Volltext Seite (XML)
189 flüssigkeiten ausüben, daß in Folge dieses Druckes, wenn die Häute durch lässig werden, Wasser austritt, zunächst in die Zwischenräume des Ge webes; von hier ans aber kann der frei gewordene Saft ansfließen und dann wird natürlich der ganze Pflanzentheil leichter. Auch das läßt sich leicht Nachweisen. Wenn man ein Stück von einer Rübe so lange in kaltem Wasser (»" — 4 - li.) liegen läßt, bis es nicht mehr an Gewicht zunimnit, so sind dann alle Zellen im höchsten Grade mit Wasser erfüllt. Läßt man dieses Rübenstück gefrieren, wiegt es wieder und bringt es in das Wasser von 4«, so thaut es auf ; wiegt man es nun, nachdem es abgetrocknet wurde, nochmals, so zeigt sich ein sehr bedeutender Gewichtsverlust; das erfrorene Stück hat also unter Wasser liegend einen Theil seines Wassers ausgestoßen. Es ist kaum nöthig, daran zu erinnern, daß diese Aenderung keine endosmosische sein kann, denn in diesem Falle müßte das Rübenstück schwerer werden; es ist also eine der Endosmose gerade entgegengesetzte Wirkung. Dagegen nimmt ein Stück Rübe oder Kürbis, oder Kartoffel, wenn es vorher stark abgewelkt ist, also einen großen Theil seines Wassers verloren hat, nach dem Erfrieren Wasser auf (durch Endosmose) und zwar schneller als ein frisches, welkes Stück. Auch das zeigt, daß bei dem Erfrieren die Zellhäute durchgängiger geworden sind. Die Zellsäfte in einem frischen Pflanzentheil sind durch die dünnen Zellhäute so sehr gegen den Einfluß der Atmosphäre geschützt, daß er lange Zeit in der Luft liegen kann, ohne merklich davon afficirt zu werden. Sobald aber bei dem Erfrieren die Zellsäfte aus ihren Häuten Hervordringen, hört dieser Schutz auf; sie kommen mit dem atmosphäri schen Sauerstoff in Berührung und werden zersetzt. Sehr auffallend ist diese Wirkung bei den Runkelrüben; eine frische, durchschnittene Runkel rübe zeigt, wenn sie 24 Stunden in der Luft liegen bleibt, an den Ge fäßbündeln eine Schwärzung, die aber nicht tief eindringt. Läßt man diese Rübe gefrieren und legt sie dann in eine warme Luft, wie vorher, so bemerkt man einige Stunden nach dem Aufthaucn an dem Schnitt eine tiefe Schwärzung und nach 24 Stunden sind alle inneren Theile schwarz; es geschieht also in der erfrorenen Rübe dasselbe innerlich, was an der frischen nur äußerlich geschah, die Luft muß also bei jener in das Innere gedrungen sein, während sie bei dieser nur äußerlich an den verletzten Stellen wirkte. Das Braun- und Schwarzwerden, welches alle Beobachter bei er-