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208 — und befestigt wird, welches dann in der üblichen Weise mit den Reibungskoikstreifen belegt wird. Das Schloß dieses Stahl bandes, welches hier als Mantel dient, muß natürlich in einer Vertiefung liegen, welche in der Seilscheibe ausgespart ist. Einen Stahlbandantrieb mit drei Bändern auf einer umgewandelten Seilscheibe zeigt Figur 7, er dient dem Feinwalzwerk eines luxemburgischen Hüttenwerkes mit maximal 1350 i?8. Dort haben sich die Stahlbänder auch bei sehr großen Kraftschwankungen be währt. In welcher Weise die bei großen Achsenabständen und starken Betriebsstößen auftretenden Schwingungen der Stahlbänder gedämpft werden, zeigt Figur 8. Die genannte Aktiengesellschaft hat, wie nebenbei bemerkt sei, durch eigene Versuche an diesem mittels Elektromotor angetriebenen Walzwerk festgestellt, daß der Unter schied der Motorleistung, bei Leerlauf gemessen, während ein bezw. zwei Stahlbänder auflagen, 4,38 U8 betrug; da jedes Band 450 U8 maximal übertragen kann, würde hiernach die Leerlaufarbeit rund 1 o/g der Maximalbelastung betragen haben. Daß die Stahlbänder zum Schutze gegen die Folgen eines Bruches möglichst in ihrer ganzen Länge zu umkleiden sind, ist selbstverständlich (Fig. 9). Es hat sich jedoch, wie auch Herr Direktor Cario auf der oben erwähnten Versammlung betonte, stets gezeigt, daß das Band bei einem Bruch einfach klirrend zu Boden fällt und sofort ruhig liegen bleibt. Bricht ein Band in den ersten 4 Wochen des Betriebes, so läßt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen, daß der Fehler im Material liegt, bei späteren Brüchen aber in der Anordnung, also in Fehlern, welche hier eingehend erörtert sind, und deren Vermeidung eine absolute Vorbedingung der Betriebssicherheit sind. Man könnte nun dem Stahlbande vorwerfen, daß man beim Bruch völlig hilflos ist und erst wieder auf Anlieferung des neuen Bandes warten muß. Dem ist dadurch abgeholfen, daß während der Garantiezeit kostenlos ein völlig gleichartiges Stahlband fix und fertig vorgearbeitet zur Verfügung des Fabrik leiters für den Fall eines Defektes steht. Nach Ablauf der Garantiezeit empfiehlt es sich natürlich, dieses Reserveband an zukaufen. Die vorstehenden Ausführungen ergeben zusammengefaßt, daß das Stahlband als absoluter Ersatz für die Riemen aus organischem Material keineswegs anzusehen ist. Am richtigen Ort aber angewandt, werden sie nach den Erfahrungen, die mittlerweile die Praxis an die Hand gegeben hat, nunmehr in folge der billigen Anlagekosten und des höheren Nutzeffektes vielfach imstande sein, den Lederriemen zu verdrängen. So sind mit gutem Erfolge in den Wasserwerken Nikolassee bei Berlin, der Königlichen Münze in Berlin, in Walzwerken, Spinnereien usw. Stahlbänder seit Jahren ohne Anstände in Betrieb. Schnell Großdampfmaschinen. Aus unserer Betriebspraxis sind wir mit der Tatsache vertraut, daß der Technik die „Umlaufsgeschwindigkeit" der Transmissionen und Arbeitsmaschinen sehr wichtig ist. Mit jenem Ausdruck bezeichnet man die Schnelligkeit, mit der die rotierenden, bewegenden wie bewegten Haupttriebteile ihre Drehungen aus führen und die ihre Charakteristik in der Angabe der minütlichen Tourenzahl findet. Ganz besondere Aufmerksamkeit verdient die Umlaufsgeschwindigkeit aber im Bau und Betrieb aller Motoren, der Wasser-, Dampf- und Erplosionsmotoren. Bei den zwei letztgenannten Gattungen beurteilt man die Umlaufsgeschwindigkeit direkt durch das heute meist vermittels „Tachometer", also durch ein automatisches (selbsttätiges) Instrument, besorgte Abzählen der in jeder Minute erfolgenden Umdrehungen der Kurbelwelle und des daraufsitzenden Schwungrades. Bei den meisten stationären Betriebsmaschinen ist die Touren zahl durch die Konstruktion einer jeden von vornherein festgelegt, und so kommt es, daß die Höhe der Umlaufsgeschwindigkeit die einzelnen Gattungen ein und derselben Maschinenklasse typisch macht. Gerade bei den stationären Dampfmaschinen trifft man in dieser Beziehung eigentümliche Verhältnisse. In Deutschland bedient man sich zur Krafterzeugung für mittlere und größere Leistungen der stehenden oder in den meisten Fällen der liegenden Dampfmaschine, wo die großen Dampfzylinder parallel neben einander, wie bei den Zwillings- und Einfachverbund-Dampf maschinen, oder zu zweien hintereinander angeordnet sind, bei den Tandem-Maschinen, oder neben und hintereinander, wie bei den Mchrfachverbundmaschinen. In früheren Jahren betrug deren Umdrehungszahl ungefähr 70 bis 100 pro Minute. Obwohl man früher ebenso gut wußte wie jetzt, daß aus höherer Umlaufs geschwindigkeit Vorteile entspringen, waren die Tendenzen des Maschinenbaues im allgemeinen doch auf mäßigere Rotations schnelligkeit gerichtet. Denn an den großen Dampfmaschinen, wo die hin- und hergehenden Kolben und Gestänge immerhin gewichtige Eisenmassen darstellen, wären die unvermeidlichen Er schütterungen zu stark und störend, der Gang also nicht ruhig genug gewesen. Heute aber beherrscht die Technik die Art und Beschaffenheit der Materialien, die Fabrikationsmethoden im Dampfmaschinenbau sind verbessert, in der Anfertigung der Teile waltet die größte Genauigkeit; darum vermag man auch größere Dampfmaschinen mit höheren Tourenzahlen, 90 bis 120 etwa, zu betreiben. Mit der gesteigerten Umlaufsgeschwindigkeit wächst natürlich die Leistungsfähigkeit einer Maschine. Trotzdem gehen die Maschinen gegenwärtig im allgemeinen viel ruhiger als früher — gewiß eine gute technische Errungenschaft. Allzu weit treibt man die llmlaufsgeschwindigkeit allerdings nicht, um nicht die Vorteile wieder in Frage zu stellen. Nur als Spezialkonstruktion sind verschiedentlich liegende Dampfmaschinen mittlerer Leistung, so genannte Schnelläufer, mit 250 Touren gebaut worden oder gewisse stehende Dampfmaschinen aus dem Schiffswesen mit 300 bis 350 Umdrehungen. In Amerika, hauptsächlich aber in England, hingegen sind bisher auch große Dampfmaschinen beliebt gewesen, die mit ähnlichen Umlaufsgeschwindigkeiten wie die zuletztgenannten arbeiten und bei uns wohl nur sehr vereinzelt bekannt sind. Die eine Art ist die von Westinghouse, die andere von Willans. Beide Typen finden häufig zu elektrischen Zwecken Verwendung, zum Antrieb großer Dynamomaschinen, und zwar als Apparate von 400, sogar 500 bis 600 Pferdestärken. Beide Maschinen arten mögen praktisch eingerichtet sein, denjenigen aber, der sich an den Anblick der in Deutschland fabrizierten Dampfmaschinen gewöhnt hat, muten sie höchst eigenartig an. Wir unterscheiden bei der offenen Anordnung unserer Maschinen mit Leichtigkeit die Form und Lage der Dampfzylinder, Gestänge, Kurbeln und Lager. Von alledem ist an einer Westinghouse-Dampfmaschine äußerlich fast nichts zu schauen; man erkennt nur an dem senkrechten Gehäuse einen Unter- und Oberteil und vor den beiden Querseiten des ersteren zwei mäßig große Schwungräder. Dieser untere Teil, der, auch mit der Fundamentplatte gleich, eins ist, wird nun nicht wie bei unseren Dampfmaschinen flach, sondern hoch und etwas konisch gehalten. Darauf steht der vertikal emporragende, im Querschnitt jedoch länglich-ovale Oberteil, worin die Dampfzylinder, deren drei vorhanden sind, senkrecht parallel zueinander, eng zusammenliegen. Direkt darunter, in dem inwendig hohlen Unterteil, befinden sich die drei zugehörigen Kurbeln der Hauptwelle, die durch die in den Wandungen besonders angeordnetcn Lager herausdringt und „fliegend", d. h. ohne weitere Stützlagerung, die erwähnten Schwungräder trägt; der in einem jeden Zylinder auf- und ab gleitende Kolben ist mittels einfachen Gestänges mit der betrcffenden Kurbel derart verbunden, daß der ganze Mechanismus wegen des geringen Gehäuseraumes recht kurz ausfällt. In den Zylindern anderer Dampfmaschinen kommt der Dampf bald von der einen, bald von der anderen Richtung auf den Kolben, in der Westinghouse- Maschine dagegen wirkt der Dampfdruck immer nur einseitig von oben, genau wie bei den Explosionsmotoren. Um dennoch die erforderliche Gleichmäßigkeit des Ganges zu erzielen, hängt jede Kurbel um den dritten Teil des Kreisweges gegen die vorher gehende zurück, sodaß Welle und Schwungräder nach je einem Drittel der Umdrehung vom Dampf zu neuer Bewegung an gestoßen werden. Diese Wirkungsweise entspricht insofern dem Zweck der Konstruktion, zu hohen Tourenzahlen zu gelangen, als die Erschütterungen, die sonst infolge der großen Schnelligkeit im Wechsel der Kolbenhübe einsetzen, hier beträchtlich gemildert werden. Von dieser Maschine weicht die Willanssche viel ab, damit gemeinsam hat sie nur den geschloffenen Unterteil und dessen gedrungene Kürze. Sonderbar ist der doppelte, turmartige Ober bau, den zwei Reihen senkrechter, eng übereinander geschichteter