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119 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUDSNGHAU.“ No. 8. 1896/97. am linken Ufer des Flusses von der städtischen Aachbrücke bis zur Mündung in den Bodensee einen Werkskanal anlegen und ist dieser- halb im Verein mit der dortigen Sägewerk-Firma Faigle um Bewilli gung bei der k. k. Berzirkshauptmannschaft eingekommen. — Allmählich soll das elektrische Lieht auch in Konstanz seinen Einzug halten. Zunächst werden gegenwärtig die Arbeiten für die elektrische Beleuchtung des Bahnhofs und des Hafens vergeben. Auch die chemische Fabrik und einige Villen sollen mit dem neuen Lichte ver sehen werden, und wird die dortige Elektrizitätsfirma Einhart die nötigen Anlagen erstellen. — Ebenfalls durch Elektrizität plant man in Schaffhausen den Rheinfall in bessere und schnellere Verbindung mit der Stadt zu ersetzen. Vom dortigen Bahnhof soll ein elektrisches Tram nach Neuhausen, dem unmittelbar über dem Rheinfall gelegenen Orte, gebaut werden. —W. W. Elektrische Strassenbahn in Düsseldorf. Die Elektrizitäts- Gesellschaft vorm. Schuckert steht mit dem Pächter der Düsseldorfer Straßenbahn in Unterhandlung wegen Umwandlung in elektrischen Betrieb. Elektrische Bahnlinie Zentralbahnhof—Giesling. Die Vor arbeiten für diese Linie nach dem der Firma Schuckert u. Co. haben begonnen. Es wird das dieser Firma patentierte System der unter irdischen Stromzuführung mittels kleiner in Kontaktklötzen angeord neten Sehaltapparate angewendet. Elektrische Bahn Recklinghausen—Herne. Die Union Elek trizitäts-Gesellschaft, Berlin, ist mit den Vorarbeiten für eine elektrische Bahn zwischen den genannten Städten beschäftigt. Elektrische Kraftübertragung in Spanien. Eine elektrische Kraftübertragung wurde neuerdings von Gebrüder Siemens in Spanien hergestellt, um Licht und Kraft an die Städte Alcay und Gandia in der Provinz Valencia zu liefern. Die Kraft wird zu diesem Zweck von dem Flui Serpio erlangt, welcher eine Gebirgskette durchläuft, aber kein natürliches Gefälle hat. An einer geeigneten Stelle wurde daher ein Damm erbaut und von diesem Punkt ein Kanal von 2 km Länge und 5 qm Querschnitt durch Einschneiden einer Stufe in die Bergseite und Erbauung eines Walles auf der anderen Seite hergestellt. Das Wasser wird durch Schleusen an dem Punkte, wo dasselbe in den Damm eintritt, reguliert, sodai der Kanal auf einige Zeit entleert werden kann. Eine Anzahl von Ventilatoren ist ebenfalls in dem Kanalwall zu Reinigungszwecken vorgesehen und am Ende des Kanals, nahe der Kraftstation ein Wehr angelegt, sodaß alles überflüssige Wasser ablaufen kann. Unmittelbar darunter ist ein Brunnen von 2 m Durchmesser, welcher in einer horizontalen gußeisernen Röhre von gleichem Durchmesser endigt und von da den Turbinen das Wasser zuführt. Die wirkliche Höhe des Falles ist 96 Fuß und die geringste Wassermenge 6000 Kubikfuß pro Minute. Die Kraftstation besteht aus einem zweistöckigen, steinernen Gebäude von 20 m Länge und 10 m Breite, ist an der Gebirgsseite erbaut und fast gleichweit von beiden Städten entfernt, wobei Alcay von Gandia durch einen Abstand von 50 km getrennt ist. In dem ersten Stockwerk liegt die Kraftstation, das zweite wird nur zu Wohnräumen benutzt. Die Turbinen sind von G. G i 1 k e s in Kendal, England, gebaut und erzeugen 150 PS. bei 375 Touren pro Minute. Sie sind direkt mit den Wechselstrommaschinen gekuppelt und mic denselben gußeisernen Trägern verbolzt, welche die Wechselstrommasehinen tragen und die Fundamente bilden. Die Schäfte dieser Turbinen sind horizontal, und die Räder haben 26 Zoll Durchmesser; die Geschwindigkeit wird durch die Bewegung von Führungsblättern kontrolliert, was durch einen Zentrifugalregulator, welcher einen hydraulischen Zylinder bewegt, geschieht. Gegenwärtig sind 2 Maschinensätze in der Erzeugungsstätte aufgestellt, es ist aber eine Vorkehrung für 3 weitere Sätze getroffen. Die Wechselstrommaschinen sind nach der Siemensschen Normal-Einphasentype von 110 Kilowatt, 6500 Volt und 50 Perioden pro Sekunde konstruiert. Sie haben 16 Paar feste Feldmagnete, 16 Ankerspulen und Kollektoren an jeder Seite der Ankerseheibe. Die Erregermaschinen werden direkt von der Wechselstromwelle an getrieben, sodaß der erforderliche Fußbodenraum sehr gering ist. Das Stationsschaltbrett besteht aus 2 schwarzemaillierten Schiefer feldern, welche von Hartholzrahmen getragen werden. Die nötigen Instrumente sind von dem Schiefer durch besondere Isolatoren isoliert und der Hochspannungs-Umschalter und die Bleisicherungen durch Schieferteilungen geschützt. Synchronismusanzeiger sind vorgesehen, da die Wechselstrommaschinen und Transformatoren parallel geschaltet sind. Eine konstante Spannung von 6500 Volt wird durch Regulierung des Erregerstroms aufrecht erhalten. Die Uebertragungsleitungen bestehen aus blankem Kupferdraht und werden auf großen Isolatoren getragen, deren innere Teile in Oel eintauchen. Sie sind auf Holz stangen gespannt, welche ebenfalls Telephondrähte führen, um die Kraftstation mit den Transformatoren-Stationen zu verbinden. Alle Stangen führen Lichtleitungen und an beiden Enden derselben Blitz ableiter. Die Leitungen gehen über die Berge hinweg, von denen einzelne 1300 Fuß hoch sind. Das System wurde für einen Gesamt verlust von 14 pCt. bei voller Ladung bestimmt, aber zufolge der Veränderung in der Straße war dies etwas zuviel. Die einzelne Leitung von der Kraftstation nach Alcoy ist 30,7 km lang. Die erste absteigende Transformatoren-Station in Alcoy war in einiger Entfernung von der Stadt placiert, da die Behörden sich weigerten, den hochgespannten Strom innerhalb der Stadt zu gestatten. In dieser Station sind fünf 40-Kilowatt-Transformatoren der Siemensschen Normaltype aufgestellt, welche auf 2000 Volt herunter transformieren. Schalttafeln mit den nötigen Instrumenten sind vorgesehen und sind denen der Kraftstation sehr ähnlich. Der Strom wird an eine Zentralstation in der Stadt durch oberirdische, isolierte Drähte übertragen und dort von 2000 auf 115 Volt für 110-voltige Lampen umgewandelt. Die Spannung der Lampen wird mittels eines Regulators oder verstellbarer Drosselspulen konstant gehalten, welche in den 2000-voltigen Strom bei der ersten Trans formatoren-Station eingeschaltet sind. Es sind mehrere Motoren auf gestellt, welche durch besondere Leitungen von dieser Station aus gespeist werdeu. Die Uebertragung nach Gandia ist in jeder Hinsicht ähnlich, ausgenommen, daß die Transformatoren-Station nur zwei 30 Kilowatt-Transformatoren enthält und der Leitungs Verlust 10 pCt. beträgt. Die ganze Anlage wurde durch dortige Arbeiter unter Aufsicht von Gebrüder Siemens & Co. und Ingenieur W. H. Kingston, in Vertretung der Gebrüder Mocnaughton in Valencia und Glasgow, ausgeführt. F. v. S Elektrische Strassenbahn in Ulm. Bekanntlich werden die Städte Ulm—Neu-Ulm durch die elektrische Straßenbahn miteinander in Verbindung gebracht. Wie wir hören, werden nun auch in Neu-Ulm die Schienen gelegt, sodaß der Inbetriebsetzung des neuen Verkehrsmittels in aller Kürze nichts mehr im Wege liegen wird. In Ulm ist die Anlage seit bald einem Jahre fertiggestellt, ohne daß der Betrieb aufgenommen ist. —W. W. Unfälle auf elektrischen Bahnen. Innerhalb der letzten Monaten sind wieder einmal einige recht bedauerliche Unfälle auf elektrischen Straßenbahnen zu verzeichnen, die wie es scheint, alle hätten vermieden werden können. Wenn auch die Hitze und der außerordentliche Verkehr während des Sommers einige Entschuldigung zulassen, sollten derartige Dinge doch nicht Vorkommen. Ich erwähne nur einige typische und lokale Fälle, aus welchen Lehren sehr gut gezogen werden können. Der eine Fall ereignete sich in Lancaster (Pennsylvanien) auf der Columbia und Donegal Elektrischen Bahn am 10. August. 8 Personen verloren ihr Leben und 62 wurden mehr oder minder schwer verletzt. Wie es scheint, versagte die Bremse, vielleicht brach die Kette — der Motormann ist ebenfalls tot — während der Wagen sich bergabwärts bewegte, am Fuße des Hügels war eine starke Kurve. Der Wagen war ein geschlossener, verließ die Schienen, sowie er in rasender Geschwindigkeit die Kurve erreichte. Hier wurde ein zweiter gerade entgegenkommender Zug niedergeworfen und der Wagen fiel einen 8 Meter hohen Damm hinunter. Der Wagen hätte sehr wohl gebremst werden können, wenn der Wagen führer nicht den Kopf verloren und die Dynamobremsmethode an gewendet hätte, wie sie bei vielen Gesellschaften praktisch ein geübt wird. Am 8. August blieb ein Trolleywagen mitten auf einer Eisenbahn kreuzung stehen. Der Pol war vom Trolleydraht abgekommen. Um dieselbe Zeit war ein Zug von Jersey City fällig. Noch ehe alle Passagiere den Wagen verlassen hatten, war der Eisenbahnzug durch den Trolleywagen hindurchgefahren. Der Lokomotivführer konnte nichts bemerken, da die Lichter im Wagen nicht brannten. Ein ähnlicher Fall ereignete sich vor zwei Jahren in St. Louis. Ein Wabasehzug bewegte sieh in nordwestlicher Richtung und überrannte einen Trolleywagen. Zwei Meilen von der Stelle, wo der Unfall sich ereignet hatte, bemerkte der Lokomotivführer einen halben Trolleywagen auf dem Kuhfänger seiner Maschine. Recht amerikanisch!!! E. B. Leistung von Strassenbahn-Motoren. Was zwei gewöhnliche 30-pferdige Straßenbahn-Motoren ziehen können, ist oft sehr schwer festzustellen, nur manchmal liegt ein Fall vor, bei dem die Leistungs fähigkeit amerikanischer Straßenbahn-Motoren klar zu Tage tritt. Eine uns vorliegende Photographie zeigt einen Motorwagen der Madison City Railroad Company, der mit zwei G. E. 800 General Electric-Motoren ausgerüstet war, und mit vier Anhängewagen alles in allem die kleine Zahl von 500 Passagieren mit Leichtigkeit befördern konnte. Mit dieser Belastung wurde eine Geschwindigkeit von 8 Meilen (14 km) per Stunde erreicht und die schwersten Steigungen mit Leichtigkeit überwunden. Dies ist soweit mir bekannt ist, der beste Erfolg, den ein gewöhnlicher Motorwagen mit gewöhnlicher Ausrüstung je zu verzeichnen hat. Jedenfalls ist er ein beredtes Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit der hier gebräuchlichen Motoren zugleich aber auch für die Mißhandlung derselben. E. B. Telephonverbindungen zwischen Dänemark u. Schweden. Nachdem Kopenhagen mit Stockholm in Telephon-Verbindung ge bracht worden ist, beabsichtigt die schwedische Regierung, die aus wärtigen Telephonverbindungen zu erweitern, und sie hat vom Reichs tage eine Million Kronen verlangt, um neue Telephonverbindungen zwischen Stockholm, Götheborg und Malmö und den nördlichsten Städten, sowie Luleaa am Bothnischen Meerbusen anzulegen. Man will Kupferdrähte von 4*/ 2 Millimeter anwenden und meint dadurch auf einer Strecke von 2000 Kilometer sprechen zu können. Das schwedische Telephonwesen soll dann mit dem internationalen Tele phonnetze in Verbindung gesetzt werden, so daß man z. B. zwischen Berlin und Luleaa wird telephonieren können.