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XIV. Jahrgang „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 10. 1896/97. 135 7. Es soll eiu Ausgleich zwischen den mehr oder minder entladenen Zellen geschaffen werden können. Im folgenden soll nun näher beschrieben werden, wie wir bei der Rostocker Anlage den aufgestellten Forderungen gerecht geworden sind. Alle Instrumente und Schaltvorrichtungen sind auf einem Schaltbrette von 1 m zu 1,50 m vereinigt. Die massive, polierte Eichentafel hängt im Auditorium zwischen zwei Fenstern neben dem Tische des Experimentators, sodaß sich dieser während der Vorlesung mit einem Blicke von der Richtigkeit der Schaltungen überzeugen kann. Oben und unten bilden profilierte Leisten, welche zur Verdeckung der Anschlüsse dienen, einen gefälligen Abschluß. Die Beleuchtung liefert eine am Kopfende des Brettes angebrachte Glühlampe. Was den Schaltapparat anbetrifft, so ist es wünschenswert, daß derselbe nicht aus einer Reihe einzelner Schalter besteht, sondern daß gewissermaßen ein einheitliches System vorliegt, das natürlich nicht zu kompliziert sein darf. Bei unserer Anlage entsprach das System mit gekreuzten Schienen am besten allen gestellten Anforderungen. Die Akkumulatoren sind mit einer Reihe von Vertikalschienen in Ver bindung, während die Pole der Leitungen durch Horizontalschienen gebildet werden, welche sich, auf Holzleisten montiert, ungefähr 1 cm über den unteren Schienen befinden. Die Kontakte zwischen beiden Schienenlagen werden durch Stöpsel bewirkt. Entweder bohrt man nun durch beide Schienen ein konisches Loch, in welches der Stöpsel eingeschliffen wird, oder man versieht die obere Fig. 3. mit einem Gewinde und schraubt den Stöpsel ein, bis er auf der anderen Schiene, die natürlich an dieser Stelle nicht lackiert sein darf, fest aufsteht. Die letzte Art ist entschieden vorzuziehen, da man mit weniger Arbeit doch einen zuverlässigeren Kontakt erhält. Skizze 1 zeigt einen solchen Stöpsel. An denselben sind nur wenige Gänge eines groben Gewindes angeschnitten, um die Verbindung schnell herstellen zu können. Das Oberteil ist sechseckig, sodaß es sich bequem und sicher anfassen läßt; der Kopf ist zu einer Platte abgedreht und schwarz lackiert, damit der Stöpsel auf dem Schaltbrette gut sichtbar ist. Man darf die oberen Schienen nicht zu schwach wählen, weil sie sich sonst durch den Druck des Stöpsels leicht durchbiegen. In diesem Falle fand ein Bandmessing von 12x4 mm Querschnitt Verwendung. Bei der Beschreibung der Stromverzweigung gliedert sich unsere Aufgabe naturgemäß in zwei Teile: a) Verwendung des Maschinenstromes; b) Verwendung des Akkumulatorenstromes. ad a.) Nachdem der Zentralenstrom den Zähler und die Hauptsicherungen passiert hat, gelangt er oben an die auf dem Schaltungsschema mit „ — C “ bezeichnete Klemme. Sodann durchfließt derselbe den Regulierwiderstand sowie das untere Amperemeter (bis 10 Amp.) und verteilt sich nun von hier in die verschiedenen Apparate. Neben dem Stöpselbrette 1 ) befindet sich rechts oben ein doppelpoliger Einschalter zum Laden der Akkumulatoren. Der Regulier widerstand ist so bemessen, daß bei Einschaltung sämtlicher Spiralen gerade die richtige Ladestromstärke von 10 Ampere entsteht, welche Amperemeter II anzeigt. Die Ladung erfordert somit einen einzigen Handgriff. Die Spannung der Zentrale zeigt Voltmeter II an. Der untere Ausschalter rechts ist für die Bogenlampe über dem Experimentiertische, der untere links für die Auditoriumsbeleuehtung; der Saal kann also vom Schaltbrette aus momentan verdunkelt werden. — Links oben befindet sich eine Anschlußdose zu 30 Ampere für die Projektionslampe, den großen Elektromagneten und die sonstigen Apparate, welche Zentralenstrom verlangen. Für letzteren sind nach den einzelnen Arbeitszimmern keine besonderen Leitungen verlegt, da überall Lichtleitungen liegen, von welchen leicht im Bedarfsfälle Maschinenstrom entnommen werden kann. ad b) Bei der großen Anzahl von Systemen war es schwierig, den passendsten Sammler auszusuchen, besonders da die Betriebsverhältnisse in einem derartigen Institute gänzlich verschieden sind von denen, zu welchen die Zellen gebaut sind. Denn während im Normalbetrieb die Batterie täglich regelmäßig geladen und entladen wird, walten hier die größten Unregelmäßigkeiten ob. Im allgemeinen wird tvenig Strom gebraucht, dann aber findet oft für kurze Zeit eine starke Beanspruchung der Akkumulatoren statt, die dann vielleicht wieder tage- ja wochenlang unbenutzt stehen. Die Ladung soll möglichst selten nötig sein. Es wird daher eine Zelle verlangt, welche bei hoher-Kapazität ihre Ladung lange unverändert behält und sogar eine Ueberlastung verträgt, ohne daß ein Werfen der Platten eintritt. Als sehr geeignet erschienen die Boese- Akkumulatoren, 2 ) welche unserer Erfahrung nach selbst einer an Mißhandlung grenzenden Bedienung ziemlich lange trotzen. Dieselben haben auch bei langem Stehen fast gar keinen Ladungsverlust, sind sehr handlich und fast gänzlich verschlossen, sodaß die Belästigung durch Säuredämpfe gering ist. Gewählt wurde Type C IV mit einer Kapazität von 65 Amperestunden bei einer Maximal entladung von 11 Ampere. Die Elemente wurden einzeln in hölzerne Trage kästen montiert, deren Längsseiten 3 ) nur durch zwei Leisten gebildet werden, um zur Kontrolle einen Einblick in die Zelle zu ermöglichen. Die Pole sind zu Klemmen an der Vorderseite des Kastens geführt. Zum Schutze des Metalles gegen die Säure sind unter das Blei kleine Zinkplatten gelegt; der Kontakt zwischen Blei und Messing- bleibt dann stets gut, während das Zink in etwa 2 Jahren verzehrt wird und erneuert werden muß. Die Zellen, 12 an der Zahl, stehen auf festem Stativ im Keller des Instituts gerade unter dem Auditorium; somit ist die Länge der Zuführungsdrähte gering. Die Gesamt-Batterie ist nun eingeteilt in drei Gruppen zu je vier Zellen hintereinander, sodaß drei gänzlich unabhängige Stromkreise benutzt werden können. Bei Gruppe 1 und 3 ist jede Zelle einzeln zuschaltbar, während in der zweiten je zwei Akkumulatoren in Linie geschaltet sind. Dementsprechend führen von Gruppe 1 und 3 je 5 Drähte, von Gruppe 2 jedoch nur 3 Drähte nach dem Schaltbrette. Dort passieren sämtliche Leitungen vor ihrem Anschlüsse an die bereits erwähnten Vertikalschienen erst die Bleisicherungen. 4 ) Um die Einzel-Batterien leicht auseinanderhalten zu können, sind die entsprechenden Vertikalschienen-Gruppen durch eichene Holzleisten getrennt, welche zugleich den Horizontalschienen als isolierende Grundlage dienen. Wir haben also auf dem Schaltbrette 13 Akkumulatorenschienen; zu diesen kommen an jeder Seite zwei tote zur Verbindung untereinander. Hintereinander können nun die drei Batterien durch die beiden Reihenschalter, parallel dadurch geschaltet werden, daß man mit Hülfe von Stöpseln und Horizontalschienen die + resp. — Pole miteinander in Kontakt setzt. Durch die Parallelschaltung ist es zugleich ermöglicht, einen Ausgleich zwischen geladenen und entladenen Zellen zu schaffen. Von jeder Batterie führen außerdem Leitungen zu dem Spannungs umschalter, an welchem das Voltmeter I liegt, sodaß sich die Höhe der Spannung stets kontrollieren läßt. Die Horizontalschienen sind durch geeignete Zwischenräume so gruppiert, daß man leicht die zusammengehörigen erkennen kann. Zur Bezeichnung der Leitungen sind zwischen den Schienen gravierte Messingtafeln angebracht. An den obersten beiden Schienen liegt das Amperemeter I, welches auf diese Weise in jeden Stromkreis eingeschaltet werden kann. Von den beiden nächsten Paaren führen die Leitungen zu zwei Anschlußdosen am Experimentier tische des Auditoriums, von einem außerdem noch an den Spannungsumschalter. Dies hat den Zweck, an jedem beliebigen Schienenpaare, welches man mit dem zweiten in Verbindung setzt, die Spannung messen zu können. — Das vierte Paar ist mit einem Widerstande verbunden, welcher 25 Kontaktknöpfe aufweist. — Die nächsten beiden Paare (also 5 und 6) sind für die Arbeitssäle der Praktikanten im oberen Stockwerke. Die Leitungen passieren nun unterwegs den Abzugsschrank der Werkstatt, in welchem früher die Elemente standen, und sind dort an ein Klemmenbrett geführt, welches gestattet, auf die vier nach den einzelnen Zimmern gelegten Leitungen entweder die Akkumulatoren *) Vergleiche das Schaltungsschema. 2 ) A. Boese, Berlin, Cöpenickerstrasse 152. s ) Siehe Abbildung. 4 ) Siehe Schaltungsschema.