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— 210 — Hoffnungen der Techniker verwirklichen, dem Fernsprechkabel eine größere Reichweite zu geben. Schließlich ist noch eine Erfindung zu erwähnen, deren Durchführung ungeahnte Ausblicke für die Zukunft gewährt, nämlich die Erfindung der Fernphotographie durch den Professor Korn in München. Es ist ihm bereits gelungen, auf Ent fernungen von über 1000 Kilometer Photographien zu über mitteln. Korn behauptet aber, daß es möglich sein werde, in einer Zeit von 6—12 Minuten auf mehrere tausend Kilometer Photographien mit genügender Deutlichkeit zu übertragen. Es ist bereits gelungen, durch Unterseekabel eine derartige Ueber- mittelung zu erreichen, und zwar auf den Leitungen zwischen London und Paris. Korn hofft sogar, in absehbarer Zeit unter Benutzung des Fernsprechkabels London—Paris und Paris- Berlin Photographien von Berlin nach London und umgekehrt zu übertragen. Zweifellos dürfte die Erfindung des Münchner Gelehrten von großer Bedeutung auch für die Zukunft des Fernsprechkabelwesens werden. Verschiedene Mitteilungen. Trockenelemente selbst Herstellen. Für den eigenen Gebrauch ist es ganz praktisch, sich die Elemente selbst herzustellen, und zwar in folgender Weise: Kleine Einmachgläser oder Glasbecher gießt man im Innern mit schwarz gefärbtem Harz aus, so daß die Wandung gleichmäßig gefärbt ist. Die Gläser müssen vorher angewärmt werden, damit das Harz nicht sofort erstarrt. Das Harz zum Ausgießen stellt man sich her, indem man Kolophonium schmilzt, etwas Kienruß zugibt und gleichmäßig verrührt. Ferner braucht man Papierbrei. — Filtrierpapier wird in kleine Stücke zerrissen und in Wasser solange gekocht, bis ein gleichmäßiger Faserbrei entstanden ist. Diesen Brei preßt man in einem Tuche ab, der Prcßrückstand wird getrocknet und fein zerkrümelt. 100 Gramm Papierbrei mischt man mit 100 Gramm Infusorien erde, 20 Gramm gepulverte schwefelsaure Magnesia, 60 Gramm Chlorammonium-Pulver mischt man und befeuchtet die Mischung mit einer Lösung von 50 Gramm Chlorzink, 5 Gramm Salz säure in 50 Gramm Wasser. Sollte die Lösung nicht aus reichen, um das Ganze in einen dicken Brei zu verwandeln, so ist noch etwas Wasser bis zur beabsichtigten Konsistenz hinzu zugeben. In das Glas stellt man nun ein Zinkblech, welches die halbe Höhe des Glases besitzt und nicht eng an der Wand anliegen darf. Bei Einmachegläser kann man das Zinkblech in einen geraden Streifen schneiden, bei Bierbechern ist auf die Rundung Rücksicht zu nehmen und dementsprechend der Schnitt anzufertigen. An das Zinkblech wird eine Klemmschraube an gelötet, die so hoch sein muß, daß sie aus dem Glase heraus ragt. An einem Kohlenstift, welcher der Höhe des Glases ent sprechen muß, bringt man nun ebenfalls eine Klemmschraube an, dasjenige Ende, an dem die Klemmschraube befestigt ist, bestreicht man bis zur Hälfte mit geschmolzenem Paraffin; den Kohlen stift stellt man nun in einen kleinen, leinenen Beutel und füllt letzteren mit einem Gemisch von gepulvertem Braunstein und Graphit zu gleichen Teilen so weit an, daß der Beutel ungefähr in der Mitte der paraffinierten Schicht zugebunden werden kann. Den Beutel hat man zuvor in eine 60prozentige Chlorammonium lösung getaucht; der Beutel wird nun in die Mitte des Glases gestellt und der Raum zwischen Glas und Zinkblech, sowie zwischen Zinkblech und Beutel mit dem oben beschriebenen Brei ausgefüllt, und zwar soweit, daß der Brei ebenso hoch liegt wie der Beutel. Nun gibt man eine Schicht getrockneter Säge späne darüber, bis das Glas angefüllt ist und drückt alles mäßig fest. Dann schneidet man sich aus spanischem Rohr ein oder zwei Stückchen, zwei Zentimeter lang (Pfeifen genannt), und steckt diese in den Sägespänen fest, aber nicht so tief, daß sie unten in den feuchten Brei hineinragen. Die Pfeifen haben den Zweck, die Gase durch die feinen Gefäßröhren entweichen zu lassen. Den Einbau des Elements vervollständigt man nun, indem man so viel schwarzes Harz auf die Sägespäne gießt, daß alles gleich mäßig bedeckt ist und nur die Oberfläche der Pfeifen, der Zink pol und der Kohlepol, aus der Harzmasse herausragen. Wie aus einem alten Kessel ein neuer wurde. Der „Zeit schrift des Bayrischen Revisions-Vereins" entnehmen wir folgende interessante Schilderung: Gelegentlich der vor drei Jahren vorgenommenen inneren Revision eines etwa 28 Jahre alten Walzenkessels mit darunter liegendem Sieder erwiesen sich die — schon länger bestehenden — inneren und äußeren Abrostungen derart fortgeschritten, daß eine größere Ausbesserung angeordnet werden mußte. Nur wegen der bestimmten Zusicherung des Besitzers, daß der ganze Betrieb in kürzester Zeit gänzlich stillgelegt, vor etwaiger Wiederinbetriebnahme aber die ganze Dampfanlage erneuert würde, wurde noch ein kurzer Aufschub der Ausbesserungen zugestanden. Tatsächlich wurde auch bald nach dieser Revision der Betrieb eingestellt. Heuer wurde nun das Werk verpachtet und in dem diesbezügliche Ver trag den Pächtern unter anderem auch der Dampfkessel als tadellos erhalten bezeichnet. Dessenungeachtet wurde gelegentlich der allgemeinen Vorbereitungsarbeiten auch ein Kesselschmied zur Instandsetzung und zum etwaigen Verstemmen des Kessels beigezogen. Nachdem dieser ungefähr eine Woche an dem Kessel herumgearbeitet hatte und nunmehr die Anlage in Betrieb gesetzt werden sollte, kam den Leuten plötzlich zum Bewußsein, daß hiervon vielleicht auch der Revisions-Verein benachrichtigt werden sollte. Nachdem dies geschehen, wurde die vor Wiederinbetrieb nahme vorgeschriebene innere Revision vorgenommen; dabei zeigten sich natürlich die Schäden auf der Feuerseite nicht geringer als vor drei Jahren; das Kesselinnere aber war fingerdick mit Teer ausgestrichen, was eine Besichtigung unmöglich machte. Trotz aller Klagen wegen der drohenden Verzögerung des nunmehr dringend notwendigen Arbeitsbeginns mußte unserseits auf der Durchführung der schon lange geforderten größeren Ausbesserung bestanden werden. Der Kessel kam in eine Kesselschmiede, woselbst zunächst der Sieder erneuert wurde. Da an der Feuerplatte des Oberkessels kurz vor der seinerzeitigen Betriebseinstellung eine Verbeulung entstanden war, die zundrig wurde und aufriß, und damals nur notdürftig geflickt wurde, wurde auch die Feuerplatte erneuert. Nachdem diese aufgenietet und fast fertig verstemmt war, machte man plötzlich die Entdeckung, daß das alte Blech über der Feuertafel den beiden Längsnähten entlang Riß an Riß im vollen Blech aufwies. Aehnlich verhielt sich das Blech des zweiten Schusses des Oberkcssels um einen dortselbst auf gesetzten Flicken — auch hier ein Riß neben dem anderen. Daraufhin wurde der ganze Mantel des Oberkcssels erneuert, und nachdem inzwischen auch noch die Verbindungsstutzen zwischen Oberkessel und Sieder rissig geworden waren, mußten auch diese erneuert werden. Alle diese Arbeiten zusammen konnten nun nicht mehr gut als Ausbesserung eines alten Kessels betrachtet werden, sondern man hatte es mit dem Bau eines neuen Kessels unter Verwendung alter Teile zu tun. Deshalb wurde eine Bauprüfung vorgenommen; bei dieser fanden sich nun auch noch im Dom Risse, die auch dessen Erneuerung bedingten. Am ganzen Kessel waren zum Schluß nur noch die beiden Oberkessel böden und der Wasserstandsvorkopf alt. Hätte der Besitzer seine seinerzeitige Zusicherung der Er neuerung der ganzen Dampfanlage vor Wiederinbetriebnahme wahr gemacht, dann wäre er vielleicht um die Hälfte billiger weggekommen, als durch dieses schrittweise Zusammenflicken eines neuen Kessels. Gewerblich-Soziales. Reichseinigungsamt — Reichsarbeitsamt. Die zunehmende Schärfe und der außerordentliche Umfang der sozialen Kämpfe der Gegenwart läßt es wünschenswert erscheinen, nach Mitteln zu suchen, die geeignet sind, ihrem Ausbruch gleich von vornherein vorzubeugen. Mit Recht wird deshalb neuerdings, besonders mit Hinweis auf die schwerwiegenden Nachteile der letzten Bau- und Werftarbeiterstreiks, sowie des Chemnitzer Gießereiarbeiter streiks, sowohl in Tageszeitungen wie in sozialpolitischen Zeitschriften die Idee eingehend erörtert, eine staatliche Ver mittelungsstelle ins Leben zu rufen, die bei drohendem Streik oder sonstigen gewerblichen Differenzen auf Anrufen eines oder beider Teile auf den Plan treten und die Unterhandlungen zwischen den Parteien in die Wege leiten soll. Dieser Gedanke erscheint außerordentlich gut und seine Ausführung wäre sehr zu begrüßen, wird ja doch hierdurch viel Unheil und Erbitterung vermieden und eine Vertiefung der Gegensätze zwischen Unternehmerschaft und Arbeiterschaft hintangchalten. Diese Behörde ist gedacht als