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149 ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. No. 11. 1896/97. XIV. Jahrgang. wirksamer Sicherung gegen Ueberanstrengung. Je nach Bedarf werden sowohl Stößel und Hub, wie auch der Tisch verstellbar gemacht. Ebenso kann auch zugleich eine Vorrichtung angebracht werden, welche es ermöglicht, die Maschine una bhängig von der augenblicklichen Auslösung arbeiten zu lassen. Hornpresse. Die Presse findet sehr praktische Verwendung) zum Aus stanzen der Wicklungsschlitze für Ankerscheiben u.dergl., zum Excenterpresse mit verstellbarem od. bewegt. Tische. Ziehen und Prägen von Glühlampenfassungen, Flaschenkapseln, Stockzwingen, Uhrendeckeln u. s. w. Ein Hauptvorteil ist auch der, daß Unfälle bei dieser Presse vollständig ausgeschlossen sind, da der Arbeiter außerhalb des Stempels Material aufgibt, bezw. abnimmt. Zur Herstellung von Schraubenbolzen, Nieten, Hämmern, Fagon- stücken und sonstigen Gesenkschmiedearbeiten oder zur Herstellung von feinen Prägearbeiten baut die Firma insbesondere Präzisions- Fallhämmer, Schmiedepressen oder Friktionsspindelpressen. In speziellen Fällen wird bei letzteren die Anordnung getroffen, daß der in den Ständern auftretende Zug direkt durch starke Schraubenbolzen aufgenommen wird, wodurch einseitige Guß spannungen und Brüche der Pressen ausgeschlossen sind. Die Firma baut seit Kurzem auch automatische Flaschen kapsel-Stanzmaschinen mit einer täglichen Leistung bis ca. 30,000 Stück. Mit geringer Abänderung läßt sich diese Maschine auch zur Massenherstellung von ähnlich konisch oder zylindrisch gezogenen Metallartikeln verwenden, die zu ihrer Fertigstellung mehrere Ziehstempeln erfordern. Es würde zu weit führen alle Maschinen aufzuführen, welche die Firma für spezielle Zwecke baut. Aus Allem geht aber das Bestreben hervor, nur Erzeugnisse von gediegener und höchst solider Ausführung bei mäßigen Preisen zu liefern. Der Erfolg konnte deshalb nicht ausbleiben und wurden der Firma namhafte Aufträge von königl. Staatswerkstätten und bedeutenden Etablissements des In- und Aulandes erteilt. Ebenso erhielt dieselbe die goldene Medaille — die höchste Auszeichnung — für die Einführung der Fabrikation vorzüglich konstruierter Stanzmaschinen undP ressen aller Art. Es ist dies für eine Firma, welche doch mit verhältnißmäßig bescheidenen, maschinellen Einrichtungen arbeiten mußte, ein kolossaler Erfolg. Wir hielten es deshalb für angezeigt unseren Interessenten die Erzeugnisse der Maschinenfabrik Ludwig Sattler, Nürnberg vorzuführen, umsomehr, da dieselbe stets bestrebt ist, eingehendste Rücksichtnahme auf die speziellen Wünsche der Besteller zu nehmen. Wärmeschutz im Dampfbetrieb. Vortrag des Herrn Betriebsführer Buse, gehalten im Verein techn. Grubenbeamten Witten, am 17. Januar 1897. Unter Wärmeschutz versteht man im Maschinenwesen diejenigen Vorrichtungen, welche die in hygienischer, ökonomischer, und tech nischer Hinsicht schädliche Wärmeabgabe von erhitzten Gefäßen an ihre in niederer Temperatur befindliche Umgebung möglichst ver hindern sollen, einerlei ob die Gefäße mit Dampf oder mit heißer Luft gefüllt sind. Schon vor Jahren hat man den Vorteil einer Umhüllung der Kessel und Dampfrohre, um die Dampfkraft möglichst lange zu er halten, gekannt, doch waren die Mittel, wie Lehm, Strohzöpfe, Holz schalen, alte Säcke auf Holzleisten befestigt, so primitiver Art, daß von einem Vorteil kaum die Rede sein konnte. Später fertigte man aus Holzkohle, Lehm, Haaren und Syrup etc. plastische Massen, die allerdings theuer bezahlt wurden, aber wenig Isolierfähigkeit besaßen. Erst im Jahre 1872, als die Infusorienerde (Kieselguhr) zur Herstellung plastischer Massen verwendet wurde, hatte man eine Schutzmasse von geringem spezifischem Gewicht, welche das zu bekleidende Rohr nur wenig belastete und eine große Isolierfähigkeit aufwies. Zwar werden heute noch von den verschiedenen Fabrikanten alle möglichen Isoliermaterialien in den Handel gebracht, z. B. Holz wolle, Sägespähne, Torf, Kork, Cocosfaser, Baumwolle, Kuhhaare, Thon, Asbest, Kalk, Gyps und Seide, doch besitzen die einen zu wenig Isolierfähigkeit, andere sind nicht widerstandsfähig gegen hohe Temperaturen und einige sogar feuergefährlich. Alles dieses findet man bei der Infusorienerde nicht, und nimmt dieselbe heute, mit den erforderlichen Bindemitteln versehen, den ersten Platz unter den Isoliermaterialien ein. Um die Infusorienerde für hohen Dampfdruck widerstandsfähiger zu machen, wird sie mit. Asbestfasern als Bindemittel vermischt. Ihre Anwendung bei der Isolierung von Dampfkörpern ist verschiedener Art: Die einfachste ist wohl die, daß die Kieselguhrkomposition mit Wasser angefeuchtet auf das warme Rohr aufgetragen wird. Dann werden Schläuche mit Kieselguhr gefüllt und die so hergestellten sogenannten Kieselguhrschnüre zum Umwickeln der Rohre benutzt. Ferner wird Kieselguhr zu Schalen, Platten, Segmenten und Steinen geformt und so zu Isolierzwecken verwandt. Vorzügliche plastische Massen, werden heute von der Firma Rheinhold & Co. in Hannover unter den Namen „Gloria-Infusorit“ und „Asbest-Gloria-Infusorit“ in den Handel gebracht. Nachstehend lasse ich einige der von dieser Firma ausgeführten Isoliermethoden folgen: I. Isolierung von Dampfleitungen etc. Die Rohre erhalten zunächst einen Auftrag von Asbest-Gloria- Infusorit, darüber einen solchen von Gloria-Infusorit, dann eine Bandage von Segelleinen und zuletzt einen Anstrich. An den Enden vor den Flanschen werden bis auf das Rohr umgebogene Bleeh- manschetten angebracht. Die im Freien liegenden Rohre bekommen, um gegen Witterungseinflüsse geschützt zu sein, eine Bekleidung von Daehpappe.