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84 XIV. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 5. 1896/97. von Tlialc a. H. hat in ihrer Sitzung vom 26. Oktober beschlossen, der Aktien-Gesellschaft für elektrische Anlagen und Bahnen, Dresden, eine Vorkonzession zur Errichtung eines Elek trizitätswerkes zur Abgabe von Strom für Licht- und Kraftzwecke zu erteilen; mit den erforderlichen Vorarbeiten soll sofort begonnen werden. Elektrische Beleuchtung 1 der Eisenbahnzüge in Ungarn. Die möglichst ausgedehnte Einführung der elektrischen Zugbeleuchtung ist ein erstrebenswertes Ziel aller Bahnverwaltungen und schon seit einer Reihe von Jahren rufen zeitweise stattfindende probeweise Beleuchtungen mit elektrischem Glühlichte in Bahnzügen das allgemeine Interesse wach. Gegenwärtig beabsichtigt auch die Direktion der königl. ungarischen Staatseisenbahnen in den Personenwagen die elektrische Beleuchtung zu installieren. Zu diesem Zwecke werden die verschiedenen Beleuchtungssysteme erprobt, und zwar in erster Reihe das Akkumulatorensystem, welches die selbständige Beleuchtung eines jeden Waggons, ohne Verbindung mit dem ganzen Eisenbahn zuge, ermöglicht. Gegenwärtig werden die Versuche auf der Budapest—Miskolcz—Kaschauer Linie durchgeführt. Wenn die Proben ein günstiges Resultat ergeben, so wird die elektrische Beleuchtung auf sämtlichen Zügen eingeführt. R. V. Elektrische Beleuchtung 1 in Gottleuba i. S. Die geplante elektrische Beleuchtung soll noch in diesem Winter verwirklicht werden. Herr Fabrikbesitzer Leinbrock beabsichtigt, auf seine Kosten die Leitung bis in die Stadt herein zu bauen, während für den An schluß an die Hauptleitung jeder Interessent selbst aufzukommen haben wird. Der Bau der ganzen Anlage soll dem Vernehmen nach Herrn Elektrotechniker Göllnitz in Pirna übertragen werden. R. V. Elektrizitätswerk in Buffalo, getrieben durch die Kraft der Niagarafälle. Um 1 Minute nach Mitternacht am 16. Novemb., kündigte der Bürgermeister von Buffalo, umgeben von den ersten Bürgern der Stadt, durch 21 Kanonenschüsse an, daß von den Niagara-Fällen die elektrische Kraft nach Buffalo geleitet sei. Der „Times“ zufolge ergießt sich 40 km von der Stadt entfernt das Wasser der Schnellen durch eine schmale Rinne auf eine 175 Fuß tiefer gelegene Turbine, die ihrerseits eine 22 Zoll im Durchmesser habende vertikale Welle treibt. Diese Letztere macht 250 Um drehungen in der Minute. Ueber der Welle steht eine Dynamo maschine von 5000 Pferdekräften elektrischer Kraft in einem zwei- phasigen Wechselstrom von 2200 Volt. Drei dieser mächtigen, aber fast geräuschlosen Generatoren geben 15,000 Pferdekräfte und ver sehen Dutzende von Fabriken, Tramways und unzählige Häuser mit Kraft. Der erste Kunde von Buffalo ist die dortige Straßen-Eisen- bahn-Gesellschaft. Es ist nur eine Frage der Zeit, wo alle Fabriken Buffalos die Kraft zu ihrem Betrieb von den Niagara-Fällen beziehen werden. Buffalo, das 350,000 Einwohner zählt, liegt 35 km von Niagara City entfernt. Elektrische Akkumulatorbahn in Paris. Soeben wird eine neue elektrische Bahn mittels Akkumulatoren in Paris hergestellt. Sie erstreckt sich über mehrere Linien, welche von den Madelaine ausgehen und teils in Courboie, teils in Levallois endigen. Die an gewandten Akkumulatoren sind vom System Tudor mit 5 Platten, 2 positiven und 3 negativen. Die ganze Batterie hat 200 Elemente und wiegt im ganzen 3600 Kilogramm. Diese Akkumulatoren sind in lange Kasten untergebracht, welche unter dem Boden eingeschoben werden. Die Kapazität beträgt ungefähr 30 Amperestunden. Die Einstellung in die Wagen dauert 3 Minuten und wird nach jeder Fahrt am Endziel vorgenommen. Zu dem Zweck ist eine unter irdische Leitung von der Zentrale aus gelegt worden, welche nicht weit von da bei Puteaux sich befindet. Die angewandte Potential differenz beträgt 540 Volt; die Ladung geschieht bei konstanter Spannung. Die Stromstärke ist anfangs 120 Ampere. Der Wagen kann außerhalb Paris mit einer Geschwindigkeit von 16 Kilometer und in Paris von 12 Kilometer laufen. Jeder Wagen -wiegt mit den Akkumulatoren und den Reisenden ungefähr 14 Tonnen. Dieses neue Unternehmen ist der „Compagnie generale de traction et d’elec- tricite“ anvertraut worden. M. N. Unterseeische elektrische Eisenbahn. Die Stadt Brighton und das am Meere gelegene Dorf Rottingdeau an der Südspitze Englands, Grafschaft Sussex, soll durch eine unterseeische elektrische Eisenbahn verbunden werden. Diese beiden Ortschaften zählen zu den besuchtesten Bädern Englands. Etwa 6 km südöstlich von der mehr wie 100,000 Einwohnern zählenden Stadt Brighton befindet sich das erwähnte Seedorf Rottingdeau, wo die Franzosen 1377 ihre Landung vollzogen. Um die Verbindungen zwischen diesen beiden Seebädern zu erleichtern, um die Anzahl der Badegäste zu vermehren und ihnen ohne Zweifel eine originelle Zerstreuung zu gewähren, hat man beschlossen, eine Eisenbahn durch die kleine Bucht zu bauen, welche die Küste bei diesem Orte bildet Die Meerestiefe in dieser Bucht, welche die beiden Ortschaften trennt, ist bei der Ebbe sehr gering. Während der Flut erreicht das Meer eine Tiefe von 5,5 bis 7,3 m. Der Grund der Bucht ist völlig eben und dort legt man die Schienen für die projektierte elektrische Bahn. Die elektrischen Leitungen werden auf sehr hohen Masten über diesen versenkten Schienen gespannt, welche diese beiden Badeorte verbinden. Auf ! dieser Eisenbahn soll ein sehr hoher Wagen fahren, welcher 150 J Personen transportieren kann. Die Länge dieses Wagens ist 16 m; 1 der Boden seines Kastens 120 mb Damit der Wagen nicht eingetaucht wird, wird er auf Stahlstangen von 10 m Höhe gesetzt, deren unter getauchte Teile auf 8 großen Rädern ruhen, welche auf den im Meeresgrund verlegten Schienen gleiten. Zwei Dynamomaschinen im oberen Teil des Wagens stehen mit den elektrischen Leitungen in Verbindung, welchen den Wagen nötigen, auf den Schienen zu rollen. Man hofft diesem Meereszug eine Geschwindigkeit von 10 km pro Stunde zu geben. Die Entfernung zwischen Brighton und Rottingdeau soll in etwa 30 Minuten durchlaufen werden. F. v. S. Elektrischer Krahnbetrieb (Kiel.) Der große Wiegekrahn beim neuen Kralm, welcher von Berner & C o., für elektrischen Betrieb umgebaut worden ist, wurde wieder dem öffentlichen Betrieb übergeben, nachdem nach erfolgter Probe die Abnahme seitens der städtischen Bau-Deputation stattgefunden hatte. Bei der Probe hob der Krahn eine Last im Gewicht von 15,000 kg. Der in den Krahn hineingebaute Elektromotor entwickelt 12 effektive Pferdekräfte und erhält seinen Strom bei 220 Volt Spannung von dem Straßen kabel der Hamburgisehen Elektrizitätswerke. Wie rationell der elektrische Betrieb ist, sei an einem Beispiel erläutert. Eine Last von 15,000 kg aus einer Schute bei niedrigstem Wasserstande durch diesen Krahn auf das Ufer zu bringen, wurde bisher durch vier Arbeiter bewerkstelligt, welche gemeinsam die Kurbel drehten. Dieses einmalige Aufnehmen dauerte zwei Stunden und kostete an Arbeitslohn 2,88 Mk. Dieselbe Arbeit wird jetzt auf elektrischem Wege in 4 l / 2 Minuten ausgeführt und kostet jetzt 17 Pfg. Stromverbrauch. Strassenbahn und Elektrizitätswerk Bernburg 1 . In das Handelsregister des Amtsgerichts Bernburg wurde diese Aktien- Gesellschaft eingetragen. Den Gegenstand des Unternehmens bilden: Bau, Ausrüstung, Erwerb, Betrieb, Pachtung oder Verpachtung von Straßenbahnen und Bahnen niederer Ordnung und darauf bezügliche Berechtigungen im Herzogthum Anhalt und angrenzenden Gebieten, sowie Versorgung von Bernburg und Umgegend mit Elektrizität und jede Art der Verwendung der Elektrizität. Das Grundkapital beträgt 350,000 Mk. Zu den Gründern gehören u. a. die Leipziger Bank und die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin. Elektrischer Betrieb für Trambahnen. Der große Erfolg des elektrischen Betriebes auf der Trambahn Barmen-Elberfeld, eine Steigerung der Brutto-Einnahmen für die ersten acht Monate auf Franks 686,000 gegen vorjährige Fr. 470,000, also um etwa 46 pCt., gibt dem „Mon. d. Int. Mat.“ Veranlassung, eine vergleichende Ueber- sicht der Ergebnisse von Barmen mit denen der Trambahn in Köln und Frankfurt a. M. zusammenzustellen, um die Intensität des Ver kehrs zu zeigen, und damit wohl auch einen Anhalt für die Entwick lungsfähigkeit dieser beiden anderen Unternehmungen zu bieten. Zu der unten reproduzierten Tabelle ist zu bemerken, daß bei dem Un ternehmen in Barmen die Betriebslänge von 12 km genau gleich ist der Streckenlänge; auch in Köln geht die Betriebslänge von 57 km nicht viel über die konzessionierte Streckenlänge von 52 km hinaus. In Frankfurt dagegen ist die Betriebslänge von 45 7, km beinahe doppelt so groß als die einfache Streckenlänge von 26 */ 2 km, weil mehrere Strecken zweifach unh dreifach benutzt werden. Das Blatt hebt aus den Ziffern hervor, daß die Zahl der durchlaufenen Kilo meter in Barmen weit größer war als in Köln, aber kleiner als in Frankfurt. Diesen Umständen müsse man Rechnung tragen, wenn man aus dem Erfolge in Barmen schließen wolle, was der elektrische Betrieb in Köln bringen kann, wo die Umwandlung bereits möglich ist, und was in Frankfurt, wenn es hier auf den Hauptlinien geschähe, die schon sehr mit Verkehr belastet seien. Uns scheint aber, daß auch diese Hauptstrecken vom elektrischen Betriebe noch Verkehrs zuwachs erlangen könnten, noch mehr ein Teil der bis jetzt weniger hoch rentierenden Linien, vorausgesetzt, daß entsprechende Einrich tungen getroffen werden. Betriebsergebnisse Barmen Köln Kilometerzahl der Streckenlänge Kilometerzahl der ßetriebslänge Durchlaufene Wagen-Kilometer Durchlaufene Wagen-Kilom. per Streckenlänge Durchlaufene Wagen-Kilom. per Betriebslänge Brutto-Einnahme Fr Brntto-Einnahme per Kilom. Streckenlänge Fr. Brutto-Einnahme per Kilom Betriebslänge Fr. 12 12 1,377,0001 114,000| 114,000 701,500 58,500 58,5001 52 57 3,887,000 75,000 68,200 2,232,000 42,500 41.000 Frankfurt 26*4 45 1 /, 3,983,000 150,000 87,500 2,693,000 101.000 59,000 Eine Neuerung im Fernspreehbetrieb. InWorcester (Massachu setts) ist eine Verbesserung im Fernsprechbetrieb eingeführt worden, welche geeignet ist, den Dienst der Vermittelungsämter zu erleichtern. Diese Neuerung besteht darin, daß auf dem Vermittelungsamte ein kleines elektrisches Lämpchen zum Glühen kommt, sobald ein an die Fernsprechleitung Angeschlossener den Hörapparat vom Haken des Apparats nimmt; steckt nun der Beamte den einen Stöpsel seines Schnurpaares in die Klinke neben der glühenden Lampe, um mit dem Anrufenden sich zu verbinden, so erlischt das Lämpchen. Nach dem der Beamte die gewünschte Anschlußnummer gehört hat, steckt er den andern Stöpsel in die entsprechende Klinke, wobei alsbald die daneben befindliche Lampe erglüht, aber sogleich wieder erlischt, so bald der Angerufene seinen Hörapparat vom Haken nimmt. Auf diese Weise kann der Beamte ohne jede Thätigkeit seinerseits ersehen ob die Verbindung zwischen Anrufer und Angerufenem hergestellt