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— 233 — Höchstbelastung schaffe. Aus den Belastungskurven einer rein landwirtschaftlichen lieberlandzentrale ergibt sich aber doch, daß diese bis in den Winter hinein auch zur Zeit der Maximal belastung des Werkes, jedenfalls bis 6 Uhr abends ihre Maximal belastungen haben, wogegen die Höchstbelastung des Stadtkonsums im Dezember bereits gegen 1/24 Uhr nachmittags einsetzt. Es ist aber nur ein frommer Wunsch, daß die landwirtschaftlichen Abnehmer von Ueberlandzentralen, die sowohl kommunalen, sowie agrarischen Zwecken dienen, das Wintermaximum des Stadtkonsums nicht weiter belasten möchten. Aus allen den vorerwähnten Forderungen möglichster Erweiterungen der Absatzmöglichkeiten elektrischer Energie auch auf weite Entfernungen erklärt sich der Zug der Zeit, städtische Elektrizitätswerke als Ueberlandzentralen auszubauen oder direkt besonders ausgesprochene Ueberlandzentralen zu gründen, sowie ferner das Bestreben, eine Tarifpolitik zu treiben, welche viel gestaltige und sehr elastische Tarife schafft. Die Erfahrung des letzten Jahrzentes und manche Mißerfolge mit derartigen Ueber- landgründungen haben nun gezeigt, daß solche weitausschauende Fragen nur mit äußerster Vorsicht behandelt werden dürfen, um Nackenschläge zu vermeiden. Nebenbetriebe sind von grundlegender Bedeutung, ohne sie ist eine Ueberlandzcntrale nicht denkbar. Wo ergiebige Kohlen gruben in der Nähe sind, wird die eisenerzeugende verarbeitende Industrie sich dicht ansiedeln, deren Tag und Nacht fast gleich großer Betrieb es einer Ueberlandzcntrale nicht schwer macht, Millionen von X^V-Stunden unter den denkbar günstigsten Verhältnissen abzugeben. Wenn man die Statistik durchblättert, so findet man die niedrigsten Strompreise bei den großen Ueber landzentralen. Es sind mehrere darunter, die eine Durchschnitts einnahme von 8 Pfg. pro X^V-Stunde und darunter haben. Ein Netz, das allerdings keine eigene Zentrale besitzt, sondern von der Ruhrtalsperren-Kraftstation in Heimbach den Strom bezieht, löst nur einen Durchschnittspreis von etwa 6,95 Pfg. Es ist daher nicht wunderlich, daß die finanziellen Ergebnisse häufig keine erfreulichen sind. Demgegenüber betragen die durch schnittlichen Verkaufspreise in Städten ca. 20—40 Pfg. Bei den Ueberlandzentralen in Gegenden mit vorwiegend bäuerlicher Bevölkerung liegen die Verhältnisse zumeist noch ungünstiger als in Jndustriegegenden. Hier sind im Verhältnis zu der Abgabe zumeist höhere Kosten in das Leitungsnetz zu investieren als in Jndustriegegenden. Dazu kommt, daß die Landwirtschaft bislang nur sehr wenig sich in die Benutzung der Elektrizität für Kraft zwecke gewöhnt hat. Sehr gering sind leider auch die Unterlagen, die bis jetzt über elektrisch betriebene Bodenkultur im speziellen, wie auch über Rentabilitätsberechnungen des elektrischen Betriebes im allgemeinen zu erhalten sind, die von Landwirten selbst auf Grund eigener praktischer Erfahrungen herrühren. Oft werden ganz schiefe Berechnungen vorgelegt Die Deutsche Landwirtschaft klagt schon seit langer Zeit über den zeitweiligen Mangel an Hilfskräften. Durch die jetzt vorliegende Möglichkeit, den Elektrizitätswerken große Ausdehnung zu geben, und von einer Stelle aus wirtschaftlich sehr umfang reiche Gebiete zu versorgen, ist es möglich, diesen Mißstand in der Landwirtschaft dadurch zu beseitigen, daß man ihr Elektrizität zur Verfügung stellt und sie so unabhängiger von menschlichen Hilfskräften macht. Wenngleich auch aus leicht erklärlichen Gründen die Landwirtschaft noch viel langsamer als die Industrie zu neuen Arbeitsmethoden übergeht, so sind doch unstreitig die Ersparnisse an Löhnen und der bedeutend höhere Ertrag des Bodens bei der Methode des Tiefpflügens mittels Elektropfluges zwei Beweggründe, welche zwingend für die Elektrisierung der Landwirtschaft sprechen. So kann man beobachten, daß in vielen Gegenden Deutschlands die Landwirte sich zusammenschließen, um Ueberlandzentralen zu gründen, und wird dadurch die in der Landwirtschaft bisher mehr oder weniger gebräuchliche Lokomobile immer entbehrlicher. Ob nun die wie Pilze aus der Erde wachsenden Ueberland zentralen auch wirklich nutzbringend arbeiten und ob dadurch nicht eher oder später einmal finanzielle Rückschläge stattfinden werden, gehört auf ein anderes Blatt und soll hier auch nicht näher erörtert werden. Für uns genügt die Tatsache, daß mit der Ausbreitung von Ueberlandzentralen eine ganze Anzahl selbständiger Betriebe oder eigener Anlagen nach und nach An gehen. Daraus folgert wieder, daß die Erwerbsmöglichkeiten der Maschinisten und Heizer immer mehr beschränkt und keinesfalls durch gesteigerten Personalbedarf in den Ueberlandzentralen aus geglichen werden. Letzteres schon deshalb nicht, weil die modernen Kesselanlagen mit ihren automatischen Kohlenförderungs- und Feuerungseinrichtungen sowie auch der vereinfachte Betrieb von Dampfturbinen eine ziemlich bedeutende Reduzierung von Be dienungspersonal zulassen. Unregelmäßigkeiten im Betriebe von Feuernngen. (Nachdruck verboten.) Ein Feuerungsbett ist in den seltensten Fällen völlig homogen. Infolgedessen wird auch die Hitze, welche aus den verschiedensten Teilen der Feuerung ausgestrahlt wird, nicht gleichmäßig sein; die Feuerungsgase weisen vielmehr Verschiedenheiten in ihrer Zusammensetzung für einen Teil ihres Laufes nach dem Abzug auf. Eine Aussicht für die Möglichkeit, eine solche Gleichmäßigkeit zu erzielen, dürfte kaum bestehen. Ein großes Feuerungsbett, etwa 3,5X2,5 m groß, welches von Hand beschickt und geschürt wird, ist in seinem gleichmäßigen Betriebe von der Achtsamkeit des Heizers abhängig. Dieser kann den Wert der Kohle nicht ändern, sondern nur dafür sorgen, daß das Brennmaterial stets in gleicher Menge über die ganze Fläche verteilt ist. Kohlen sind ja in ihrem Gütegrade ständigen Schwankungen unterworfen: sogar Kohlenbezüge aus ein und derselben Mine weisen Abweichungen gegeneinander auf. Wird eine Probe zu Analysierungen gewünscht, so werden den Waggonladungen oder dem Lager geringe Mengen entnommen und diese gewogen, gemischt und in eine gebrauchsfähige Form gebracht. Der Heizer kann im praktischen Betriebe natürlich seine Kohlen nicht so sorgsam vorbereiten. Er greift einige mit seiner Schippe und beschickt hiermit seinen Rost. Im Ueberfluß vorhandene flüchtige Teile werden sich an Stellen, die an sich schon überfüllt sind, ansammeln und bilden so eine Quelle weiterer Unregelmäßigkeiten für die Schürung. Ein Bearbeiten des Feuers mit Stangen- und Rundeisen erzeugt fraglos ebenfalls Unregelmäßigkeiten. Diese verschiedenen Ursachen von Unregelmäßigkeiten arbeiten nun an der Ungleich förmigkeit der Heizgase mit; es entsteht eine Reihe von Strömen die niemals zu einer gegenseitigen Vermischung gelangen. Ein interessantes Beispiel lieferte eine kleine Anlage in welcher 2 Kessel mit je 60 U8 Leistung durch eine gemeinsame direkt wirkende Pumpe gespeist wurden. Die Belastung war gleichmäßig und die Geschwindigkeit der Pumpe ließ sich daher für den ganzen Tag gleichbleibend halten. Die Speiseventile zwischen der Haupt leitung und den nach den beiden Kesseln führenden Leitungen erforderten kaum eine Veränderung ihrer Einstellung. Wenn der Wasserstand in dem einen Anzeigerglase etwas zurückging, so wurde nur das andere Feuer ein wenig aufgeschürt, um sofort wieder eine Uebereinstimmung zwischen den Wasserstandshöhen in beiden Gläsern zu erhalten. Das Aussehen des Feuers zeigte nur geringe Abweichungen für einen Kessel im Vergleich zu dem anderen kurz nach dem Schüren; die Feuer selbst waren nur mäßig, sodaß sie vollkommen übersehen werden konnten. Eine freie unbenutzte Stelle auf dem Rost würde sofort klar zu sehen gewesen sein, während eine geringfügige Unregelmäßigkeit nur bei sorgfältigster Untersuchung festgestellt werden konnte. Um eine solche durchzuführen, wurde es nicht erforderlich, das gesamte in dem Kessel, welcher den zu hohen Wasserstand aufwies, enthaltene Wasser zu verdampfen. Es genügte vielmehr, wenn dieser Kessel ein wenig mehr Dampf als der andere erzeugte, hierdurch sein Druck eine geringe Steigerung erfuhr und sich dem Eintritt frischen Speisewassers ein größerer Widerstand entgegensetzte. Ein gleichartiger Fall fand sich bei einer Anlage, die mit horizontalen Babcock- und WilcoxüVasserrohrkesseln mit Kettenrost- schürung ausgerüstet war. Die Kessel waren etwas unterbelastet, rund 95 o/g der garantierten Leistung wurden erzielt, und die Feuer erfuhren somit niemals eine forcierte Beanspruchung. Reichlicher Zug war vorhanden und eine gute Verdampfung erreichbar.