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ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU No. 10. 1890 07. 134 XIV. Jahrgang. der andere die Maschine, die Dynamo und das Schaltbrett enthält. Die Batterie befindet sich in einem kleinen Raum (Fig. 2), der ungefähr 18 Meter vom ersten entfernt ist und dicht beim Hause liegt. Der Kessel ist ein vertikaler, leistet 15 H. P. und ist mit Cement bekleidet. Fig 1 zeigt Maschine nebst Dynamo; beide sind direkt gekuppelt die eine ist eine Case-Masehine, die andere eine Bernard- Dynamo; der Sockel hat die Groß 0,7 auf 2 m. Die Maschine arbeitet mit 80 Pfund Dampfdruck und 550 Umdrehungen in der Minute; ihre Achse ist mittels einer biegsamen Kuppelung mit der Dynamo verbunden, so das der Gang sicher und geräuschlos ist. Die Dynamo ist mit einem Feldmagnet versehen, dessen Kern aus Schmiedeeisen besteht; es ist eine Nebenschlußdynamo mit einer Kapazität von 45 Ampere auf 125 Volt. Fig. 3 zeigt die Anordnung der Erregerstation. Die Batterie besteht aus 42 Zellen von 5’ 0 Amperestunden- Kapazität; sie gehört zu der Chlorid-Type. Die Zellen sind hinter einander geschaltet und auf leicht zugängigen Gestellen postiert; 38 Zellen, im Mittel von 78 bis 80 Volt, sind in den Hauptkreis geschaltet; die übrigen 4 können zu- oder abgeschaltet werden, um die Spannung konstant zu halten. Diese Extra-Zellen werden stets in voller Ladung gehalten. Den Plan des Batterieraumes zeigt Fig. 2. Fig. 4 läßt die Schaltbrett-Verbindungen erkennen. Die Haupt leiter der Dynamo führen zu einem Doppelpolschalter auf dem Fig. 4. Schaltbrett’und Drähte gehen von dem Schaltbrett nach dem Batterie raum und den Lichtleitungen am Hause. Die Lampen im Hause sind auf zwei getrennte Kreise vei teilt; mittels Schaltern können beide Kreise entweder parallel von der Dynamo oder von der Batterie aus bedient werden, oder im Kreis für sich von der Dynamo und der andere von der Batterie. Die zwei Hausleitungen sind gewöhnlich parallel an die Batterie geschaltet; bei besonderen Gelegenheiten, wie Gesellschaften, wo eine größere Lichtmenge erforderlich ist, versorgt die Dynamo den einen Kreis und die Batterie den andern. Das Haus enthält 100 Lampen, von denen aber gewöhnlich nur 25 oder 35 benutzt werden. Die Spannung der Maschine wird mittels eines Rheostaten reguliert, der am Schaltbrett angebracht ist. Ein in den Kreis geschaltetes Wattmeter gibt den Betrag der Ladung und Entladung an. Der Schalter für die Reservezellen befindet sich im Batterieraum. Ein automatischer Unterbrecher, in die Hauptleitung geschaltet, verhindert daß der Strom der Batterie zurück zur Dvnamo fließt; . . • ' er ist so eingerichtet, daß er auf 5 Ampere oder weniger reagiert. Die Batterie wird wöchentlich zweimal geladen, wobei der Strom mit 45 Ampere beginnt und mit 20 am Ende der Ladung schließt. Alles ist so einfach, daß ein 15 jähriger Knabe die ganze Anlage bedienen kann; er heizt den Kessel, läßt die Dynamo an, ladet die Batterie und stellt die Schalter ein. Folgende Instruktionen enthalten seine ganzen Pflichten: „Erstens: Heize den Kessel, bis er 60 bis 80 Pfund Dampfdruck gibt. Zweitens: Setze Maschine und Dynamo in Gang und beachte, wenn das Voltmeter 120 Volt zeigt. Drittens: Schalte die zwei Schalter für das Haus aus und die für die Batterie ein. Viertens: Drehe den Rheostat so, daß der Ammeter 45 Ampere zeigt, welche in die Batterie fließen; halte diesen Stand 3 Stunden lang aufrecht, verringere dann für 3 oder 4 weitere Stunden den Strom auf 20 bis 25 Ampere. Auf diese Art kann je nach der Jahreszeit die Batterie für 3 Tage oder für eine Woche geladen werden.“ Ein für Hausbeleuchtung noch einfacheres System, als das hier beschriebene besteht in der Anwendung einer Gas- oder Oelgas- maschine, die mit einer Dynamo direkt gekuppelt ist. Dieses System verursacht sehr wenig Kosten; es gibt solche kleine Anlagen, bei welchen der sicheren Erfahrung nach die Kosten für eine 16kerzige Lampe pro Tag nur einen Cent (4 Pfg.) betragen. Es steht fest, daß ein solches System einen hohen Nutzeffekt bei großer Einfachheit und einen gleichmäßigen Gang besitzt, sodaß die Lampen direkt von der Dynamo, also ohne Akkumulatorbatterie, gespeist werden können. Wenn man jedoch die Anschaffungskosten für eine Batterie nicht scheuen will, so bildet diese einen sehr wichtigen und vorteil haften Bestandteil der Anlage, denn einerseits kann die Gasmaschine von Jedem bedient werden, der auch keine besonderen Kenntnisse besitzt, und anderseits braucht sie an vielen Tagen, wo kein großes Lichtbedürfnis besteht, gar nicht in Gang gesetzt zu werden. Bei Festlichkeiten, (bei großem Lichtbedürfnis) aber bildet die Batterie eine wesentliche Verstärkung der Anlage. Ueber die Versorgung von Lehranstalten mit Akkumulatorenstrom. Anlage im Physikalischen Institute der Universität Rostock, ausgeführt von Dr. W. Thiem und Dr. M. Töwe. Mit der wachsenden Erkenntnis der Bedeutung der Elektrizität für das ganze moderne Leben nimmt der Unterricht in der Elektrizitätslehre nicht mit an den Universitätslaboratorien, sondern auch an den gewöhnlich nur bescheideneren Mitteln arbeitenden Lehranstalten einen weit größeren Baum ein, als noch vor wenigen Jahren. Somit ist die Frage nach einer guten und billigen Stromquelle von Wichtigkeit geworden. Bis vor Kurzem fanden fast ausschließlich Elemente Verwendung. Jedoch ihre umständliche Behandlung, die unvermeidliche Unsauberkeit, ihre elektrischen Mängel und der teure Betrieb sowie die Gefährdung der Instrumente durch Säuren und Dämpfe ließen schon lange den Wunsch nach einer vollkommneren Stromversorgung aufkommen. Daher wird es keine Anstalt versäumt haben, sich, wenn irgend die Gelegenheit vorhanden war, Anschluß an eine Zentrale zu verschaffen, besonders, da nebenbei auch als' Beleuchtung der Unterrichtsräume gerne das elektrische Licht wegen seiner großen hygienischen und praktischen Vorzüge gewählt wird. Selbst kleine Städte haben ja heute ihre Werke oder doch wenigstens größere Betriebe mit elektrischer Kraft, welche meistens bereit sind, für Versuchszwecke oder zum Laden von Akkumulatoren Strom abzugeben. Dieser wird man nämlich stets bedürfen, sobald man feinere Messungen anstellen will, da der direkte Maschinenstrom sich nur für größere und gröbere Experimente eignet. Thatsächlich besitzen wir nun in den Sammlern eine Stromquelle, welche nicht nur frei von allen oben erwähnten Mängeln ist, sondern auch noch eine Keihe schätzbarer Vorzüge aufweist. Die Akkumulatoren sind absolut sauber, bedürfen einer sehr geringen Wartung, haben kleinen inneren Widerstand, dagegen große Kapazität und gestatten eine viel stärkere Stromentnahme als die Elemente. Aus den soeben erörterten Gründen beschloß auch der Direktor des Physikalischen Institutes der Universität Rostock, Herr Prof. Dr. L. Matthiessen, die Anschaffung einer Akkumulatorenbatterie, nachdem er das Institut bereits vor mehreren Jahren an die städtische Zentrale hatte anschließen lassen. Si . 1 1 R.Sch LJ — _ r r X. v 3 ny." Ik ll \t Fig. 2. Die Anforderungen nun, welche an eine derartige Anlage gestellt werden müssen, sind außerordentlich mannigfaltig, werden sich jedoch bis zu einem gewissen Grade überall wiederholen, wo eine Lehranstalt mit Akkumu latorenstrom arbeiten will. Es dürfte daher für weitere Kreise von Interesse sein, wie in diesem Falle die Aufgabe gelöst wurde. Im Allgemeinen wird man folgende Punkte in erster Linie berück sichtigen müssen: 1. Der Gesamt-Stromverbrauch von Zentrale und Akkumulatoren soll von einem gemeinsamen Schaltbrette aus regulierbar sein, damit die Institutsleitung stets einen leichten Ueberblick über die jeweilige Stromentnahme hat und Kurzschlüsse und Störungen vermeiden kann. 2. Der Schaltapparat soll gestatten, sämtliche Leitungen mit den Akkumulatoren, sowie untereinander in Kontakt zu setzen. 3. Es sollen die Zellen in beliebiger Anzahl benutzt und einzeln leicht zugeschaltet werden können. 4. Es sollen mehrere, vollkommen unabhängige Stromkreise vorhanden sein. 5. Im Falle des Versagens der Zellen, oder auch zu Meßzwecken sollen die alten Ketten auf die neue Anlage geschaltet werden können. 6. Volt- und Amperemeter sowie ein Regulierwiderstand sollen in jeden Stromkreis eingeschaltet werden können.