Volltext Seite (XML)
XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 8. 1896/97. 120 Verbilligte Fernspreeh-Gebühren. Der „Reichsanzeiger“ ver öffentlicht folgende Verfügung des Staatssekretärs Dr. v. Stephan: „Vom 1. Januar 1897 ab wird im Fernsprechverkehr zwischen zwei verschiedenen Stadtfernsprecheinrichtungen des Reichspost- und Telegraphengebietes, deren Hauptvermittelungs-Anstalten in der Luft linie nicht mehr als 50 km voneinander entfernt sind, die Gebühr für ein gewöhnliches Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten auf 25 Pfg. ermäßigt. Bei größerer Entfernung beträgt die Gebühr wie bisher 1 Mk. Vorteil elektrischer Fächer und Ventilatoren bei grosser Hitze. In der Woche vom 5. bis zum 12. August sind in New-York 1255 Hitzschläge verzeichnet worden, davon 625 mit tötliehem Ausgange. Die Temperatur war während dieser Zeit durchschnittlich 100 Grad Fahrenheit im Schatten. Es wird nicht im Mindesten bezweifelt, daß dieser Rekord noch überboten sein würde, wenn nicht die zahllosen elektrischen Fächer und Ventilatoren ihrer Bestimmung gerecht geworden wären. Die Zahl der Todesfälle durch Hitzschlag in Chicago und St. Louis war ebenfalls sehr beträchtlich, wenn auch nicht ganz so fürchterlich, wie das mit so beträchtlicher Feuchtigkeit erfüllte Klima von New-York und New-Jersey. E. B. Elektrische Banknoten. In Amerika spielt die Elektrizität neuerdings auf den neuen Banknoten eine Rolle. Ungleich der früheren Ausgabe sind die neuen Silbercertifikate auf der Vorderseite in schwarzer Farbe gedruckt, während die Rückseite in grün aus geführt ist. Der Entwurf stammt von H. Blachfie 1 d in New-York. Die Vorderseite zeigt in allegorischer Darstellung, wie die Wissenschaft Dampf und Elektrizität in Handel und Industrie einführt, fünf an mutige Frauenfiguren in altgrieehischer Bekleidung. Die 5 Dollar-Note ist von Walter Shirlaw von New-York entworfen. Die Frontseite stellt Amerika wie es die Welt erleuchtet dar, eine wunderhübsche Frauenfigur, halbnackt, in der hoch gehobenen Hand eine brennende Glühlampe haltend Etwas zurtick- gelehnt ihr zu Füßen sitzt Fama mit der Trompete, wie sie gewöhnlich dargestellt wird. Die Banknoten sind durchweg meisterhaft ausgeführt und können jeder anderen Arbeit bequem zur Seite gestellt werden. E. B. Ausstellung 1 für Elektrotechnik und Kunstgewerbe. Gewiß wird es in allen Kreisen Stuttgarts und ganz Württembergs besondere Freude hervorrufen, daß das Resultat der Ausstellung, welche den Glanzpunkt im Festjahrc 1896 bildete, ein so überaus günstiges ist, indem es, wie jetzt mit ziemlicher Gewißheit angenommen werden darf, einen Ueberschuß von 250 bis 280,000 Mark ergeben wird. Daß die genaue Summe noch nicht ermittelt werden kann, hat seinen Grund darin, daß die Gesamtunkosten der Ausstellung, insbesondere die erheblichen Kosten der Platzabräumung, noch nicht endgültig festgestellt werden konnten. Binnen kurzem — jedenfalls nach Rückkehr des Herrn Geheimen Hofrat Dr. v. Jobst, der zurzeit in Italien weilt — wird die Kommission wieder zusammentreten, um auch über die Verwendung der Gelder zu beraten. Der Zeitpunkt aber, bis zu welchem das freie Erträgnis der Ausstellung festgestellt werden kann, wird sieh jedenfalls wohl bis in den Februar erstreeken. —W. W. Kartellvertrag der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft mit Ludwig Loewe & Co. Neuerdings eingeleitete Verhandlungen über Herstellung einer Interessengemeinschaft zwischen der All gemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft und der Aktien-Gesellschaft Ludwig Loewe & Co. haben zu einer prinzipiellen Verständigung über einen Vorschlag geführt, welcher den Organen beider Gesellschaften zur endgiltigen Beschlußfassung baldigst unterbreitet werden soll. Danach soll unter Aufrechterbaltung der Selbständigkeit beider Gesellschaften ein Kartellvertrag über gegenseitige Beteiligung an den erzielten Gewinnen und über gemeinschaftliche Finanziierung der verschiedenen Unternehmungen unter Mitwirkung der diesen Gesellschaften zur Seite stehenden Bankhäuser geschlossen werden. Weiter wird uns noch mitgeteilt, daß die Hauptbestimmung des Vertrages zwischen den obigen Gesellschaften im wesentlichen dahin geht, daß für die Geschäftsabschlüsse beider Gesellschaften bestimmte Normen betreffs der vorzunehmenden Abschreibungen festgestellt werden. Der alsdann von beiden Gesellschaften erzielte Gewinn wird zu gleichen Teilen der Aktien-Gesellschaft Ludwig Loewe & Co. und der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft überwiesen. Um nun bei der erheblichen Differenz den Aktienkapitalien beider Gesell schaften in der nach genanntem Prinzip vollzogenen Gewinnverteilung einen Ausgleich zu schaffen, sollen der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft 3 Mill. Mark junge Aktien von Ludwig Loewe & Co. zum Parikurse überlassen werden, welche letztere nicht weiter begeben, sondern im festen Besitz der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft verbleiben werden. Sodann enthält der Vertrag noch besondere Bestimmungen bezüglich der künftigen Geschäftsverteilung in den einzelnen Betrieben beider Gesellschaften. Die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft hat bisher ihren bedeutenden Bedarf an großen Dampfmaschinen in Deutschland nur bei der Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei (Körner) zum Teil decken können, während sie im übrigen auf das Ausland und zwar auf • Fabriken in Oerlikon (Schweiz) und Antwerpen angewiesen war. Es handelt sich nun darum, das Unternehmen in dieser Beziehung vom Auslande unabhängig zu machen, und deshalb wird die Aktien- Gesellschaft Ludwig Loewe & Co. eine besondere Abteilung für det Bau großer Dampfmaschinen errichten. Schließlich sei noch erwähn, daß ein besonderer Beweggrund für die Interessenverbindung der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft und der Loeweschen Unter nehmungen darin zu finden ist, daß bei dem Wettbewerb beider Teile bei ausländischen Geschäften ein gegenseitiges Unterbieten nunmehr fortfällt und sich auch die außerordentlich erheblichen Spesen, welche die Vorarbeiten für ausländische Projekte erfordern, sich auf die Hälfte reduzieren, indem diese Arbeiten nicht mehr von beiden Seiten besonders, sondern für gemeinsame Rechnung nur einmal zu machen sind. Der Aufsichtsrat der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft beriet kürzlich über das Abkommen und erklärte sieh mit dessen Grundzügen in gleicher Weise einverstanden, wie das der Aufsichtsrat der Aktien-Gesellschaft Ludwig Loewe u. C o. bereits vorher gethan hat. Die Vorstände wurden er mächtigt, die Verhandlungen zum Abschluß zu bringen. (D. Kleinbahn-Ztg.) Der Bleistaub-Akkumulator der Elektrizitäts-Gesellschaft Gelnhausen. Wir haben schon öfter auf die Vorzüge dieses Akkumulators hingewiesen. Namentlich für den Trambahnbetrieb eignet sich dieser Akkumulator vorzüglich, weil er Dauerhaftigkeit mit hoher Kapazität verbindet und eine sehr starke Entladung verträgt, ohne, wie viele andere Akkumulatoren, dabei verdorben zu werden. Bei dem Aufschwung, den der Trambahnbetrieb mittels Akkumulatoren in der nächsten Zeit nehmen wird, dürften gerade die Bleistaub-Akkumulatoren eine starke Anwendung finden. Das Technikum in Ilmenau, (höhere und mittlere Fachschule für Maschinenbau und Elektrotechnik), wird im Winter 1896/97 —- im 5. Semester seines Bestehens — von 438 Technikern besucht; im Sommer 1896 besuchten 374 Techniker die Anstalt, mithin stellt sich die Frequenz vom 1. April 1896 bis zum 1. April 1897 auf 812 Besucher. Gewiß eine selten rasche Entwickelung! An der Anstalt wirken 14 Fach- und 6 Hülfslehrer. Da grundsätzlich in einer Abteilung nicht mehr als 40—50 Techniker unterrichtet werden sollen, so mußten im Winter-Semester 1896/97 für das unterste Semester 3, für das 2., 3. und 4. Semester je 2 Abteilungen eingerichtet werden. An den Diplom- und Abgangs-Prüfungen beteiligten sich 129 Absolventen. Hiervon bestanden 12 mit Auszeichnung, 31 mit Nr. 1 (recht gut), 54 mit Nr. 2 (gut) und 32 mit Nr. 3 (genügend.) Das im Sommer 1895 erbaute Schulhaus war beim Einzuge schon zu klein; im Sommer 1896 ist ein Erweiterungsbau ausgeführt worden, der ebenso wie das Hauptgebäude elektrische Beleuchtung und Zentralheizung erhalten hat. Zur Unterstützung des Unterrichts in der Elektrotechnik ist ein reichhaltiges Laboratorium mit allen nötigen Maschinen eingerichtet worden. Die praktischen Uebungen (Praktikum) finden an zwei Nach mittagen statt. Es können jetzt 500 Techniker aufgenommen werden; doch ist rechtzeitige Anmeldung für das Sommer-Semester erforderlich, wenn seitens der Direktion die Aufnahme zugesichert werden soll. Das Sommer-Semester 1897 beginnt am 23. April und der Vorunterricht am 30. März. Fabrik elektrometallurgiseher Produkte G, m. b. H. in Frank furt a. M. Diese Gesellschaft hat die Fabrikation von Metallen und Metallprodukten auf elektrischem Wege, sowie den Handel in den selben zum Gegenstand gemacht. Zunächst ist anscheinend nur ein versuchsweises Vorgehen beabsichtigt, daher das Kapital für den Anfang nur niedrig bemessen. Die neue Gesellschaft hat mehrere Verfahren, der Chemiker Dr. Louis Liebmann und Dr. B. Scheid behufs Ausbeutung und Verwertung erworben. Zum alleinigen Ge schäftsführer der neuen Firma wurde Herr Dr. L. Liebmann in Frank furt bestellt. (Frkf. Ztg). Soeiete de metallurgle hydro-eleetro-chimique, Brüssel. Unter dieser Firma wurde in Brüssel eine Gesellschaft errichtet, welche die Verwertung der Patente Marino-Baronoff auf ein billiges Verfahren, Metalle und ihre Verbindungen durch Elektrolyse auf feuchtem Wege herzustellen, zum Zweck hat. Das Aktienkapital be steht in Fr. 1,500,000 Vorzugsaktien ä Fr. 200. Die Patentinhaber erhalten hiervon Fr. 1,000,000, die als vollgezahlt gelten, sowie 22,500 gewöhnliche Aktien ohne Wertbezeichnung. Die übrigbleib enden Frs. 500,000 Vorzugsaktien sind gezeichnet und mit 70 pCt. eingezahtt. Elektrizitäts-Gesellschaft in Karlsruhe. Am 6. Januar fand die Konstituierung der hiesigen Elektrizitäts-Gesellschaft unter der Firma „Gesellschaft für elektrische Industrie“ mit einem Aktienkapital von 2 Mill. Mark statt, worauf zunächst 25 pCt. ein bezahlt wurden. Der Aufsichtsrat besteht aus den Herren Kommerzienrat K o e 11 e, Kommerzienrat Nägele, Geh. Kommerzienrat Schneider, Fabrikdirektor Sinner, Bankier LeopoldWillstätter, sämtliche in Karlsruhe, Kommerzienrat Otto Bally in Säckingen, Kommerzien rat Eugen Holtzmann in Weisenbaehfabrik, Justizrat Hentig, Präsident der Fürstlich Fürstenbergischen Kammer in Donaueschingen. In den Vorstand wurde Herr Ingenieur Leo Pulvermann, Leiter der Elektrizitäts-Aktien-Gesellschaft vormals W. Lahmeyer & Co., Zweigniederlassung Karlsruhe, gewählt, welcher indessen das Amt erst