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— 234 — Man sollte nun erwarten, daß unter diesen günstigen Bedingungen die Feuer durchaus gleichmäßig sein müßten. Es waren einstellbare Schieber vorhanden, welche horizontal zwischen dem Kohleneinlauf und dem Rost lagen, so daß eine gleichstarke Verteilung der Brennmaterialschicht und ferner eine Nachfuhr derselben proportional der Belastung erreichbar war. Die weiche, zur Verwendung gelangende Kohle wurde in Stücke von 50 mm Größe zerkleinert und alle Teile der Feuerung standen gleich mäßig unter dem Einfluß des Schornsteinzuges. Trotz dieser anscheinenden Gleichförmigkeit der einzelnen Kesselfeuer wiesen die Wasserstandsanzeiger selten eine gänzliche Uebereinstimmung auf; mitunter betrug die Abweichung über 25 mm, nahm aber ausnahmsweise sogar bis zu 75 mm zu. Ohne Frage herrschte in dem Kessel, welcher den geringeren Wasserstand anzeigte, infolge einer stärkeren Verbrennung ein höherer Dampfdruck. Die Feuer selbst wurden niemals mit einem. Hilfswerkzeug von Hand berührt, so daß die Verbcennungsverhältnisse so gleichmäßig sein konnten, wie dieselben überhaupt in Maschinenanlagen erreichbar sind. Ein dritter Fall ungleicher Wasserstandshöhe lag bei einer Anlage vor, welche größer als die beiden Vorerwähnten war. Die Anlage selbst erfuhr eine Vergrößerung durch den Einbau von 5 horizontalen Wasserrohrkesseln mit je 100 Leistung. Die Feuerungen waren mit einer Schürung ausgerüstet, welche große Ueberlastungen zuließ. Nachdem das Brennmaterial den Rost erreicht hatte, erfolgte seine weitere Verteilung von Hand. Als diese Kessel der ersten Probe eines forcierten Betriebes unterworfen wurden, strömte aus denselben eine große Wasser menge durch die Dampfleitungen aus. Normale Belastungen und Ueberlastungen bis zu 30 o/g hielten sie anstandslos durch; bei Ueberlastungen um 60—70 o/g verursachte das Wasser Schwierigkeiten. Diese Kessel bestanden aus je zwei horizontalen Körpern, die in eine Gruppe vereinigt waren. Der größte Anstand ergab sich, wenn eine Dampfquerleitung in die Arbeits dampfleitung eingefügt werden sollte. Außerdem wurde eine Zusatzheizfläche benötigt, um den überflüssigen Dampf aufzunehmen, welchen die Feuerung bei forciertem Betriebe erzeugte. Die Dampfgeschwindigkeiten waren hoch, doch erfolgte keine Teilung der Feuerungskammer. Die aus der einen Hälfte kommenden Heizgase konnten sich mit derjenigen aus der anderen ungehindert vermischen. Trotzdem machte sich bei der Druckerzeugung eine große Unregelmäßigkeit geltend. Wenn nun die Unregelmäßigkeiten in gleichem Betrage wie in der Feuerung auftreten würden, wenn ihr Vorhandensein bekannt wäre und wenn Maßnahmen zur Ergründung dieses Uebelstandes getrosten, die Unvollkommenheiten aber dennoch auftreten würden, so müßte man annehmen, daß gleiche Unregel mäßigkeiten in einer Feuerung vorliegen würden, in welcher dieselben nicht erwartet wurden und daher auch keinen Maßnahmen zu einer Beseitigung Rechnung getragen ist. Ohne eine Gewißheit über eine gänzliche Vermischung der Heizgase während ihres ganzen Verlaufes durch die Feuerung zu haben, dürfte es unmöglich sein, Rückschlüsse bezüglich des Verbrennungsgrades durch gelegentliche Untersuchungen einer kleinen Gasmenge zu ziehen. In der Regel dürsten solche Gasproben die Menge von 100 obcrin nicht überschreiten. Eine Anlage mit einer Leistung von 500 U8 liefert jede Minute etwa 570 obrn Gas, sodaß in der Zeit, in welcher die Probe entnommen ist, ein rund 86000faches Volumen in der ganzen Anlage vorhanden war. Ohne eine besondere Vermischungsvorrichtung zu verwenden, dürfte es nicht möglich sein, eine brauchbare Probe zu erhalten, besonders wenn es bekannt ist, daß die Gase die Feuerung in weit von einander abweichender Zusammensetzung verlassen. Daher dürfte es erforderlich sein, sofern vollkommene Feuerungen benötigt werden, den Beurteilungen bessere Gas analysen zu Grunde zu legen. Gelegentlich lassen sich bedeutende Verbesserungen der Feuerungsleistung durch Verwendung eines Gasanalysierapparates erzielen, doch dürfte dann der größere Teil wohl der Verbesserung einer Veränderung der Feuer selbst, entweder durch eine solche der Beschickungsstärke oder durch eine solche des Druckgrades der zugeführten Luft, zuzuschreiben sein. Wenn der Wirkungsgrad nur gering genug ist, um mit Ver besserungen einsetzen zu können, so lassen sich sehr günstige Verbesserungen durchführen. Man darf auch nicht außer Acht lassen, daß eine Gasanalyse nichts weiter als ein Mittel zur Durchführung von Verbesserungen ist. Die Analysen dienen nun vielfach der Erzielung von Rekordwerten und sind dann so gut wie wertlos. Die beste Prüfung eines Feuers geschieht durch das Auge. Wenn der Rost flach ist, läßt sich vieles aus dem Aussehen der einzelnen Stäbe lernen, doch muß der Beobachter wissen, wie ein gutes Feuer aussehen soll und ein etwa beobachtetes Loch in demselben beurteilen können. Betrachtet man einen Feuerraum in weiterem Sinne, so ist er mit einem großen Laboratorium oder einer großen chemischen Werkstatt zu vergleichen. Der Leiter einer solchen Anstalt strebt nicht Arbeiter zur Beurteilung seiner Mischungen oder zur Ueber- wachung derselben heranzubilden. Solche technischen Arbeiten erfordern eingehende Spezialkenntnisse und der chemische Teil der Prozesse dürfte genau zu organisieren sein. Kann man erwarten, daß Leute ohne chemische Kenntnisse zur sachgemäßen Ueberwachung von Feuerungen, die mit den verschiedenartigsten Brennmaterialien betrieben werden, geeignet sind oder eine brauchbare Beurteilung des Druckgrades und der Geschwindigkeit der Heizgase vornehmen können? Es sei nur an eine Reihe von Anlagen erinnert, welche mit guter Ausrüstung mehrere Jahre hindurch betrieben wurden, bei welchen jedoch die Zugverhältnisse niemals befriedigten. Die Heizer waren brauchbare Leute, doch zu Verbesserungs- Vorschlägen selbstverständlich ungeeignet. In einem anderen Falle wurde ein gewisser Betrag 0 0 2 (Kohlensäure) gesammelt und einem technisch geschulten Manne zur Analisierung überwiesen. Der Heiz wärter der Anlage konnte natürlich nur einen Prozentsatz 0 O2 vermuten. Die Kesselproben ergaben dann eine Verdampfung von 4 KZ, während eine solche von 6 möglich gewesen sein würde. Solche Versuche besitzen natürlich nur geringen Wert, da sie nichts über den Wert der Kohle und ebenfalls nichts über die Beschaffenheit der Feuerung erkennen lassen. Um Kohle und Feuerung beurteilen zu können, müssen die Feuer so voll kommen wie nur irgend möglich sein. Wenn nur 60 o/g der in der Kohle enthaltenen Hitzeenergie in Dampf umgesetzt werden, so lassen sich nur bescheidene Rückschlüsse auf ihre Beschaffenheit ziehen. Die Annahme, daß eine kleinere Serie von Versuchen von Wert sei, da man durch eine solche den Betriebsbedingungen tunlichst ähnliche Verhältnisse erzielen könne, ist ungerechtfertigt, weil die Betriebsbedingungen nicht auf Grund einiger armseliger Versuche beurteilt werden dürfen. Wenn ein Oel an einem Lager versucht wird, so sucht man dasselbe nach Möglichkeit zu der Prüfung zu reinigen. Trifft man also für einen solchen Versuch entsprechende Vorbereitungen, so darf man solche auch bei Verdampfungsversuchen nicht außer Acht lassen. Ein Mann, welcher Kesselversuche anstellen soll, muß zu nächst mit den Pflichten eines Heizers genau vertraut gemacht werden. Ein einfaches Messen von Kohle, Wasser, Luftdruck und 0 0 2 und ein Abwälzen des Heizens auf einen gewöhnlichen Kesselwärter, ist für eine sachgemäße Prüfung einer Kohle oder einer Feuerung ein gänzlich ungeeignetes Verfahren. Eine Art technisch gebildeter Leute, welche ein oder zwei Jahr auf das Erlernen sachgemäßen Heizens verwenden, ist für manche Anlagen erforderlich. Solche Leute könnten dann eine kleinere Anzahl Kessel mit den üblichen Hilfsarbeitern überwachen und vollkommene Feuerungsbetriebe erzielen. Auch würden sie die nötigen Aufklärungen über das Auftreten von Löchern in dem Feuer und von Klinkerbildungen zu geben in der Lage sein. Sollte der Zug ungenügend sein, wüßte ein derartiger Mann diese Erscheinung zu begründen und geeignete Maßnahmen zur Beseitigung zu treffen. Derartige Leute sind natürlich nicht leicht erhältlich, weil viele sich an der verhältnismäßig unreinen Arbeit stoßen werden. Außerdem sind verschiedene neue Methoden in den Kesselräumen einzuführen, durch welche diesen Leuten eine Autorität und eine entsprechende materielle Entschädigung geboten werden kann. Dann würde es auch möglich sein, Wirkungsgrade von 80 o/g zu erhalten und Abfälle derselben bis auf 60 o/g auszuschließen. Die Wartekosten werden vielleicht eine Erhöhung erfahren, jedoch betragen die Kosten ja insgesamt nur 6 o/g der Brennstoffkosten, so daß 15 o/g mehr Wartekosten nur 1 o/g der Brennstoffkosten,