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246 — gehalten. Ein Anstrich von dünnem heißem Teer vollendet den Prozeß, nach welchem das Seil noch zum Trocknen der Luft ausgesetzt wird. Explosionen und Unglücksfälle. Von einem geborstenen Schwungrad getötet. Im Maschinen saal der Baumwollbörse von Bremen ereignete sich vor kurzem ein schwerer Unfall. Der Treibriemen des Schwungrades an der Dampfmaschine riß plötzlich, was veranlaßt?, daß die Maschine durchging und das Schwungrad unter donnerähnlichem Krachen zersprang und auseinanderflog. Der im Raume anwesende Maschinist Schmidt wurde auf der Stelle getötet, ein zweiter schwer verwundet. Auch die Decken des Raumes wurden durch schlagen, ebenso die Wände. Gewerblich-Soziales. Einkommen und Miete.*) Auf der allgemeinen Städtebau ausstellung im Sommer 1910 hat das statistische Amt der Stadt Schöneberg (vr. R. Kuczynski) das Verhältnis von Einkommen und Miete und von Wohnungsgröße und Miete für einige deutsche Städten in klaren graphischen Darstellungen veranschaulicht. In zwei Abhandlungen (Vierteljahresberichte des statistischen Amtes der Stadt Schöneberg, 3. Jahrgang 1910, 2. und 3. Heft) ver öffentlichte dieses Amt nunmehr für diejenigen amtlichen Unter suchungen, die über die erwähnten Verhältnisse in deutschen Städten vorliegen, die Methoden der Erhebung und der Be arbeitung sowie die wichtigsten Ergebnisse. Der erste Teil dieses Aufsatzes soll sich mit den amtlichen Erhebungen über das Verhältnis von Einkommen und Miete beschäftigen und deren wesentliche Ergebnisse darlegen. Die früheste Untersuchung über dieses Verhältnis veranstaltete der Leiter des statistischen Bureaus der Stadt Berlin, L. Schwabe, im Jahre 1867. Seine Untersuchung umfaßte die staatlichen und städtischen Beamten mit einem Gehalte von weniger als 1000 Talern und die der klassifizierten Einkommensteuer unter worfenen Einwohner (Personen mit Einkommen von mehr als 1000 Talern). Sie erstreckte sich auf 14022 oder 10 vom Hundert der bewohnten Wohnungen. Bei den staatlichen und städtischen Beamten mit einem Gehalte von weniger als 1000 Talern schwankte die Miete zwischen 58,1 und 15 0 vom Hundert des Gehalts. Die Mehrzahl der Beamten gehörte der Gehaltsstufe von 250 bis 449 Talern an und gab 26,0 bis 22,5 vom Hundert ihres Gehalts für Miele aus. Bei den Einkommensteuerpflichtigen mit einem Einkommen von mehr als 1000 Talern bewegte sich der Mietanteil zwischen 27,5 und 0,6 vom Hundert des Einkommens. Bei einem Vergleiche der beiden Personenklassen ist aber zu berücksichtigen, „daß bei den Beamten der Nebenverdienst nicht in das Gehalt einbezogen ist, bei den Einkommensteuerpflichtigen dagegen häufig auch Ausgaben für gewerblich benutzte Räume in der Miete enthalten sind. Dadurch erklärt sich zum Teil der hohe Vomhundertsatz, der bei den niedrigsten Gehältern auf die Miete entfällt, wie auch die hohe durchschnittliche Ausgabe für Miete in der niedrigsten Stufe der Einkommensteuerpflichtigen". Das Beispiel, das Schwabe für Berlin gegeben hatte, wurde sehr bald in Hamburg nachgeahmt. Im Anschluß an die mit der Volkszählung vom 3. Dezember 1867 verbundene Wohnungsaufnahme wurde eine Untersuchung des Verhältnisses von Miete und Einkommen durchgeführt, der sodann noch vier weitere Untersuchungen in den Jahren 1873/74,1881/82, 1890/91, 1900/01 folgten. Danach sinken die Mietsanteile stetig, je höher die Einkommen steigen. Beachtenswert ist, daß diese Anteile in den Einkommensteuerklassen 900 bis 4200 Mk. im Jahre 1867/68 niedriger sind als im Jahre 1900/01, dagegen in den höheren Klassen höher. Nächst Hamburg war es Leipzig, das dem Beispiele Berlins, folgte. Dort wurde im Jahre 1875 das erste Mal das Verhältnis zwischen Miete und Einkommen untersucht. Diese Untersuchung wurde in den Jahren 1885 und 1900 wiederholt. Sie erstreckte sich 1875 auf 4021 Wohnungen von ganz Leipzig, 1885 auf 6020 Wohnungen der Ostvorstadt und inneren Westvorstadt und 1900 auf 4284 Wohnungen der Ostvorstadt und des ein gemeindeten Connewitz. Die gefundenen Ergebnisse, welche die *) Aus dem „Reichsarbeitsblatt". bereits bei Berlin und Hamburg ermittelte Tatsache des Sinkens der Mietsanteile mit Steigen des Einkommens von neuem bestätigen, erfuhren in Leipzig eine sehr ins Einzelne gehende schätzenswerte Zergliederung nach Einkommensquellen und Stadteilen. In Dresden gelangten im Jahre 1880 wegen des Ver hältnisses von Einkommen und Miete 30824 oder 64 vom Hundert aller bewohnten Wohnungen zur Untersuchung, die also viel nmfassender als alle ihre Vorgänger war. Angeregt durch das Beispiel von Berlin, Hamburg und Leipzig untersuchte auch Breslau in Verbindung mit der Wohnungs aufnahme von 1880 das Verhältnis von Einkommen und Miete. Von den insgesamt vorhandenen 60615 bewohnten Wohnungen wurden 34897 oder 58 vom Hundert berücksichtigt. Die Er gebnisse wurden für 21 Einkommensgruppen gesondert nach 4 Einkommensquellen unter Hervorhebung der höchsten und niedrigsten Miete und des dieser Miete entsprechenden Einkommens veröffentlicht. Außerdem wurden sie auch für 7 größere Einkommensgruppen nach acht Einkommensquellen mitgeteilt. Nach Ablauf von 2 Jahrzehnten fand im Anschluß an die Volkszählung von 1900 eine Wiederholung dieser Aufnahme statt. Von den bei der Volkszählung ermittelten 101128 be wohnten Wohnungen sind nach Ausscheidung aller Wohnungen mit Aftermietern, mit gewerblicher Benutzung usw. 49166 oder 49 vom Hundert gegenüber 58 vom Hundert im Jahre 1880 untersucht. Die Ergebnisse wurden in ungleich mannigfaltigeren Verbindungen veröffentlicht, als dies je vorher oder nachher irgendwo geschehen ist. In Magdeburg fand die erste Untersuchung über Einkommen und Miete bei der ersten Wohnungsaufnahme im Jahre 1886 statt. Die Bearbeitung erstreckte sich auf sämtliche 35675 be wohnte Wohnungen, die in Magdeburg ermittelt worden waren. Das Material wurde aber nur in beschränktem Umfange ver öffentlicht. Da in der Gesamtheit der bewohnten Wohnungen auch die Wohnungen mit geschäftlicher Benutzung mit besonderen Wohnräumen usw. enthalten waren, wurden diese ausgeschieden, und es wurde das Verhältnis von Einkommen und Miete bei den nur zu Wohnzwecken gebrauchten Wohnungen gesucht. Ein weitere Untersuchung über die hier behandelte Frage veranstaltete Essen im Anschluß an die Volkszählung im Jahre 1900. Das Ergebnis wurde in einer Uebersicht veröffentlicht, in der die 36634 als bewohnt ermittelten Wohnungen nach Mietswert und Einkommen mit Unterscheidung der Eigentümer-, Dienst- und Freiwohnungen, der Werk- und der Mietswohnungen gegliedert sind. Das statistische Amt der Stadt Schöneberg hat das von Essen gefundene Material weiter verarbeitet und aus den in den einzelnen Steuerstufen gezahlten Mieten, die nicht in ihrer tatsächlichen Höhe, sondern nur nach Mietspreisgruppen bekannt waren, die mittleren Mietspreise berechnet, die gleich den in den Erhebungen der anderen Städte ermittelten durchschnittlichen Mietspreisen das Gesetz des Sinkens der Ausgaben für Miete mit dem Steigen des Einkommens bestätigen. Ebenso wird dieses Gesetz durch eine Untersuchung bestätigt, die sich gelegentlich der Volkszählung vom Jahre 1905 im Königreiche Sachsen über 16 Städte mit einer Gesamtbevölkerung von 310962 Personen und 77 374 bewohnten Wohnungen erstreckte. Davon gelangten nach Ausscheidung der Dienst-, Frei-, Werk- usw. Wohnungen 53422 oder 69 vom Hundert zur Bearbeitung. Besonders wertvoll ist die Untersuchung durch die doppelte Berechnung nach dem Einkommen der Wohnungsinhaber und nach dem Einkommen der sämtlichen in der Haushaltung wohnenden Familienmitglieder. Hervorzuheben ist weiter eine Gliederung der Wohnungsinhaber nach Einkommenstufen und Mietsanteilsgruppen, bei der auch die Angestellten und Lohnarbeiter im Handel und Gewerbe oder mit wechselnder Beschäftigung gesondert behandelt werden. Andererseits fehlen Angaben über das durchschnittliche Einkommen und die durchschnittliche Miete in den einzelnen Einkommensteuerstufen. Die erste Untersuchung, die dem Schwabeschen Vorgänge vom Jahre 1867 folgte, war ein Versuch, den im Jahre 1907 das statistische Amt der Stadt Schöneberg unternahm mit Hilfe der Hauslisten der im Oktober 1906 für die Zwecke der Ein kommensteuerveranlagung veranstalteten Personenstandsaufnahme. Bei der Bearbeitung wurden 35112 oder 91 vom Hundert aller