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127 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 9. 1896/97. Für die Hin- und Rückleitung inkl. Einführungen und Tableauanschlüsse 1 ergab sich ein Isolationswiderstand von 6,8 Megohms, d. h. 388 Megohms per J Kilometer oder etwa 10000 Megohms per Stützpunkt, hei trockenem Wetter ge- | nlessen. Gestänge. Im Ganzen waren 766 Stangen mit 98 Streben erforderlich. Die meisten derselben sind 8—10 m, diejenigen zu beiden Seiten von Wegüber gängen stets mindestens 12 m lang. Die mittlere Stangendistanz beträgt 37 m, die größte Spannweite beim Aareübergang 140 m. Das Versichern der Stangen verursachte in dem streckenweise etwas sumpfigen Terrain ziemliche Schwierigkeiten, so daß an den betreffenden Stellen die Stangen mit einem Betonguß umgeben werden mußten. Der Linienblitzschutz besteht aus einfachen verzinnten Auffangspitzen aus Eisen, welche in die, das Kopfende der Stangen schützenden Gußkappen einge gossen und mit einem Erdleitungsdraht von 7 mm verlötet sind; jede Erdleitung führt zu einer kleinen Erdplatte. Von den 130 Schutzvorrichtungen ist der größte Teil in der Nähe von Gebäuden und an solchen Stangen angebracht, an denen Fangnetze und Verankerungsdrähte befestigt sind. Bei Wegübergängen sind zweiteilige Ringe mit starken, abwärts. ge richteten Stacheln angeschranbt, um das Erklettern der Stangen zu verhindern; überdies sind an vielen Stellen noch Warnungstäfelchen befestigt. Diese Vorsichtsmaßregeln in Verbindung mit der amtlichen Androhung hoher Bußen im Falle von mutwilligen Beschädigungen scheinen ein wirksames Präservativmittel gegen das Zerschmeißen von Isolatoren zu bilden, wodurch sonst die Mehrzahl der auf langen Starkstromleitungen vorkommenden Betrieb störungen verursacht werden. An zwei mit der Bahn rasch erreichbaren Punkten unterhalb Selzach und oberhalb Pieterlen befinden sich sögen. Kontrollstellen, an denen zur Lokali sierung von Fehlern die Leitungen unterbrochen und nach beiden Seiten hin untersucht werden können. Besondere Erwähnung verdienen noch die Bahnkreuzungen, weil hier das Schweiz. Eisenhahndepartement die prinzipiell wichtige Genehmigung erteilt hat anstelle der sonst vorgeschri^benen Unterführungen, Ueberführungen mit blanken Fig. 2. Kurven der Leerlaufverluste. Abscissen N T = Tourenzahl der Turbine. „ ND = „ „ Dynamo. OrdinatenHFR = Watt-Verlust durch AH -f- AF; AR- Tf D — V V JJ Luftleitungen treten zu lassen. Die beiden Gitterpfeiler der Ueberführung sind so stark berechnet, daß sie einen einseitigen, der Bruchbelastung der Kupfer- drahte entsprechenden, horizontal wirkenden Zug aufnehmen können. Obschon eine solche Beanspruchung nur von der Linie her gedenkbar ist, sind doch noch für den ganz unwahrscheinlichen Fall eines Drahtbruches zwischen den Pfeilern engmaschige Fangnetze aus Stahldrahtlitzen über die Bahnlinie gespannt. Auf diese Weise ist nach menschlicher Voraussicht die Möglichkeit einer Gefährdung des Bahndienstes durch die Starkstromleitung beseitigt; zugleich verschwinden aber auch alle die großen Uebelstände, welche einer jeden Unter führung in elektrischer Beziehung anhaften; denn Uebergänge von Luftleitungen in unterirdische Leitungen sind stets die schwächsten Punkte einer Linie; sie bilden eine beständige Gefahr für die Anlage, für den Betrieb und insbesondere für das Bedienungspersonal.. Unterführungskabel und Brook’sche Röhren übernehmen auf offener Linie die Rolle von Blitzableitern par excellenee, denn nirgends findet eine atmo sphärische Entladung einen kurzem Weg zur Erde als hier. Besondere Blitzschutzvorrichtungen, welche an beiden Kabelenden ange bracht werden müssen, bieten nur eine beschränkte Sicherheit, weil wirksame aber subtile Apparate, welche in einem geschützten, trockenen Masehinenraum ganz gut funktionieren, sich in der Regel nicht auf der Linie verwenden lassen ) wo sie den Unhilden der Witterung ausgesetzt sind. Werden die Kabel und die Ueberwachung erfordernden Blitzschutzvor richtungen durch blanke Leitungen ersetzt, welche in gemauerten Unterführungs kanälen auf Isolatoren montiert sind, so riskiert man das Auftreten von Kurz schlüssen und Erdverbindungen durch eindringendes Wasser, durch Eisbildungen, welche von der Kanaldecke herunterwachsen, unter Umständen, wie konstatiert, sogar durch Blindschleichen. Liegen die Kanäle tief, so bedecken sich die Isolatoren in feuchter stagnierender Luft sehr leicht mit einer schleimigen, schimmelartigen Schicht, welche leitet; in einzelnen Fällen tritt zudem hei un verzinnten Kupferdrähten relativ bald starke Korrission ein. Der HauptnachteiL welcher auch diesem Unterführungssystem anhaftet, liegt in der Schwierigkeit der Ueberwachung, die während des Betriebes geradezu unmöglich ist. Da alle diese Uebelstände hei einer oberirdischen Leitung gänzlich weg fallen, so wäre es von eminenter Wichtigkeit, wenn sich das Schweiz. Eisenbahn departement entschließen könnte, die Kreuzung der Bahnlinien mit Luftleitungen, nicht bloß ausnahmsweise, sondern ganz allgemein zu gestatten event. unter Erlassung von Vorschriften betreffend mechanische Festigkeit etc., welchen die Ueberführungen Genüge zu leisten haben. S e k u n d är s t at i o n. Die zwei in Biberist aufgestellten Elektromotoren entsprechen in Konstruktion und Größe genau den Primärmaschinen. Dieselben sind coaxial; Kollektor gegen Kollektor gekehrt, montiert und sowohl unter sich als mit den beiden Transmissionswellen rechts und links durch elastische Kuppelungen ver bunden. Die normale Tourenzahl der Sekundärmaschinen ist 200, doch wird dieselbe nach Bedarf etwas erhöht oder erniedrigt. Die Apparatenwand ist noch einfacher als diejenige in der Primärstation der von außen kommende Strom durchfließt zuerst die eine Blitzschutzvorrichtung- ; welche den bereits beschriebenen gleich ist, ein Amperemeter, ein System von Schalthebeln, die beiden Motoren und geht von dort durch die negative Blitz platte in die Rückleitung. An Stelle der automatischen Ausschalter tritt ein großer Belastungswiderstand, welcher unter andern Verhältnissen auch als Anlaß widerstand d enen würde, während er hier einzig- in Notfällen zum Ausschalten der Sekundärmaschinen benützt werden soll, wenn die Zeit nicht ausreicht, um die Turbine in Frinvillier abzustellen. Im Maschinenraum befindet sich noch ein stationäres Galvanometer zur Vornahme regelmäßiger Widerstands- und Isolationsmessungen. Telephonanlage. Zur Erleichterung des Verkehres zwischen Frinvillier und Biberist wurde eine besondere Telephonverbindung erstellt; die Apparate sind mit Croßley-Ader Mikrophonen aus der Telegraphenfabrik Hasler in Bern versehen, welche sich für den Gebrauch in solchen Lokalen vorzüglich eignen. Die verwendeten zwei, lamelligen Kabelblitzplatten mit Stanioleinlagen haben neben dem Blitzschutz noch den Zweck, zu verhindern, daß Zweigströme des hochgespannten Ueber- tragungsstromes dauernd ihren Weg durch die Telephonapparate nehmen können, wenn etwa infolge Drahtbruches auf der Leitung metallischer Kontakt zwischen beiden Stromkreisen entstehen sollte. Die Anlage besitzt metallische, sechs Mal gekreuzte Hin- und Rückleitung, bestehend aus zwei 1,5 mm Siliziumbronze drähten von 80—85 kg Bruchfestigkeit und 30—40 pCt. Leitungsfähigkeit. Die selben sind auf den gleichen Stangen montiert wie die Starkstromleitung und zwar wechselständig als Drähte Nr. 1 und 2 mit 50 cm Abstand unter sich und von den untern Hauptdrähten. Die telephonische Verständigung während des Betriebes bietet keine Schwierigkeit; abgesehen von dem direkten Geräusch von den benachbarten Maschinen, war kaum ein Unterschied zu bemerken, ob in der Starkstromleitung Strom floß oder nicht, ein Beweis, daß während der Proben weder merkliche Induktionswirknng-en noch Ableitungen vorhanden waren. Bei Reparaturen auf der Linie kann mit Hülfe eines transportablen Feldtelephonapparates mit den beiden Endstationen gesprochen werden. Nutzeffekt der Uebertragung. Der Nutzeffekt der Anlage wurde sowohl aus elektrischen Messungen als auch aus Bremsversuchen abgeleitet. Bei der elektrischen Methode mußte zuerst der Nutzeffekt einer Maschine ermittelt werden; zu diesem Behufe wurde von den vier unter sich gleichen Maschinen die Primärmaschine Nr. 1 zur Untersuchung- gewählt und vor ihrer Ablieferung in Genf geprüft; die hierbei erhaltenen Resultate sind in mehr facher Hinsicht instruktiv und mögen deshalb hier in extenso wiedergegeben werden. Da im Versuchslokal keine genügend starken Motoren und Hülfsdynamos zur Verfügung standen, um die Maschine nach einer der von Sprague und Kapp angegebenen Methoden unter voller Belastung untersuchen zu können, so mußte die Summe der verschiedenen Verluste auf indirektem Wege bestimmt werden. Die Versue.hsanordnnng zur Feststellung der Leerlaufsarbeit war folgende 1 Die Feldmagnete der Maschine wurden durch Fremdströme von möglichst konstanter Intensität erregt; während der Versuche Nr. 1 bis 10 betrug die mittlere Stromstärke c/3 40 Ampere und bei Nr. 11 — 16 co 29,7 Ampere. Die Tourenzahl der Armatur variierte dagegen in der ersten Versuchsreihe succesive von 330-147, in der zweiten von 263 — 179 pro Minute. Unterbrach man bei einer bestimmten Tourenzahl den Erregerstrom, bezw. schaltete man denselben auf einen, den Feldmagneten äquivalenten Widerstand um, so absorbierte die Dynamomaschine weniger Kraft als im erregten Zustand, und die sie antreibende Turbine zeigte bei gleichbleibender Beaufschlagung Tendenz schneller zu laufen; mit Hülfe eines kleinen, auf der horizontalen Turbinenwelle angebrachten und ausgezeichnet funktionierenden Prony’schen Zaumes konnte die Tourenzahl n t wieder auf ihren frühem Wert reduziert werden; die hiebei abgebremste Arbeit .entspricht genau den Verlusten, welche vorher in Form von Hysteresis und Foucaultströmen in der Annatur auftraten, wenn dieselbe in einem Magnetfeld