207 leicht überzeugen, daß Pflanzen einen oder zwei Fuß innerhalb vom Fenster stehend schon auffallend schlechter vegetiren, als dicht am Fenster. Außer diesem quantitative» Mangel ist nun auch die Qualität des Lichts hinter geschlossenen Fenstern zum Nachtheil der Pflanzen geändert; das Licht verliert bei seinem Durchgang durch die Fensterscheiben einen Theil seiner Helligkeit, besonders aber werden die chcmischwirksamen Strahlen in hohem Grade geschwächt; das Vcrhältniß der chemischen zu den leuchtenden und wärmenden Strahlen wird geändert; und wenn wir auch die Wirkungen der verschiedenen Strahlen ans die Vegetation noch nicht hinreichend genau kennen, so wissen wir doch genug darüber, um eingestehen zu müssen, daß durch die bloße Dazwischenkunst einer Glas scheibe das Sonnenlicht unfähig gemacht wird, seine gewohnten Wirkungen ungestört zur Geltung zu bringen. Die Pflanzen sind sehr verschieden nach ihrem Lichtbedürfuiß; ich glaube nach meinen Ersahrnngen aunchmen zu dürfen, daß die Pflanzen mit vorwiegender Neigung zur Holzbilduug auch bei geschwächtem Licht noch namhafte Massenznnahiuc zeigen, während die immer krautig bleibenden durch Zimmerdunkelheit unfähig zur Assimilation werden. Die rasch verholzende Schminkbohne vegctirt kräftig an Orten, wo die Strauch- bohnc und Saubohne durch Lichtmangcl zu Grunde gehen; der zur Holzbildung geneigte Mais begnügt sich mit weniger Licht als die zarte ren nordischen Cerealien und als die Kartoffel. Man kann im Allge meinen unsere Feldpflanzen als diejenigen bezeichnen, welche das meiste Licht bedürfen, welche daher am wenigsten geeignet sind, in Zimmern erzogen zu werden. Unsere Feldpflanzen zeichnen sich sämmtlich dadurch aus, daß sic in kurzer Zeit eine große Masse organischer Substanz bilden, was natürlich durch eine entsprechende Lichtwirkung, welche den Kohlen stoff liefert, bedingt wird. Neben dein Lichtmangel und der verschlechterten Qualität des Lichtes in geschloffenen Räumen wirkt der rasche Uebergang zwischen Hell und Dunkel, zwischen Sonnenschein und Schatten nachtheilig. Im Freien treten die Bcleuchtnngsuntcrschicde immer stufenweise auf. Im Zimmer dagegen, besonders wenn die Pflanzen zu tief innerhalb stehen, sind die Uebcrgänge von tiefem Schatten zum direkten Sonnenlicht viel schroffer; denn das directe Sonnenlicht wird verhältnißmäßig wenig geschwächt, dagegen ist der Schatten im Zimmer immer tiefer als im Freien. Ein Ort im Freien, der von einer Seite her durch Bäume oder Häuser