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— 206 — über die Dimensionierung der Bänder und dergl. vervollständigen und zeigen, daß das Stahlband infolge seiner Materialeigen schaften nicht überall mit Erfolg zu verwenden ist. Stahl ist nicht so nachgiebig und schmiegsam wie Leder und die anderen Faserstoffe. Es ist daher von vornherein darauf acht zu geben, daß die beiden Wellen genau parallel montiert sind; hier ist Präzision eine Vorbedingung guten Erfolgs, und schon sehr kleine Abweichungen werden bald zu Mißständen führen. Denn das Stahlband wird sich wenig oder gar nicht anpassen, es wird einseitig laufen, eventuell abfallen oder infolge der ungleichmäßigen und nur einseitigen Belastung dieser bald nicht mehr gewachsen sein und brechen. Ein geschickter Monteur wird sich in solchem Falle unter Umständen durch kleine Kunstgriffe zu helfen wissen, z. B. dadurch, daß er den Reibungsbelag (Kork) auf der Riemenscheibe in der Mitte etwas verstärkt; doch dürfte die Möglichkeit einer geringen nachträglichen Ausgleichung stets zweckmäßig sein, sei es durch ovale Löcher für die Lagerbefestigungsschrauben oder durch Gleitschienen, wie sie bei elektrischen Maschinen üblich sind. Die Forderung genauer Parallelität hat zur Folge, daß auch besonders darauf zu achten ist, daß ursprünglich präzis montierte Wellen diese nicht während des Betriebes verlieren. Die Lager müssen also stets fest montiert sein, sie dürfen sich nicht lockern; sind sie an Holzdecken angebracht, so wird darauf zu achten sein, daß die Balken sich nicht biegen oder im Laufe der Zeit durch Austrocknen krumm ziehen. Alle diese Uebelstände werden aber in einem gut geleiteten Betriebe auch sonst sich nicht zeigen. Wohl aber ist es gerade beim Stahlbandantrieb von Wichtigkeit, daß auch die Lager auf wirklich stabiler Unterlage ruhen, so daß die Wellen nicht vibrieren, wie es beispielsweise bei der Aufstellung von Maschinen in höheren Stockwerken-oft der Fall ist. Dieser Mangel an Stabilität dürfte zweifelsohne die Ursache des Mißerfolges des Stahlband antriebs bei dem Zeppelinschen Luftschiff 2 3 gewesen sein. Wie erinnerlich, ragten zu den Seiten des Luftschiffs vier mehrere Meter lange aus Eisengittcrwerk konstruierte Arme heraus, auf denen die Lager ruhten, in welchen die Propellerwellen liefen. Daß eine solche leichte, vielleicht durch die Erfordernisse des Luftschiffs gebotene Konstruktion nicht die erforderliche Stabilität für Stahlbandantriebe besitzen konnte, und ob diese für derartige nicht stationäre Konstruktionen überhaupt je brauchbar sein wird, erscheint im höchsten Grade zweifelhaft. Von größter Wichtigkeit ist ferner, daß die Scheiben völlig rund laufen und nicht ballig sind. Hierauf hat man früher zu wenig Wert gelegt; bei unrunden Scheiben werden in dem Stahlband stoßweise Zusatzspannungen entstehen, welche das Band zu dehnen trachten und es, da ihm die Nach giebigkeit des Leders fehlt, bald zu Bruch bringen. Diese Unnachgiebigkeit des Materials wird sich auch bei den balligen Scheiben bemerkbar machen; bei ihnen liegt Stahlband wie Lederriemen theoretisch nur in einer Linie auf; während sich aber letzterer in Wirklichkeit intensiv anschmiegt, ist das bei dem Stahlband nicht der Fall, und es wird daher die Be lastung nicht, wie es sein sollte, über den ganzen Band querschnitt verteilt, so daß auch hier das Stahlband keine lange Lebensdauer haben dürfte. s In erhöhtem Maße treten diese ungünstigen Wirkungen natürlich bei dem starren Schloß auf. Unrunde Scheiben werden daher, während sie auf ihrer Welle laufen, durch einen besonderen Schleifapparat, welcher von irgend einer beliebigen Transmission angetrieben wird, rund geschliffen; bei den balligen Scheiben wird auf gleiche Weise die mittlere Er höhung in genügender Breite für das Stahlband fortgeschliffen. Die Festigkeit des Stahls gestattet die Breite gegenüber der des Lederriemens auf den dritten bis sechsten Teil zu reduzieren; so ist z. B. das Stahlband einer 250 ?8 Dampfmaschine nur 100 MM breit gegenüber dem früher verwandten Lederriemen von 600 nun. Die Riemenscheiben werden dadurch schmäler, leichter und billiger, die Beanspruchungen werden geringer, und man wird vielfach dort, wo die Riemenscheiben infolge ihrer Breite doppelt gelagert werden mußten, sie nunmehr fliegend anordnen können, z. B. bei großen Dynamomaschinen. Ein recht charakteristisches Beispiel hierfür zeigt Figur 6. Bei einer Sind die Riemenscheiben, welche miteinander zu verbinden sind, fliegend angeordnet, so wird man natürlich das Band zweckmäßig gleich fix und fertig geschlossen beziehen, um sich die Mühe der Anbringung des Schlosses zu ersparen und, nachdem man die scharfen Ränder der Riemenscheiben abgeflacht hat, es auf letztere in gleicher Weise wie Lcderriemen bringen. Dort aber, wo die Riemenscheiben zwischen Lagern angeordnet sind, muß man die Bänder selbst schließen; das ist zwar nicht so ein fach wie bei Lederiiemen, bietet aber bei der Art, wie alles Fig- 6. zweckmäßig vorgearbeitet angeliefert wird, einem einigermaßen geschickten Monteur kaum irgendwelche besonderen Schwierigkeiten. Das eine Bandende wird bereits in der Fabrik fix und fertig bearbeitet. Der Monteur bohrt an dem unbearbeiteten Ende, nachdem er die Löcher vorgezeichnet hat, diese an der Verwendungs stelle ein; dann wird das Stahlband über die Scheiben gelegt und durch einen Spannapparat (Figur 3) genau wie bei Leder riemen auf die richtige Spannung gebracht. Die Schrauben Mg- 7. werden eingezogen und das ganze Schloß mittels Gebläselampe auf eine solche Temperatur (zirka 200 o 0) gebracht, daß das Lot, mit dem die Bandenden bereits überzogen sind, zu fließen beginnt. Diese Arbeit muß sehr sorgfältig ausgeführt werden. Darüber, daß diese Art Schlösser völlig betriebssicher arbeiten, kann kein Zweifel bestehen, denn die Bänder brechen fast nie an den Schlössern. Wenn nun in den ersten Zeiten der Verwendung des Stahlbandantriebes dieses vielfach zu berechtigten Anständen Anlaß gab, so dürfte wohl die Ursache darin liegen, daß man zu jener Zeit seine ganze Aufmerksamkeit auf die konstruktive Form des Schlosses richtete und den veränderten Bedingungen des Stahlbandantriebs gegenüber dem Lederriemenantrieb weniger Bedeutung beimaß. Erst die Praxis konnte die Erfahrungen