in Wasselnheim und Ingenieur Müller in Magdeburg Versuche angestellt und den großen Nutzeffekt einer guten Umhüllung betont. Herr Ingen. Müller, Vertreter der Firma Grünzweig & Hartmann, machte Versuche mit Materialien verschiedener Firmen, wobei die Rheinhold’sehe Masse das beste Resultat lieferte. Bei einer Auftragstärke von 21,7 mm wurde eine Condens- wasser-Ersparnis gegenüber dem nackten Rohr von 81,9 pCt. fest gestellt. In der Müller’schen Tabelle heißt es: Verhalten bei höherer Temperatur Form Veränderung keine. Zusammenhang gut. Faserstoff unversehrt. Herr Bergrat Zörner-Neunkirchen sagt in seiner Broschüre unter Abschnitt II: Um den Einfluß der Kondensationsverluste in den Leitungen auf die wirtschaftlichen Ergebnisse des Kesselhaushalts zu zeigen, sollen einige auf Grube „König“ angestellte Versuche hier Platz finden. Die Aufnahme des Leitungsnetzes ergab im Ganzen bei 1500 m Gesamtrohrlänge von den verschiedensten Durchmessern 750 qm Rohrinnenfläche. Da nun bei 5 Atm. Ueberdruck bewegtem Dampf der Cornwallanlage und bei + 2 0 Temperatur im Freien in einem Tage bei nacktem Rohr 99,190 t Dampf ,, guter Umhüllung 29,318 t „ „ vorzüglicher Umhüllung mit Flansehkappen 21,988 t „ kondensieren, so sind bei 24stündiger Betriebszeit zur Deckung der dadurch entstandenen Verluste bei 20 kg Dampferzeugung auf 1 qm Heizfläche und Stunde, rund 200 bezw. 60 oder 43 qm Gesamtheiz fläche, d. h. die Heizflächen von 3,3, 1 und 0,72 Saarbrücker Normal kesseln nötig. Aus diesen Zahlen geht der Wert der Umhüllung ohne Weiteres hervor; ob man nun gut oder vorzüglich umhüllt, ist lediglich eine Kostenfrage, die von Fall zu Fall nach Lage der örtlichen Verhältnisse zu entscheiden ist, und bei der möglichenfalls auch noch andere Umstände (Vermeidung jeder Temperatursteigerung in den einziehenden Wetterschächten) u. s. w. in Betracht kommen. Ueber die Bekleidung der Flanschen schreibt Herr Zörner: „Daß die so wenig beachtete Bekleidung der Flanschen einen merk lichen Einfluß auf die Kondensation in den Rohrleitungen ausübt, zeigt nachstehende Tabelle für bewegten Dampf. 1 Rohr von 5,28 m Länge, 95 mm Durchm. ergab Bewegter Dampf Flanschen 1 Flansch das ganze Bohr Steinmüller Anlage unbekleidet bekleidet, der andere einschl. Flanschen- unbekleidet bekleidet bei 6 Atm. 3,38 3,06 2,75 » ^ „ 3,44 3,10 2,81 kg Kondensationswasser. Weitere Vergleiche der verschiedenen Isoliermaterialien hat Herr Zörner bei einer Schachtleitung angestellt und zwar: Kondenswasser auf 1 qm Rohrinnenfläche Dampfdruck Temperatur nacktes feucht Luftschalen im Freien Rohr gewesener m. Flanschen- Maschinenfilz kappen 7,5 Atm. 20° C. 2,26 1,09 0,466 Zörner sagt weiter in seiner Abhandlung: „Die besten Ergebnisse ohne Preisberücksichtigung erzielte „man also mit den Rheinhold’schen Luftschalen. „Sehr gut und namentlich für saigere Leitungen in feuchten „Schichten empfiehlt sich die Masse No. 8 (Rheinhold’sehe „Luftschalen), die namentlich auch dort am Platze ist, wo „es auf ein geringes Gewicht der Umhüllung ankommt, oder „die Leitung oft warm und kalt wird, also großen Temperatur- Veränderungen unterworfen ist, die ein Zerreißen und Ab- „lösen der dicht aufgetragenen Masse verursachen würde.“ Im Schluß-Ergebnis gibt Herr Zörner an, daß auf Zeche „König“ nach völlig durchgeführter Umhüllung und nach Abzug der Unkosten im Jahre ca. Mk. 12 000 bis 14 000 Ersparnis erzielt werden. Auch Ch. Pasquay in Wasselnheim (Elsaß) hat in seiner Broschüre auf Seite 23 die Resultate seiner Versuche mit ver schiedenen Isoliermassen angegeben, und hat darnach die Rheinhold’sehe Masse die meisten Kondenswasser-Ersparnisse aufzuweisen. Bei einer mittleren Außentemperatur von 20“ C. verliert eine eiserne Leitung von 100 mm Durchmesser, möglichst ruhende Luft angenommen, bei Dampf von 100° 1 Atm. 172° 8 Atm. 250 (überhitzter Dampf) pro qm u. Stunde 673 1612 33,08 WE. Bei überhitztem Dampf ist also der Wärweverlust beinahe 5 mal, bei 8 Atm. über 2'/2mal so groß als bei Dampf von 100°. Um uns nun ein Bild zu machen, was dieser Wärmeverlust für eine Fabrik bedeutet, die ein einigermaßen bedeutendes Rohrnetz hat, wollen wir denselben in Kohlenverlust umrechnen und wählen als Beispiel eine Dampfleitung von durchschnittlich 100 mm Durch messer und 30 qm Oberfläche, die, was heute auch häufig in der Praxis vorkommt, mit Dampf von 8 Atm. gespeist sei. Dieselbe verliert, wie wir schon sahen, bei 20 ° C. Temperatur der ruhenden Luft stündlich 30 mal 1612, täglich 12 „ 30 mal 1612, jährlich 300 „ 12 „ 30 mal 1612 = rund 174 Millionen WE. Wir dürfen nun ferner als Durchschnitt annehmen, daß bei Verwendung einer mittleren Kohlensorte aus 1 kg Kohle 4000 W E. nutzbar gemacht werden, so daß also zur Erzeugung obiger 174 Millionen Wärmeeinheiten 43 500 kg Kohlen nutzlos verbrannt werden, die bei einem Preise von Mk. 80 p. 10000 kg einen Wert von Mk. 344 repräsentieren. Dagegen würde eine wirksame Umhüllung nur ca. Mk. 150 kosten. Dieses Quantum ist aber als Minimum zu betrachten, das in den meisten Fällen in der Praxis bedeutend überstiegen wird Jedermann kann sich nun aus den jedesmaligen Kohlenpreisen an nähernd ausrechneu, welche Summe er praktisch für eine Isolierung anwenden kann, und wird finden, daß selbst der Anlagepreis der wirksamsten Umhüllung verschwindend klein zu nennen ist im Vergleich zu dem gewonnenen Nutzen. Bei den Dampfanlagen mit überhiztem Dampf ist es nach dem bisher Gesagten von ganz besonderer Wichtigkeit, die Leitungen so vollkommen wie möglich einzuhüllen, indem sonst bei einiger Länge der Leitung sehr leicht der Nutzen der Nutzen der Ueberhitzung durch die Abkühlung verloren geht. Wie wir sahen, verliert ein qm Oberfläche bei Dampf von 250" C. und 20° Außentemperatur ca. 3300 W E. stündlich, mehr als doppelt so viel wie bei Dampf von 8 Atm. Unsere Leitung von 30 qm würde also in diesem Falle