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33 XI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 4. 1893/94. den Schleifringen des inneren Kernes führen zu den drei mit einander verbundenen Gruppen des Anlaßwiderstandes (Siehe Fig. 8), an dessen Kurbelbrett sich gleichzeitig Einschalter und Bleisicherungen für den Betriebsstrom befinden. A. und B bezeichnen die Endstellungen des oberen Schalthebels. Bei ausgeschaltetem Motor muß dieser Hebel auf A, bei eingeschaltetem Motor auf B stehen. Mit Hülfe dieser Anlaßvorrichtung kann der Motor selbst unter voller Last ohne Störung für gleichzeitigen Lichtbetrieb in Gang gesetzt werden, indem Drehstrommotor Modell DM. zuerst der zugeführte Strom eingeschaltet wird und alsdann der Widerstand der Anlaßvorrichtung langsam, stufenweise aus den Stromkreisen des inneren Kernes durch Drehen der Kurbel mit den Kontaktbürsten herausgenommen wird. Sind vorübergehende Span nungsschwankungen beim Einschalten gestattet, so können kleine Motoren ganz ohne Anlaßvorrichtung benutzt werden. Die Motoren Anlassvorrichtung für Drehstrommotoren. entwickeln beim Angehen eine bedeutende Zugkraft, die bis auf das Dreifache der Zugkraft bei normaler Leistung und Tourenzahl ge steigert werden kann. Sie laufen fast geräuschlos und mit angenähert konstanter Geschwindigkeit, die etwas hinter der dem Synchronismus entsprechenden Tourenzahl zurückbleibt. Bei zunehmender Belastung nimmt die Tourenzahl um einen geringen Prozentsatz ab. Sie ist je nach der Größe des Motors bei Vollbelastung um 2 bis 3 pCt. geringer als bei Leerlauf. Durch Vertauschen zweier Stromzuführungen mittelst einer Umsteuerungsvorrichtung kann man die Motoren leicht und ohne Störung in entgegengesetzter Richtung laufen lassen; durch zum Netz. Schaltungsschema der Anlassvorrichtung für Drehstrommotoren. Gegenstrom lassen sie sich fast momentan ohne jedes Feuer an den Bürsten, das bei einiger Wartung überhaupt nie auftreten kann, zum Stehen bringen. Der Wirkungsgrad der Motoren steht dem der Gleichstrommotoren nicht nach, wie aus beifolgender Tabelle über einen Bremsversuch mit einem Motor von 4 PS. zu ersehen ist. Leistung in PS. 0,5 1 2 3 4 5 6 7 Wirkungsgrad in pCt. 50 68 83 87 87 87 87 86 Die Stromstärke bei Leerlauf ist etwa ein Drittel bis halb so groß wie bei Vollbelastung. Der Kosinus der Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung (ein Maß für die Ausnutzbarkeit einer Type unbeschadet des Wirkungsgrades) beträgt 0,7 bis 0,8. Für kurze Zeit können die Motoren mit doppelter Belastung laufen. Die Konstruktion der Motoren ist sehr kräftig gehalten, die Wellen sind mit Rücksicht auf den geringen Abstand zwischen Ring und Kern ungewöhnlich stark gewählt, die Lager sind lang und bei Motoren von 10 Pferdestärken an mit Ringölung versehen. Das Aeußere des Motors ist gefällig, das Verhältnis von Leistung und Gewicht ein günstiges, durch Konstruktionsanordnung und Schutz hüllen ist das Eintreten eines Unfalles ausgeschlossen. Die Motoren werden normal für 50 Perioden in der Sekunde gebaut, mit einer gewöhnlichen Betriebsspannung von 110 —120 Volt, die jedoch nötigenfalls bedeutend erhöht werden kann. Bei Ver wendung einer anderen Periodenzahl ändert sich annähernd proportional mit dieser auch die Tourenzahl. (Fortsetzung folgt.) Verlegung der Leitungen in schon bewohnten Räumen. System Peschei (Hartmann & Braun.) II. Für Kabel ist die Verwendung verzinnter Drähte trotz des etwas höheren Preises — ca. 1 Pfg. pro Meter -— entschieden anzuraten: Litzen aus verzinnten Drähten verlöten sich viel besser als solche aus unverzinnten Drähten und werden nicht durch die Gummi- Umwicklung angegriffen. Es ist dies auch eine der merkwürdigen Inkonsequenzen bei den bisher üblichen Installationen, daß man bei einer Isolation mit Paragummi Drähte von 1—6 mm verzinnt, weil man gefunden hat, daß der im Gummi enthaltene Schwefel mit der Zeit auch die dicken Kupferdrähte zerstört, die viel dünneren Drähte der Glühlichtkabel sind dagegen meistens unverzinnt; nur wenige Firmen verwenden verzinnte Drähte. (Dieselbe wenig angenehme Eigenschaft, das Kupfer langsam zu zerstören, haben übrigens auch die meisten Isolierbänder.) Es ist weiterhin zweckmäßig, von den Kabelfabriken zu ver langen, daß die beiden verseilten Leiter durch Einlage einiger bunten Baumwollfäden in die Isolation des einen Drahtes kenntlich gemacht werden. Die Kosten sind dieselben, während bei der Montage und Untersuchung der Kabel die Arbeiten wesentlich dadurch verein facht werden. Besonders unschön ist ferner die jetzt im Allgemeinen übliche Umwicklung bezw. Isolierung von Löt- und Endstellen mit Isolier- [ band, ganz abgesehen davon, daß Isolierband, wie oben erwähnt, überhaupt für dünne Drähte außerordentlich gefährlich ist. Es wird das Schönheitsgefühl durch diese schwarzen Bandagen auf anders farbigen, womöglich ganz hellen Kabeln, verletzt. Diesen beiden Uebelständen kann man leicht dadurch abhelfen, daß man zur Bewickelung der Enden und Lötstellen leichte Seiden bänder in derselben Farbe wie die der Kabel verwendet. Diese Bänder werden nach Art einer Rollbinde aufgewickelt und können auf der Innenseite etwas gewachst sein, es genügt dann ein leichtes Erwärmen mit einem handwarmen Metallstück, um die Umwicklung fest und dauerhaft zu machen. Bei Verwendung von Kabeln treten häufig Kurzschlüsse und Erdschlüsse besonders in Lampenfassungen dadurch ein, daß einzelne von den dünnen Drähten durch die Befestigungsschrauben nicht fest genug gefaßt werden und, durch die anderen Drähtchen herausge drückt, sich an Metallteile, die isoliert sein sollen, anlegen. Gute, ge wissenhafte Monteure verlöten die feinen Drähte am Ende und biegen aus den zusammengelöteten Drähten einen Ring oder Haken, welcher unter die Schraube untergeklemmt ward. Geschieht letzteres nicht richtig, so wird der Haken bei dem Festziehen der Schraube aufge bogen und kann sich durch Erschütterungen leicht ganz lösen. Diesen bei Kabeln und Drähten vorkommenden Fehler kann man sicher und gut dadurch vermeiden, daß man in die Drahtenden einen kleinen Metallring (Oeillet) einrollt und die beiden Borde desselben über den Draht, bezw. die Drahtlitze zusammenpreßt (Fig. 9 und 10). Zum Fig. 11. Umbördeln der Ränder sowie zum Flachdrücken des eingerollten, später event. noch verlöteten Ringes dient eine Zange mit großer Hebelübersetzung (Fig. 11). Statt der Zange kann man auch kleine Stahlplatten verwenden und die Oesen sowie auch die Nieten mittels besonders konstruierter Stahldorne flach schlagen. Das Einrollen der