26V ständigung über diesen streitigen Gegenstand kommen soll, so ist eS nöthig, ihn genauer zu befiniren. Durch unzählige Versuche aus dem vorigen und dem gegenwärtigen Jahrhundert ist es entschieden, daß gesunde Pflauzenwurzeln alle Arten in Wasser gelöster Stoffe aufnehmen können, gleichviel, ob ihnen diese Stoffe nöthig, nützlich, gleichgültig oder schädlich sind. Diese Thatsache, die durchaus keines weiteren Beweises bedarf, zeigt ganz entschieden, daß die Wurzeln nicht die Fähigkeit haben, in Bezug auf die Qualität der Stoffe eine Wahl zu treffen; die Wurzeln haben kein quali tatives Wahlvermögen. Dagegen haben die klassischen Untersuchungen Theodor de Saus- sure's zuerst den schlagenden Beweis geliefert, daß die Wurzeln aus gleich- coucentrirten Lösungen verschiedener Salze nicht gleiche Salzmengeu auf nehmen; baß im Allgemeinen die von den Wurzeln aufgenommenen Lösungen mehr Wasser und weniger Salz enthalten als die sie um spülende Lösung, daß dieses Verhältniß mit der Qualität der Salze sich wesentlich ändert. Mag dies nun einfach auf rein endosmotischen Ge setzen beruhen ober durch sonstige physiologische Eigenthümlichkeiten der Wurzeln bedingt sein, so kann man die Thatsache doch so ausdrückeu, daß mau sie als ein Wählen in Bezug auf die Quantität bezeichnet; die Wurzeln besitzen ein quantitatives Wahlvermögen. Da Pflanzen derselben Art in sehr verschiedenen Böden, deren kalte wässerige Auszüge sehr verschieden zusammengesetzt sind, sich (ab gesehen von besonderen Hindernissen) auf gleiche Weise entfalten können und dabei immer nahezu dieselbe Aschenzusammcusetzung zeigen, so hat man mit Recht in dieser Thatsache eine Bestätigung für Saussure'S schöne Ent deckung gefunden. Tie Ursache dieser für die ganze Vegetation so wich tigen Erscheinung wird durch die allgemeinen Gesetze der Endosmose nur zum Theil begreiflich;*) in welcher Weise die Verarbeitung der auf- *) Dutroebet: >Iemoire8 pour servil' ü lbistoirs aoat. et plivsiol. des vegetaux et äss auimaux 1837. D I. p. 2 u. 5 Hugo v. Mohl: Die vegetabil. Zelle. S- 228 u. f. (in Wagners Hand wörterbuch). Ludwig: Lehrbuch der Pbhsiol. des Menschen. Bd. I. und Pogg. Ann. Ord. 78. S. 325. Brücke: Pogg. Ann. 58. S. 77. Adolf Fick: Medicinische Physik. 1858. II. Lap