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88 XIV. Jahrgang „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 5. 1896/07. Die Glocken werden nach der jetzt überall eingeführten Pariser Stimmung gestimmt, auf Wunsch jedoch auch nach der früheren Chorton-Stimmung gegossen. Reinheit des Tones wird verbürgt uud gegen das Springen (bei sachge mäßer Behandlung) zehnjährige Garantie geleistet. Die Legierung, aus welcher die Glocken hergestellt werden, besteht aus 100 Pfd. Kupfer und 25—27 Pfd Zinn, je nach Größe. Die Zahl der Arbeiter beträgt durchschnittlich 20. Auf der Ausstellung finden wir vier Glocken dieser Firma. Die größte im Gewicht von ca. 76 Zentner, ist separat in einem hölzernen Glockenstuhl untergebracht. Sie ist für die neue evangelische Kirche in Heilbronn bestimmt und hat den Ton As. Verzierungen und Inschriften sind in romanischem^StU gehalten. Die drei anderen ausgestellten Glocken bilden den f-dur-Akkord (f a c); die größte hat ein Gewicht von ca. 14 Zentner, die mittlere ein solches von ca. 7 Zentner und die kleine ein Gewicht von ca. 4 Zentner. Die Verzierungen und Inschriften sind in rein gotischem Stil gehalten und wurden nebst der Krone, wie sie der Guß giebt, belassen, d. h. es wurde nichts ciseliert. Die glatten Flächen der Glocken sind blank gearbeitet, um die saubere und reinte Beschaffenheit derselben zu zeigen. Das Innere der Glocken ist ge scheuert, nicht geschwärzt, damit deutlich zu ersehen ist, daß dieselben vom Gusse weg rein in der Stimmung waren und nicht durch Feilen, Meißeln, Drehen u. s. w. erst gestimmt werden mußten. Die große Glocke ist in sog'. Antifriktionlagern gelagert, welche, einmal angezogen, ein sehr leichtes Läuten bedingen, die zwei kleineren gehen in gewöhnlichen Lagern. Dieses Geläute ist für die Gemeinde Neuhronn, Oberamt Mergentheim, be stimmt. Sämtliche ausgestellte Glocken können als vorzüglichlich gelungen bezeichnet werden. Joh. Hör, Schramberg (Württ.). Elektrotechnische Werkstätte. Mit dem Aufblühen der Elektrotechnik sind nicht blos Fabriken in erheb licher Zahl entstanden, welche elektrische Maschinen und Instrumente jeder Art und Größe bauen, sowie bedeutende Anlagen hersteilen, sondern auch, was für die Gewerbethätigkeit im ganzen Lande von größtem Nutzen ist, eine bedeutende Zahl von Werkstätten, welche sich mit der Fabrikation elektrischer Apparate, Installation elektrischer Anlagen für Beleuchtung und Kraftübertragung, sowie mit Ausführung von Telegraphen- und Telephonleitungen beschäftigen. Zu diesen Werkstätten gehört das bekannte elektrotechische Geschäft von Joh. Hör in Schramberg (Württ.). Diese Werkstätte stellt hauptsächlich Apparate für Telegraphie und Telephonie her, übernimmt die Ein richtung elektrischer Schellenzüge in Wohnhäusern und Werkstätten mit den neuesten Apparaten und nach bewährten Konstruktionen. Weiter übernimmt die Firma die Installation von Anlagen für Beleuchtung und Kraftübertragung, in jeder Größe, indem sie zugleich die zugehörigen Maschinen, Apparate, Sicherungen u. s. w. liefert. Auch die Herstellung von Blitzableiteranlagen bildet einen wesentlichen Zweig des Geschäftes. Durch langjährige Thätigkeit in ersten Fabriken hat der Firmen-Inhaber die gesamte elektrotechnische Branche kennen gelernt und sich große praktische Uebungen erworben. Zahlreiche ausgeführte Anlagen, welche vorzüglich funktionieren, beweisen die Leistungsfähigkeit der Firma, worüber eine große Zahl von Zeugnissen vor gelegt werden kann. J. Th. Groz & Söhne in Ebingen (Württ.). Rund- und Striekmaschinen-Nadelfabrik. In dem durch seinen Gewerbfleiß rtihmlichst bekannten Schwarzwald haben sich seit mehr als einem Jahrhundert Kleinindustrien entwickelt, welche den Be wohnern den Lebensunterhalt verschafften, den ihnen der karge Boden versagte. Ans diesen Kleinindustrien konnten sich späterhin teilweise große Fabriken ent wickeln, da ja in gewerblichen Dingen geübte Arbeiter in hinlänglicher Zahl vorhanden waren. So hat vor mehr als einem Jahrhundert der für das Wohl seiner Gemeinde bedachte geistvolle Pfarrer Phil. Matth. Hahn in Onst mettingen die Bewohner zur Anfertigung mechanisch - kun-tg-ewerblicher Gegenstände angeleitet. Von diesem in der Nähe von Ebingen gelegenen Dorf hat sich alsdann in einer ganzen Anzahl von Dörfern der Albgegend die Fein mechanik eingebürgert. Nachdem so die Bewohner dieser Gegend sich große Hebung und Ge schicklichkeit in feinmechanischen Dingen erworben, hat der Beg'ründer des Hauses Th. Gr oz & Söhne im Jahre 1852 eine Fabrik zur Erzeugung von Strumpfstuhlnadeln errichtet. Als später der mechanische Rundstuhl und weiter die Lambsche Strickmaschine in Württemberg eingeführt wurden und bald darauf hier und dort im Lande Fabriken entstanden, welche sich der Anfertigung dieser Apparate widmeten, so säumte auch dieses damals unscheinbare Unternehmen nicht, dem Geiste der neuen Errungenschaften innerhalb seines Schaffenskreises nach Kräften Rechnung zu tragen. Seine Bestrebung-en, die für die erwähnten neuen maschinellen Geräte notwendigen Nadeln so herzustellen, daß sie den Wettbewerb mit den englischen Erzeugnissen aufnehmen konnten, waren bald von einem so günstigen Erfolg begleitet, daß aus dem kleinen Geschäfte nach und nach ein großes Fabrik anwesen heranwuchs. Einen nicht unwesentlichen Teil dieses Erfolges verdankt es seinem rastlosen Bemühen, ein für seine Schöpfungen besonders günstiges Rohmaterial aufzufinden und ferner Hilfswerkzeuge der Feinmechanik zu kon struieren, welche nicht nur ein mathematisch genaues, sondern auch ein schnelles Arbeiten ermöglichen. In beiden Fällen hat es völlig erreicht, was es erstrebte. Seine Erzeugnisse sind jetzt in allen Fachkreisen als mustergiltig anerkannt. Das Ergebnis seiner täglichen Leistungsfähigkeit beträgt gegenwärtig gegen 50,000 Stück Rundstuhl- und 30,000 Stück Strickmaschinennadeln, deren Absatz- I gebiet fast alle europäischen Länder und Amerika umfaßt, ja sich selbst in j großem Maßstabe auf die eigentlichen Hauptstätten der Konkurrenz, auf England j und Frankreich erstreckt. Erst durch einen Rundgang in den Werkstätten der Fabrik gewinnt der Laie einen Begriff von dem vielgegliederten Schaffensprozeß und von der Be- | dentung der zu demselben erforderlichen Hilfswerkzeuge. Sowohl in einem | Zweigetablissement, das sich in der unweit Ebingen gelegenen Ortschaft Meßstetten befindet, als in dem die Zentrale des Unternehmens bildenden j Fabrikwesen der genannten Stadt vermag man den Beginn des Prozesses zu be trachten. Derselbe besteht bei Rundstuhlnadeln darin, daß englischer Gnßstahl- draht durch einen Rieht- oder Rollapparat hindurchgeführt und auf diese Weise j gerade gezogen wird. Nachdem hierauf das Material eingefettet und einer Prägemanipulation unterworfen worden, wird es mittels einer von der Firma selbst konstruierten Maschine zu einzelnen Stücken geschnitten, welche die Länge der zu erzeugenden Nadeln erkennen lassen. In dem Etablissement in Ebingen, in welchem sich auch die Geschäftsbureaux und Expeditionsräume befinden, sehen wir nun, wie die so gerichteten Nadeln, im Falle solche für den Rundstuhl bestimmt sind, ebenfalls mittels eines maschinellen Apparates die Spitze erhalten. Diese wird nun auf trockenem Wege durch Schmirgelscheiben fein geschliffen, um hierauf durch eigenartige Biegmaschinen die gebogene Form zu erhalten. Nunmehr müssen die Nadeln in einem Holzkohlenfeuer gehärtet