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190 srorenen Pflanzen theilen angeben und sehr hervorheben, läßt sich einfach dadurch erklären, daß die erfrorenen Zellhäute einerseits eine Vermischung der verschiedenen Säfte bewirken, daß andererseits die ausgetretenen Säfte der zersetzenden Einwirkung des atmosphärischen Sauerstoffs preisge geben sind. Alle Schriftsteller, die sich mit dem Erfrieren beschäftigt haben, legen auch großes Gewicht auf das schnelle Vertrocknen der erfrorenen Blätter. Hugo von Mohl*) hat (1847) durch eine längere Bcobachtungsreihe den Beweis geführt, daß bei sehr verschiedenen Pflanzen ohne Ausnahme die erfrorenen Theilc ihr Wasser schneller ausdunsten lassen, als die frischen. Er machte in der genannten Abhandlung darauf aufmerksam, daß dies auch bei den Blättern geschieht, welche man in siedendes Wasser getaucht hat, ebenso vertrocknen nach ihm die durch Gifte getödteten Pflanzen rascher als die gesunden. Aus diesen Thatsachen zog v. Mohl den Schluß, daß die Zellhäute lebendiger Pflanzen die Fähigkeit haben, das Wasser zurückzuhalten, daß aber bei dem Tode der Pflanzen diese Eigenschaft der Zellhäute verschwindet, sie werden weniger dicht, lassen Wasser und Wasser-Dämpfe leichter hindurch. „Die Veränderung in der Membran (der Zelle), sagt er, scheint mir nicht so ganz unwahrscheinlich zu sein, insofern in einer getödteten Pflanze sogleich die Straffheit, welche die Theile einer lebenden Pflanze zeigen, in einem so hohen Grade abnimmt, daß die Abnahme derselben unmöglicher Weise dem geringen, in der ersten Zeit stattfindenden Wasserverlust und dem bloßen mechani schen, in diesem Wasserverlust begründeten Zusammcnsinken der Zelle» zugeschrieben zu werden vermag, sondern daß man gezwungen ist, an das Aufhören einer mit dem Leben in Verbindung stehenden Spannung zu denken. Daß der Verlust dieser Spannung die Zellmembran für Wasser und Dämpfe durchdringlicher macht, ist wenigstens denkbar" u. s. w. Ich glaube, meine oben mitgetheilten Beobachtungen sprechen dafür, daß v. Mohl's hypothetisch ausgesprochene Ansicht wenigstens in Bezug auf erfrorene Zellhäute nun keine Hypothese mehr ist. Nachdem ich einmal die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß die wesentlichsten Erschein ungen, durch welche sich der Zustand erfrorener Pflanzen charakterisirt, aus einer Veränderung abzuleiten sind, welche in den ZcllhLutcn statt findet, daß diese permeabler werden, kam es mir darauf an, einen ent- *) lieber das Vermögen lebender Pflanzen, die Verdunstung des ZellsafteS zu beschränken; bot. Ztg. von Mohl und Schlechtendal 1847. 321.