Volltext Seite (XML)
normal im Wasser funktioniren. Dies Alles gilt jedoch nur von den mit Wurzelhaaren überzogenen Wurzeltheilen; die alten Wurzeln, welche keine Wurzelhaare mehr haben und welche sich an der Wasseraufnahme nur wenig betheiligen, vertragen ohne Schaden einen Wechsel des Mediums. Runkelrüben z. B. mit der Wurzelspitze in Wasser gestellt, treiben zahlreiche Wurzeln in dasselbe, ohne daß die früher in Erde befindlichen Theile verderben. Die thätigcn Wurzelvberftächcn scheinen demnach verschiedene Eigen schaften anzunehmen, je nach dem Medium, in welchem sie wachsen. Eine solche Accomodation der Organisation für eine bestimmte Umgebung ist durchaus nichts Unerhörtes im Pflanzenreich; auch bei den Blättern solcher Pflanzen findet sie statt, welche bald unter, bald über Wasser stehen, wie bei Ruimncmlus a<xuutilis und bei Uustureium swxllidium; die unter Wasser entwickelten Blätter nehmen eine ganz andere Gestalt an und vertrocknen, wenn sie au die Luft kommen. Man kann es auch als eine Accomodation der Wurzeln für ihre Umgebung betrachten, daß sie um so kürzer bleiben, je concentrirter die sie umgebende Flüssigkeit ist. Eine Reihe von Schminkbohnen standen neben einander, je vier Exemplare in einem cylindrischen Glase, welches fünf Liter Wasser enthielt. Im Glase Nr. I. war reines Wasser, die folgenden enthielten Salzzusätze, und zwar Nr. II. ohne Stickstoff, die übrigen vier Gläser noch außerdem stickstoffhaltige Verbindungen. Die Concentrationen der sechs Flüssigkeiten waren in Glas I. — Och Prozent, in Glas II. — 0,4 Prozent, in III. — Och Prozent, in IV. — Och Prozent, in V.— 0,6 Prozent, in VI. — Och Prozent. Die Wurzeln im ersten Gefäß, also im reinen Wasser, wurden sehr lang, ohne sich stark zu verzweigen, sie füllten den ganzen Cylinder aus; bei II. waren sie nur halb so lang, erfüllten nur den obern Theil des Glases; bei III. und IV. waren sie noch kürzer; bei V. bildeten sie einen dichten Busch, in welchem die einzelnen Wurzeln nur 8—10 Ctm. lang waren; bei VI. war es ähnlich. Da nun die Ausbildung und Massenproduktion der grünen Theile die umgekehrte Reihe einhielt, indem bei I. nur wenige und sehr kleine Blätter zur Ausbildung kamen, bei II. viel mehr und größere von dunklerem Grün, bei III. bis VI. noch mehr und größere als bei II., so hielt also die Ausbildung der Wurzeln mit der der grünen Theile durchaus nicht gleichen Schritt. Die Vermuthung, daß die Unterschiede in den Wurzetiängen durch die Couceutration der