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Iahres-Vericht des Freien Maschinisten- nnd Heizer-Kundes Deutschlands Sitz Chemnitz über das Jahr 1910. Im Nachstehenden erstattet hiermit der Bundesvorstand Bericht über seine Tätigkeit im abgelaufenen 22. Geschäftsjahr und soll zugleich in Erinnerung gebracht werden, daß das ver- gangene Jahr sehr arbeitsreich gewesen ist und dasselbe für unser Bundesleben äußerst wichtige Momente zutage gefördert hat. Die auf dem Dresdener Delegiertentag gefaßten Beschlüsse sind nunmehr alle zur Ausführung gelangt. Da nun die Aus arbeitung der Aenderungen der Satzungen dieses Mal der Ver waltung allein überlassen wurden, so mußte dieselbe eine rege Tätigkeit entfalten, um diese Aufgabe der im Oktober statt gefundenen Gesamtvorstandssitzung zur Begutachtung vorlegen zu können, welche von dieser dann auch mit wenig wesentlichen Abänderungen gutgeheißen wurde. Da auch die hiesige Behörde an den Aenderungen unserer Statuten nichts einzuwenden hatte, gelangten dieselben vor Jahresschluß zur Ausgabe. Es sei noch zu bemerken, daß sich zur Erledigung der laufenden Bundesgeschäfte sich 50 Abendsitzungen des engeren Vorstandes und 2 Gesamt vorstandssitzungen nötig machten, ohne die von den Revisoren vorgenommenen Bücher- und Kassenrevisionen. In der Zusammen setzung des Gesamtvorstandes ist durch die Wahlen des Dresdener Delegiertentages insofern eine Veränderung eingetreten, als an Stelle unseres seil Gründung des Bundes als 1. Bundes vorsitzenden fungierenden Kollegen Julius Emmerich, welcher infolge schwerer Erkrankung sein Amt niederlegen mußte, Kollege Max Kramer, und zwar als fest angestellter Vorsitzender gewählt wurde. An Stelle des zweiten Vorsitzenden Kollegen Robert Krauße, welcher aus Geschäftsrücksichten eine Wiederwahl dankend ablehnte, wurde Kollege Moritz Hille-Dresden gewählt. Für den auf dem Delegiertentag wiedergewählten l. Schriftführer, Kollegen Oswald Röckel machte sich infolge Wegzugs von Chemnitz eine neue Wahl nötig und wurde der 2. Schriftführer, Kollege Paul Pfau in der Gesamtvorstandssitzung als 1. und Kollege Bruno Mehlhorn als 2. Schriftführer neu gewählt. Als Beisitzer wurden Annaberg, Riesa und Zwickau, als Revisoren Leipzig und Roßwein neu gewählt. Da die Erledigung der Rechtsschutzangelegenheiten dem Bundesvorsitzenden mit über tragen wurde, so schied auch der seitherige Rechtsschutzführer Kollege Julian Kralapp aus seinem Amte aus. Der aus ihren Aemtern geschiedenen Kollegen I. Emmerich, R. Krauße, O. Röckel und I. Kralapp sowie den Vereinen Döbeln, Gera, Glauchau, Zwickau und Großenhain sei auch an dieser Stelle dankend ge dacht. Ferner soll auch dankend des Kollegen Julius Sacher gedacht werden, welcher während der Erkrankung des Kollegen Julius Emmerich bereitwilligst dessen Funktion vertrat. Auch ist im Berichtsjahr der Bund seinen Verpflichtungen seinen Mitgliedern gegenüber in jeder Weise nachgekommen. Die Be- erdigungsbeihilsen erforderten eine Ausgabe von 13185 Mark (im Jahre 1909 eine solche von 11090 Mark). Durch Tod verlor der Bund 55 Mitglieder, 48 Mitgliedsfrauen, 14 Witwen. Dieser Dahingeschiedenen sei auch an dieser Stelle ehrend ge dacht. Seit Einführung der Beerdigungsbeihilfe im Bunde hatten wir 1493 Sterbefälle zu verzeichnen, wofür insgesamt die Summe von 122785 Mark ausgezahlt wurde. Auch die Stellenlosenbeihilfe hat im Berichtsjahr so manchen davon Betroffenen vor der äußersten Not bewahrt. Fiel doch in das Berichtsjahr die große Bauarbeiteraussperrung, wo auch so viele Kollegen unserer Vereinigung davon betroffen wurden, und hat der Bund aufs neue bewiesen, daß wir unseren gegebenen Versprechen voll und ganz nachzukommen in der Lage sind, denn auch wir haben bei dieser Bewegung vom Tage der Meldung an bis zur Beendigung einem jeden davon betroffenen Kollegen die ihm zustehende Unterstützung ungeschmälert aus gezahlt. Insgesamt zahlten wir im Jahre 1910 in 269 Fällen die Summe von 10130 Mark an stellenlose und in Streik geratene Mitglieder aus. An Umzugsbeihilfe, die durch Stellenlosigkeit oder durch Verbesserung der Stellung in wirtschaftlicher Beziehung einen Wechsel des Wohnortes notwendig machte, erforderte im Berichts jahr eine Ausgabe von 1698 Mark. Rechtsstreitigkeilen aus dem gewerblichen Arbeitsverhältnis sowie auf Grund der Unfall-, Alters- und Jnvalidenversicherungs- gesetze wurden im Berichtsjahr je nach Lage der Streitobjekte mit mehr oder weniger Erfolg durchgeführt. Die Fälle, welche aus dem gewerblichen Arbeitsverhältnis entstanden, betrugen 11. So weit es sich um einbehaltenen Lohn handelte, konnte einem Kollegen mit Hilfe des Gerichts durch Heranziehung eines Rechtsanwalts zu seiner Forderung verholfen werden. In den anderen Fällen wurden durch Raterteilung den Kollegen die Schritte bekannt gegeben, welche sie einzuschlagen haben, um zu ihren Rechten zu gelangen, und hatten dieselben auch auf diesem Wege ohne gerichtliche Hilfe positiven Erfolg. Zweimal mußte über Lohnforderungen von einer in Konkurs geratenen Firma Gutachten vom Rechtsanwalt eingeholt werden. In einem Falle wurde der Klageweg gegen eine Privatunfallversicherung eingeleitet und mit Erfolg durchgeführt. In Sachen des Unfallversicherungsgesetzes wurden 11 schriftliche Raterteilungen gegeben, ein Schreiben ver fertigt, um Beschleunigung des Verfahrens zur Festsetzung der Unfall rente, zwei Schreiben zur Erlangung der Hinterbliebenenrente, zehn Berufungsschriften an Schiedsgerichte für Arbeiterversicherung, zwei Rekursschriften an das Landesversicherungsamt Dresden und 18 Rekursschriften an das Reichsversicherungsamt Berlin. Um den Klageweg zur Erlangung seines Vereinsvermögens und Inventars beschreiten zu können, wurde einem Verein ein Vor schuß bewilligt und wurde seitens des Gerichts zu Gunsten des klagenden Vereins entschieden. Wenn auch in all den hier angeführten Fällen der er wünschte Erfolg nicht immer erreicht wurde, so hat der Bund jedenfalls bewiesen, daß er bestrebt war, nach jeder Richtung hin seinen Mitgliedern behilflich zu sein, ihre Rechte zu erlangen. Daraus erhoffen wir, daß auch in Zukunft der Rechtsschutz dazu beitragen möge, daß unser Bund weiter vorwärts schreite zum Nutzen seiner Mitglieder. Im Vordergrund unserer Unterstützungseinrichtungen steht die auf dem Dresdener Delegiertentag angenommene und am 1. Januar 1911 in Kraft getretene Krankenbeihilfe. Durch diese Neueinführung hat der Bund aufs neue bewiesen, daß es