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No. 6 1896/97. 95 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. Straßenbahnstromkreisen gebraucht ist; aber in beiden Fallen sind die Lampen komplizierter, als diejenigen, welche Herr Horry anwendet. Das Prinzip, auf welchem Herrn Horrys System beruht, ist kurz folgendes: Im Nebenschluß zu jeder Lampe ist eine kleine Spule, von der wohlbekannten Type des Auto-Transformers geschaltet (Fig. 2.) Die Spule A steht in Reihe mit der Lampe, die Spule B liegt im Nebenschluß. Bei dieser Einrichtung ist der Strom in der Lampe stets größev als auf der Linie. Betrachtet man den Linienstrom als konstant, was praktisch zulässig ist, wenn eine große Zahl von Lampen hintereinandergeschaltet sind, so muß, wie oben gesagt, durch irgend eine außerhalb der Lampe liegende Ursache eine Aenderung des Stromes hervorgebracht werden, welcher durch die in Reihe mit der Lampe geschalteten Spule fließt und die Lampe speist. Dies wird dadurch hervörgebracht, daß man wenig Eisen für die Spule nimmt; es wird dann bald gesättigt, weshalb die Spule an Wirksamkeit nachläßt; hierdurch erniedrigt sich die Spannung, und der Strom, welcher die Lampe speist, nimmt ab. Dies läßt sich leicht auf folgende Art erkennen: Die Beziehung welche für einen Transformator gilt, bei dem kein (beachtenswerter) Verlust zwischen Primär- und Sekundärspule besteht, ist allbekannt. (Fleming, Wechselstromtransformator, Vol 1, S. 273.) Hier bedeuten N, und I, Windungszahl und Stromstärke für die Primärspule, N, und I 2 dasselbe für die Sekundärspule, B die maximale magnetische Induktion, p die Permeabilität, 1 die Länge und s den Querschnitt des magnetischen Kreises. Fig. 3. Nun ist die sekundäre EMK. dem Wert B direkt proportionab oder B = K y, wo y die sekundäre EMK. und K eine Konstante bedeutet Schreiben wir in der ersten Gleichung x für I 2 und setzen für B seinen Wert Ky, so erhalten wir: . . IT ir \2 N. 1 =- (¥) - + 2 (\KjV \4r:ps/ (dTtN.I.rKz)- Nimmt man I, als konstant an und setzt N. I, a = N, und b = N,I, wobei a und b Konstante sind. 1 j + K so haben wir y* ( b *r wie man sofort erkennt, die Gleichung einer Ellipse, diese auf (Fig. 3), so ist klar daß, wenn der Strom Dies ist, Zeichnet man klein ist, die EMK sich nur wenig mit der Zunahme des Stromes ändert; in dieser Region verhält sich also der Strom wie einer von konstantem Potential. Aus unserer letzten Gleichung ersehen wir weiter, daß wenn ps größer wird, d. h wenn der magnetische Widerstand wächst, die kleine Achse der Ellipse kleiner wird. Dies wird herbeigeführt, wie oben dargelegt, durch Verkleinerung des Eisenquerschnitts der Spule, und als Ergebnis davon, bekommen wir eine Spule, deren Charakteristik sich als eine flache Ellipse darstellt, wie sie durch die punktierte Linie angegeben ist In diesem Fall ist die EMK nicht sehr groß; weil aber die Ellipse flach ist, so bleibt die EMK innerhalb weiter Grenzen konstant. Das System hat noch einige andere bemerkenswerte Züge. Die Spulen sind so gegeneinander abgeglichen, daß wenn die Kohlen verzehrt sind und der Bogen infolgedessen aufhört, der ganze Strom gezwungen ist, durch die Nebenschlußspule zu gehen. Die elektro motorische Gegenkraft der Induktion ist ungefähr so groß wie die EMK , welche die Lampe beim Brennen zeigt; in der That ist die Annäherung so groß, daß 30 pCt. aller Lampen gelöscht werden können, ohne merklich auf das im Stromkreise befindliche Ampere meter zu wirken. Die Spule wirkt also nicht bloß wie ein Ausschalter, sondern auch wie ein Regulator. Der Vorteil, welchen dieses System mit demjenigen gemein hat, in welchem Lampen an besondere Transformatoren geschaltet sind, besteht darin, daß es möglich ist, Lampen von ziemlich veschiedener Kerzenstärke in demselben Stromkreise brennen zu lassen, was dadurch herbeigeführt wird, daß man die Spule der Lampe ent sprechend ändert. Hierin besonders liegt ein Vorzug gegenüber der gewöhnlichen Reihenschaltung mit Regulierung durch Nebenschluß spulen. Die Zahl der Lampen, welche man hintereinander aus einem 1000 Volt-Kreise oder Transformator brennen lassen kann, hängt von der Kerzenstärke der Lampen ab. Die Spulen, wie sie jetzt konstruiert werden, sind auf 29 Lampen von 2000 Kerzen stärke berechnet. Herr Horry hat auch ein Schaltbrett hergestellt, welches in Verbindung mit einem Transformator gestattet, die EMK derart zu verändern, daß die Lampenzahl innerhalb weiter Grenzen gewählt werden kann. Das System wird bereits an verschiedenen Orten angewandt und arbeitet, soviel mir bekannt, vollkommen zufriedenstellend. (The Journ. of the Franklin Inst,) Der Teleskripteur. So wertvoll das Telephon wegen der dadurch ermöglichten raschen Nachrichtengebung ist, so hat es doch den von Vielen wohl schon empfundenen Nachteil, daß die gesprochenen Worte nicht fixiert werden und der Apparat auch keine Spur eines stattgehabten Anrufes zurückläßt. In Amerika hat man versucht, diesem Uebelstande ab zuhelfen, indem man einen Phonographen mit dem Telephon verband oder letzteres mit einem Apparate in Verbindung brachte, der die Stunde der Rückkehr des Angerufenen durch die entsprechende Zahl Schläge mitteilte; wegen der Kostspieligkeit und Empfindlichkeit der betreffenden Apparate war aber ihre Anwendung nur eine beschränkte. Nun ist ein von Hoffmann konstruierter Apparat, Teleskripteur ge nannt, in verschiedenen Ländern patentiert worden, der, eine Kombi nation von Schreibmaschine und Telegraph, geeignet erscheint, das Telephon vorteilhaft zu ersetzen oder doch zu ergänzen. Die Hand habung des Apparates ist nicht komplizierter als die einer Schreib maschine und der Preis einer solchen wird kaum überschritten. Er setzt sich zusammen aus einer Klaviatur, wie sie die Schreibmaschinen haben, über der ein den Mechanismus enthaltenden Kasten montiert ist. Derselbe Draht, der zu telephonischen Mitteilungen dient, genügt auch für den Teleskripteur und mit Hilfe eines gewöhnlichen Um schalters kann man den Strom auf den einen oder anderen der beiden Apparate leiten. Will Abonnent A mit Abonnent B verkehren, so verlangt er bei der Vermittelungsstelle auf die gewöhnliche Art und Weise Verbindung, drückt einen auf dem Sockel seines Apparates befindlichen Hebel herunter und kann, sobald die Verbindung her gestellt ist, mit B verkehren, wozu vonseiten des Angerufenen keinerlei Manipulationen nötig sind, da jeder Apparat im Ruhezustand zum sofortigen Betriebe bereit ist. A drückt nun nach und nach auf die Tasten seiner Klaviatur und übermittelt so dem B seine Nachricht auf dem Druckwege; mit Hilfe einer speziellen Anordnung kann er auch durch seinen eigenen Apparat gleichzeitig Copie des expedierten Telegramms erhalten. Nach beendigter Conversation gibt A an B ein besonderes Schlußzeichen, hebt den vorher niedergelassenen Hebel wieder auf und B kann nun seinerseits übermitteln. Ein großer Vorteil ist, daß der Apparat jederzeit zum sofortigen Betriebe bereit ist; man kann sein Bureau verlassen, ohne besondere Maßregeln zu treffen, und findet bei seiner Rückkehr den genauen Text der während der Abwesenheit eingelaufenen Mitteilungen vor. Weitere Vorteile sind, daß der Apparat die Beförderung der Depeschen durch einen Diener nach dem oftmals entfernt liegenden Telegraphenamt entbehrlich macht und auch die Bestellboten für die einlaufenden Depeschen über flüssig werden, was einen wesentlichen Zeitgewinn mit sich bringt. Auch für Zeitungen ist der Teleskripteur berufen, wichtige Dienste zu leisten. Die Korrespondenten können, indem sie einfach eine telephonische Verbindung verlangen, selbst in einigen Minuten ihren Blättern den Text der Artikel übermitteln und dies viel schneller, als wenn sie mit der Feder schreiben würden, und ohne den Schwierig keiten zu begegnen, die das Diktieren per Telephon mit sich bringt. Ein im Zentral - Telegraphenbureau angebrachter Teleskripteur er möglicht es, den Abonnenten die für sie eingegangenen Depeschen zu übermitteln oder den Text der von ihnen abzusendenden Tele gramme zu empfangen. Auch für militärische Zwecke und für die Eisenbahnen dürfte der Teleskripteur von Bedeutung sein. Der neue Apparat verbessert also die Nachrichtengebung in recht namhafter Weise und er sollte darum, wenn er sich bewährt, allgemein einge führt werden. Wir bezweifeln aber, daß es in Deutschland bald dazu kommen wird, denn die Postverwaltung dürfte sich nicht so leicht entschließen, auf die wohl sicher daraus resultierenden Minder-