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XIV. Jahrgang ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU No. 8. 1896/97. 116 der beiden Sekundärmaschinen gesichert werden was einfach durch Verkuppeln derselben erreicht wurde. Die Bruchfestigkeit des verwendeten hartgezogenen Kupferdrahtes von 7 mm Diameter variiert von 40—45 kg per mm 1 . Diese relativ hohe Festigkeit war aus verschiedenen, den örtlichen Verhältnissen entspringenden Gründen not wendig; sie mußte allerdings auf Kosten der elektrischen Leitungsfähigkeit erkauft werden, indem für den Widerstand bei 15° Cels. nur 0,453 Ohm pro Kilometer garantiert wird, was 17,43 Ohms pro mm 1 und km entspricht. die blanken Kupferdrähte erheblich stärker zu erwärmen vermag als die um gebende Luft. Im vorliegenden Falle fand sich ein Gesamtwiderstand von 28,1 Ohms für die Schleife von 57 km 7 mm Draht. Nimmt man als mittlere Lufttemperatur zur Zeit der Beobachtung 25° Cels. an, so resultiert bei 15° Cels. ein scheinbarer Widerstand von 0,493 Ohms pro km und 7 mm Diam. oder 18,973 „ „ „ „ 1 mm 2 . Elektrische Kraftübertragung der Papierfabrik Bibsrist (Kt. Solothurn.) Fig. 1. Primärstation in Frinvillier. Der aus Messungen an der fertig montierten Leitung sich ergebende spezifische Wert ist scheinbar noch größer, doch dürfte die Differenz auf die prinzipielle Schwierigkeit in der Bestimmung der wirklichen Drahttemperatur zurückzuführen sein, welche allen derartigen auf dem Terrain vorzunehmenden Kontrollmessungen anhaftet. Schon die Definition der Lufttemperatur für eine Strecke von 28,5 km Länge ist mit Rücksicht auf die Terrainverschiedenheiten und die vorkommenden Höhendifferenzen unsicher, dazu kommt aber noch der Einfluß der direkten Sonnenstrahlung-, welcher bei heller, windstiller Witterung- Aufriß und Schnitt, Maßstab 1 : 100. Um die noch übrig bleibende Differenz durch Temperatureinflüsse erklären zu können, muß vorausgesetzt werden, die stationäre Temperatur des Drahtes sei infolge der Isolation um 12—13° Cels. höher gewesen als diejenige der um gebenden Luft, was noch durchaus im Bereich der Möglichkeit liegt. Diese Betrachtung zeigt immerhin, daß der Nutzeffekt einer Kraftüber tragung mit Bezug auf die Maschinen nur dann eindeutig definiert ist, wenn er auf einen bestimmten Wert des Leitungswiderstandes bezogen wird. (Schluß folgt.) Kleine Mitteilungen. Elektrizitätswerk Bozen—Meran. Die Städte Bozen und Meran beschlossen gemeinsam, behufs Ausnützung der Wasserkräfte der Etsch bei Meran ein Elektrizitätswerk für Licht- und Kraftverteilung in den beiden Städten und deren Umgebung zu erstellen. Die diesbezüglichen Pläne als Unterlagen für die Ausführung wurden von Herrn Oscar v. Miller in München ausgearbeitet und auf Grund derselben der Firma Ganz & Co. in Budapest die Aus führung des gesamten Werkes mit Ausnahme der Wasserbauten, im Monat August verflossenen Jahres übertragen. Die Wasserbauten wurden bereits im Laufe des letzten Jahres Herrn Architekten Amman in Mödling übertragen und sind diese Arbeiten bereits ihrer Vollendung nahe. Die dem Werke zugrunde liegende Wasserkraft der Etsch befindet sich ca. 7 km von Meran entfernt an der Toll und beträgt dieselbe konstant ca. 10 m 3 pro Sekunde bei ca. 70 m Gefälle. Das Wasser wird oberhalb der Toll der Etsch entnommen, mittels eines Tunnels durch den vorspringenden Berg in ein Reservoir geleitet, welches als Schlammsack dient, dann unter einem Winkel von ca. 45° in einen, in den Berg getriebenen Stollen, an welchen sich die Rohrleitung anschließt, unterhalb der Vintschgauerstraße zum Maschinenhause geführt. Das Maschinenhaus ist für 6 Maschinen-Garnituren ä 1000 HP. projektiert. Jede dieser Maschineneinheiten besteht aus einer Ganzschen Partial-Girard-Turbine mit horizontaler Welle und auto matischem Regulator, direkt gekuppelt mit ebensolcher Drehstrom- Dynamo von 660 effektiver Kilowatt Leistung bei 360 Touren pro Minute. Auf der Längswand des Maschinenhauses wird das 18 m lange Schaltbrett aus Marmor in schmiedeeisernem Rahmen und Gestell placiert, enthaltend sämtliche Apparate für die Maschinen, zum Regulieren der Netzspannungen und zur Parallelschaltung. Das Elektrizitätswerk wird vorläufig nur für 2000 HP., d. h. im ersten Ausbau mit zwei Maschinen von je 1000 HP. ausgeführt, zu welchen im Laufe des nächsten Jahres noch eine weitere Maschine als Reserve zugefügt wird. Die Freileitungen sind vorläufig aus je 6 Kupferdrähten für Meran und ebensoviel Drähten für Bozen, mit dreimanteligen Hoch spannungsisolatoren, auf durchwegs 12 m hohen Lärchenstämmen montiert, angenommen. Die Verteilung des Stromes in den Städten erfolgt primär bis zu den Verteilungs-Transformotoren, welche durchwegs auf den Straßen und öffentlichen Plätzen aufgestellt werden, mittels unter irdisch verlegter Kabel und sekundär mittels blanker Freileitungen, in den äußeren Peripherien auf Stangen und im Zentrum der Städte auf den Hausdäehern auf spezielle Dachständer montiert. Für die Stadt Bozen ist infolge der hohen Spannung doppelte Transformation vorgesehen, in der Weise, daß der hochgespannte Strom von ca. 10,000 Volt Spannung mittels zwei parallelgeschalteter Drehstrom-Transformatoren von je 350 Kilowatt Leistung, auf 3000 Volt transformiert und erst mit dieser Spannung durch das Kabelnetz an die Verteilungs-Transformatoren geleitet wird. Die Verteilungs-Transformatoren transformieren den Strom von ca. 3000 Volt auf 115 Volt Spannung, mit welcher Spannung derselbe durch die sekundären Verteilungsleitungen an die Konsumenten verteilt wird. Das Elektrizitätswerk Meran—Bozen wird mit September dieses Jahres dem Betrieb übergeben werden und dürfte infolge des raschen Aufblühens der beiden Städte sich bald bis zur vollen Belastung entwickeln, umsomehr, da bereits die Absicht besteht, die Lokal bahnen der Umgebung für elektrischen Betrieb einzurichten. J. H. (Zeitschr. f. El.) Zur elektrischen Beleuchtung' des Kaiser Wilhelm-Kanals. In der Reichstagssitzung vom 1. Dezember 1896 ist von einem Redner aus dem Binnenlande behauptet worden, die elektrische Beleuchtung des Kanals sei eigentlich ein Luxus. Es sei gestattet, hierzu zu bemerken, daß ohne eine Beleuchtung der gesamten Anlagen die Bedeutung des Kanals ganz minimal sein würde, sowohl in handelswirtschaftlicher als in militärischer Beziehung. Gerade in der