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185 sich durch das Aussehen sehr deutlich geltend macht, als das entscheidende Merkmale dafür, ob der betreffende Theil erfroren ist, denn diese Aenderung tritt ebenso in der Luft wie unter Wasser ein und zwar in demselben Moment mit dem Aufthauen, nicht vor- oder nachher. Ebenso charakteristisch ist eine gleichzeitig auftretende Veränderung. Die frischen Blätter sind steif, elastisch, hart, im Moment des Erfrierens (Aufthauens) werden sie schlaff, herabhängend, weich; dasselbe gilt von den paremchhmatischen Theilen der Wurzeln und Früchte. Diese Erschlaffung ist keine Folge der Infiltration der Lufträume, denn ein unter der Luftpumpe infiltrirtes Blatt behält seine Steifheit, Elasticität und Härte. Eine dritte Aenderung, ebenso charakteristisch und wesentlich, besteht darin, daß die erfrorenen Theile, wenn man sie zerschneidet oder drückt, Master ausströmen lassen, nicht tropfenweise und langsam, sondern strömend, wie aus einem vollgesogenen Schwamm. Auch dies ist keine Folge der Infiltration. Eine vollständig erfrorene Rübe oder Kartoffel kann man zwischen den Händen so ausdrücken, daß man zuletzt nur eine fast trockene Masse von zäher Beschaffenheit zurückbchält, während dies bei frischen Stücken selbst niit einer Presse schwierig ist. Demnach müssen bei deni Aufthauen die Zellhäute die Fähigkeit erhalten haben, ihre In- haltsflüssigkeiten bei dem geringsten Druck ausströmen zu lassen. Da nun die Zellhänte nicht zerrissen sind, so muß diese neue Eigenschaft daher rühren, daß die Substanz der Zellhäute selbst eine innere Ver änderung erfahren hat, die sie befähigt, Flüssigkeit austreten zu lassen; man kann sagen, sie sind poröser geworden, oder um die Sache ohne theoretische Nebenbedeutung zu bezeichnen, sic sind durchdringlicher, per meabler, geworden. Aus dieser Veränderung, welche die Zellhäute durch das Aufthauen erfahren, läßt sich nnn leicht einsehcn, wie die Infiltration und die Er schlaffung der erfrorenen Theile Antritt. Die Zellen in einem frischen Gewebe können mehr oder weniger Flüssigkeit enthalten nnd sind dabei doch immer voll; die ringsum ge schlossene Zellhaut ist nämlich in hohem Grade elastisch, sie kann sich so zusammenziehen, daß sie ein kleineres Volumen umschließt und dann wieder so ausdehnen, daß sie das doppelte und dreifache Wastervolum zu beherbergen im Stande ist. Man denke sich eine dünne Kautschuck- blase so mit Luft angefüllt, daß alle Theile straff gespannt erscheinen;