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Amts- und Anzeigeblatt für den SZZS Syirk drs Lmtsgmchts Libmstock sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- s.«' w« und dessen Amaeöuna. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 38. Ia-rgang. 8S. Donnerstag, den 30. Juli 18S1 Die in Gemäßheit von Art. II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — ReichSgcsetzblatt 1887 Seite 245 flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Zwickau im Monat Juni e. festgesetzte und um Fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemein den resp. Quartierwirthen im Monat Juli 1891 an Militärpferde zur Verab reichung gelangende Marsch-Fourage beträgt: 9 M. 45 Pf. für 59 Ko. Safer, 3 „ 26 „ „ 50 „ Sei» und 3 „ 15 „ „ 50 ,, Stroh. Schwarzenberg, am 28. Juli 1891. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. St. Bekanntmachung. Auf Anordnung des Königl. Finanz-Ministeriums wird hiermit bekannt ge macht, daß das Betreten der Staatswaldungen des hiesigen Forstbezirkes behufs des Einsammelns von Preißelbecren vor dem 16. August verboten ist. Da diese Beschränkung der wohlgemeinten Absicht entspringt, dem Einsammeln unreifer Preißelbecren vorzubeugen und daher lediglich im Interesse deö Publi kums erfolgt, so darf von der Einsicht der Bevölkerung erwartet werden, daß sie sich der getroffenen Bestimmung bereitwillig fügt und den ausübenden Beamten keine Schmierigkeiten bereiten werde. Königliche Obcrsorstmeisterei Eibenstock, am 27. Juli 1891. Schumann. Das Eisenbahnunglück in Frankreich. Wieder kommt die Kunde von einem großen Eisenbahnunglück. Man schreibt darüber aus Paris, 26. Juli: Bei der Station Saint-M and«, Canton Vincennes, fuhr gestern Abend der von Joinville-le-Pont kommende Ergänzungszug in den voraufgegangenen Hauptzug hinein. Der Gepäck wagen und drei Personenwagen des Hauptzuges, die mit Reisenden dicht besetzt waren, wurden um gestürzt. Mehrere Wagen thürmten sich aufeinander auf; ein mit Gas beleuchteter Wagen gerieth in Brand. Aus den Trümmern erschollen durchdringende Hilferufe. Die Rettungsarbeiten wurden sofort in Angriff genommen. Die herbeigeeilte Feuerwehr löschte den Brand und die Eisenbahnbediensteten gingen sofort daran, die Verwundeten unter den Trümmern hervorzuziehen. Sämmtliche Personen, die sich in den beiden letzten Wagen befanden, haben schwere Verletzungen crbalten und sind in einem über aus bedauernswerthen Zustande unter den Trümmern hervorgezogen worden. Bis jetzt, 5 Uhr 40 Min. früh, wurden 49 Tobte und gegen 100 Verwundete gemeldet, von welchen 6 ihren Verletzungen bereits erlegen sind. Ein weiterer Bericht sagt: Paris, 27. Juli. Der Eisenbahnunfall bei Saint-Mandü stellt sich als ein furchtbarer heraus. Die Lokomotive des nachfolgenden Zuges thürmte sich auf die drei letzten Wagen des Vortrains auf, von denen zwei die zweite Wagenklaffe und einer die erste Klasse führte. Die Dampskesselfcuerung öffnete sich, in Folge dessen verbreitete sich das Feuer über die Wagen, welche alsbald in Brand geriethen. Die meisten der getödteten Reisenden sind verkohlt. Die Verwundeten erlitten meistens Beinbrüche oder sonstige schwere Verwundungen. Viele derselben dürften nicht mit dem Leben davon kommen. Auf dem Bahnhofe spielten sich herzzerreißende Scenen ab. Ganze Fa milien sind ums Leben gekommen; von anderen, welche aus 5 bis 6 Personen bestanden, ist nur eine am Leben geblieben. Die meisten der Reisenden waren Arbeiter, Handlungsdiener re., welche von einer Ver gnügungsfahrt zurückkehrten. Bis 3 Uhr früh waren die Leichen geborgen; die Geleise sind bereit« wieder vollständig frei. Wer die Schuld an dem Unfälle trägt, ist noch nicht festgestellt, es sind darüber mehrere Angaben verbreitet. Am glaubwürdigsten erscheint diejenige, daß der vorausgefahrcne Zug länger, als vorgeschrieben, auf dem Bahnhofe blieb, und daß der Ergänzungszug schon fünf Minuten nach dem Haupt zuge auf dem Bahnhofe Saint-Mandü eintraf, da das Signal „Einfahrt frei" irrthümlich gegeben worden war. Paris, 27. Juli. Ueber das Eisenbahnunglück bei Saint-Mande wird weiter berichtet: die Mehrzahl der Todten ging durch Feuer und Wasser zu Grunde; eS vergingen wohl 40 Minuten, bevor eS gelang, Wasser zu beschaffen, und als man endlich die Hy dranten in Thätigkeil setzte, wurden solche Unmassen Wasser auf die brennenden Wagen geworfen, daß manche der Opfer, welche vielleicht nur verwundet waren, ihren Tod durch die Wassermassen fanden. Der Maschinenführer und der Heizer sind wunder barer Weise gerettet ; dieselben hatten sich, als sie erkannten, daß sie die Maschinen nicht mehr anhalten konnten, auf die Verbindungsbrücke zwischen Loko motive und Tender geworfen. Die vorläufige Unter suchung über die Ursachen des Unglücks scheint zu ergeben, daß die Schuld dem Lokomotivführer deö Ergänzungszuges zur Last zu legen ist. Derselbe ließ seinen Zug trotz der Warnungen des Vorstehers der vor L-aint-Mande liegenden Station mit voller Geschwindigkeit fahren und ermäßigte die letztere auch auf die gegebenen Haltesignale nicht. Der ange schuldigte Lokomotivführer hält dem entgegen, daß die Bremsvorrichtung seines Zuges von böswilliger Hand außer Wirksamkeit gesetzt worden sei und daß er deshalb den Zug nicht habe zum Stehen bringen können. Aagesgeschichte. — Deutschland. Die „Berl. N. Nachr." schreiben bezüglich der bereits gemeldeten und von der „Köln. Volks-Ztg." in Abrede gestellten Ent fremdung, welche zwischen dem Kaiser und dem Herzog von Koburg eingetreten sein soll, nnterm 27. d. wie folgt: Als wir von der zwischen dem Deutschen Kaiser und dem Herzog von Koburg ein getretenen Spannung an dieser Stelle zuerst berich teten, war es uns nicht einen Augenblick zweifelhaft, daß dieser Mittheilung ein Dementi auf dem Fuße folgen werde. Derartige Nachrichten werden, auch wenn sie thatsächlich in vollem Umfange begründet sind, immer in Abrede gestellt. Das liegt in «der Natur der Sache. Freilich konnten wir nicht vor- auSsehen, daß die erwartete Ableugnung in einer Korrespondenz der CentrumSpartei erscheinen werde! Der Berichterstatter der „Kölnischen Volkszeitung" und anderer Centrnmsblätter mag über Vorgänge in katholisch-kirchlichen Kreisen gut unterrichtet sein. Daß er aber gerade auserwählt sein sollte, die intime» Beziehungen der Höfe von Berlin und Gotha gegen journalistische „Erfindungen" zu schützen, wird wohl Niemand, der mit den Verhältnissen einigermaßen bekannt ist, glauben mögen. Wenn er dafür, daß der Kaiser in Erfurt und Mühlhausen wohnen wird, „militärische und andere leicht zu errathendc Rück sichten" geltend macht, so wird ein Blick auf die Karte des Manövergebiets ihn überzeugen, daß mili tärische Rücksichten gerade den Aufenthalt des Kaisers in Gotha gefordert hätten. Der Herzog hat aller dings dem Kaiser seine Schlösser zur Verfügung gestellt — wir hatten auch nie behauptet, daß er etwa gegen den Kaiser verstimmt sei. Der Kaiser hat dagegen von den ihm zur Verfügung gestellten Schlössern für seine Person keinen Gebrauch gemacht, was einer Bestätigung unserer Meldung verzweifelt ähnlich sieht. ES müßten schon andere Blätter und — andere Gewährsmänner ins Feld rücken, um dieselbe zu erschüttern. Wir müßten sie aber auch dann noch aufrecht erhalten! Nur wenn während der Thüringer Manöver eine mehr als flüch tige Begegnung des Kaisers mit dem Herzoge Ernst stattfinden sollte, würden wir zugeben müssen, daß die von uns erwähnte Spannung — inzwischen bei gelegt sei, wozu dann vielleicht gerade unsere erste Meldung beigetragen hätte. Dergleichen Störungen in den Beziehungen verlieren sich erfahrungsmäßig nicht selten dadurch, daß sie öffentlich bekannt werden. — Hallea. d. S In einem Nachbarorte wurde bei den gegenwärtigen Einquartierungen u. A. ein Mann einem Einwohner und Eigenthümer, der zugleich Gastwirth ist, zugewiesen. Letzterer weigerte sich indcß, die Einquartierung zu übernehmen, da dem Militär der Besuch seines Lokals verboten sei. Die OrtSbchörvc gab darauf de» Mann auf Kosten des Renitenten anderweit in Quartier und wird nun die Kosten gerichtlich einklagen, da nach ihrer Ansicht ein Unterschied besteht zwischen Soldaten und WirthS- hauSgästcn und solchen als Einquartierung. — Oesterreich-Ungarn. Die panslavistischen Kundgebungen der Tschechen anläßlich der Lan desausstellung in Prag haben bekanntlich in Wiener Regierungskreisen und nicht zuletzt beim Kaiser Franz Joseph sehr unliebsame Empfindungen wachgerufen. Wie bisher in Renommistereien gegen die Deutschen überbieten sich die Tschechen nunmehr in begeisterten Kundgebungen für den Kaiser Fran; Joseph. Am Sonntag wurde anläßlich des Umstandes, daß die Zahl der Ausstellungsbesucher eine Million erreicht hat, eine Feier improvisirt, bei welcher Hochrufe auf den Kaiser ausqebracht und auch ein Telegramm an den Kaiser nach Ischl abgesandt wurde. Nach dem Antworttelegramm hat der Kaiser die Kundgebung „dankend zur Kcnntniß genommen." — Rußland. Eine Verschwörung gegen das Leben des Czaren soll, nach dem „Journal de Gc- növe", wieder einmal in Petersburg entdeckt worden sein. Kurz nach der Ankunft des französischen Ge schwaders in Kronstadt wurden in Petersburg 28 Offiziere verhaftet, die einen Gehcimbund gegründet hatten, niit der Absicht, die autokratische Regierungs form des Czaren zu zerstören, ihn selbst zu ermorden, und den Großfürsten-Thronfolger zur Gründung einer konstitutionellen Monarchie zu zwingen. Die Polizei hat jedoch die Geheimbündler festgenommen, und zur selben Zeit eine nihilistische Buchdruckerci entdeckt. 70 Polizciagcnten haben in derselben 40 Nibilisten überrascht, die sich verbarrikadirten und sich helden- mllthig zwei Stunden lang mit Revolvern vertheidigten. Nach einem erbitterten Kampfe gelang cs den Poli zisten, die noch Militärverstärkung erhielten, die Thllren der Druckerei einzuschlagen. Sieben Nihilisten sind während des Kampfes getödtet und 26 verhaftet wor den; die Anderen haben sich geflüchtet. — Die Nach richt des Schweizer Blattes klingt höchst unwahrschein lich und dürfte sich schwerlich bestätigen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 29. Juli. In der Nacht vom Montag zum Dienstag gegen '^12 Uhr erscholl Feuerruf in unserer Stadt. Es' brannte die am Hübler Wege hinter der „Union" gelegene Scheune des Fleischermeister Carl Uhlmann. In wenigen Minuten sing auch die in der Nähe stehende Wil helm Dörffel'schc Scheune Feuer. Beide Baulich keiten mit Schindeln gedeckt und aus Holz erbaut waren in kurzer Zeit mit den darin enthaltenen Vor- räthen ein Raub der Flammen, welche von dem stark wehenden Winde heftig angefacht wurden. Ein Glück war es, daß die Luftströmung sich nicht den zunächst stehenden Gebäuden der mittleren Stadt zuwandte, da bei der leichten Bauart dieser Häuser ein größeres Brandunglllck unvermeidlich gewesen wäre. Die Ent- stehungSursache des Feuers ist noch unbekannt. — Schönheide. Bei der am Sonnabend ab gehaltenen Generalversammlung der Freiw. Feuer wehr wurde dem Tischlermstr. Hrn. Julius Gotthelf Enderlein hier für 25jährige ununterbrochene