192 als er ihn bis zum Siedepunkt des Wassers erhitzte. Bei dem erfrorenen Stärkekleister sonderte sich eine bedeutende Menge Wasser ab. Ich habe diese Beobachtungen wiederholt, zumal mit der Absicht, durch ein möglichst langsames Aufthauen jene Beränderung des erfrorenen Kleisters zu ver meiden; jedoch trat die Acnderung immer, selbst dann ein, wenn ich den gefrorenen Kleister erst binnen 24—48 Stunden langsam thaucn ließ. Selbst sehr dünner Stärkekleister giebt nach dem Aufthauen eine elastische, schwammig poröse Masse, welche bei jedem Druck Wasser auStreten läßt. Durch das Erfrieren wird also der Kleister in zwei Theile gesondert, nämlich in freies Wasser, welches vorher mit der Stärke verbunden war, und in eine Verbindung von Stärke mit wenig Wasser. Die lebendigen Zellen enthalten neben der wässerigen Flüssigkeit ein Plasma, welches mit dem Eiweiß große Aehnlichkeit zu haben scheint. Der Gedanke liegt nahe, daß dieses Plasma, welches in der Physiologie eine so wichtige Rolle spielt, bei dem Erfrieren ebenfalls verändert wird. Da diese Substanz selbst nicht in größerer Menge rein und unverändert zu erhalten ist, so machte ich einige Versuche mit frischem Hühner-Eiweiß. Ich füllte damit bis zur Hälfte Reagenzröhren, welche ich in Kältemisch- ungen setzte. Auffallend war mir die außerordentliche Geschwindigkeit, womit das Eiweiß erstarrt; es bildet eine vollkommen feste, weiße Masse. Nach dem Aufthauen (sowohl nach raschem als langsamen) bemerkte ich eine Sonderung; cs war nun eine völlig klare, dünne Flüssigkeit vor handen, in welcher sich eine schleimige, molkenartige, zusammenhängende Substanz suspendirt zeigte; in dieser letzteren waren eine große Anzahl kleiner Luftblasen vertheilt, während sich in der dünnen Flüssigkeit keine solche fand. Die abgesonderte dünne und die schleimige Substanz ver hielten sich aber bei dem Gerinnen durch Hitze und durch Säuren völlig gleich. Auffallender ist die Aenderung, welche das geronnene Eiweiß durch Gefrieren und Aufthauen erleidet. Ich ließ das in Reagenzröhreu befindliche frische Eiweiß gerinnen, indem ich das Glas in heißes Wasser hielt; sodann wurden die Röhren in Kältemischuugeu gesteckt; das Ge frieren des geronnenen Eiweißes machte sich durch verändertes Aussehen geltend; die Röhren wurden endlich mit dem unteren Theile in warmes Wasser getaucht, um das Aufthauen zu bewirken; das geronnene Eiweiß zeigte nun scheinbar keine Aenderung, aber auf seiner Oberfläche erschien eine, einige Linien hohe Schicht Wasser; es war also eine ähnliche Son derung wie bei dem Kleister eingetreten.