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264 mich möglichst wenig um seine täglichen Vornahmen bekümmern und rücksichtsvoll darauf achten, daß er im Gegensätze zu den neben ihm beschäftigten anderen Assistenten (den Herren l>r. Schenk, 1>r. Lehde und vr. Bäber) selbstständig forschend erscheine. Wenn ich indeß merke, daß er in einem wesentlichen Punkte gegen meine Disposition und Billigung verfahre, so würde ich ihm die Arbeit lofort entziehen. Als die Schwierigkeiten des Anfangs überwunden und ich die Arbeit in dem gewünschten guten Geleise sah, da ließ ich Herrn F. immer mehr und mehr in Ruhe und besprach mich wahrend der letzten Z Monate nur zuweilen, vielleicht alle Wochen einmal, mit ihm über den Fortschritt und die Vorkommnisse seiner Arbeit. Letztere behielt ich indeß doch beständig im Auge, was mir um so leichter war, als ich gerade den Sommer 1865 jeden Tag wohl 4 Stunden im Labo ratorium weilte, beschäftigt mit der Prüfung einer Methode der Zuckergewinnung aus Melasse. Als endlich gegen Herbst der analytische Theil der Arbeit fertig war und die natürlich von F. zu machende Ausarbeitung des Berichtes in Frage kam, da gab ich demselben in längerer Unterhaltung meine Ansichten darüber, wie er den Bericht halten solle, welche Ausdehnung zweckmäßig schiene, aus welche Momente er das Hauptgewicht legen und welche er am ausführlichsten darstellen möge; namentlich legte ich ihm dabei nahe, bei dieser Gelegenheit ein Mal eine ganz ausführliche, durch Zeichnungen erläuterte Beschreibung unseres Schlösing'- schen Apparates und aller dabei in Betracht kommenden Manipulationen zu liefern. Mir schiene dies, so sagte ich, zeitgemäß, denn wäre die Präcision, all gemeine Anwendbarkeit und Raschheit der Schlösing'schen Methode allerwärts genügend bekannt, dann würde es wohl nicht Vorkommen, daß noch viele Che miker sich um Auffindung anderer neuer Methoden der SalpetersLurebestimmung bemühen. Nach etwa 8 Tagen brachte mir F. seine Ausarbeitung, die ich durch las und ihm Tags daraus wieder zurückgab, ihm nur ein paar kleine Aende- rungen und Zusätze empfehlend. Ich mochte nicht, da er doch die Arbeit zu seiner Promotion benutzen wollte, weiter in seine originale Ausarbeitung ein- greifen, obgleich Inhalt und Form seiner Schlußfolgerungen mir nicht gefielen. Herr F., dem ich einige Zeit vorher durch meine persönlichen Empfehlungen eine cinkömmliche Stelle in einer Rübenzuckerfabrik Magdeburg'? verschafft hatte, verließ darauf Salzmllnde und ging in diese neue Stellung, von wo aus er seine Promotion betreiben wollte. Aber nach etwa einem halben Jahre erhielt ich unerwartet von ihm Per Post das vollständige Manuscript jener Arbeit zurück, mit der Nachricht, daß er mit seiner Promotion auf Hindernisse gestoßen und daß ich daher sein Manuscript in einer mir passend erscheinenden Weise publi- ciren möge. Daß er später noch einen Promotionsversnch machen würde, darüber enthiclt sein Brief keine Andeutung. Ich sandte sein Manuscript sofort an die Land- und Forstwirthschaftliche Zeitung nach Wien, um 50 freie Abzüge bittend. Ein Abdruck in genannter Zeitung wurde indessen, als zu viel Raum erheischend, abgelehnt. Die Redaction der Annalen der Landwirthschafc zu Berlin gab einen ähnlichen Bescheid. Es ging dadurch viel Zeit verloren und entschloß ich mich zuletzt, die Arbeit in unfern IV. Stationsbericht aufzunehmen, dessen Druck (gleichzeitig mit dem III. Berichte) in der Schwetschke'schen Druckerei zu Halle im Herbste 1866 beginnen sollte. Der Druck wurde auf meine Kosten bewirkt, ich besorgte die Correctur, wobei ich noch einige Sätze änderte, namentlich auch der Arbeit eine andere passendere Neberschrift gab und neben Frühling's Namen auch den meinigeu in zweiter Linie setzte, ersteren aber als Referent gleichzeitig darunter deutlich anführend.