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96 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 6. 1896/91 einnahmen an Telegraphengebühren zu verzichten. Der Einführung innerhalb großer Fabriken und sonstiger Etablissements steht aber nichts im Wege, und hier hoffen wir bald von befriedigenden Resul taten zu hören, die der allgemeinen Einführung die Wege ebnen. lieber die Herstellung' elektrischer Leitungen hat das königl. sächsische Ministerium des Innern im Einvernehmen mit demFinanzministerium und nach Gehör der Oberpostdirektion auf einen speziellen Fall in einer Verordnung sich dahin geäußert, das bloße H a us ans chl ii s se zu Beleuchtungszwecken an die in § 1 der bezüglichen Verordnung vom 12. Oktober 1883 vorgeschriebene behördliche Genehmigung nicht weiter gebunden sein sollten ; es ist vielmehr über die beabsichtigte Ausführung und Erweiterung derartiger Hausanschlüsse vorher nur dann, wenn Erdarbeiten vorzunehmen sind, eine Anzeige an die an sieh zur Genehmigung zuständige Behörde zu erstatten. Auf die beantragte Präzisierung des Begriffs „elektrische Leitung“ vermag das Ministerium schon aus juristisch-technischen Gründen nicht einzugehen. Es würde sieh, so heißt es in der Verordnung weiter, durchaus nicht empfehlen die Drahtleitungen fertig stellen zu lassen und dann erst Einholung polizeilicher Genehmigung zu verlangen, wenn die Einleitung elektrischen Stromes beabsichtigt wird. Die daraus entstehenden Weiterungen könnten für die Unternehmer leicht noch empfindlicher werden, als wenn ihm vor der Herstellung der Drahtleitung die Bedingungen vor- sreschrieben werden. Sollten wirklich einzelne Behörden eine andere Auffassung über den Begriff „elektrische Leitung“ haben, so bittet das Ministerium um spezielle Bezeichnung dieser Fälle, um ent sprechende Remedur eintrcten zu lassen. Desgleichen sieht das Ministerium einer genaueren Angabe derjenigen Fälle entgegen, in denen von einzelnen Behörden die Genehmigung auf Grund der Verordnung vom 12. Oktober 1883 ungebührlich verzögert und mit Vorschriften der Gewerbeinspektion wegen der .maschinellen Anlagen verquickt oder die Kosten zu hoch angesetzt worden sein sollten. Auf allgemeine Beschwerden oder theoretische Erörterungen über die Kosten vermag das Ministerium nicht einzugehen. Eine förmliche Konzessionierung nur einzelner Gewerbetreibender für Herstellung elektrischer Starkstromanlagen würde der bestehenden Reiehsgesetz- gebung gegenüber unzulässig sein. R. V. Der thermische Effekt bei der cyclischen Magnetisierung und seine Anwendung. (Zeitschr. f. Elektrotechn.) Von Gustav Wilhelm Meyer. Die Wirkung der magnetischen Hysteresis bestellt darin, daß Aenderuug-en in der Magnetisierung- (bei Eisen sowohl, als auch bei anderen magnetischen Metallen) mit einem Energieverluste verbunden sind. Wenn die Magnetisierung durch cyclische Aenderungen der magnetisierenden Kraft eine cyclische Beihe von Werten annimmt, so bildet die Kurve, welche die Beziehung von JznH darstellt, eine Schleife. Das Integral / H . d J, welches den Inhalt dieser Schleife (Pig. 1) darstellt, gibt uns ein Maß für die Energievergeudung, die während des Cyclus infolge der magnetischen Verzögerung (Hysteresis) ein getreten ist. Beobachtungen über den Energieverlust hei der cyclischen Magnetisierung' hat zuerst Prof. War bürg in Freiburg (der die Hysteresis entdeckte) später im Verein mit König 1 ) angestellt. Einige Zeit darauf gelangte Ewing, un abhängig von Warburg zu denselben Ergebnissen. 3 ) Es sei ferner auf die das gleiche Thema behandelnden Arbeiten von Tanakadate,*) J. und B. Hopkinson, Evershed und Vignol.es,: Ayrton und Sumpner, 1 ] Er. G. Baily 5 ) und J. Kiemencic 6 ) hingewiesen. Wir wollen nun das Wesen der magnetischen Hysteresis einer kleinen Betrachtung unterziehen. Wird die magnetisierende Kraft bis zu einem Maximum gesteigert, und verringert man sie alsdann wieder, so findet man, daß die Magnetisierung das : scharf ausgeprägte Bestreben hat. den erlangten Wert beizübehalten. Ein Teil verschwindet wohl, doch ist die Geschwindigkeit der Abnahme während der Verringerung der magnetisierenden Kraft, besonders zu Beginn dieses Prozesses augenscheinlich kleiner, als die entsprechende Zunahme bei der vorausgegangenen Steigerung. Der remanente Magnetismus, der vorhanden ist, nachdem die Kraft zu wirken aufgehört hat. ist eben eine Folge dieses Widerstandes, welchen das betreffende Metall einer Aenderung seines magnetischen Zustandes entgegen gesetzt. Der Widerstand wäre wesentlich als eine Folge der Reibung, die bei der Bewegung der Molekularmagnete eintritt, anzusehen. Lassen wir nach dem Verschwinden der magnetisierenden Kraft diese von neuem wirken, so bemerken wir in den ersten Stadien der Operation dasselbe Widerstreben gegen jede Aenderung. Die Magnetisierungskurve kommt langsam zu demselben Punkt wieder zurück, von welchem sie ausging. Die Kurve für steigende Magnetisierung ist aber vollkommen von der für abnehmende : ) Wiedemanns Annalen IS, p. 141. 1881; Wied. Ann. 20, 1883, i>. 814. 2 ) Proc. Roy. Soc. -Mav, 18k;;. Nr. 220, p. 39; Phil Trans., 1885, p. 519. Der hier mit geteilte Beweis rührt im Wesentlichen von Hopkinson her; I’hil. Trans., 1885, p. 404; Vergl auch Lord Rayleigh. Phil. Mag.. 22, p. 170. ■-■) Phil. Mag., 28, 1889, S. 2(17. 4 ) Dr. H. du Bois, Magnetische Kreise, deren Theorie und Anwendung. S. 240. 5 ) „Electrician,“ 1895, T. 3t;: Bai ly. Fr. G. „The Hysteresis of iron in an alternating magneting lield,“ p. 110—119. 6 ) Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien: •J. Klemencic; „Ueber den Energieverbrauch hei der Magnetisierung durch oscillatorische Kondensatorentladungen.“ CIV. Bd., VH. Heft, S. 724. Vergl. ferner: Th. H. Blakesley; „Die elektrischen Wechselströme,“ p. ss- joo. „Ueber magnetische Verzögerung.“ | Magnetisierung verschieden. Sie bilden. eine Schleife, und zu jedem Zwischen werte der magnetisierenden Kraft gehören beiden Prozessen gesonderte Werte ! der Magnetisierung. Die eben gegebene Beschreibung läßt sich in gleicher Weise auf die Wirkung irgend einer cyclischen Aenderung der magnetischen Kraft anwenden. Auch hier bleibt die Aenderung des Magnetismus hinter den Aenderungen der magnetisierenden Kraft zurück; daher die Bezeichnung dieser eigentümlichen Eigenschaft mit dem Namen „magnetische Hysteresis,“ welcher Ausdruck von Prof. Ewing zuerst angewandt wurde. Der magnetischen Hysteresis mnß heim Ban von Transformatoren, Dynamo maschinen und Elektromotoren in jeder Hinsicht Bechniing getragen werden, da ihr Auftreten mit einer Energievergeudung verbunden ist. Auch beim Bau von elektrischen Präzisions-Instrumenten, wo magnetisches Eisen eine Bolle spielt, muß auf die Hysteresis entsprechend Bücksicht genommen werden, da im anderen Falle die Instrumente leicht falsche Daten angeben können. 7 ) Mit diesem Fehler waren hauptsächlich Ampere- und Voltmeter älterer Konstruktionen behaftet, da dieselben gewöhnlich große, massive Eisenkerne enthielten, die der schädlichen Einwirkung der magnetischen Hysteresis direkt Vorschub leisteten. Derzeit hat man diese Mängel der elektromagnetisch wirkenden Meßinstrumente durch Verkleinerung des der Magnetisierung unter worfenen Eisenkernes, sowie dadurch, daß man die Magnetisierung desselben möglichst seinem Sättigungspunkte nähert, in der vollkommensten Weise überwunden. Die Spanuungs- und Stromzeiger moderner Konstruktion (beispielsweise die der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin, System v. Dolivo- Dobrowolsky oder die der Elektrizitäts-Gesellschaft vormals Schuckert & Co. in Nürnberg, System Hummel.) die nach diesen Prinzipien gebaut sind, bilden hierfür einen wertvollen Beleg. Soll der während eines magnetischen Kreisprozesses verbrauchte Effekt bestimmt werden, so ist folgende Methode für die Praxis am bequemsten. Man mißt den Flächeninhalt der Schleife (vergl. Fig. 1) mit dem Planimeter. Als Flächeneinheit gilt hierbei ein Bechteck mit den Seiten B = 1 und H = 1. Dividiert man dann die erhaltene Fläche durch 4 so erhält man den Effekt direkt in C. G. S.-Einheiten in Erg, welche durch 10 7 dividiert, die praktischen Einheiten, Watt ergehen. 5 ) Mit Hilfe der höheren Analysis lassen sich die Effektverluste noch präziser darstellen. Zu diesem Zwecke nehmen wir an, der Kern des Solenoides sej ein Bing oder ein sehr langer Stab von der Länge 1 und dem Querschnitte s; auf einen Centimeter entfallen n Windungen des Solenoides, sodaß die Gesamtzahl der Windungen 1 . n beträgt. Wir nehmen an, die magnetische Induktion B werde in der unendlich kleinen Zeit d t, dadurch, daß man den magnetisierenden Strom um einen kleinen Betrag ändert, um das Differential d B erhöht. Die Gesamtzahl der s d B Kraftlinien in dem Solenoid wächst um den Betras dt Dadurch wird in dem umgebenden Solenoid ein Induktionsstrom von der dem Primärstrom entgegengesetzten Kiehtung von der Größe 1. n . s . d B d t erzeugt. Bei der Uebenvindung dieser elektromotorischen Gegenkraft wird Arbeit geleistet. Die vom Strom in dieser Zeit geleistete Arbeit ist das Produkt aus der durch Veränderung der magnetischen Induktion in dem Kerne erzeugten elektromotorischen Gegenkraft, der Stromstärke i und der Zeit d t. Bei der Veränderung der Magnetisierung um den Betrag dB hat also der Strom die Arbeit 1. n . s . ^=-5 . i. d t oder 1. n . s . i. d B 1) dt geleistet. Es ist für die weitere Untersuchung von Wichtigkeit, auf die aus der Gleichung zu ersehenden Thatsache. hinzmveisen, daß die Arbeit von der Geschwindigkeit, mit welcher die Induktionsänderuug vor sieh geht, unabhängig ist. Es wird stets die gleiche Energiemenge aufgebracht, resp. in Wärme umgewandelt, gleichgiltig, oh die Aenderung d B rasch oder langsam vor sich geht. Der Kauminhalt des Kernes ist 1 ..s. Die hei der Erzeugung der Aenderung dB durch den magnetisierenden Strom geleistete Arbeit dW für die Volumen einheit (das Kubik-Centimeter beträgt) d W = n . i. d B 2) Die magnetisierende Kraft H = 4 t. . i. n genommen ergibt n . i = und d W = - H . d B 4 Tt 4 77 3) Wird H geändert und dadurch die magnetische Induktion vom Werte B, auf einen anderen B 2 gebracht, so haben wir nun die für das Kubik-Centimeter des Metalles geleistete Arbeit zu ermitteln, zu integrieren und erhalten. + B W = ~j H d B .... — B Nun ist d B = 4 d J + d H; wir können also setzen 1 4 7t/ “ / “ 1 Ui H d B = jü . d J -f- fü . il H 4) 5) Im cyclischen Magnetisierungsprozesse ist aber/H d H offenbar gleich Null. Die bei einem magnetischen Kreisprozesse für eine Volumeneinheit verbrauchte Energiemenge hat daher den Wert /HdJ. 7 ) Vergl. Kittier: „Handbuch der Elektrotechnik." I., S. 394; Stuttgart 1892. 2. Auflage. 8 ) Vergl. C. P. Fel dm ann: „Die Wechselstrom-Transformatoren,“ p. 25, Leipz. 1894’