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63 Explosion völlig durchriß. Der zumeist in der Milte des Bodens gelegene Rest von 56 Stehbolzen war unversehrt und wurde erst im Moment der Explosion aus den Löchern des Feuerbüchs bodens herausgerissen. — Infolge ihrer radialen Stellung zu dem Wölbungsmittelpunkte des Hinteren Kessel- und Feuerbüchs bodens waren die Stehbolzen um so mehr gegen die Längsachse des Kessels geneigt, je weiter sie von der Mitte der Böden ent fernt waren; wurden die Bolzen nun durch Nebenkräfte oder Spannungen beansprucht, so traten Komponenten auf, die nament lich in den äußeren Bolzen außer der Beanspruchung auf Zug auch eine solche auf Biegung hervorriefen. Nun ist aber das ganze Kesseleingeweide, bestehend aus Flammrohren, Heizrohren und Feuerbüchsen ein starres Ganzes; gerät es in Bewegung, so müssen die Stehbolzen die Kräfte aufnehmen und, da ihre Länge immer noch ein gewisses Federn in der Mitte gestattet, am stärksten in den Querschnitt vor dem Hinteren Kesselboden beansprucht werden. Es kann aber wohl keinem Zweifel unter liegen, daß zurzeit der letzten Befahrung — sechs Tage vor der Explosion — die Zerstörung der Stchbolzen schon einen gewissen Umfang erreicht haben mußte, sie hat sich aber der Wahrnehmung entzogen, weil der größte Teil der Bolzen der Besichtigung un zugänglich lag und soweit eine solche bei den in der obersten Reihe gelegenen Bolzen allenfalls möglich war, die feinen R.sse mit Schlamm versetzt waren und das Gewinde über sie hinweg täuschte. Als mutmaßliche Ursache ist Schwächung der Ver ankerung infolge Zerstörung von Stehbolzen angegeben. Als Entstehungsursache der Explosion konnten Vorschriftswidrigkeiten in der Betriebsweise oder Mängel der Sicherheitsvorrichtungen und Ausrüstungsgegenstände nicht festgestellt werden — nament lich müssen Wassermangel, zu hoher Dampfdruck, Kesselstein oder Oelablagerungen als ausgeschlossen bezeichnet werden — die Explosion dürfte lediglich durch die allmähliche Zerstörung eines großen Teiles der zur Versteifung der Feuerbüchsrückwand gegen den Hinteren Kesselboden dienenden 141 Stchbolzen herbei geführt worden sein. Da der durch Explosion nicht in Mit leidenschaft gezogene Steuerbordkessel des Schiffes vorsichtshalber ebenfalls auf der Werft in Roßlau auseinandergenommen und untersucht wurde, wobei sich nach Mitteilung des Direktors der Schiffahrtsgesellschaft keinerlei Mängcl, auch nicht an den Steh bolzen ergaben, wird hierdurch die Vermutung bestärkt, daß die Zerstörung der Stehbolzen des explodierten Backbordkessels auf einen außergewöhnlichen Umstand, vielleicht auf zu starke und plötzliche Abkühlung durch zu kaltes Speisewasser oder zu rasches Abschlammen oder durch Oeffnen der Rauchkammertüren zurück zuführen sei. Der Hergang wird nun folgender gewesen sein: Aus irgend einem Grunde — sei es aus einem der oben erwähnten oder durch vorhandene Spannungen, die bereits beim Einsetzen des Kesseleingeweides entstanden waren, dann aber auch als Folge ungleichmäßiger Erwärmung der einzelnen Kesselteile beim Feuern — sind zunächst einige Stehbolzen am Umfange der Feuerbüchse gerissen. Der betreffende Teil am Feuerbüchs boden wurde daher nicht mehr in demselben Maße versteift wie der übrige und durch den Kesseldruck, verbunden mit Spannungs kräften im Innern des Eingeweides, traten in letzterem Bean spruchungen auf, die sich auf die Stehbolzen übertrugen und die hauptsächlich in dem Querschnitte vor dem Hinteren Kesselboden wirkten, da letzterer durch seine Wölbung steif und außerdem gegen den Mantel verankert war. Es entstanden feine Risse am Umfange der Bolzen, die nach und nach immer tiefer wurden und immer mehr Bolzen erfaßten. Nachdem eine gewisse Anzahl abgerissen war, trat der Zeitpunkt ein, wo die noch vorhandenen Materialquerschnitte dem Drucke nicht mehr Stand halten konnten, und der größte Teil der Stehbolzen riß ab. Das Kcsseleingeweide wurde in der Richtung der Längsachse nach vorn gedrückt; der zumeist in der Mitte des Feuerbüchsbodens gelegene Rest der Stehbolzen wurde herausgerissen und der Boden — nunmehr ohne jede Versteifung — bis an die Flammrohre durchgedrückt und die Feuerbüchsdecke nach unten gezogen; die Stehbolzen an der Seite der Feuerbüchse haben zum Teil, ohne abzureißen, gehalten. (Fortsetzung folgt.) Die Notwendigkeit der Lüftung und das Wärmebedürfnis einzelner Räume. Von H. Ewert. Durch den Aufenthalt von Menschen in einem geschlossenen Raume und ebenso durch die künstliche Beleuchtung desselben, findet bekanntlich eine Verschlechterung der im Raume befindlichen Luft statt. Die atmosphärische Luft ist in reinem Zustande ein mechanisches Gemenge von Sauerstoff, Stickstoff und Kohlen säure und zwar besteht die Luft dem Volumen nach aus 79 Teilen Stickstoff, einschl. 0,8 Teilen Wasserdampf und 0,04 Teilen Kohlensäure und ca. 21 Teilen Sauerstoff. Der Wassergehalt der Luft unterliegt großen Schwankungen, da warme Luft be deutend mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kalte. Der Mensch braucht zu seiner Erhaltung nur den Sauerstoff und atmet den Stickstoff sowie die Kohlensäure wieder aus. Ebenso verbraucht die künstliche Beleuchtung, wie Gas, Petroleum, Oel, Fette wie Talg- und Stearinlichte, auch elektrisches Bogenlicht zur Ver brennung Sauerstoff und wird bei dem Verbrennungsprozeß Kohlensäure ausgeschieden. Eine einzige Ausnahme macht die Beleuchtung durch elektrisches Glühlicht, da hierbei das Glühen des Kohlenfadens in einer luftleeren, verschlossenen Birne erfolgt, wobei ein Verbrennungsprozeß, der doch weiter nichts ist als eine Verbindung des betreffenden Körpers mit dem Sauerstoff der Luft, ausgeschlossen ist. Zu der Verunreinigung der Luft durch Kohlensäure und zu großer Feuchtigkeit kommt noch die jenige hinzu, welche hervorgerufen wird durch Ausscheidung organischer Produkte bei der Ausatmung und Ausdünstung der Menschen. Diese Verunreinigungen entziehen sich jeder quan titativen Bestimmung, doch wird angenommen, daß sie in einem gewissen Verhältnis zum Kohlensäuregehalt der Lust stehen, weshalb dieser als Mittel zur Beurteilung der Luftbeschaffenheit angesehen wird. Nach Scharling schwankt die Kohlensäureabgabe der Menschen sehr nach Geschlecht und Alter und ist im Mittel aus nach stehender Tabelle ersichtlich. Aller in Jahren Körpergewicht Kg. Slündliche Abgabe von Kohlensäure in Liter Mann 28 82 18,6 Jüngling 16 57,75 17,4 Knabe 9-10 22 10,3 Frau 35 65 17 Jungfrau 17 55,75 12,9 Mädchen 10 23 9.7 Die Kohlensäureerzeugung durch kün tliche Beleuchtung be- trägt, ebenfalls nach Scharling für Stündlicher Ver brauch in Gr. Slündliche Abgabe von Kohlensäure in Liter Leuchtgas-Schniltbrenner 140 92,8 Petroleum-Rundbrenner 50,5 61,6 „ Flachbrenner 35,5 56,8 Stearinkerze 9,6 13,5 Es muß nun nach diesen Ausführungen dafür gesorgt werden, daß die Verunreinigungen der Luft in Räumen, wo sich Menschen befinden, ein gewisses Maß nicht überschreiten. Dieses geschieht durch Zuführung einer entsprechend großen Menge frischer, reiner Außenluft, wodurch mindestens eine ebenso große Menge schlechter Luft aus den Räumen entfernt wird, welches Verfahren man kurz mit „Lüftung" bezeichnet. Nach den Versuchen der französischen Physiker Morin, Pelouche und Regnault ist der Bedarf an frischer Luft pro Person in Versammlungssälen 30—40 odm pro Stunde in Schulen 15—20 „ „ „ in Krankenzimmern 60—120 „ „ „ für eine gewöhnliche Gasflamme 4—8 „ „ „ Nach einem Erlaß des preußischen Ministeriums der öffent lichen Arbeiten ist für preußische Staatsgebäude der nachstehende Luftwechsel bei Berechnung der Lüftungsanlagen zu Grunde zu legen: für Krankenzimmer pro Person und Stunde 80 olnu für Versammlungssäle, Gesellschaftsräume usw. 20 „ für Schulzimmer je nach dem Alter der Schüler 10—20 „